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Sonntag, 4. Juni 2017

Youtubisch Vol. 31

Da musste ich erstmal das Internet befragen, was "Phrenesis" genau ist. Der PONS definiert diesen aus dem Latein stammenden Begriff als Wahnsinn oder auch Geisteskrankheit. Behead The Broken Queen, kurz BBQ, schreiben diesem Thema einen ganzen Track und lassen eine junge Dame durch einen Wald rennen. Wovor sie flieht, wird hier nicht verraten.

Die Band hat ihren Sound weiter definiert, die Atmosphäre der früheren Werke wich größtenteils der Brutalität, die Gitarren und der Bass sind weiterhin tief gestimmt und jeder hat mehr Saiten zur Verfügung als Finger an einer Hand. Ist das Djent? Ist das Deathcore? Das müsste man die Jungs aus Berlin mal fragen.

Behead The Broken Queen - Phrenesis
(Quelle: Youtube.com)

Das ist ja das beste Wetter für einen Pfingstsonntag.

Samstag, 15. April 2017

Konzertbericht: Jinjer + Nullachtfuffzehn (13.04.17 Sage Club, Berlin)

Eine Geschichte in drei Akten. So könnte man diesen Abend im Sage Club bezeichnen. Wo fängt man hier an? Der Einlass war wohl später als gewohnt, aber das war noch zu verkraften. Aber denkt jetzt nicht, dass der Abend komplett für die Hose war. Wie üblich bei solchen Veranstaltungen, legt ein Plattenspielalleinunterhalter auf... am MacBook natürlich. Dabei kramt er von Beginn an die Rock-Klassiker der frühen 2000er aus und lässt dabei auch nicht Nickelback oder Sum41 aus. Er erwischt sogar einen Titel der Filthy Dukes und Incubus.

Nach etwas mehr als 2 Stunden Musik aus dem Rechner kommt die erste Band auf die Bühne. Nullachtfuffzehn wollen die Jungs genannt werden. Der erste Gedanke vieler, die in edlen schwarzen Bandshirts im Pit stehen: "What the fuck?" Wer hat bitte den basketballspielenden Hippster vom Spielfeld geholt auf die Bühne gelassen? Ach so, die Jungs meinen das also ernst? Jeder mit einem schwarzen Shirt einer Metalband verdreht die Augen und wähnt sich im falschen Film. Die Band selbst spielt irgendwas zwischen Pop, Funk und Rock, zwar nicht härteste Schiene, aber immerhin werden Saiteninstrumente bedient. Ihr Handwerk beherrscht die Gruppe, ohne Frage, wenn man aber Metal erwartet oder irgendetwas in härterer Gangart, bietet sich jedoch dort auf der Bühne ein akustischer Autounfall. Der Großteil der Masse wird dabei auch nicht bewegt, außer die paar Groupies, die brav nach jedem Titel jubeln. Nach einer knappen Stunde bedankt man sich fleißig bei Jinjer, die ja danach kommen sollen, kündigt den eigenen Merch an und verschwindet von der Bühne. Ob die wussten, dass der Mainact mit seinem Sound Wände einreißt? Auf ein Campusfestival, wie Laut gegen Nazis, würde diese Band super passen, aber nicht vor einer Metalkapelle. Der Merch bleibt dementsprechend liegen.

Während des Stage-Over gibt es auch einen Crowd-Over, der DJ (müsste der jetzt nicht eigentlich MacJ heißen oder MJ?) legt nun eine Spur härter auf, Nirvana und The Offspring plärren nun aus den Boxen und die Menge geht mit. Das Publikum ist zunehmend in schwarz gehüllt und jeder wartet sehnsüchtig auf Jinjer.

Die Band wird vom Intro des aktuellen Albums auf die Bühne geleitet und schmettert sofort los, als gäbe es kein Morgen mehr. Die gesamte Menge bewegt sich auf und ab, von links nach rechts und von oben nach unten. Kein Stein bleibt auf dem anderen und das hat einen guten Grund. Es gibt technisch versierten Metal in vollstem Klanggewand. Das was man auf Platte bekommt, wird genauso live wiedergegeben und der Rest der Nullachtfuffzehn-Fans fragt sich: "Kommt das aus ihrem Mund?" Man spielt sich durch die bekannten Singles, wobei die Stimme und Saiten der Hitze und der dazugehörigen Anstrengung standhalten. Und ehe man sich versieht zeigt die Uhr 1:00, mitten in der Nacht. Die Band kommt so gut an, dass man zur Zugabe aufgefordert wird. Die Sängerin klopft auf ihren Brustkorb, 90 Minuten zwischen klarem und gutturalem Gesang belastet und dazu noch diese Hitze, die von den sich bewegenden Körpern vor der Bühne ausgeht. Das Publikum ist sicht- und hörbar begeistert. Das Outro von "King Of Everything" geleitet die Band wieder von der Bühne und jeder feiert sie, die Dame und die drei Jungs. Der eindeutige Gewinner des Abends, wenn man das als Wettstreit bezeichnen würde, ist die Metalband aus der Ukraine.

Aktuell sind die Ukrainer noch auf Tour, jeder der die Chance hat, sollte sich dies nicht entgehen lassen.

Jinjer @ Rock At Sage (13.04.17)
(Quelle: eigenes Bildmaterial)

Wo die Band weiterhin Wände einreißen wird, seht ihr hier:
15.04. - Easter Cross Festival - Oberndorf
16.04. - Alte Hackerei - Karlsruhe
18.04. - Rudeboy Club - Bielsko Biala (PL)
19.04. - U Bazila Club - Poznan (PL)
21.04. - Backstage - München
22.04. - Viper Room - Wien (AT)
28.04. - Werkk - Baden
29.04. - Les Prisons - Moudon (CH)
30.04. - Les Rats - Puget Sur Argens (F)
03.05. - Azkena - Bilbao (ES)
04.05. - Sala Lemon - Madrid (ES)
05.05. - La Burbuja - Castellón (ES)
06.05. - Razzmatazz - Barcelona (ES)
07.05. - 16 Toneladas - Valencia (ES)
09.05. - Gibus Live- Paris (F)
10.05. - Le Fridge - Bordeaux (F)
12.05. - Come Inn - Renchen
13.05. - Circus - Florenz (IT)
14.05. - Traffic Club - Rom (IT)
15.05. - Rock Town - Pordenone (IT)
17.05. - Freaked Studio - Reims (F)
18.05. - Der Kult - Nürnberg
19.05. - Channel Zero - Ljublijana (SVN)
20.05. - Cross Fest - Ceske Budejovice (CZ)
21.05. - M-Klub - Valašské Meziříčí (CZ)
27.05. - Rock Metal Camp Festival - Hilaire Les Places (F)

Donnerstag, 21. Juli 2016

Das 2. Napalm: Jinjer - King Of Everything

Was war die Aufregung groß, als hier das Video von Jinjers Words Of Wisdom über den Bildschirm flimmerte und aus den Boxen einfach nur ein brachial drückende Sound kam. Und das lang vor der Ankündigung, dass dieses Quartett aus der Ukraine das Album King Of Everything veröffentlichen würden. Natürlich sitzt man dann nach so einem Hammertrack auf heißen Kohlen und wartet sehnsüchtig auf ein Promoexemplar.

Mit Hammer und Federboa im Gepäck: Jinjer

Und dieses warten hat sich gelohnt, auch wenn man mit dem Album erstmal etwas warm werden musste. Auch wenn Words Of Wisdom ein derber Brecher ist, der dem Zuhörer schon gehörig zusetzt, so entwickelt sich das gesamte Kunstwerk nicht nur brachial. Die Frontfrau Tatiana Shmailyuk beherrscht nicht nur das extremste Belasten der Stimmbänder, sie kann auch singen. Dabei ist ihre Stimme nicht so "niedlich", wie die von Kitties Sängerin Morgan Lander, Tatianas stimme hat Soul, ist angenehm tief und wirft die Titel des Albums innerlich nochmals in zwei Lager auf, schafft eine Schizophrenie, die es zuletzt bei den Marmozets gab, auch wenn hier zwei unterschiedliche Musikstile aufeinander treffen. Das ukrainische Quartett schafft mit all ihren Instrumenten einen Querschnitt der Metal-Stile. Mal gibt es eine Prise Djentcore, dann wieder Metalcore, Nu-Metal... name it and you will find it. Der letzte Titel "Beggars Dance", haltet euch fest liebe Leser, ist sogar komplett Swing, keine Core, nix. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass der Text hier der gleiche ist, wie beim Prolog. Man schließt quasi Textlich den Kreis, auch wenn das letzte Stück etwas aus dem Rahmen fällt. Lustig ist es allemal, da hier Erinnerungen an S.C.I.E.N.C.E. von Incubus aufkommen.
Roman an der Gitarre und Eugene am Bass beherrschen alle aufgeführten Stile mehr als gut, können unglaublich schnell spielen, jeder Griff sitzt und macht einen fast wirr im Kopf. Das Schlagzeug beherrscht hier mehr Gangarten als ein Islandpony, das hilft die Vielfalt zusätzlich zu untermauern. Nur Doublebass kann jeder. Die Produktion der Platte ist mehr als gelungen, alles drückt fett voran, ruhigere Stellen lassen den Zuhörer denken, er wäre verdammt noch mal alleine im Universum. Aber was machen wir jetzt mit dem letzten Track? Nun, der ist ebenso gut produziert, er lässt Luft für die nächste Rutsche durch die 42-Minutenschleuder. Mit Sicherheit eines der Alben des Jahres.

Anspieltipps: 

Words Of Wisdom: Hier geht es um die Wurst. Man schlängelt sich von Hinten an um dann mit voller Wucht zuzuschlagen. Dieser Track weiß auf ganzer Länge zu tragen, man muss hier abgehen. Das Video hierzu mag zwar einfach gehalten sein, hinterlegt aber dennoch die Wucht, die Energie, die hinter diesem Track steht.

I Speak Astronomy: Auch wenn man am Anfang meinen mag, dass der Track ganz schön nach Nu-Metal klingt, so entwickelt sich das gesamte Konstrukt in eine völlig andere Richtung. Nicht nur die stimmliche Vielfalt und Kraft wird hier mehr als deutlich, hier findet man genau diesen Moment der inneren Einsamkeit im Universum, wie er oben weiter schon mal beschrieben wurde. Hat sogar Ohrwumrcharakter.

Pisces: Man fängt erstmal an zu kuscheln, ihr wisst schon. Man möchte entspannen, die Stimme wandert hypnotisierend wie Ka's Stimme in dein Ohr. Auf einmal wird dir in den Rücken getreten und Tatjana lässt ihren Dämon frei. Sehr viel Achterbahn für einen Titel, da man hier ständig wechselt, zwischen infernalem Losballern und einer ruhigen Kugel, die fast stehen bleibt, weil sie keiner anschiebt.

6/6 Punkten (Klatschen und Namentanzen ist hier nicht.)

Jinjer - King Of Everything
(Quelle: Presskit von Napalm Records)