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Freitag, 16. Februar 2018

Die 30. Fleet Union: All The Luck In he World - A Blind Arcade

Wir müssen ein neues Genre erfinden oder sollten es eher. Instagrammusik oder Instamusik. Wie ich darauf komme? All The Luck In The World aus Irland machen Musik passend für euren, vielleicht sehr melancholisch angehauchten Instagramfeed oder ein Urlaubsvideo, welches ihr vielleicht auch auf Youtube hochgeladen habt.

Nach ihrem selbstbetiteltem Debüt hat die Band sich zurückgezogen, da man nicht mit dem eigenen Erfolg gerechnet hat. Sie bauten in ihrem Heimatort Wicklow eine alte Hütte zu einem Studio aus und nannten es "Haven". Alle Sounds, die man auf der Platte im Hintergrund wahrnimmt, wurden in und um Haven aufgenommen und hat so ein organisches Klangumfeld. Dennoch war wohl nicht alles technisch komplett ausgereift und man entschied sich das Album mit Paul Pilot in den Golden Retriever Studios aufzunehmen. Auf den 45 Minuten des Langspielers schafft das wahlberliner Quartett Musik, die in eine Generation passt, die sich durch das erschaffene Ich auf Instagram und anderen sozialen Fotoplattformen definiert. Alles ist in ein goldenes Licht gehüllt, man hat Angst, diesen einen Moment, der der beste des Lebens sein könnte, zu verlieren, zu vergessen. Dabei scheut die Band keinen Aufwand, lädt Streicher und ihre Instrumente ein und legt diese Sanft zwischen die Gitarren, Klaviere und den Gesang. Und da gibt es keine Filter, die man einfach darübergelegt hat oder Hashtags. Das Cover hat die Band ebenfalls selbst entworfen, man hatte keinen Bock auf Überraschungen. Interpretationsspielräume hat man hier zuhauf, auch wenn man eher davon ausgehen kann, dass der Hirsch wohl alles so gesehen hat, wie es sich zwischen den Enden seines Geweihs darstellt. Veröffentlicht wird der akustische Ritt durch eure Fotofeeds am 23.02. auf dem eigenen Label, den Vertrieb regelt Rough Trade.

Anspieltipps: Contrails, Landmarks, Golden October

5,5/6 Punkten (#goldentone)

All The Luck In The World - A
Blind Arcade
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Das Glück der Erde gibt es auch Live:

22.02. D - Berlin, Baumhaus Bar (Free Release Show)
23.02. D - Hamburg, Raum (Free Release Show)
24.02. D - Rees, Haldern Pop Bar (Free Release Show)

08.04. D - Köln, Artheater
09.04. CH - Zürich, Edlorado
10.04. D - München, Orangehouse
11.04. AT - Wien, Flux Café
13.04. D - Berlin, Badehaus
14.04. D - Hamburg, Molotow
16.04. UK - London, The Islington (sold out)
17.04. UK - London, The Islington (Zusatzkonzert)
19.04. IRL - Dublin, Workman's

Dienstag, 5. Dezember 2017

7. Nachschlag: Dillon - Kind (Pias)

Wann beginnt Pop und wann endet Kunst? Bei Dillons aktuellem Album Kind verschwimmt genau diese Grenze, aus einfach zugänglicher Musik und anspruchvollen Klanglandschaften mit ziemlich interessanter Instrumentalisierung.

Gab es beim Vorgänger noch Schreibblockaden, entwickelte sich "Kind" natürlicher. Die Künstlerin begann geschriebene Textfetzen zu sammeln und so zu sortieren, dass daraus Songs entstehen konnten. Natürlich bleiben auch die eigenen Dämonen nicht aus. Das Lied "Lullaby" entstand, nachdem sie zwei Monate nicht schlafen konnte. Sie sang sich damit selbst in den Schlaf, mit der Textzeile "Schlaf ein." Bei dem ganzen Englisch und etwas Portugiesisch fallen diese Worte besonders auf. Auch weil man am Angfang kaum glauben mag, dass es sich eben genau um diese Worte handelt und nicht einfach irgendetwas englisch Dahingemurmeltes. Instrumental finden wir neben Trompeten und anderen analogen Instrumenten auch elektronische Synthies. Dabei erinnert man sich entfernt an Größen wie Fever Ray, BjörkMy Brightest Diamond und auch Purity Ring. Dadurch wirkt das Werk, welches auf sich auf 35 Minuten abspielt, nicht homogen, eher wie eine kleine Ansammlung von Ideen, die dank der Produktion zu gereiften Titeln heranwachsen können, auch wenn "The Present" komplett mit dem iPhone aufgezeichnet wurde und keine instrumentelle Untermalung erfährt. Ob das selbe Konzept auch bei "Te Procuro" angewendet wurde, ist nicht ganz so klar, trotz oder gerade weil man hier mit einem Klavier arbeitet. Und nach diesen beiden Titeln wird das ganze Tanzbarer, bleibt aber dennoch mystisch. Ob es aber Material gab, welches man noch auf die Platte hätte packen können, weiß man nicht. Ob es dann noch mehr Tanz- und weniger Kopfmusik gegeben hätte, kann man nicht beantworten. Es wäre auf jeden Fall interessanter geworden.

Den Namen "Kind" findet man hier überigens dreimal, nicht nur das Album wurde so benannt, auch der Opener und der letzte Titel heißen "Kind"... auch wenn es am Ende dann doch "2. Kind" heißt. Da Dillon schon seit einigen Jahren in Deutschland lebt und die Sprache spricht, kann man das Wort sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch lesen und auch verstehen. Im Bezug zu "Lullaby" wirkt der Albumname, sowie auch die beiden Titel, nochmal ganz anders und verschafft dem doch recht kurzweiligen Langspieler eine zusätzliche Mystik. Erschienen ist das Album am 10.11. auf PIAS Recordings im Vertrieb mit Rough Trade.

Anspieltipps: Sades Fade, Contact Us, Killing Time

5,5/6 Punkten (Drum schlaf auch du.)

Dillon - Kind
(Quelle: Roughttraderecords.com)