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Montag, 3. November 2014

2. Teil des Interviews mit den Emil Bulls vom 24.10.2014

Wer den ersten Teil des Interviews nicht kennt, sollte kurz hier klicken. Da geht es um die Bandgeschichte, falsche Wikipediaeinträge und Andy's Meinung über Nu-Metal.

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Die vielen verschiedenen Versionen von „Sacrifice To Venus“, die AFM-Records da angeboten hat, angefangen von einem simplen mp3-Album bis hin zur Super-Sonder-Edition mit Kopfhörern, wer hat das entworfen? Interessiert hat mich Sonderedition schon, nur war mir nicht bewusst, in welcher Qualität die Kopfhörer ausgeliefert werden.

Andy: Jamie benutzt die Kopfhörer regelmäßig und die halten noch. Das Ding ist, dass AFM  gemeint hat, dass die bei vielen Bands so ein Specialding machen, wie auch bei Danzig. Wir fanden die Idee gut und sind dann eben auf diese Kopfhörer gestoßen. Das diese Kopfhörer, bei einem Boxpreis von 40€, nicht die oberkrassen Teile sein können, also keine Beats oder der Gleichen, ist klar. Dennoch sind die Kopfhörer gut angekommen. Alle sind glücklich, die Dinger waren schnell vergriffen, was will man mehr? Wir brauchen jetzt keine Plastikfiguren von uns (lacht) wir sind halt keine Kinder. 



(V.l.n.r)Andy Bock, Christoph von Freydorf, James Richardson, Stephan Karl
(Quelle: Promopackage von AFM-Records)

Habt ihr so etwas wie ein Traumlineup, also Bands mit denen ihr unbedingt auf Tour gehen möchtet?

Andy: Auf jeden Fall, aber das ist bei jedem von uns unterschiedlich. Wenn es nach persönlichen Belangen geht, dann würde ich auf jeden Fall mit Mötley Crüe auf Tour gehen, ganz klar. Erstens stehe ich auf Hairspray-Metal, schon immer. Zweitens haben die Typen mehr Party in zwei Shows, als eine Band in fünf Jahren hat.
Im Grunde würde man uns sagen, dass wir mit In Flames relativ gut fahren würden, da die auch von der Herangehensweise der Mucke ähnlich sind. Relativ Fett unten rum, mit Melodien. Da haben wir das Gefühl, dass wir sehr viele In-Flames-Fans auf unsere Seite ziehen würden.

Also wäre das keine Tour mit den Größen des Nu-Metal, wie Korn oder die Deftones, obwohl die da schon ewig kein Nu-Metal mehr sind.

Andy: Soundtechnisch haben wir mir Korn nicht mehr viel gemein.

Final laufen die ihrem Sound aber auch nur noch hinter her.

Andy: Ja, machen die aber auch gut. Ich respektiere das, was die machen, aber nach der Take A Look In The Mirror ist für mich der Laden gelaufen. Es ist halt auch nicht leicht für so eine Band, konstant auf so einem Level irgendwie ihren Stil durchzuziehen.

Aber ihr habt euch auch weiterentwickelt. Wenn man von Angel zur Venus geht, da gibt es eine große Bandbreite an Musik und Stilen dazwischen.

Andy:
Wir können das leichter als Korn.

James: Ja, da bin ich der selben Meinung. Wir haben unsere Musik von Anfang an etwas breit gefächerter aufgestellt. Korn standen halt für eine bestimmte Sache, aber das über 500 Alben durchzuziehen ist einfach mal verdammt schwierig (lacht).

Bei AC/DC muss ich aber auch immer erst raten, welche Song da gerade läuft, weil die alle gleich klingen
.

James: Findest du nicht, dass AC/DC ein anderer Ball sind?

Andy: Die Leute wären auf einmal enttäuscht, wenn AC/DC keinen 4/4-Takt mehr hätten. Motörhead machen ja auch nichts anderes.

Der Kafka bei MTV hatte damals erzählt, als die Foo's zum ersten mal ihr Akustikding durchgezogen hatten, da hat eine wohl unbekannte Band angerufen und gemeint, dass sie das nicht bringen könnten. Final waren's dann Korn, die schlussendlich ihr Akustikset bei MTV hatten.

James: Ich fand das schrecklich, du nicht? Für mich hatte das nichts mehr damit zu tun, warum ich Korn gehört habe und ich war einer der größten Kornfans.

Andy: Und dann kommt auch noch die Olle um die Ecke und singt nen Song ey...

James:  Schrecklich, das war echt nicht mehr das Ding. Wie heißt diese Musikrichtung.... dieses?

Dubstep?

James:
Genau, die Dubstepgeschichte, die fand ich gut. Das hat zu Korn gepasst, auch wenn ich die Platte nicht total abfeiere. Aber es hat total gut gepasst, besser als so ein Akustikset. Bei uns hat es besser funktioniert, finde ich.

Emil Bulls auf Dubstep, würde das gehen?


Andy und James:
Neee

James: Überhaupt nicht, das ist auch gar nicht so angelegt.

Andy: Korn waren auch die ersten, die die 7-Saiter weltweit breitgetreten haben und auch die ganzen Whamy-Sounds hatten. Auch die Experimente, die die gemacht haben, da hat es überall gequietscht und so weiter. Deswegen war es auch kein so unlogischer Schritt, hin zum Dubstep.

Ein paar Offtopic-Fragen, da ihr wohl auch irgendwann essen wollt. Katze oder Hund?

Andy: Hund.

James: Hund.

Warum?

Andy:
Zum ersten sind sie lustiger, dann sind sie personenbezogener... das ist halt mehr so ein Kumpel.

James: Katzen sind halt einfach dumm. Katzen sind dümmer als Hunde.

Andy: Sozial inkompetenter, sagen wir es mal so.

James: Ich hatte wirklich von klein auf zwei Katzen, beides Schwestern. Ich bin nun mal einfach Katzenfan, aber ein Hund ist halt viel einfacher zu handhaben.

Seid ihr Kaffee- oder Teetrinker?

Andy:
Ich? Weder noch. Wenn ich mich für ein Heißgetränk entscheiden müsste, dann wäre es Kaba mit...

James: ... Cola. (lacht)

Andy: Ja, Spezi ist mein Lieblingsgetränk und Paulaner-Spezi.

James:
Tee, ganz klar Tee. Am liebsten Paulaner-Tee oder Paulaner Hopfentee. (lacht)

Singt ihr unter der Dusche?

Andy: Ich höre Mucke unter Dusche, aber ich singe nicht dazu.

James:
Doch, ich singe unter der Dusche, am liebsten Pearl Jam's Ten.

Andy: Die ganze Platte?

James: Die ganze...

Andy: Beim fünften Song seift er sich ein und ist bis zum zehnten Titel fertig.

Wenn es die Emil Bulls nicht gäbe, was würdet ihr heute machen?


Andy: Mit viel Glück hätte ich mein Lehramtsstudium durchgezogen, dann hätte ich wahrscheinlich eine total geile Hobby-Band und einen Beruf, den ich nicht mag. (lacht)
James:
Ich wäre auch so ein armer Schlucker, denn ich wäre dann Sozialpädagoge geworden. Ob als Streetworker oder sonst irgend was, weiß ich nicht, aber ich hätte halt mit Kindern gearbeitet.

Na dann, mach ich das Ding hier mal aus. 


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So, nun habt ihr, liebe Leserschaft, die letzten Zeilen dieses Interviews gelesen. Für meinen Teil muss ich sagen, dass dieses Interview irgendwie anders war, dass ich gefühlt näher dran war an den Beiden, als bei manch anderem Interview. Die Unterhaltungen, die vor und nach dem Interview liefen, hätte ich liebend gerne aufgezeichnet, nur wären hier dann mehr als drei Teile herausgekommen. Und der C-Club scheint ein echt gutes Karma für mich zu haben.  


Mein kleines Blog bei den Emil Bulls (sorry for bad quality)

Sonntag, 2. November 2014

1. Teil des Interviews mit den Emil Bulls vom 24.10.2014

Mit diesem Interview ist ein kleiner Traum aus Jugendtagen wahr geworden, wofür ich mich nicht nur bei James und Andy bedanken möchte, sondern auch bei Niko von Monster-Artists, ohne den das Ganze gar nicht erst möglich gewesen wäre. Meine Gedanken dazu gibt es dann im zweiten Teil. Nun erst Mal der erste Teil, über die Emil Bulls, Wikipediageschichten und den Sound der Emil Bulls.

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(V.l.n.r) James Richardson, Christoph von Freydorf, Andy Bock, Stephan Karl
(Quelle: Promopackage von AFM-Records)

19 Jahre zusammen als Band...

Andy: Handgeschrieben? Sexy.

Danke. Nun, 19 Jahre Bandgeschichte  und acht Alben, was hat das mit euch, den Emil Bulls angerichtet?

James:
Was das angerichtet hat? Im Grunde genommen nichts, eher hat es das angerichtet, was es sollte. Wir können irgendwie von unserer Musik leben und nach wie vor unserem Traum hinterher jagen. Das finde ich ganz gut.

Klingt soweit doch ganz gut. Bei euch ging es ja nicht immer bergauf, sondern hier und da auch mal bergab. Auf dem Tourvideo von 2007 ist zu sehen, wie ihr mit dem Zug durch die Alpen fahrt, weil der Sprinter defekt war.


James: Der Sprinter war nicht defekt. Der Fernpass war gesperrt und wir hätten so fünf Stunden mehr für die Strecke gebraucht.In 19 Jahren Bandgeschichte passiert natürlich sehr viel und wir sind mit der Band aufgewachsen und auch erwachsen geworden. Im Endeffekt leben wir das Leben, von welchem viele Hobbybands nur träumen. Wir sind uns dessen auch durchaus bewusst und  glücklich darüber, das wir dieses Privileg haben.

Du (Andy) bist ja nun nicht mehr der Frischling der Band. Damals hab ich euch das erste Mal im Knaack gesehen und Chris Schneider war im Publikum.

Andy: ... und er stand schreiend vor mir.

Du bist ja eher quer eingestiegen, musstest du dich dann darauf einstellen, wie die anderen drauf sind? Also lernen, woran man sieht, dass der andere einen schlechten Tag hat und ob man ihn dann besser nicht anspricht?

Andy: Ja, natürlich. Das ist aber wie in jeder Beziehung: man weiß irgendwann, dass man den jetzt gerade nicht ansprechen kann. Aber die anderen wissen das auch bei mir, dass wenn ich mit meinem Grumpy-Cat-Gesicht herumlaufe, dass mich da keiner anreden brauch. Man stellt schlussendlich sein ganzes Privat- und Berufsleben darauf ein, dass man jetzt in einer Band spielt, wo ein bisschen was geht. Man macht halt noch irgendwie Teilzeitjobs nebenher, die man noch so hin schieben kann, dass man mit der Band weg sein kann. Die Freunde und Freundinnen wissen auch, dass man an den Wochenenden nie da ist, das sind dann eben die Rahmenbedingungen, die man braucht. Man baut sich alles so auf, dass die Band immer Priorität hat und man kann fix eben irgendwo hinfahren. Es ist zwar ein einschneidender Punkt, aber es ist jetzt nicht irgendwie scheiße.

James sagt, ihr könnt davon leben und du sagst, dass du musst nebenbei arbeiten musst?

Andy: Ja, jeder macht so Kleinkram nebenbei.

James: Ich muss dazu sagen, dass wir aus München kommen.

Andy: Und da muss man dann halt eben was nebenher machen, im Backstage hinter der Bar zum Beispiel.

James: Würden wir in Berlin wohnen, könnten wir wahrscheinlich komplett davon leben. Das tun wir nicht, wir lieben unsere Stadt.

Selbst der Herr Cazzato von 4Lyn, die gibt es mittlerweile nun auch nicht mehr, musste nebenbei auch arbeiten. Ich dachte mir: Die verkaufen doch genug Alben, wie kann das sein?

James: Mit Albumverkäufen verdient man sowieso nichts.

Mittlerweile nicht mehr. 70.000 Exemplare von Angel Delivery Service gingen über die Ladentheke und von Sacrifice To Venus habt ihr 20.000 Stück umgesetzt und habt trotzdem eine bessere Platzierung in den Charts.
 
Emil Bulls - Sacrifice To Venus
(Quelle: Promopackage von AFM-Records)



Andy: Man sagt immer, dass der Markt 70 Prozent rückläufig ist, wegen des ganzen Internetscheiß. Deswegen sind wir als Band eigentlich gut am Start, wenn man das so hochrechnet. Wie das Label das wieder runter rechnet, ist das alles super.

Da macht aber auch viel der Underground (EBU) mit.

Andy:
Total. Die sind da sehr engagiert und wir sind auch froh, dass wir die haben und das ist unbezahlbar.

Die Emil Bulls heute, was würden die den Emil Bulls von vor 19 Jahren sagen?


James lacht

Würden die denen von einem bestimmten Label abraten oder von einem bestimmten Einkauf?


James: Das ist eine echt schwierige Nummer. (denkt nach) Ich finde, dass wir alles relativ richtig gemacht haben, es gab halt einfach so ein paar Punkte, wo man sich ein paar Gedanken mehr machen hätte können, wo man sich mehr hätte anstrengen können. An sich war alles, was wir gemacht haben, das hat auch unserer Gitarrist Moik gestern gesagt, das hat einfach alles in die Zeit gepasst, zu der Reife, die wir damals hatten. Es war alles richtig so, es gab halt so ein paar Dinge...

Stell dir halt vor, du siehst dein 19 Jahre jüngeres Ich, du sagst zu ihm: „Ein Satz, danach bin ich weg.“ Dieser wichtige Satz, was würdest du ihm da mitgeben?

Andy: Ich würde sagen: „Guck mich an, wird alles gut.“

(alle lachen)

Wenn man der Wikipedia glauben darf, wart ihr alle Chorknaben.


James: Die Chorknabensache... Christoph hat irgendwann mal in einem Chor gesungen, keine Ahnung, was das für ein Chor war. Ich hab mal in einem Tölzer Knabenchor gesungen, bis ich elf war, der war in München. Das war's auch eigentlich, wir haben auch nicht zusammen im Chor gesungen und wir waren auch nicht im Kirchenchor oder sonst was.

Das heißt, die Wiki lügt.

James: Wenn man es genau nimmt, lügt sie. An sich hat das keiner von uns so genau genommen. Wir haben halt mal in einem Chor gesungen und wie es der Journalismus so wollte, wurde das hochstilisiert. Das hat aber nichts mit unserer Band oder sonst irgendwas zu tun, also wirklich gar nicht.

Hätte ja sein können, dass ihr euch da zusammengeschlossen habt. Nach dem Motto: Lass mal lieber nen Bass und eine Gitarre nehmen.

James: Eigentlich gar nicht, wir haben uns über einen Fußballverein kennengelernt. (alle lachen)

Also muss die Geschichte muss umgeschrieben werden. 


Bei dem aktuellen Album habt ihr mit dem Produzenten zusammengearbeitet, der auch Enter Shikari's Alben produziert hat, das hört man auch hier und da. Wenn man überlegt, The Black Path war der Befreiungsschlag, dann kam der Phoenix, der so ein wenig weicher war und danach kam der Ozean. Schließlich habt ihr euch einen anderen Produzenten ausgesucht, gab es dann auch andere Ideen und andere Songstrukturen  als bei den anderen Alben?

Andy: Ja. Der Dan ist ein wahnsinnig lieber Freak was Instrumente betrifft und ein Wahnsinnsgitarrist. Er hat dem Moik und mir da sehr geholfen und uns ein paar Kniffs mitgegeben, die man so nicht immer mitbekommt.
 

Behind The Sun ist auf G gestimmt, wenn ich mich nicht täusche. Auf der Gitarre hat mich das schon gewundert, weil meine auf Drop-A gestimmt ist.

Andy: Damit hatte der Dan jetzt nicht viel zu tun, das kam eher vom Jamie.

James: Ich hab auch alles, bis auf das Schlagzeug, gespielt. 

Auf jeden Fall ist es verdammt deep, am Anfang denkt man, dass ein richtiger Abriss kommt.

James:
Ursprünglich hatte ich gedacht, dass es im Studio ein wenig schwieriger wird aber der Dan, der Freak, der ja ein richtig virtuoser Gitarrist ist... der ist überhaupt an allen Saiteninstrumenten und am Schlagzeug richtig gut, der hat das sogar gestimmt... es ist einfach alles richtig gut und schnell von der Hand gegangen, vor allem soundtechnisch. Wir sind alle sehr zufrieden, vor allem die Saitenfraktion, es ist einfach der Wahnsinn. Dan hatte auch ganz gute Ideen, was Songstrukturen anging, da wo wir nicht mehr weiter gekommen sind.

Aber warum ist auf dem Ding eine Ballade geworden?

James: Bei „Behind The Sun“ war das echt...

Es ist ein richtig guter Titel, ein Spalter, der auch innerlich total schizophren wirkt, auf der einen Seite richtig dunkel und böse und auf der anderen Seite das total weiche, liebliche. Im Hintergrund bollert es noch und vorne Singt Christ, das ist der Hammer.

James: Der Song ist so krass Emil Bulls... wir haben uns beim Songwriting gedacht, dass wir auch mal andere Stimmungen ausprobieren könnten. Dann stimmen wir halt mal runter. Ich hab mich daheim hingesetzt, runter gestimmt und das war wirklich die erste Idee, die ich darauf hatte. Von der Inspiration her sollte das keine Ballade werden. Aber mir war sofort klar, dass Christoph da drauf singen wird.

„Pants Down“ ist einer der Favoriten ist ja einer der besten Tracks des Albums. Aber warum die Ballade danach? Man ist total heiß und aufgepumpt und dann kommt dieses „Loch“. Wer hat sich das ausgedacht? Das ist eher ein Absturz, denn eine Achterbahnfahrt.

James: Für uns ist das gar nicht so, auch für mich persönlich. Ich brauche das auch so. Die Setlist von der Platte ist halt auch gut: die ersten drei Songs bolzen voll rein, volle Breitseite und genau an diesem Punkt will ich halt persönlich was haben, was sagt: „Jetzt komm erst mal runter.“ Das Album davor ist ja genauso. 




Emil Bulls - Pants Down (Musikvideo)

Wenn man sich „The Black Path“ anhört, da geht es ja nur voran, da gibt es immer auf die Zwölf. Das war auch der erste Aha-Moment, wo man sich bereits schon gefragt hatte, was mit den Bulls passiert ist, wo die denn geblieben sind. Und dann kommt ihr mit dem Video zu The Most Evil Spell rum und haut die mp3 raus. Das ganze Album war so hart, gefühlt zumindest.

James: Bei der Black Path... das sehe ich gar nicht so. Pledge Allegiance To The Damned finde ich zum Beispiel genau so wie I Wanna Feel You.

Andy: Ich verstehe schon was du meinst. „I Wanna Feel You“ hat halt viel mehr Pop-Touch, als „Pledge Alegiance“, auch von den Playbacks her. „I Wanna Feel You“ kannst du auch mit einer Akustikgitarre spielen, das hat ein ganz anderes Gewandt.

James: Auf jeden Fall, aber das ist aber auch der Punkt. Die Emil Bulls wollen sich nicht limitieren lassen. Die Emil Bulls haben sich nie limitieren lassen, lassen sich nicht limitieren und werden sich auch nie limitieren. Ich hab gestern auch gesagt, dass wir unser eigenes Songwriting haben, wo auch solche Songs auftauchen. Nur bei uns gibt es nicht die Frage, ob so ein Titel auf eine Platte kommt, sondern welcher.
„I Wanna Feel You" hatte ursprünglich auch kein so poppiges Gewandt, das wird dann einfach so, wenn man auch versucht, alles aus den Songs heraus zu holen.

Seit „Phoenix“ bist du ja mit in die Produktion involviert, gefühlt haben sich seit dem weitaus mehr Soli breit gemacht. Auf der Venus scheinen die aber nicht mehr so aufzufallen.

Andy: Ich habe nie mehr als drei oder vier Soli auf der Platte. Ich persönlich sehe mich auch eher als Lead-Gitarrist und ich steh auch voll drauf. Ich darf Soli machen, weil die Jungs sehen, dass ich das gut mache. Den taugt's dann auch voll und ich denke nicht, dass wir uns da jetzt überfrickeln. Es sind manchmal auch C-Teile dabei, wo bei vielen Bands ein Beat-Down kommt, das bietet sich da auch durchaus an. Aber hier sag ich mir, dass man da auch ein Solo drauf spielen kann, da das die Qualität der Band und der Musik massiv steigert und nicht die ganze Zeit Nu-Metal, die ganze Zeit in Drop-Stimmung bis zum Dritten Bund, Soulfly knallt. Der typische Anti-Gitarrensound ist nun mal Nu-Metal, ich will da nicht lästern, aber das kann ich nach einem Jahr im Kindergarten spielen. Es ist nicht böse gemeint, aber es gibt halt Referenzen. Der Dan hat uns freien Lauf gelassen und jeder durfte seinen Part anbringen, so auch ich mit den Soli. Wenn es sich angeboten hatte, hieß es: „Bocko, mach mal was drauf!“ Und wenn es beschissen war, ist es direkt wieder raus geflogen.

James: Man muss auch dazu sagen, dass es eigentlich keine so starke Neuerung war. Wir hatten auch schon vorm Andy Soli in den Titeln, nur waren die halt mehr versteckt. Unser alter Gitarrist war auch eher der Typ, der das so geschrieben hat. Soli hatten für uns schon immer klar einen Platz in unserer Musik und als der Andy eingestiegen ist, haben wir uns eigentlich keine Gedanken darüber gemacht. Man schreibt dann einfach einen Song und wenn man da Platz für ein Solo hat und sich auch vorstellen kann, dass das auch geil klingen könnte, dann plant man das direkt auch so ein.

Andy: In „Cocoon“ da hat der Chris ein ziemlich langes Solo hin gezaubert.

James:
Und seit dem unser DJ raus ist, haben wir natürlich noch mehr Platz für Soli. 


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Und wenn ihr wissen wollt, was James und Andy über Katzen und Hunde denken, warum sie die Akustik-Platte von Korn nicht mögen und woran man eine AC/DC-Single erkennt, müsst ihr hier klicken.

Samstag, 8. Dezember 2012

Scene 2 Act Part 21: Interview vom 14.11.2012 mit Jamie Bush und Matt Parker von Tall Ships

Vor einiger Zeit hatte ich hier, dank Kevin von Scene 2 Act, die Tall Ships zur Rezension bekommen. Eine Platte, die bei mir nun öfters läuft. 

(v.l.n.r.: Jamie, Matt und Ric) Quelle: www.scene2act.de
Die Story hierzu ist, dass ich eigentlich rechtzeitig ankam, mich an den Grönemeyer-Fans vorbeischleichen musste (und ich dachte, die wollten alle zu Nada Surf) um dann nach 2 Versuchen, in den C-Club zu kommen, um doch noch zu meinem Interview zu kommen. Die Jungs waren aber noch mit dem Soundcheck beschäftigt, somit hat sich das alles nach hinten verschoben. Da hat man sich dann die Zeit mit den anderen vertrieben, die dort auch die Tall Ships interviewen wollten. Natürlich habe ich mir die Show nicht entgehen lassen, war sogar Backstage, mit den Tall Ships und später sogar noch mit Nada Surf. Ich weiß nun, warum der Bassist von Nada Surf Dreadlocks hat und wie unterschiedlich doch das Tourleben sein kann. Der Abend endete dann im "Farbfernseher", einem ziemlich kleinen Club in der Nähe des Kottbusser Tors. Daheim war ich erst wieder morgens um halb 8. Aber das war es mir alles mal wert. DIe Tall Ships sind wirklich nett, immer am Lächeln und können gut Party machen. Aber nun, worauf iher alle gewartet habt. Das Interview:


Du und Matt, ihr seid die einzigen in der Band die sich für Kunst interessieren?


Jamie:Japp, ich habe mit Matt zusammen an Kunsthochschule in Falmouth, Cornwall Malerei studiert.

Woher kommt der Name Tall Ships eigentlich?

J: Falmouth ist eine kleine Hafenstadt und alle paar Jahre ist dort eine Regatta, dort fahren auch viele große Schiffe mit. Die fahren alle um die Welt und dann kommen sie alle paar Jahre auch zu uns in die Stadt. Alle Läden und Restaurants haben sich auf das Thema „Große Schiffe“ spezialisiert. Somit ist das eigentlich eher ein blöder Name, lustig gemeint. Uns fiel in dem Moment nichts Besseres ein.

Wie hab ihr diesen riesigen, massiven Sound erschaffen?


J: Das hat alles mit dem Loopen von Soundspuren zu tun. Wir nehmen alles quasi auf, die Gitarre, Synthies, Bass und Drums und dann wird das immer und immer wiedergegeben.  Und deswegen hören wir drei uns an, wie ne Gruppe aus 10 bis 20 Personen. Und so erschaffen wir diese massive Sound-Wand.

Und woher kommt die Idee dazu?

J: Die Musik die wir alle 3 mögen, ist wirklich große Musik. Wir sind nur zu dritt und haben nicht das Geld, um so viele Leute mitzunehmen. Wir versuchen halt so viel Lärm wie möglich zu machen, wir drei.

Was sind eure Lieblingsbands, wenn du von so großem Sound sprichst, muss das ja irgendwo her rühren?

J: Wir holen uns viel Inspiration von Bands wie Radiohead, Sigor Rós und Battles. Schon mal von denen gehört? Die sind richtig gut, was das Loopen angeht.

Da muss ich gestehen, dass mir diese Band nicht wirklich bekannt ist.


J: Die sind phänomenal. Die kommen aus New York und haben auf Warped schon zwei Alben veröffentlicht. Ric hat nen jüngeren Bruder, der mit seiner Band die Battles supported hat. Der kam mit ein paar Platten zurück. Es klingt wie nichts, was es vorher schon mal gab, es ist total einzigartig. Die loopen alles und es klingt nach 30 oder gar 40 Leuten, dabei sind’s nur 4. Und das hat uns dazu inspiriert, ähnlich zu verfahren.

Die erste Band, bei welcher ich das Loopen als eine Form des musikalischen Ausdrucks wahrgenommen habe, ist Tune Yards.

J: Ja, die sagen mir auch was.

Wie es ist das Touren mit so einer großen, bekannte Band wie Nada Surf?

J: Das ist echt komisch. Als wir mit der Tour begonnen haben, hat niemand von uns die Band gekannt. Als wir dann unseren Freunden erzählt haben, dass wir mit Nada Surf auf Tour gehen werden, als Support, sind die völlig ausgeflippt.  Die meinten, dass sie sich noch an einige Titel erinnern, die sie als Kind immer gehört haben. Nada Surf sind großartig, es macht Spaß mit ihnen unterwegs zu sein. Und dann können wir dank denen vor großen Mengen in Deutschland spielen. Das hatten wir so auch noch nicht.

Ihr habt ja zuerst in Österreich gespielt, oder?

J: Wir waren erst in der Schweiz und in Österreich, wo wir vorher noch nie waren. Es ist großartig dort,  das war alles wie ein Urlaub. Wir mussten ja nur am Abend ein wenig arbeiten.

Wie lange spielt ihr jeden Abend auf der Tour mit Nada Surf?

J: 30 Minuten haben wir auf der Bühne. Bevor wir hier mitgemacht haben, haben wir unsere UK-Tour beendet. Dort haben wir 50 minütige Sets gespielt, was richtig anstrengend ist. Hier aber ist das weitaus entspannter. Du spielst dein Set, packst alles von der Bühne und kannst dann trinken, den anderen Bands zugucken und Spaß haben.

Also ist das mehr so ein wenig Rumblödeln, die Städte angucken und Sightseeing?

J: Ja, so in etwa. Auf dieser Tour müssen wir aber echt Strecke machen.

Der Tourkalender für Österreich und Deutschland sieht ja auch lustig aus.

J: Rauf, runter, rauf, runter. Das ist fast wie Ping-Pong oder ein Flummi. Nada Surf können im Bus in der Stadt schlafen.  Wir haben nur nen kleinen Bus für uns und schlafen auf den Fußböden, Sofas oder in Gästezimmern anderer, zumeist völlig fremder Leute, die uns auf dem Konzert zum ersten Mal gesehen haben. Wir stellen immer ein Schild am Merch-Stand auf, wo drauf steht, dass wir gerne einen warmen Platz für die Nacht hätten. Das Budget bei Support-Touren ist halt nicht so groß, somit bleibt da kein Geld über, um sich in ein Hotel einzumieten.

Da du ja gerad den Pullover aus Philadelphia trägst. Mein erstes Interview für scene2act war ja mit Everyone Everywhere, die auch aus Philadelphia kommen. Die haben mir ähnliches berichtet. Auch deren Bus war nicht größer, als eurer gerad hier.
Habt ihr bestimmte Regeln in eurem Bus? Sowas wie: „Kein Furzen, kein Kotzen, kein Pinkeln in Behälter“?


J: Es gibt keine, jeder furzt, wie er lustig ist. Das riecht echt abartig, wie in einer Toilette, wenn du in den kleinen Bus steigst. Und jedes Mal, wenn hart gebremst wird… da liegen so viele Flaschen auf dem Boden… dann klimpert es ganz schön heftig. Alles was wir im Bus machen, ist Spinal-Tab-Mäßig. Wir hören Musik und versuchen den Geruch zu ignorieren.

Also Fenster auf und so?

J: Das funktioniert leider nicht so gut. Wir riechen alle wirklich schlimm, somit lässt sich das Problem mit dem üblen Geruch nicht so einfach und schnell in den Griff kriegen.

Habt ihr sowas wie einen Brauch, bevor ihr auf die Bühne geht? Sowas wie, dass man nur mit rechten Fuß zuerst auf das Parkett steigen darf?

J:Ich nicht, ich geh einfach auf die Bühne und spiele. Unser Gitarrist geht so etwa 6 Mal auf die Toilette…

… um zu sich zu übergeben?


J: Nein, er muss einfach nur pinkeln, mehr nicht. Und das macht er jedes Mal, jedes Mal wenn wir auf die Bühne wollen. Das einzige was wir nicht machen, wir trinken keinen Alkohol, bevor wir auf die Bühne gehen. Unsere Loops und das alles, das muss perfekt ineinanderpassen, sonst hören wir uns echt schlecht an. Ric, er tippelt da nur auf den Peddals rum. Wenn er be- oder auch nur angetrunken wäre, würde er entweder das falsche betätigen oder das eine zu früh oder zu spät. Du kannst es dir sicher ausmalen.

Also gibt es doch sowas wie eine Regel auf Tour?


J: Wenn man es so sieht, japp, dann gibt es Regeln.

Wie seid ihr eigentlich auf die Ideen zu den Musikvideos zu T=0 und Gallop gekommen?

J:
T=0 haben wir in Kooperation mit einem Künstler gemacht, Todd Atticus.  Wir haben zusammen studiert und von daher lag das recht nahe.  Das war alles von Fans, was ihr da seht. In dem Song geht es ja primär um die  Theorie des Urknalls. T=0 ist die Gleichung, welche den Urknall definiert, das ist dasselbe wie mit unserem Albumtitel Everything Touching.  Alles war eins und auf einen minimalen Punkt beschränkt, bevor es geknallt hat. T=0 ist somit ein Statement, welches den Anfang des Album darstellt. Im Video dazu sieht man ja zwei Tänzer, es geht dort eher um die menschliche Interaktion, Beziehungen, ich bin mir aber nicht sicher, warum man diese milchige Flüssigkeit da in dem Musikvideo drinnen hat.

Das war der erste Titel überhaupt, den ich von euch gehört hatte und war von Anfang an begeistert. Eine meiner Lieblingstitel vom Album. Gallop ist ja auch einer meiner Favoriten und hat ein Musikvideo spendiert bekommen. Kannst du mir kurz erklären worum es da geht? Ich mein, es war an einem bestimmten Punkt schon verstörend, als der Protagonist sich ins offene Meer begibt.
J: Der Typ im Video ist der Vater von Ric und wir haben das In Cornwall gemacht, da wo wir ja alle her sind. Es geht im Titel ja primär ums Altern, was ja jeden von uns betrifft, aber auch darum, dass man nicht genug im Leben erreicht hat, trotz des hohen Alters. Wir sind alle in den mittleren 20ern und das was wir machen sieht glamourös aus, ist es aber nicht. Wir haben nicht viel Kohle, es ist schwer eine Beziehung aufrecht zu erhalten…. Matt, hast du ein Feuerzeug? Willst du vielleicht beim Interview mitmachen?

Matt: Klar, keine Frage…


J: Es geht also darum, dass man erwachsen wird und altert. Ich denke, dass es mehr Rics Reflektion seiner selbst ist. Das ist ja sein älteres Ich, sein Vater spielt dort ja die Hauptrolle. Matt, hast du nen Plan, worum es im Video zu Gallop geht? Ich will das recht einfach halten, verstehst du?

M: Ich denke mal es geht darum, wie man sich so durchs Leben schlängelt. Ich denke mal, dass man hier sieht, wie Ric sich selber sieht.

Auf Deutsch versteht man Gallop ja eher als das Geräusch eines Pferdes, welches schnell läuft, also galoppiert.

J: Das bezieht sich dann eher auf die Eigenschaft des Songs. Du hast hier einen Up-Beat, die Musik klingt fröhlich und toll aber der Text des ganzen ist wirklich traurig.

M: Du kannst die Zeit nicht anhalten, es geht immer und immer weiter. Man muss halt mithalten, sonst bleibst du irgendwann hängen.


Wessen Kind lacht da eigentlich zwischen Titeln, das beste Beispiel ist ja zwischen T=0 und Best Ever?

J: Das ist die Tochter von Rics Stiefbruder. Letztes Jahr waren wir vor den Albumaufnahmen in Sao Paolo, haben dort ein paar Shows gespielt. Die Kleine war damals 3 Jahre, wir sind runter zum Strand und haben sie dort einfach aufgenommen. Somit siehst du hier, wie sich der Kreis schließt. Es dreht sich alles um das Leben und ums Altern. Auf dem letzten Titel hast du am Ende auch ihr Lachen, wie du siehst, bildet das einen Kreis und macht das Album zu etwas Unendlichem.

Mal ein paar andere Fragen: Singt ihr unter der Dusche?

J: Jeder singt unter Dusche…

M: Ich singe nicht unter Dusche, die ist nicht sicher genug um zu singen. In meinem Haus wohnen einige eigenartige Leute. Also wenn man da in die Dusche geht, versucht man so ruhig wie möglich zu sein, damit einen keiner entdeckt.

J: Matt lebt in einem Haus, in dem sich mehrere Parteien ein Bad teilen.

Also ist man da immer auf der Hut.

J: Er kann von seiner Wohnung sogar durch das Badfenster ins Bad hineingucken und kann so immer prüfen, ob gerade jemand im Bad ist oder nicht.

M: Japp, ich kann den Leuten beim Duschen zugucken, wenn ich aus meinem Fenster sehe. Aber das will man in vielen Fällen nicht. Die sind nicht wirklich ansehnlich, schon gar nicht nackt.

Ihr seid ja Briten. Ich sehe, dass ihr beide jetzt Kaffee trinkt. Bevorzugt ihr also Kaffee oder mögt ihr dann doch eher Tee und nehmt den Kaffee nur, weil man hier keinen vernünftigen Tee bekommt?


J:
Auf Tour bevorzugen wir Kaffee, der ist hier um Welten besser als daheim. Dort trinkt jeder den ganzen Tag Tee.

Britischer Kaffee ist also ein No-Go?

J: Da hast du mehr Instantbrühe und das mag wirklich niemand. Du hast zwar hier und da ein paar gute Kaffee-Häuser in der Stadt, aber generell kannst du Kaffee in Groß Britannien vergessen.

M: Selbst wenn du hier an nem Rasthof Kaffee kaufst, bekommst du Filterkaffee. Der schmeckt so gut wie der in den besten Kaffee-Häusern in unserem Land. Daheim hat jeder das Instantzeug, hier hingegen kauft jeder nur den Filterkaffee.

Naja, wir haben zum Teil ja auch Ansprüche, wie dieses braune Gesöff zu schmecken hat. Selbst bei mir in der Stadt gibt es nur einen Ort, wo man richtig guten Kaffee bekommen kann, den Rest kann man vergessen.


Anderes Thema: Was glaubt ihr, hat sich in der Musikindustrie im Vergleich zu früher geändert? Seht ihr überhaupt Veränderungen?

J: Die Musikindustrie verändert sich gerade gewaltig. Es ist nicht mehr das, was es mal war. Wir haben zum Beispiel richtig hart zu kämpfen, wir haben keine Rücklagen und bekommen auch nicht so viel von unserem Label. Man kann sich glücklich schätzen, wenn man bei einem großen Label unter Vertrag ist.

M: Das Level, auf welchem wir uns gerade hier befinden, das ist relativ niedrig. Wir versuchen so viel wie möglich in die Ships zu stecken. Andere Bands sind bei Major-Labels gelandet, müssen die Produktionskosten jedoch trotzdem zurückzahlen. Die können sich zwar mehr leisten, aber sie müssen halt immer noch an die Produktionskosten denken.

J: Auf Tour treffen wir immer wieder neue Leute und wir fragen, ob wir vielleicht bei denen pennen können. Alle sind dann schockiert und fragen dann, ob nicht Hotelzimmer für uns gebucht worden sind. Und wir müssen denen dann entgegnen, dass wir kein Geld dafür haben. Diese ganze Industrie ist echt komisch geworden. Es gibt nur zwei Wege, wie das funktionieren kann. Entweder du arbeitest dich langsam nach oben oder du wirst vom Fleck weg genommen und groß vermarktet. Aber das funktioniert nicht mehr wirklich. Das ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren. Wenn die Band keinen Profit mehr abwirft, wird sie einfach vor die Tür gesetzt. Wir kennen da so einige Fälle, wo das so passiert ist. Ein Typ hat 2 Jahre gebraucht um ein Album aufzunehmen, er hat jede Menge Arbeit und Zeit investiert, das Label hat bezahlt, jedoch kurz vor dem Release gemeint, dass man das dann doch nicht auf den Markt bringen wollte.

Manchmal weiß man doch gar nicht von vorneherein, ob nun ein Album sich gut verkaufen wird oder nicht.


M: Sie haben ja immer noch sowas wie ein Monopol, die Labels, wenn sie wollen, dass du diesen  oder jenen Künstler magst, wird massiv viel Geld in die Hand genommen, für Werbung, Marketing und so weiter, nur damit man die Platte eines Künstlers an den Mann bekommt. Es wird für den eigenen Profit gezahlt.

Das Lustige ist aber doch, dass Stars, die so aufgenommen und stark gepusht werden, dass diese dann relativ schnell abstürzen.

J: Da gebe ich dir vollkommen Recht. Und deswegen sind wir in der Hinsicht recht langsam. Wir sind seit 3 Jahren nonstop am Musikmachen und Touren und bauen uns so unsere Fanbase auf. Wenn wir dann man irgendwann auf einer größeren Plattform landen sollten, haben wir dann immer noch die alten Fans, die die seit der Stunde-Null bei uns sind und nicht irgendwelche Leute, denen das Plattenlabel erzählt, dass man uns doch toll finden sollte.

Seht ihr euch in 20 Jahren selbst auf einem großen Label, bei welchem ihr mit großen Autos vorfahren werdet?


J: Das ist es ja. Du brauchst heute kein großes Label mehr um bekannt zu werden. Du brauchst eigentlich nur ein gutes Team um dich. So ein großes Label hat nicht mehr so viel Bedeutung wie früher. Das Internet hat alles verändert.

M: Man kann ein ganzes Album veröffentlichen, ohne ein Label. Das wäre früher so nicht möglich gewesen. Trotzdem erreichst du eine bestimmte Zielgruppe. Du kannst Titel und ganze Alben hochladen, ohne das du einen Cent an ein Label abdrücken musst.

Ich denke, dass das Album schon an sich richtig groß ist und  richtig gut klingt. Meint ihr, dass ihr das noch toppen könnt?


J: Sicher. Wir werden mit den Aufnahmen für das neue Album kurz nach Weihnachten beginnen. Wir sind bereit ein neues Album zu schreiben, mit noch mehr Inhalt, auf eine andere Art als das vorherige Album. Besser und größere Titel...

… noch bessere Titel?

J: Ja, noch bessere Titel.

T=0 ist schon richtig fett und das zu toppen, das stelle ich mir recht schwer vor.


J: Das ist sehr nett von dir. Wir waren ja auf der Kunsthochschule, wir waren damals keine Musiker. Wir haben uns das alles selbst beigebracht. Das erste Album haben wir zum ersten Mal in einem richtigen Studio aufgenommen. An einem Ort, an dem du dich wohlfühlst, ist der Prozess des Lernens – was macht man, was lässt man besser bleiben- ein total anderer. Und motiviert uns nun, wieder zurück ins Studio zu gehen und neue Songs zu schreiben.

Ist das euer richtiger Beruf? Seid ihr immer noch Studenten?


J: Nein, wir haben das Studium vor drei Jahren beendet. Wir machen das nun alle Vollzeit, aber wir versuchen hier und da nebenbei was zu arbeiten. Matt arbeitet zum Beispiel nebenbei als Pfleger.

M: Ich bin Pfleger für Menschen mit Behinderung. Ich habe mittlerweile einen Punkt überschritten, an welchem ich mehr für die Band mache, als dass ich Geld durch meine Tätigkeit als Pfleger verdiene.  Wir sind alle im Freiwilligen-Dienst für die Musik. Es ist großartig, wir waren 2 Monate auf Tour, es war großartig bisher.

Was ist euer Lieblingstee? Ich weiß, die Frage ist spontan.


J: Ich mag eigentlich ziemlich starken Tee, sowas wie nen Yorkshire Tee, aber mit nem Schuss Milch. Daheim arbeite ich als Bauarbeiter, da trinken wir alle Tee. Wenn man in Groß Britannien auf Arbeit geht, nimmt man sich immer ne Isolierkanne Tee mit, wenn es schweinekalt ist, wenn du Zement mischst oder so, dann trinkst du halt nebenbei ne Tasse. Das braucht man wirklich, um warm zu bleiben. Ich trinke dann um die fünf oder sechs Tassen Tee pro Tag.

In Deutschland würde jeder Bauarbeiter über euch Teetrinker lachen. Die trinken hier alle ihr Bier.


J: Deutsche Bauarbeiter sind weitaus effizienter und arbeiten um einiges härter.

Ja, aber die Trinken halt auf Arbeit und nicht danach.


J: Gut, das machen wir nicht, wir trinken dann eher danach unser Bier. Sonst gäbe es zu viele Unfälle.

Nun gut, was sind eure Pläne für die Zukunft?

J: Das nächste Jahr mehr touren, mehr in Europa und auch in Amerika wollen wir einiges abklappern. Wir wollen auf dem South By Southwest Festival spielen, in Texas. Danach geht’s wieder durch unsere heimischen Gefilde, um die neue Platte zu promoten. Und im April werden wir gucken, dass wir einige Festivals in Europa abklappern werden. Dieses Jahr waren wir in Leeds, das war was Großartiges. BBC hilft einem da viel, besonders BBC-Introducing. Da wird viel Indie-Kram gespielt, dadurch haben wir erst diese große Fanbase in UK aufbauen können. Wir hoffen, dass wir auch nächstes Jahr noch viel bei BBC auftreten können.  Dort hat man auch nur einen Radiosender, BBC. BBC-Introducing ist nur ein Teil von BBC. Aber da jeder daheim BBC hört, hat man eine große Plattform für seine Musik. BBC hat viele unserer Titel gespielt, das sogar recht häufig, somit konnte uns quasi die ganze Welt hören, da die ja auch streamen.

Dann möchte ich mich bei euch für das Interview bedanken und wünsche euch noch viel Spaß heut Abend.

J:
Wir haben zu danken. Ich hoffe du genießt nachher die Show.