Donnerstag, 31. August 2017

Pias 6: Inheaven - Inheaven

Es gibt Singles, die eigentlich perfekt das Album, aus welche sich der Track befindet, komplett wiederspiegelt. Dann gibt es Albumauskopplungen, die nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten Bandbreite das Langspielers wiedergeben. Zur zweiten Gruppe gehören die Singles Treats, Vultures und World On Fire. Denn hier gibt man sich nur von der wuchtigsten Seite, die man zu bieten hat.

Der selbstbetitelte Langspieler der Band ist eher wie ein bunter Strauß an Einflüssen, die man so über die Jahre eingesammelt hat, zumindest wirkt es so, wenn man sich die knapp vierzig Minuten Inheaven gibt. Das kann man zum einen gut finden, zum anderen kann man sich daran anstoßen, dass man eigentlich eine Latte fetten, einfachen Rock'n'Roll erwartet hat. Das kann auch mitunter am Produzenten Tom Dalgety liegen, der auch schon die Knöpfe für Royal Blood (hier haben wir ein Review zum Album "How Did We Get So Dark" und die Pixies gedreht hat. Aber man hört auch ein wenig Federal Lights (Reviews gibt es hier und hier), Japandroids und irgendetwas aus den 80ern. Wie es dazu gekommen ist, dass die vier Briten nun so viel in einen Topf geschmissen haben, bleibt leider unbeantwortet. Eigentlich fast schade, denn der Sound ist gut, die Albumlänge ist mehr als in Ordnung und mit zwölf Titeln ist man eben gut aufgestellt. Leider springen die Funken von dem "World On Fire" zum Beispiel leider nicht auf die anderen, umliegenden Titel über, da hat man einiges an Energie liegen lassen. Veröffentlicht wird das Album "Inheaven" am 01.09. auf Epic Records.

Anspieltipps: Treats, Vultures, World On Fire

4,5/6 Punkten (Mehr Bums und Krach hätte man auf der Platte schon haben können.)

Inheaven - Inheaven
(Quelle: Presskit von PIAS)

Samstag, 19. August 2017

Die 24. Fleet Union: DNZR - Ebriety

Als ein Teil von Fewjar ist Felix Denzer musikalisch bereits seit ein paar Jahren bereits unterwegs. Andre werden ihn vielleicht eher von Youtube kennen, dass ist aber eher abhängig vom Alter oder Medienkonsum.

Der Wahlberliner fängt den Sound der Metropolen ein, die Schmelztiegel der Welt, und verarbeitet dieses in eine Mischung aus Jazz, Trip-Hop, Witch-House und Electro. Dabei meint man alte Bekannte zu finden, wie den Kalkbrenner Paul aber auch Internationale Bands sind wahrzunehmen. Dank einiger Saxophone-Passagen muss man unweigerlich an Vök aus Island denken.

Dementsprechend bildet sich eine dichte Klangwelt vor den Ohren des Zuhörers: manches ist Dicht bepackt, anderes wirkt durch das bereits erwähnte Saxophone leicht verrucht (wie in Metropolis) und lässt viel Platz zum entspannen. Andere Tracks erinnern wiederum an Titel aus Soundtracks von prägenden Filmen, die jeder kennt oder zumindest kennen sollte. Da wäre No More Than An Hour Ago, wo man wegen des Beats an die Frau im Roten Kleid innerhalb eines Trainingsprogramms denken muss. Ihr wisst schon, Matrix und so. Fight Club findet man auch stellenweise, aufgrund der aufgelegten Geschwindigkeit und der geschaffenen Atmosphäre. So muss und sollte moderner Pop klingen, vielfältig und divers, nicht eintönig und die zigste Reinkarnation irgend eines aktuellen Popsternchens, an welches sich man im nächsten Jahr schon nicht mehr erinnern wird. Denzers Konzept lädt zum wiederholten Anhören seines Albums ein und ehe man es sich versieht ist man wieder am Ende es Langspielers angelangt.

Produktionstechnisch sind wir hier ganz weit vorn, alle Schichten, die hier aufgetragen werden, sind ständig zu hören, glasklar und verschwinden nicht in irgendeinem Rauschen. Auf neun Titeln weiß der Künstler zu überzeugen und reist euch in den Trubel der Großstadt mit. Am 25.08. wird das Album „Ebriety“ auf Smile Records erscheinen.

Anspieltipps: Metropolis, Chivvy, Floating Loads

6/6 Punkten (Bitte mehr davon, auch im Radio!)

DNZR - Ebriety
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Sonntag, 13. August 2017

Die 23. Fleet Union: The Duke Spirit - Sky Is Mine

Es gibt Bands, die lassen sich teilweise mehrere Jahre, wenn nicht gar mehr als eine Dekade Zeit, um ein neues Album zu produzieren und zu Veröffentlichen. Nicht so das Quartett The Duke Spirit aus London. Die drei Jungs und die junge Dame haben allein 2016 zwei Werke veröffentlicht: das Album KIN und die EP Serenade. Am 18.08. ist es dann soweit und die Band veröffentlicht wieder ein Album, Sky Is Mine.

Der Sound der Briten lässt aufhorchen, da sich hier eine recht verträumte und finstere Mischung aus Dream-Pop und Indie-Rock ergibt, gewürzt mit ein psychedelischen Schüssen. Dabei meint man ein paar Bands zu treffen, die vielleicht einige Leser gar nicht kennen. Shara Nova a.k.a. My Brightes Diamond gibt sich hier mit Laboratory Noise (besonders mit dem Titel Things That Fall From Sky), Mr. Gnome und Melissa Auf Der Maur die Klinke in die Hand. Der Bass ist teilweise etwas angezerrt, mal einfach im Hintergrund ohne irgendwo Unruhe zu stiften. Die Gitarren sind niemals am Anschlag, wäre auch komisch für dieses Genre, sonst beherrscht man noch ein paar andere Instrumente und jeder der Bandmitglieder davon gleich mehrere. Manche Songs, wie zum Beispiel "Bones Of Proof", haben ein langes Intro um dann in großem Pomp zu enden. Dabei achtet man sehr darauf, nicht einfach auszurasten, man kreischt nicht und man wirft auch niemanden um, obwohl es gut ins Konzept passen könnte. Dennoch ist man tempomäßig recht divers unterwegs: alles zwischen leichtem Schleichen und Tänzeln bis flottem Galopp ist erlaubt. Die Produktionsqualität ist über alle Zweifel erhaben, man hat im Jahr 2016 ja ausreichen geübt und an Titeln herumgeschraubt, dabei hat man neben Bruno Ellingham, der auch schon bei Massive Attack ran durfte, selbst die Regler bedient, man hat so fast 36 Minuten Musik auf neun Titeln erschaffen. Veröffentlicht wird diese Dream-Pop/Indie-Rock/Psych-Pop-Scheibe auf Ex Voto Records, den Vertrieb regelt Al!ve.

Anspieltipps: Magenta, Yoyo, In Breath

5,5/6 Punkten (Der Soundtrack für den nächsten Agentenfilm, mit zerbrechlichem Agenten.)

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The Duke Spirit - Sky Is Mine
(Quelle: musicglue.com)

Donnerstag, 13. Juli 2017

Waterfall No. 1: Bone Zeno - Black Milk

Wie kommt es schon wieder zu einem neuen Thema? Nun, das ist vielleicht der Tatsache geschuldet, dass ab und mal E-Mails in meinem Postfach landen, die von Waterfall Records stammen . Dieses Label gehört wiederum zur Berlin Music Commision. Diese Kommission sieht sich als wichtiger Knotenpunkt der Musik und Musikwirtschaft und vereint dort einiges unter einem Dach.

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Bone Zeno, das ist ein Musiker, der in den 70ern in London geboren ist und noch all das mitbekommen hat, was Grundsteine der Klischees der Hippies und Punks gelegt hat. Genau das spiegelt sich auch, bis auf die Klänge der Hippiezeit,  im aktuellen Werk "Black Milk" wieder. Hier trifft purer, trockener Blues auf Rock und Psychobilly und schafft eine ranzige Stimmung, die man nur aus alten Spelunken kennt oder Bars, die noch morgens um 5 offen sind, aber absolut kein Leben mehr in sich haben. In seinem Album, welches er zusammen mit drei Gastmusikern in Berlin aufgenommen hat, findet man viele Lieder über Alkohol, Sex, und andere Dinge, die sich im Leben eines Reisenden ergeben. Und wenn er darüber singt, dass er morgens auf der Reeperbahn auf ein Taxi wartet, während ihm sein Blut über sein Gesicht rinnt, glaubt man ihm das. Seine Stimme hält zwar keinen Ton mehr, aber sie ist echt. So wie die Musik, die, wie bereits erwähnt, ohne viel Pomp und Glamour daherkommt. Life mag das sicher gut mitreißen, leider gibt es auf der Platte ab und an mal ein paar Durststrecken, wo nicht wirklich viel passiert, man verliert sich in Experimenten mit der Gitarre und streckt somit ein paar Songs. Der Sinn dahinter erschließt sich leider nicht immer, denn wie geht es in dem Sprichwort: "Aufhören, wenn es am schönsten ist." Die Produktion geht für den gewählten Genremix völlig in Ordnung, trocken, einfach gehalten, bis auf die paar Sperenzchen mit der Klampfe. Erscheinen wird "Black Milk" am 14.07. auf dem Berliner Label Impression Recordings.

Anspieltipps: U Fuck Me, Caroline, Bleed

4,5/6 Punkten (Was staubt mehr: die Gitarre oder das Drumset?)

Bone Zeno - Black Milk
(Quelle: ImpressionBerlin.com)

Mittwoch, 28. Juni 2017

2. Nachschlag: Igorrr - Savage Sinusoid (Metalblade)

Eigentlich wollte ich die Überschrift anders haben, aber leider kam das Album kurz vor Release, somit war ein genaueres Hinhören nicht möglich, leider. Und ja, wir haben mit Metal Blade Records einen neuen Mitstreiter im Bunde. Daran ist mal wieder Youtube schuld, genauer ein Musikvideo. Dazu im Review mehr. Ich hoffe natürlich, dass wir auch unter der Fahne des Totenkopfs weiterhin interessante Bands und Musik finden werden. Nun geht es weiter zum Review.

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Ist das Kunst oder kann das weg. Das fragte sich nicht nur ein bekanntes Gesicht aus dem TV, nein das wird sich sicher jeder einmal mindestens im Leben gefragt haben. Bei dem Video zu Igorrrs "ieuD" poppten viele Fragen auf, auf der anderen Seite kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Igorrr, ja das hat so viele R im Namen, ist ein Projekt des Franzosen Gautier Serre, in welchem alles, was Kunst und die Musik zu bieten haben ineinander verschmelzen. Dies mag im ersten Moment komisch klingen, führt beim ersten Durchhören des Langspielers aber durch eine verschrobene, hochinteressante Landschaft. So mischt man hier zum Beispiel auf Houmous eine Ziehharmonika mit Death-Metal-Drums, um dann kurz mit Drum'n'Bass zu tanzen. Und man findet das nicht mal komisch oder gar unpassend. Der Beginn des Album hätte genauso von einem Betrunkenen gesungen worden sein, dennoch, wieder nicht unpassend. Und diese Faszination, das Spielen mit den verschiedenen Stilrichtung, das Durchbrechen der Genregrenzen, das wirkt hier nicht erzwungen, nicht gewollt, es wirkt wie ein Naturschauspiel, ein großartiges noch dazu. Während andere Manager versuchen, dass nächste große Ding des Musikbusiness zu finden, macht Guatier einfach was er will und kommt damit erstaunlicherweise sehr gut voran. Andere mag es vielleicht abschrecken, dass man hier auch mit E-Gitarren, Operngesang und brachialem Gebrüll durch die akustisch, sich ständig ändernde Landschaft wandelt, tanzt und stampft, aber denen fehlt vielleicht das nötige, salopp formuliert, Weiterdenken. Das der Kopf vielleicht selbst die Musik, die einem rein zufällig über die Trommelfelle hüpft, ergänzt, oder gar erweitert. Und genau das schafft der Franzose, er ergänzt, mischt die Farben ganz neu und erschafft seine eigenen Genres um sie dann ein paar Sekunden später doch wieder umzuschmeißen. Und ehe es man sich versieht, ist man fast 40 Minuten durch Chaos und Spaß gestapft, hat immer wieder geschmunzelt und brennend darauf gewartet, welches Stilelement der Franzose hinter der nächsten Sekunde oder dem nächsten Takt versteckt hat. Das ist Kunst, um des Kunstes Willen, um es etwas hochtrabend zu formulieren. Igorrs Savage Sinusoid erschien am 16.06. auf Metal Blade Records und kann auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Viande, Houmous, Spaghetti Forever

6/6 Punkten (Das ist abstrakte Kunst auf Instrumenten)

Igorrr - Savage Sinusiod
(Quelle: Bandcamp.com)