Montag, 25. April 2016

The 2nd Ferryhouse: Hein Cooper - The Art Of Escape

Bei diesem jungen Mann aus Australien, mit teils niederländischen Wurzeln, geht es seit der ersten EP die veröffentlicht hat, quer über den Erdball. Eigentlich hatte er vor Jahren nur zur Gitarre gegriffen, weil einer seiner Freunde damit auch begonnen hatte. Der besagte Freund hörte irgendwann wieder auf, Cooper bleib jedoch dabei und hat seit dem 15.04. ein Album auf Ferryhouse Productions am Start.

Wie das nun mal so ist bei Surfern, vielleicht ist einigen der Name Jack Johnson noch ein Begriff, die Musik der Jungs hat immer einen Hauch Sehnsucht im Nacken sitzen und dieser Hauch wird auch ziemlich gut an den Hörer herangetragen. Auf 34 Minuten gibt Hein mit "The Art Of Escape" all seinen Emotionen und Erfahrungen wieder und das ist auch sein Ansinnen mit diesem Album, welches nebenbei erwähnt, in Montreal aufgenommen wurde. Dies geschah aber auch nur, weil er in Australien bei einem seiner unzähligen Gigs von eben einem Produzenten aus Montreal entdeckt wurde. Wie es sich für ein Pop-Album aus der Jetzt-Zeit gehört, wird hier nicht nur elektrisch, sondern auch akustisch eingespielt, was dem Album zu einer Art Flow verhilft und zu verhindern weiß, langweilig zu werden. Dabei beherrscht er viele Facetten: von überglücklich, wie in Overflow (ist das eine Baseline von Pumped Up Kicks?), was mal eben so zum Mitpfeifen einlädt, bis hin zu tiefstem Trübsinn, wie in "Curse Of My life". Dabei stehen diese beiden Titel auf dem Album direkt nebeneinander. Mit "The Art Of Escape" kannst du eben genau das machen, was der Albumtitel beschreibt, abhauen, aus der doch manchmal recht grauen, tristen und auch stressigen Wirklichkeit entfliehen, auch wenn dies nur im Geiste geschieht. Jeder hat genau diesen einen Ort, wo er sein will, vielleicht auch schon war und immer wieder im Gedanken dort landet. Die Produktion hierzu ist herausragend und passen für die Zeit und die Musik, Marcus Paquin war hier für das Einfangen des Gesangs und der Instrumente zuständig, wobei Rusty angeblich mit nur zwei Mikros aufgenommen wurde.  Er hat eigentlich genau das Zeug, um der nächste Jack Johnson zu werden.

Anspieltipps: Overflow, All My Desires, The Real

5/6 Punkten (Ich geh mir erstmal das Meersalz aus den Haaren spülen.)

Hein Cooper - The Art of Escape
(Quelle: Presskit von Ferry House Productions)
Surfdaten:
27.04. Hamburg, Übel & Gerfährlich
28.04. Berlin, PBHFCLUB
29.04. Köln, Die Kantine
30.04. München, Technikum

Freitag, 22. April 2016

Neues aus dem CD-Regal, Ausgabe 5: Deftones - Gore

Ein Deftones-Album ist nicht immer einfach, weder für die Band noch für den Zuhörer. Seit dem weißen Pony weiß man, dass man dieses eigentlich nicht mehr toppen kann, zwischendurch gab es auch noch ein paar persönliche Probleme, sei es mit Rauschmitteln oder auch untereinander. Für den Zuhörer erschließen sich die Alben auch nicht immer sofort, es sei denn man ist der absolute Fanboy oder ein Fangirl, aber das ist nur eine wage These.

Der mediale Hype um diese Band scheint aber auch nicht abzureißen, weil man eben weiß, was für eine Qualität die Deftones mit jedem neuen Langspieler an den Tag legen, auch wenn es die Band vielleicht nicht so wahrhaben mag. War Koi No Yokan noch recht drückend produziert, gibt es auf Gore mehr freiräume und auch einen Blick über die Schulter in die Vergangenheit der Rockmusik, in dem man, wie in Doomed User, neben den Achtsaitern mal eben einen Gitarrenpart in den Vers packt, als sei man in den Achtzigern gelandet. Das könnte auch an den Vorbildern von Chino Moreno liegen, ihr wisst schon, dem Sänger der Band. Wurde man auf dem Vorgänger gleich richtig fett überrollt, winkt einem Gore mit Prayers/Triangles erstmal lieb zu und lädt zum genauen hinhören ein. Wie bereits erwähnt, dass ist hier keine leichte kost, sondern Haute Cuisine, etwas für den Musikgenießer, der sich auch einfach mal so hinsetzt oder legt und bewusst der Musik lauscht, feine Nuancen wahrnimmt und sich vielleicht auch darüber freut. Dennoch wissen die Bandmitglieder, wo der Hammer hängt und können teilweise richtig derbe austeilen, wie in Gore, auch wenn der Titel zu Beginn recht langsam anrollt, die Wut in der Chinos Stimme, als wären die letzten sechzehn Jahre nie gewesen. Allein diese Konstanz ist es wert, sich nicht nur von einer, sondern von mehreren Seiten zu nähern, zumal der fast eigenwillige Sound, dem keine Beschreibung so recht passen will, hängen bleibt. Man kann irgendeinen Titel der Band anwerfen, außer vielleicht von Adrenalin, man wird diesen Sound immer wieder erkennen. Das Rezept für genau eben diesen einzigartigen Soundteppich werden alle Mitglieder sicher mit ins Grab nehmen, akut mag einem aber auch keine Band einfallen, die einen ähnlichen Sound hat. Ob es am Gesang liegt? An der Atmosphäre aus den Instrumenten, analog wie digital, gemischt mit dem vokalen Einsatz, der zwischen zwischen himmlischen Klängen bis hin zum infernalen Biest alles abdeckt? Aber man wird den Gedanken auch nicht los, dass man zu diesem Album, so wie auch zu all den anderen Alben, außer Adrenalin, Sex haben soll, mit verschiedenen Rhythmen und unterschiedlicher Härte. Was die Deftones wohl selbst von dieser hier aufgestellten These halten würden? Wer weiß.

Die Produktion ist, wie auch sonst, über alle Zweifel erhaben, auch wenn man wohl einen zweiten Mix bestellt hatte, weil der erste der Band überhaupt nicht gefallen hätte, deswegen soll sich das VÖ-Datum auch auf den 08.04.2016 verschoben haben. Ursprünglich war der Plan, das Ding im letzten Jahr auf den Markt zu hieven. Ob es vielleicht auch mit den Anschlägen im Bataclan zu hat, das wissen nur die fünf Mannen.

Anspieltipps: (mal davon abgesehen, dass man dieses Album am Stück hören sollte)

Doomed User: Hier geht es mit Brechstange in Form eines Achtsaiters fett voran, gepaart mit Chinos infernalem Gesang geht gen achtziger, ihr wisst schon, dieser verrückte Gitarrenpart in den Versen. Hier zeigt sich, dass die Deftones auch noch hart können.

Hearts and Wires: Das Intro wirkt zwar recht lang, man wird von Gitarren, Bass und Synthesizer getragen, bis der Bass und Stephens Gitarre um die Wetter drücken, während im Hintergrund die Stimme von Chino wirkt. Atomsphärisch ist dieser Titel sehr dicht bepackt.

Rubicon: Von einem Schlagzeug wird man hier direkt ins Meer der Unruhe geworfen und Chino brüllt dir erstmal ins Gesicht, bevor er dich zum Sitzen auffordert, während im Hintergrund Gittare und Bass wütend wettern. Die Auflösung des Knoten um Refrain weiß einen glücklich zu stimmen.

6/6 Punkten (Wo kommen denn jetzt bitte die pinken Federn her?)

Deftones - Gore
(Quelle: deftones.com)


Wer auf die Flamingos steht, sollte sich diese Daten merken:
03.06.16 London (UK), The SSE Wembley Arena
04.06.16 Mendig, Rock am Ring
05.06.16 Nürnberg, Rock im Park
07.06.16 Milan (IT), Trezzo Sull'adda Live Club
08.06.16 Interlaken (CH), Greenfield Festival
10.06.16 Paris (F), Download Festival Paris
11.06.16 Derby (UK), Download Festival
12.06.16 Nickelsdorf (AT), Nova Rock 2016
14.06.16 Köln, Palladium
15.06.16 Berlin, Columbhiahalle
17.06.16 Aarhus C (DK), Northside Festival
18.06.16 Reykjavik (ISL), Secrete Solstice 2016

Donnerstag, 14. April 2016

9th Carrycoal: Khroma - Stasis

Khroma, das sind vier Finnen, die sich 2010 in Helsinki zusammengefunden haben und nun in Berlin wohnen und dort musizieren. Ihr aktuellstes Werk hört auf den Namen Stasis, das, wie wir alle natürlich wissen *hust*, aus dem Griechischen kommt und so viel wie Stillstand bedeutet, aber auch Bürgerkrieg heißen kann. Klingt etwas brutal, aber so könnte man auch die Musik des finnischen Quartetts bezeichnen. Hier scheppern Gitarren mit mehr als sechs Saiten neben bollernden Bässen und, man höre und staune, neben einem selbst aufgenommenen Schlagzeug. Dazwischen plänkelt mal mehr mal weniger präsent ein Synthesizer und untermalt alles mit einem Hauch Atmosphäre. Daraus ergibt ein sich ein Ritt, der einen an Bands erinnert, die man schon mal gehört haben zu meint. Da gibt es Titel wie "Wrong", die einen fast an Korn erinnern; "Truth Serum" und "Hydra" erinnern fast an Soulfly und und und. Ich könnte hier ewig so weiter schreiben, nur dass es hier nicht langweilig wird. Der Stempel Alternative Metal ist ihnen hier sicher, dennoch schafft man es hier, eben durch die eingefädelte Elektrik, mehr enstehen zu lassen, als eine plumpe Kopie irgendeines Genres, woran sich manch einer gar nicht zurückerinnern mag. Und da der Trend zu vielen Saiten und tiefen Stimmungen geht, passt auch hier das Label Djent perfekt, nur dass man hier nicht einfach binären Metal spielt, sondern wirklich zu variieren weiß. Neun Titel bieten sich hier dar, um einen auf fast 38 Minuten die Gehörgänge frei zu pusten und hier und da über die Synthies zu schweben zu lassen. Erschienen ist das Album am 01.04.2016 auf Inverse Records.

Anspieltipps: Brace Yourself, The Push, Hydra, Alarmist

5,5/6 Punkten (Die Hölle aus Helsinki im Bären von Berlin.)


Khroma - Stasis
(Quelle: Presskit von Carrycoal)

Und wer sich live die Ohren durchpuste lassen möchte:

19.04.16 Leipzig, 4Rooms
20.04.16 Erfurt, From Hell
21.04.16 Amsterdam (NL), The Cave
22.04.16 Leeuwarden (NL), Mukkes
23.04.16 Copenhagen (DK), Kraftwerket
25.04.16 Hamburg, Pooca Bar
26.04.16 Gdansk (PL), Wydzial Remontowy
27.04.16 Lodz (PL), Dom
28.04.16 Chorzow (PL), Lesniczowka
29.04.16 Prag (CZ), Sberne Suroviny
30.04.16 Ceske Budejovice (CZ), Fabrika
01.05.16 Poznan (PL), Klub U Bazyla

Sonntag, 10. April 2016

Die 12. Fleet Union: The Lytics - Hold On EP

Seit nun mehr zehn Jahren gibt es The Lytics, deren Inspiration eigentlich unhörbar die Rapgrößen der 90er Jahre sind. Dazu zählen die Fugees oder auch De La Soul. Und genau diesen Sound findet man auf der EP "Hold On". Auf fünf Titeln gibt es alles, was das Fanherz des Hip-Hops oder auch Raps begehrt, an den Reglern war hier niemand anderes als Mike D von den den Beastie Boys. Dieser hat ganze Arbeit geleistet und der EP richtig Druck verliehen. Der Opener Friction zeigt grob den Weg, wo es die nächsten zwanzig Minuten hingehen wird. Man gräbt sich durch Samples noch und nöcher, wobei einige klingen, als hätte man den Klingelton alter Festnetztelefone verwurstet. Im Titel "Legendary" meint man B-Real zu hören, aber da kann ich mich auch täuschen.
Erschienen ist die EP am 08.04.2016 auf Cap On Cat Records, wobei der digitale Vertrieb über Tunecore geregelt wird.

6/6 Punkten (Kann Sprechgesang nicht immer so produziert werden)


The Lytics - Hold On EP
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Nicht vergessen, die Jungs sind auch auf Tour:

10.04.16 Haldern, Pop Bar
11.04.16 Oberhausen, Druckluft
12.04.16 Köln, Jucka
13.04.16 Bremen, Tower
14.04.16 Osnabrück, Popbar
15.04.16 Heidelberg, Karlstorbahnhof
16.04.16 Zürich (CH), M4Music Festival
17.04.16 Wiesbaden, Schlachthof
27.04.16 Brüssel (BE), Bonnefooi

14.07.16 Düsseldorf, Zakk Bar
15.07.16 Leeuwarden (NL), Welcome to the Village
23.07.16 Wiesen (AT), Hip Hop Open Austria

21.07.16 - 24.07.16 Cuxhaven, Deichbrand
11.08.16 - 13.08.16 Haldern, Haldern Pop Festival

The 1st Midsummer Record: This April Scenery - Liminality

Die Band This April Scenery, oder kurz TAS, kommt aus Köln. Dabei haben sich hier 2009 vier junge Männer zusammengefunden und peu à peu einen eigenen Sound kreiert, der sich irgendwo zwischen Shoegaze und tanzbarem Indierock einpendelt, wobei es hier und da ein paar Ausschläge anderer Art gibt. Aber dazu später mehr.

Übersetzt bedeutet Liminality so viel wie ein Zwischenzustand beziehungsweise kann dies auch Schwellenzustand beschrieben werden, man ist im Begriff der Veränderung. Betrunken lässt sich dieser Albumtitel sicher nicht aussprechen, mag das vielleicht jemand statistisch einmal erheben? Dieser Zwischenzustand schiebt sich hier durch das Album schwallartig voran und überschwemmt einen hin und wieder mit dicht gepackten Gitarren, die nicht volle Elle verzerrt sind, sondern gerade so, dass der Gitarrenheld noch viele kleine Details übermitteln kann. Das zeigt sich besonders auf „Modern Hustle“, wobei man davon ausgehen möchte, dass ein Teil des Riffs doch von einer kanadischen Band stammen könnte, die mit dem Talent im Namen. Man kann aber auch Parallelen zu anderen Bands ziehen, wie Dredg, wer das Album "Catcht Without Arms" kennt, wird mir auch hier zustimmen können. Denn trotz der elektrischen Gitarren, schafft man es einen Zustand des Schwebens zu erfassen, vor allem in den Skits. Da die Titel teilweise ineinanderlaufen, kommt man angenehm voran und merkt die Phasen des Aufbäumens und des Abklingens, bis man sich im Finale, am Ende das Albums, vor lauter Glückseeligkeit am liebsten Erschlagen möchte. Der Sänger kann mit seiner Stimme viele Spektren abbilden, alles zwischen fast verzweifeltem Kreischen und fröhlichem Chorgesang (wie in Shifty Eyes; hier das Musikvideo dazu) wird dargeboten. Nach 35 Minuten ist der Zwischenzustand beendet und es liegt alleine beim Zuhörer sich noch einmal in den verschiedenste Gefühlen zu suhlen und dabei abzugehen, der Produktion sei dank, fällt das hier nicht so schwer. Am 15. April wird der Langspieler auf Midsummer Records/Cargo Records veröffentlicht.

Anspieltipps: Levitation Pt.1, Modern Hustle, Windy Chill

6/6 Punkten (Sollen Dredg und Billy Talent das erstmal nachmachen)

This April Scenery - Liminality
(Quelle: Presskit von Midsummer Records)