Sonntag, 26. Juli 2020

Herr Rauch - Sportlehrer aus Leidenschaft (Spleendance Records/Bangup Bullet)

Wie stellt man sich so einen Sportlehrer vor? Jeder von euch wird seine Erfahrungen gemacht haben. Der eine Sportlehrer nahm seine Rolle sehr ernst und turnte die Übungen noch selbst vor. Und dann gab es die, die in der Pause gerne mal eine Zigarette mehr rauchten (und auch danach rochen) und die Übungen nur theoretisch durchführen konnten und den besten Sportler der Klasse haben diese zeigen lassen. 

Und der nette Herr Rauch aus München besingt mit seiner Band genau eben diese Sportlehrer, deren besten Jahre vorbei sind und die eigentlich auch keinen Bock mehr auf ihren Job haben. Fünf Titel umfasst die EP "Sportlehrer aus Leidenschaft", also für jeden Arbeitstag (Samstag nicht mitgezählt) der Woche. Wenn die Woche nur 20 Minuten lang wäre, wäre das natürlich noch genialer, aber das ist wieder ein anderes Thema.  Nicht umsonst würde man auf Kaffee Schwarz singen, dass die Woche schon längst rum sein könnte. 

Dabei versprüht die EP eine Mischung aus einem kleinen Festival mitten im Sommer und einem kleinen lauwarmen Polkaabend, der irgendwo auf einem Dorf stattfinden könnte. Man wird durchaus zum Tanzen animiert,  zum Mitsingen aber auch zum Sinnieren. Leider könnte aber dies durch einen erhöhten Alkoholkonsum ausfallen, denn die Texte sprechen viele Themen an. Es geht ums Älterwerden, darum, dass Freunde sich auseinanderleben, weil die Lebensumstände sich geändert haben oder auch darum, dass das Autofahren den Genuss einschränkt. Mit Kaffee beginnt der Tag und mit Wein kann er enden, somit gibt es eine neue Blickweise auf die EP. Vielleicht kann man "Sportlehrer aus Leidenschaft" auch aus der Perspektive des Sportlehrers sehen, seinen Alltag begleiten und in seine Gedankenwelt abtauchen, begleitet von Trompeten und Gitarren. Diese passen perfekt abgestimmt in das Gesamtbild und lassen keine wünsche offen. Vielleicht sieht man die Jungs mal bei Laut gegen Nazis

Release: 31.07.2020


5/6 Punkten (Ein etwas kurzer Sommerabendspaß für die ganze Familie.)

Herr Rauch - Sportlehrer aus Leidenschaft
(Quelle: Presskit von bangup bullet)

Donnerstag, 16. Juli 2020

Хмарь - Мгла (Bandcamptage)

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Band Møl aus Dänemark? Die hatten wir hier mal mit ihrem Album Jord. Seit diesem Meisterwerk bin ich auf Blackgaze, zumindest im Stile von Møl, hängen geblieben. Somit begab ich mich auf die Suche auf Bandcamp. Zum Glück ist dieses Genre nahezu eineindeutig, sodass man eigentlich nur noch hören musste und dann geschaut hat, was der Preis des Albums ist.

So fand ich das Album Мгла der Band Хмарь aus Russland. Man findet leider nicht viel über diese Band heraus, es gibt keine Facebookseite oder einen eigenen Webauftritt, leider. Das große Oberthema ist "Dunst", zumindest ist das die Übersetzung von Google. VK übersetzt ähnlich, hat aber wohl die besseren Dolmetscher. Aber auch das Thema Wald wird durchgenommen. Gesanglich versteht man aber nicht so viel, es gibt ein Sample im Track Сон, der gleichzeitig die erste Single des Albums ist. 

Klanglich ist man jedoch nahe dem, was die Dänen von Møl auf die Beine stellen. Klanglich gibt man sehr viel weite, die Trommeln sind nicht immer am Durchrattern des Blackmetaltakt, nur der Sänger ist halt echt schwer zu verstehen. Man kann sich hier verlieren, freut sich über Details, die man entdeckt. 

Natürlich muss ich unter diesem Hauptthema über den Preis sprechen. Man verlangt hier für acht Titel auf einer Spiellänge von knapp 57 Minuten keinen müden Cent... oder Rubel. Man kann soviel geben, wie man mag. Wenn das jetzt kein Grund ist, vielleicht in die Welt des atmsophärischen Blackgaze abzusteigen, dann weiß ich es auch nicht.

Anspieltipps: ПыльСонЛепра

Хмарь - Мгла
(Quelle: Bandcamp.com)

Die Musik passt ja schon fast zu diesem wechselhaften Sommerwetter. 

Montag, 13. Juli 2020

Youtubisch Vol. 37

Das Techno gut mit Metal harmonieren kann, bewiesen einst schon We Butter The Bread With Butter mit "Ich mach was mit Medien", das Video hatten wir hier mal. Man gehe einfach zu Min. 1:49 und genieße den Atzenbeat. Und dann kommen die Dudes von Eskimo Callboy um die Ecke und setzen dem ganzen mit Hypa Hypa noch die Krone auf. 

Nicht nur das der Anfang einfach nur richtig einfach gestrickter Techno ist (hoffentlich bekomme ich hier dafür nicht den Kopf abgerissen), nein, die haben sich allen ernstes Schnauzer stehen lassen. Die Frisen sind natürlich Perücken, die Klamotten sind auch derbe daneben und zusammen mit den Neons und dem Ferrari fangen vor lauter Zucker die Augen an zu schmerzen. Nach 20 Sekunden gibt es dann aber ordentlich aufs Fressbrett geknüppelt. Da muss man dann schon den Schnauzer und die Perücke festhalten, wenn man den Kopf ordentlich zu dem Metalgekloppe bewegen will. Die ganzen Technoatzen werden dann entweder das Weite suchen oder vielleicht mitmachen, um dann mitten im Lied fast wie Scooter du "döpen". 

Mal im Ernst: die Jungs werden sich was dabei gedacht haben. Sie haben eine Hymne geschaffen und bringen zwei Dinge zusammen, die scheinbar schwer miteinander zu verbinden sind. Der Coup ist gelungen, denn mehr als 2,9 Mio. Views auf Youtube und zig Reactionvideos sprechen für sich. Vielleicht auch, weil das Szenario und der wirklich wirklich absurde Mix der Musik zum Lachen animiert. Und spätestens im zweiten Refrain ist man gefangen. Dabei geht es im Text wohl um eine angebetete Dame auf dem Dancefloor, die dann eben tanzen soll. Das zeigt auch, wie creepy manche Kollegen des männlichen Geschlechts sein können. Die Bilder des Videos unterstreichen das mitunter sehr gut. Dabei ist dies nur der Vorbote zur EP "MMXX", die am 11.09.2020 auf Century Media Records erscheinen wird.


Eskimo Callboy - Hypa Hypa (Musikvideo)
(Quelle: youtube.com)


DAS ist ein Sommerhit, wie er jeden Tag im Radio laufen sollte und nicht das billige Popgedudel. So.

Update: Selbst die Frau des Hauses, die sonst keinen Metal mag, geht auf diesen Titel ab.

Sonntag, 12. Juli 2020

Sharptooth - Transitional Forms (Pure Noise Records/Kinda Agency)

Sharptooth's Langspiepler Transitional Forms begrüßt euch lautstark mit nichts, sprichwörtlich. Wer sich erinnert, diese Band hatten wir erst hier mit ihrem Opener Say Nothing. Dabei geht es auf dem Album ernster zu, als es das Musikvideo zuerst vermuten lässt. Der Titel zeigt aber ganz klar, wie tief einige "Fans" in die Materie eindringen und sich mit den Texten oder gar der Band beschäftigen. 

Denn danach kommt einer Kinderstimme, die Singt, dass keiner es mag und jeder es hast. Schon mies, aber so geht es Menschen, die nicht in der Gesellschaft angekommen sind, nicht weil sie vielleicht wirres Zeug von sich geben, sondern, weil sie vielleicht nicht den Normen entsprechen oder ihren eigenen Weg gehen, der in der heutigen breiten Masse nicht akzeptiert wird. Auch hier wird man von wütenden Gitarren nebst Bass und Schlagzeug begrüßt. Die Sängerin kreischt ins Mikro was das Zeug hält. Der Rhythmus geht hier etwas gen Nu-Metal, das ist in der Szene um den Metal-/Deathcore aber schon lange en vogue. Auf der Platte werden sowohl Lyrisch als auch Musikalisch nicht nur Wände, sondern ganze Häuser niedergerissen und das nahezu ohne unterlass. Man trippt auch öfters auf den Stereokanälen hin und her, was für einen zusätzlichen Drehwurm sorgt oder für Verwirrung, wenn man nur einen Ohrstöpsel drinnen hat. 

Nach zehn Titeln und etwas mehr als 30 Minuten ist man durch die Platte durch und hat einige Standpunkte mitbekommen, sei es um das Verhalten gegenüber Feministinnen, gegenüber Menschen, die traumatische Ereignisse durchlebt haben und verarbeiten müssen oder auch das fehlen jeglicher Empathie gegenüber anderen Mitmenschen. Dennoch kommt man nicht aus dem Headbangen heraus, die scharfen Zähne reißen mit ihrer Platte eine fette Schneise in die Walachei. 

Release: 10.07.2020
Label: Pure Noise Records

Anspieltipps (was bei der Platte echt nicht leicht fällt): Say Nothing (In The Abscence Of Content), Hirudinea, M.P.D.B (Manic Pixie Dream Bitch)

6/6 Punkten (Man könnte ein Festival mit lauter Bands veranstalten, wo nur Frauen shouten.)

Sharptooth - Transitional Froms
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Donnerstag, 2. Juli 2020

Youtubisch Vol. 36

Heute reißen zwei Frauen mit ihren Bands akustisch eure Wände ein. 

Wir beginnen mit der Band No Rest For Jane aus Berlin. Die gibt es noch nicht so lange, machen aber auf ihrer ersten Single Death Angel so viel Lärm, wie die großen Bands des Metalcore-/Deathcore-Business. Die Stimme der Dame hält ordentlich gegen die 8-/7-Saiter, den Bass und das Drum Kit. Textlich geht es um einen Todesengel, laut Wiki hat dieser in den verschiedensten Religionen auch verschiedene Funktionen. Gleich am Anfang heißt es, dass "deine Zerstörung mein Schicksal ist" und dass man genauso kaputt sei, wie die anderen. Aktuell gibt es noch keine EP oder ein Album, man habe aber schon weiteres Material am Start. Das Video ist Corona geschuldet, man hat aber das Beste daraus gemacht. 

No Rest For Jane - Death Angel (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)


Die Band Sharptooth erklärt euch mal eben, dass man auch mit wortwörtlich Nichts einen Song schreiben kann. In Say Nothing (In The Absence Of Content) geht es darum, dass man eh alles wieder vergisst, dass man eh nur nach dem nächsten Beatdown heischt und darum, dass wenn man nichts kreiert hat, auch nichts zerstört werden kann. Auch das Video passt hier dazu, obwohl es eher mit den Bildern der Sternchen des Pop-Business spielt. Da gibt es eine Gaga ode auch Perry, man tanzt ein wenig, lächelt in die Kamera oder tut, wie die Gaga, eben cool a.f.. Wie bereits versprochen, reißt auch diese Band ordentlich die Wände ein und ballert los. Hier gibt es Metalcore und Hardcore vom Feinsten. Das Album dazu heißt Trasitional Forms und ist ab dem 10.07.2020 auf Pure Noise Records erhältlich.

Sharptooth - Say Nothing (in The Absence Of Content) (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)


Mal eben das Gehirn freipusten.