Sonntag, 17. Mai 2020

Kevlar BIkini - OPT-OUTism (Geenger Records)

Manchmal müssen einem erst musikalische Highlights aus Regionen dieser Welt erst auf dem Präsentierteller dargeboten werden, sodass man vielleicht doch mal sucht und hört. So kam das Label Geenger Records aus Zagreb auf mich zu. Die Single "The Wailer" der Band Kevlar Bikini hatten wir hier schon mal.

Allein der Name der Band, die es schon seit 2010 gibt, ist zwiespältig hoch drei. Kevlar ist ein Material, welches für beschussfeste Westen verwendet, so schreit man es auf Wiki. Also was richtig festes. Und dann dieses Material in Form eines Bikinis, der mehr oder minder ein paar Hautstellen des weiblichen Körpers bedeckt. Nun haben wir Langspieler Nummer vier in den Startlöchern. Man wird auf Anhieb leicht hektisch begrüßt, die Trommeln haben eine Schippe mehr Druck bekommen und wirken fast zu kraftvoll, kickt dann aber ordentlich. Bei Kollegen aus diesem Genre geht das manchmal unter. Somit kann man hier nicht meckern. Der gespielte Punk würde locker zu einem Teil der Tony Hawk Pro Skater Reihe passen, denn er ist (meist) recht schnell und kommt ohne Umschweife zum Punkt. Für Funsportarten ist die Platte bestens geeignet.

Das Besungene ist weniger lustig, man erfüllt den Auftrag der Gesellschaftskritik perfekt. Die Namen der Titel stoßen einen schon fast drauf. Da geht es um große Memmen, die sich an den 1st-World-Problems aufhängen, um Missbrauch in der Ehe oder auch um Menschen, die als Erwachsene versagt haben. Wobei man da natürlich fragen könnte, ab wann man denn erwachsen ist. Der Text wird weniger gesungen, eher gerufen und geschrien. Da rutscht man schon in den Hardcore ab.

Die Gitarre ist stellenweise etwas schwach abgemischt, ein anderes Pedal hätte vielleicht wunder bewirkt, könnte aber konträr zur Stimme zu stark sein. Der Bass hat scheinbar etwas mehr Raum bekommen und ist immer klar und deutlich hörbar. Nach knapp 40 Minuten ist man durch dich zehn Titel. Durch den relativ deutlichen Gesang möchte man nochmal genauer hin hören. Das Schlagzeug tut sein Übriges.

Release: 22.05.2020
Label: Geenger Records

Anpieltipps: Bride In A Torn Up Wedding Dress, Feral Fun, Flirting With Nihilism

4,5/6 Punkten (Ich warte geduldig auf das Remaster von THPS1 + 2)

Kevlar Bikini . OPT-OUTism
(Quelle: Presskt von Geenger Records)

Youtubisch Vol. 35

Heute geht gibt es hier eine geballte Ladung Rock und Punk auf die Ohren. Den Anfang macht die Band 100 Kilo Herz mit ihrem Song "Drei Jahre ausgebrannt", in dem sie lautstark über die Zustände in ihrem Bundesland wettern. Dabei bekommen alle, die Mist bauen, ihr Fett weg. Der gewaltige Punk, der hier läuft, wird mit Bläsern unterstrichen. Das Album "Stadt Land Flucht" wird am 07.08 auf Bakraufarfita Records erscheinen. Wer Feine Sahne Fischfilet mag, wird diese Band ins Herz schließen.

100 Kilo Herz - Drei Jahre ausgebrannt (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Die Band Brainswitch aus Bosnien und Herzegowina spielt ein ganz anderes Tempo auf, beziehungsweise wechselt man hier immer wieder zwischen verschiedenen Lautstärken. Man baut relativ langwierig einen Spannungsbogen aus um ihn dann langsam im Refrain loszulassen. Dabei geht es in "Bow Down to the Sun" um unseren Energiespender Nummer Eins. Das Album Sun Worship Kingdom erschien am 13.03. auf Geenger Records.

Brainswitch - Bow Down to the Sun (Musikvideo)
(Quelle: Youtbe.com)

Und so schicke ich euch kopfnickend in die verkürzte Woche.

Dienstag, 5. Mai 2020

Youtubisch Vol. 34

Wir hatten hier ja ewig kein Youtubisch. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, um ein paar neue Videos, die bei mir im digitalen Briefkasten landen, zu teilen.

Heute bekommt ihr zwei Tracks, die ich beide definitiv beim Snowboarden feiern würde. Da hätten wir einmal "Ooh LA LA" von Run The Jewels, mit einem Feature von Greg Nice und DJ Premier. Der Track klingt so, als käme er aus den 90ern, kombiniert mit der Produktionsqualität von heute. Der Bass massiert angenehm das Trommelfell, während man entspannt den Kopf nicken lassen kann. Wer den Sänger von Rage Against The Machine findet, darf ihn behalten. Das Video ist auch nicht ohne, hier brennen Scheine, Kreditkarten werden vernichtet und die Menschen tanzen auf der Straße. Keine Sorge, dass Video entstand vor der Pandemie. Das Album dazu wird "RTJ4" heißen und im Frühsommer diesen Jahres auf den Markt kommen.

Run The Jewels - Oh LA LA feat. Greg Nice & Dj Premier (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Der zweite Track macht nicht weniger Spaß, kommt thematisch etwas ernster daher. Die Mischung aus Punk und Hardcore, gepaart mit ein paar feinen Spielereien und derben Drumparts machen "The Wailer" von Bikini Kevlar aus Zagreb zu einem Headbanger. Der Text befasst sich mit denen, die sich über die Kleinigkeiten beschweren, dabei aber völlig außer acht lassen, dass es auf der Welt weit größere Probleme gibt, wie zum Beispiel Hunger und Durst. Danach könnt ihr euch gleich noch das doomigere Ballerina's Toes geben. Das Album OPT-OUTism wird ab dem 22. Mai auf Geenger Records geben.

Kevlar Bikini - The Wailer (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Das sollte ich vielleicht mal wieder öfters machen, auch wenn es gerade keine kostenlose Musik ist. Vielleicht regt es euch zum Weiterhören oder Bestellen an.

Donnerstag, 23. April 2020

Boston Manor - Glue (Pure Noise Records/Uncle M)

Kennt ihr dass, wenn ihr einen Musiktitel auf eurem Handy oder einem Gerät anmacht, dessen Lautsprecher nicht gerade der Rockmusik gewachsen sind? Der Opener Everything is Ordinary von Boston Manor klingt genau so. Aber keine Angst, die Jungs aus Blackpool sind schon seit 2013 unterwegs und mit Glue gibt es das dritte Album des Quintetts.

Dabei treffen auf dem Langspieler teilweise längst verloren geglaubte Genres aufeinander. Man findet neben Emo, Punk und eben Noise auch Alternative Rock. Man will sich eben nicht ganz festlegen lassen, wobei die Bandmitglieder sagen, dass sie auf dieses Album hingearbeitet hätten und es ihnen bei der Produktion gleich war, wie das Album auf der Bühne klingen würde. Man ist sich seiner Sache also sehr sicher. Man ist aber nicht übergriffig, trotz der oben genannten Genres. Die eigenen  Ideen fließen ein, man wirkt auf jedem Track sattelfest, auch wenn dieser ein komplett anderes Metier auskleidet, als der darauf folgende Titel. Der Zuhörer kann sowohl headbangen als auch schweben (zumindest gibt es Titel, in denen man das fühlen kann), je nach Gemütslage mag man mal den einen Titel mehr als den anderen, wobei man auch absolute Dauerbrenner geschaffen hat. Allein der Titel "Plasticine Dream" wirkt, als hätten ihn Filter 1999 aufgenommen, wirkt aber extrem nach und kann als eines der Highlights durchgehen. Es winken aber auch andere Bands der Insel akustisch durch die Studiofenster. Wen ihr aber da genau hört, könnt ihr selber entscheiden. Es sind aber Bands, die jeder kennt und von einigen nicht gemocht werden.

"Glue" wirkt, trotz der schweren Themen (digitalisierte Welt Verschwörungstheorien und Diktatoren), die aktuell die Runde machen, kurzweilig. Man fühlt sich nicht gleich dazu verdonnert ein Manifest zu hören. Das gesamte Werk erschließt sich zuerst über die Aufmachung, die Instrumente und die Spannungsbögen die an allen Ecken und Kanten gespannt werden. Später fallen einem dann auf eimal Wortfetzen auf die Trommelfelle und in die Gehirnwindungen. Der "Was habe ich da gerade gehört"-Effekt tritt ein und dann ist drin, zwischen den Rattenfängern, den Einsen und Nullen und erlebt komische Liebschaften. Der letzte Track heißt "Monolith" und so ähnlich läuft er auch ab. Er nimmt nochmal alles auf, was man auf dem Album findet und schickt einen mit einem Klavier aus dem "Kleber" heraus. Der Zuhörer muss dann erstmal alles sacken lassen. Es vergehen keine 50 Minuten, bis man durch ist, danach ist man selber durch.

Release: 01.05.2020
Label: Pure Noise Records

Anspieltipps: Plasticine Dreams, On A High Ledge, Brand New Kids

5/6 Punkten (Vielschichtigkeit auf einer Platte.)

Boston Manor - Glue
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Freitag, 27. März 2020

Kudu Blue - Healthy EP (Nettwerk Music Group)

Es ist schade, dass 2-Step und UK-Garage keinen regulären Platz mehr in der Radiolandschaft hat, so wie früher im "Blackboard Jungle" auf Radio Fritz. Die Band Kudu Blue aus Brighton hätte hier sicher einen Platz gefunden. Denn diese Band kreiert mit Hilfe von eben UK-Garage, 2-Step und anderen elektrischen Einflüssen aus Großbritannien moderne, elektrische Popmusik, weitab des eintönigen Einheitsbreis der lokalen Radiolandschaft.

Man kann förmlich hören, dass dieses Album eher für die Nacht gedacht ist oder für den Morgen nach einer durchgefeierten Nacht. Vielleicht wurde es auch zu diesen Zeiten aufgenommen. Dass das bestens funktioniert und für Erfolge sorgen kann, bewiesen einst The XX mit ihrem ersten Album. Auf "Healthy" wird man zuerst entspannt an die Hand genommen und auf eine Couch entführt. Zu Beginn (Are You With Me) kommen Drums und begrüßen den Zuhörer begleitet von der Stimme der Sängerin, die mit etwas Hall unterfüttert ist. Als wenn sie alleine in die Dunkelheit singt. Irgendwann setzt der Wobbelbass ein und deckt einen zu. Und dann wird es zappelig. Es gibt ja auch UK-G hier, man will von dem Sofa aufstehen, auf das man gesetzt wurde und mit der Band mittanzen, allein. Dieser Wechsel, von ruhigen zu den zappeligen Momenten, zieht sich durch die ganze EP. Das Quartett schafft es einen somit stets bei Laune zu halten. Man will immer weiter hören und eigentlich gar nicht mehr aus diesem angenehm erschaffenen Umfeld entfleuchen. Aber dann ist sie vorbei, die EP. Das Knacken von alten Schallplatten ist zu vernehmen und verabschiedet einen. Und weil man eben dieses ruhige Spannungsfeld genossen hat, lässt man "Health" eben wieder laufen, dabei ist nach etwas mehr als 22 Minuten schon wieder Schluss.

Für Menschen, die sich nie mit der Materie um UK-Garage und 2-Step beschäftigt haben, kann das hier ein Einstieg in diese Welt sein. Die Mixtur ist einfach zu packend und man sieht sich vielleicht auch selbst dabei, wie man entweder lernt, ein Buch ließt oder halt eben auf der Tanzfläche im zappelnden Licht abgeht. So vielfältig ist diese kurze Scheibe. Die Produktion ist astrein und passend für das Genre-Konglomerat. Leider, wie bereits erwähnt, misst die Platte etwas mehr als 22 Minuten, was echt kurz ist. Aber eine EP ist eine EP ist eine EP. Wer weiß, was die Band auf einer Albumlänge alles an den Tag legen kann. Gegönnt sei es ihnen.

Release: 03.04.2020
Label: Nettwerk Music Group

Anspieltipps: Are You With Me, When The Night Is Over, Room For Love

5/6 Punkten (Und ich entfleuche entspannt in die Nacht.)

Kudu Blue - Healthy EP
(Quelle: Presskit von Nettwerk Music Group)