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Donnerstag, 8. März 2018

2. Teil des Interviews mit Margrét Rán von Vök

Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, was Margrét Rán über ihre Band Vök denkt, was sie von Island hält und was ihr Lieblingsbuch ist, solltet ihr unbedingt den ersten Teil des Interviews lesen. Außerdem erhaltet ihr hier die Referenz zu den Gilmore Girls.

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Was vermisst du am meisten, wenn du auf Tour bist? 

M: Ich vermisse mein Stammcafé. Das ist in meiner Heimatstadt Hafnarfjörður, wo ich dann normalerweise jeden Tag bin. Das fehlt mir gerade.

Kennst die Luke's Diner von den Gilmore Girls? 

M: Nein, aber ich vermisse das Café und natürlich meine Familie und meine Freunde. Und mir fehlt mein Bett.

Ist das Leben in Island nicht sehr teuer? 

M: Es ist sogar sehr teuer, wenn man dort einkaufen geht. Als wir nach Europa gekommen sind, haben wir nur gelacht als wir die Preise hier gesehen haben. In Island kann man nicht wirklich viel anbauen, dennoch gibt es einiges an Gemüse, was dort wächst.

Bei Vök ist jeder ein Tischtennismeister
(Quelle: Presskit von Nettwerk)

Was war das schrägste oder schlimmste, was bisher auf Tour passiert ist? 

M: Lass mich mal überlegen. Ich wurde krank und habe einfach zwanzig Stunden am Stück geschlafen. Ich konnte meine Augen einfach nicht mehr offen halten und hatte keine Energie mehr um weiterzumachen. Ich hab dann also diese zwanzig Stunden geschlafen, das war großartig. Das lustigste Erlebnis hatte ich in Italien. Wir haben eine kleine Tischtennismeisterschaft in einem unserer Hotelzimmer veranstaltet, geschlagene drei Stunden lang.

Habt ihr irgendwelche Regeln wenn ihr auf Tour seid? Wie: Kein Bier im Van oder Fahrer darf am Abend keinen Alkohol trinken? 

M: Wir halten gerne alles professionell. Es mag für einige sicher normal sein, ein oder zwei alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, aber es ist wie Arbeit. Also trinken wir keinen Alkohol und nehmen keine Drogen.

Also kein Rock'n'Roll Lebensstil im Van? 

M: Manchmal veranstalten wir sowas wie die Tischtennismeisterschaft. Man muss sich ja auch mal entspannen können. Man kann nicht einfach die ganze Zeit funktionieren, wenn man einen Monat auf Tour geht. Auf dieser Tour gibt es vier Tage frei und da können wir nicht die ganze Zeit betrunken sein. Das funktioniert zumindest nicht für mich und meine Bandmitglieder.

Ist Alkohol bei euch auch so teuer, wie in all den anderen skandinavischen Ländern?

M: Es ist teuer, vor allem wenn du in eine Bar gehst und ein Bier vom Fass nimmst. Da sind dann mal eben umgerechnet zehn Euro weg. Wir haben zwar auch Happy Hours, dennoch ist das ganze ziemlich kostspielig.

Was denkst du aktuell über die Musikindustrie? 

M: Es ist schwer, aber da muss man eben durch um zu überleben und dabei zu sein. Ich hatte ja vor dem hier keine Ahnung, wie es sein würde. Ich zeige unseren Fans gerne, was wir machen und das ganze drumherum. Und ich denke, dass das alles von den sozialen Medien zusammengehalten wird.

Was steckte hinter der Idee, eure beiden EP's Tension und Circles auf Soundloud zu laden. Es ist ziemlich einfach diese EP's den ganzen Tag zu streamen, ohne das einem dabei langweilig wird. 

M: Ich habe absolut keine Ahnung. Natürlich benutzen wir Soundlcoud und das alles ist kostenlos. Aktuell wollen wir eher zu Spotify, damals war Soundcloud der heiße Scheiß, als wir unsere erste EP veröffentlicht haben.

Also ist der heiße Scheiß gerade Spotify? 

M: Japp.

Wirklich? 

M: Japp. 

Ich hab in einem Interview von einer Band erfahren, dass aus dieser Plattform direkt ein neues Genre resultierte: Spotify-Musik. Denn man muss den Zuhörer innerhalb der ersten dreißig Sekunden einfangen. 

M: Ich denke, dass das zur Zeit der einzige Weg ist, bezahlt zu werden. Natürlich wird man auf Bandcamp und ähnlichen Seiten auch bezahlt, das meiste kommt dennoch von Spotify.

Verändert das deine Herangehensweise, neue Musik zu schreiben und zu spielen? Oder denkst du eher, dass du dieser Formel nicht folgen musst und dein eigenes Ding durchziehen kannst? 

M: Natürlich will man, dass die Leute dein Zeug hören, wenn du aber so an das Schreiben und Spielen herangehst, verlierst du deine Daseinsberechtigung. Du willst deine eigene Marke setzen und alles nach deinem eigenen Gusto machen. Ich bin nie so herangegangen: 'Ich muss das noch interessanter machen:'

Und das Plattenlabel hat nicht dagegen?

M: Nein, nicht wirklich. Ich hatte Glück mit ihnen [Record Records und Nettwerk], sie sind eine richtig gute Gemeinschaft und ich merke, dass sie uns bei allem sehr gut unterstützen. Es sind gute Menschen und das merke ich auch. Da habe ich schon andere, schlimmere Geschichten von Bands gehört, die bei einem Plattenlabel unterschrieben haben.

Ich danke dir dafür, dass du dir die Zeit genommen hast. 

Am Ende jedes Interviews stelle ich noch ein paar einfache Fragen, um auch die Stimmung etwas aufzuheitern. 

Magst du eher Katzen oder eher Hunde. 

M: Katzen, definitiv Katzen.

Was ist dein Lieblingsgericht? 

M: Lachs.

Nur Lachs? 

M: Nein, mit gekochtem Gemüse.

Sehr gesund. Ich denke mal, dein Lieblingsgetränk ist Kaffee? 

M: Ja, ich liebe guten Kaffee.

Was ist dein Lieblingsalbum oder deine Lieblingsplaylist? 

M: Ich denke Portishead mit Dummy.

Was ist dein Lieblingssong? 

M: Der erste, der mir einfällt ist Teardrop von Massive Attack.

Gut, dann danke ich dir für deine Zeit. 

M: Ich danke dir.

2nd part of the interview with Margrét Ran from Vök

If you would like to know what Margrét thinks about Vök, Iceland and what her favorit book is than you may read the first part of the interview. And by the way, in this part you will get the reference to the Gilmore Girls. 

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What do miss most when you are on tour?

M: I miss my coffee place. There is a coffee place in my home town Hafnarfjörður where I usually go to every day. And I miss it.

Do you know Luke's Diner from the Gilmore Girls

M: No. But, I miss the coffee, I miss of course my friends and family and I miss my bed. 

Isn't it expensive to live in Iceland? 

M: It is very expensive when you go out and buy some stuff. When we go to Europe we are just laughing about the prices. Because there isn't growing much in Iceland but we have a couple of vegetables.

Ping Pong champions all the way: Vök
(Source: Nettwerk's presskit)

What was the weirdest or worst thing that happened on tour yet? 

M: Let me think. The worst thing is that I got sick on tour and I slept 20 hours on that day. I couldn't keep my eyes open and I had no fuel left to go on further. So I slept for 20 hours and that was amazing. And the funniest thing was in Italy. We had a little Ping Pong championship for 3 hours in a little hotel room and it was amazing.

Do you have any rules when you are on tour? Like no beer bottles in the van or the driver is not allowed to drink at all. 

M: We like to keep things professional. It's okay for people to get one or two drinks, but it is like work. So we don't drink or do drugs.

So no rock'n'roll lifestyle in the van? 

M: We sometimes do things like the Ping Pong party. I mean, you have to have a little bit of fun. You can't function the whole time if you are on a month tour. On this tour we have four days of. We can't be drinking all the time that doesn't work, at least not for me and my other bandmates.

Is alcohol also expensive like in any other Scandinavian country? 

M: It is expensive especially in bars when you buy it on tap, it is like ten euros. But we do have some happy hours, but it is still expensive.

What do you think about the music industry today? 

M: It's hard and tough game, but you have go through it to survive or to be able to be in it. I had no idea that it was like it is. I love to show our fans what we're doing and everything and I think that social media is taking hold of everything.

 What was the idea behind putting your first two EP's Tension and Circles on Soundcloud? It is easy to stream these EP's the whole day and not being bored. 

M: I don't know. Of course we use Soundcloud and everything is there for free. We want to use Spotify right now, but back then Soundcloud was the hot thing when we first put out our EP.

So the hot thing right now is Spotify? 

M: Yes.

Really?

M: Yes.

I've talked to a band and they've told me that this platform has created a whole new genre called “Spotify-Music”. Because to catch the listener during the first thirty seconds. 

M: But I mean, that's the only way to get paid. I mean you can get paid on Bandcamp and stuff like that but the most comes from Spotify.

Does this change your style of writing and creating new music? Or do you think that you don't have to follow this formula and do your own thing? 

M: Of course you want people to listen to your stuff, but if your writing is like this you're losing what your purpose is. You want to have your own creative music style and own ways. I haven't been writing like that: 'I have to make it more interesting right now.'

And the record label is okay with that? 

M: Yes, kind of. I am really happy about them [Record Records and Nettwerk], there are a really good community and it feels like they are supporting us very good and they are good people and I can feel that. I've heard many harsh stories from people signing to a label. 

So thank you for your time and as usual, I would like to ask you some easy questions to cheer up the mood a little bit.

 Are you more a cat or a dog person? 

M: Cat. Definitely cat.

What is your favourite dish? 

M: I love salmon.

Just pure salmon? 

M: No, with boiled vegetables.

Very healthy. I guess your favourite drink is coffee? 

M: Yes love good coffee.

What is your favourite album or playlist? 

M: I guess Portishead Dummy.

What is your favourite song of all time? 

M: The first that comes into my mind is Teardrop by Massive Attack.

Thank you very much your time. 

M: Thank you.

Dienstag, 6. März 2018

1. Teil des Interviews mit Margrét Rán von Vök

Bereits auf dem Weg nach Berlin wurde ich angerufen, dass die Band sich 20 Minuten verspäten würde. Final waren es 30, aber das lag am Verkehr der Stadt. Zuerst haben Margrét und ich darüber gesprochen, wie ich auf diese Band gestoßen bin (es war ein Werbevideo von 66° North) und ich fragte sie, was ihr Lieblingsgetränk und ihr Lieblingssänger ist. Und nein, Margrét kennt die Gilmore Girls nicht.

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Magst du dich vielleicht vorstellen?

Margrét: Mein Name ist Margrét Rán und ich bin die Sängerin der Band Vök aus Island. Ich spiele auch ein paar Instrumente, aber das werde ich nicht ausbreiten... oh und ich bin mit der Lead-Sänger. Ich spiele das Keyboard, den Bass und die Gitarre.

Was bedeutet dir Vök, der Name der Band oder das Projekt?

M:
Was es mir bedeutet? Interessante Frage. Natürlich bedeutet die Band mir sehr viel, sie ist eine Familie für mich. Das Projekt läuft nun schon fünf Jahre und es wächst seit dem stetig. Es ist wie Arbeit aber auch ein Baby.

Was inspiriert dich neue Musik und Texte zu schreiben?

M: Auf Tour sein inspiriert mich sehr. Ich bekomme da viele Ideen und ich glaube auch, wenn wir zuhause sind. Wir haben ziemlich mieses Wetter in Island und das kann manchmal sehr inspirierend sein. Und das auf eine komische Art und Weise.

Wirklich? Wenn man sich Dokus über Island anschaut, sieht man nur gutes Wetter, vielleicht etwas Schnee, vielleicht ist es auch kalt, aber es gibt überall glückliche Menschen.

M: Oh Gott, wie haben ohne Ende schlechtes Wetter. Man muss den Wettergott förmlich anbeten um etwas Sonne abzubekommen. Es kann aber auch schön sein und kalt und verschneit, aber der Wind ist das Schlimmste an Island. Urlaub machst du in Island am besten im Sommer.

V.l.n.r.: Einar, Margrét und Andri
(Quelle: Presskit von Nettwerk)

Sind das eigentlich primär deine Ideen hinter den Liedern und Texten oder gibt das eher einen regen Austausch zwischen dir und deinem Saxofonspieler Andri?

M: Manchmal tauschen wir Ideen aus, aber primär sind es meine Ideen. Ich fange einen Beat an oder eine Melodie und bringe das dann mit ins Studio.

Wird es dieses Jahr noch ein neues Album geben?

M: Definitiv. Wir suchen gerade nach dem richtigen Sound und dem richtigen Produzenten. Wir suchen nach dem Sound, den wir gerade spielen und wollen, denn Entwicklung ist gut für uns. Wir wollen den nächsten Schritt wagen und nicht im selben Soundgewand hängen bleiben. Für mich ist das sehr wichtig.

Wird es dann immer noch den warmen Klang der ersten EP's und des Albums geben?

M: Ja natürlich. Die neuen Klänge sind sogar noch wärmer.

Unterscheidet sich die isländische Musikszene von der in Europa?

M: Ich glaube, dass sie kleiner ist, weil auch die Gemeinschaft kleiner ist. Wir sind 300.000 Leute auf einer kleinen Insel und jeder kennt jeden. Vielleicht ist es hier in Deutschland oder sogar Europa viel härter.

Also kennst du sogar die Mitglieder von Sólstafir?

M:
Nun, ich kenne sie nicht direkt, ich habe mit ihnen aber schon geredet.

Was machst du, wenn du nicht gerade auf Tour bist oder an neuer Musik schreibst? Hast du einen Job?

M: Ich arbeite für die Firma Össur. Wir stellen Prothesen her und das gefällt mir. Und wenn ich gerade nicht an neuer Musik sitze, fahre ich gerne Ski, mache Sport oder lese Bücher.

Was ist dein Lieblingsgenre?

M:
Ich liebe Selbsthilfebücher. Eines meiner Lieblingsbücher ist Die subtile Kunst, des Daraufscheißens. Ich liebe es einfach.

Könnte auch ein Buch von Corey Taylor sein. Was für Musik hörst du oder hast überhaupt Zeit dazu?

M: Ich höre mir wirklich alles an. Aber wenn ich gerade nicht in der Stimmung bin, inspiriert zu werden und einfach nur genießen will, höre ich Billy Holliday und kubanische Musik, das beruhigt mich sehr. Ich habe eine riesige Playlist, die ich dann anschmeiße. Sonst höre ich noch Portishead, Massive Attack und anderes Zeug aus den Neunzigern.

Hörst du dir Musik mittlerweile anders an als in der Zeit vor Vök? Hast du eine andere Blickweise darauf?

M:
Ich analysiere höllisch viel, wenn ich auf Konzerte gehe und selbst wenn ich daheim Musik höre. Aber deswegen höre ich in den eigenen vier Wänden auch gerne Musik aus den 30er und 40er Jahren. Das analysiere ich gar nicht sondern genieße es einfach. Vielleicht liegt es daran, dass ich gar nicht diese Art von Musik mache.

Warum nicht? Vielleicht als Projekt nebenher?

M: Ja, vielleicht. Es ist wirklich gut sagen zu können: 'Oh, diese Snare klingt echt gut.'

Es war schwer in den 30er und 40er Jahren Musik aufzunehmen. Aber es klingt alles herzerwärmend und manchmal klingt es wie Weihnachten.

M: Genau.

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Im zweiten Teil des Interviews erzählt mir Margrét ein paar Geschichten aus ihrem Touralltag und was sie am meisten vermisst.

1st part of the interview with Margrét Ran from Vök


First of all, I was called during my way to Berlin. The band would be 20 minutes late. All in all it was 30 minutes because of the traffic in the city. At first we spoke about how I've discovered the band (it was a commercial video for thebrand 66° North) and what the favourite beverage of the singer is. And no, Margrét doesn't the Gilmore Girls.


Could you please introduce yourself?

Margrét: My name is Margrét Rán and I'm the singer from Vök from Iceland. I play a couple of instruments but I'm not gonna mention... oh, and I am the lead singer. I do the keyboard, the bass and the guitar.

What does Vök, the name of the band or the project mean to you?

M:
Mean to me? That's an interesting question. First of all it means a lot to me. It's kind a kind of a family to me. It is a five year old project and it has been growing for five years. It is a sort of a business and a baby.

What inspires you to write new music and lyrics?

M:
It really inspires me when we are on the road. I get lots of creative ideas there and I guess when we are at home. We have major depressing weather and that can be sometimes madly inspiring. In a weird way.

Really? When I see a documentation about Iceland, there is always good weather, maybe some snow, maybe it's cold, but there are always happy people.

M: Oh god, we have loads of bad weather. You have to pray to the weather god to have sun. It can be really beautiful and cold and snowy, but the wind is the worst part about Iceland. For vacation it is better to come in the summer time.

F.r.t.l.: Einar, Margrét and Andri
(Source: Nettwerk's presskit)

So there are your ideas on the songs and lyrics or do bounce your ideas of with your saxophone player Andri?

M: Sometimes we bounce ideas of. But usually it is me and my ideas. I start with a beat and a melody and I take that to the studio.

Will there be new record this year?

M: Yes definitely. We're trying to find the right sound and producer. We're looking for the sound we want to make now because it is good for us to evolve, to make the next step and not just get stuck in one sound scape. That is very important to me.

Will there still be the warm sound from your first EP's and the record?

M:
Yes, of course. The new sounds are actually warmer.

Is the Icelandic music scene different from the European one?

M: I think the main part is smaller because of the small community. We are 300,000 people living on a small island and everybody knows each other. And maybe it's harder here in Germany or even Europe.

So you know all the band members of Sólstafir?

M:
Well, I don't know them, but I've talked to them.

What are you doing when you're not travelling or writing music? Do you have a day job?

M:
I actually work at company called Össur. We're making prosthetics and I find it quiet exiting. When I'm not writing or working I like to ski, I exercise, I read books.

What is your favourite genre?

M:
I''m all into self care books. I really love The subtle art of not giving a fuck. I like it. 

Could be a book from Corey Taylor. What kind of music are you listening to? Or is there no time for listening to some music?

M:
I literally listen to everything. But when I don't want to be inspired and enjoy it, I listen to Billy Holiday and Cuban Music, because this is really calming to me. I have long playlist that I put on. Otherwise I like to listen to Portishead and Massive Attack and all that stuff from the 90's.

Do you have a different point view of into music at this moment referring to the time before Vök? Do you listen in a different way to music?

M: I analyse a lot like when I go to a concert and even when I am listening to music at home. But that's why I like listening to 30's and 40's music, I don't analyse that. I just enjoy it. I don't analyse it because I'm not making this kind of music.

Why not? Maybe as a side project?

M: Yes, maybe. It is really good to be like: 'Oh, this snare sounds amazing.

It was hard to record music back in the 30's and 40's. But it is heart warming and sometimes it sounds like Christmas.

M: Exactly.

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In the second part Margrét and I will talk about touring and what she misses the most.

Donnerstag, 4. Januar 2018

Teil 3 des Interviews mit Kid Dad vom 12.12.2017

Im letzten Teil frage ich, wie immer eigentlich, ein paar einfache Dinge, der Stimmung halber. Dennoch wurde es tiefgründiger. Im Vorherigen Teil ging es schon tiefgründig her, als wir über die Musikindustrie, Spotify und qualmende CD-Player gesprochen. Wer mehr erfahren möchte, muss einfach nur hier klicken.

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Am Ende jedes Interviews frage ich immer ein paar Randomsachen, um die Stimmung etwas zu lockern. Was war bisher euer kuriosestes Tourerlebnis? Sowas, woran ihr euch noch in fünfzehn Jahre erinnern werdet.

Max: Auf unserer ersten Tour waren wir mit einem PKW und einem Anhänger unterwegs. Der PKW durfte mit dem Anhänger nur 80km/h fahren.

Marius: Der PKW ist in diesem Gespann aber 130 gefahren.

Max: Wir sind auf jeden Fall durch Bayern gefahren und da war vor uns ein Auto mit dem Hinweis, dass wir ihm doch folgen sollen... leider nicht auf Instagram. Da gab es dann 230€ Strafe plus Punkte und einem Monat Fahrverbot.

Marius: Das ist unser erstes Tourjahr, deswegen haben wir wahrscheinlich auch noch nicht so viel zu erzählen.

Martin: Wir waren schon viel auf Tour, aber abgesehen, dass wir ab und an ein bisschen zu spät kommen, ist noch nicht so viel schief gegangen.

Immer drei gegen einen, egal wie. Kid Dad aus Paderborn.

Also ist auf dem Weg hier her alles gut gegangen und seid rechtzeitig angekommen?

Alle unisono: Viel zu früh.

Mögt ihr eher Katzen oder Hunde?

Marius, Martin und Michael: Hunde

Max: Katzen.

Martin: Max, du bist raus. Aber das ist meistens so, dass das Verhältnis bei drei zu eins liegt.

Marius: Das stimmt, dass ist das Kurioseste bei uns in der Band.

Martin: Das ist immer so. Egal worum es geht, einer hat immer eine andere Meinung als die anderen drei.

Okay. Singt ihr unter der Dusche?

Alle außer Michael: Ja

Und was gibt es dann zu hören? Arien oder von allem etwas?

Martin: In der Regel, das was ich beim Duschen höre. Wenn ich irgendwie Musik an habe, dann singe ich da mit.

Marius (singt): Rain drops are falling on my head.

Max: Ich habe letztens YMCA unter der Dusche gesungen.

Marius beginnt zu singen und alle stimmen ein: And shower to the left, and shower to the right, and don't forget the willy.

Dry the willy to the beat.

Welches Relikt der Vergangenheit hättet ihr gerne miterlebt?

Michael: Michael Jackson

Marius: Die Besiedlung Amerikas.

Das ist schon ganz schön weit weg.

Marius: Ja danke. Oder den letzten Ausbruch des Yellowstone. Auf jeden Fall die Besiedlung Amerikas, weil es mich unheimlich interessiert, wer zuerst da war. Vor allem auch, wie die da hin gekommen sind.

Martin: Ich hätte gerne in einer Blase, in der mir nicht passieren kann, Deutschland zur Zeit des zweitens Weltkriegs miterlebt.

Warum jetzt gerade diese Zeit?

Martin: Weil ich es sehr interessant finde. Diese Zeit und den ganzen Nazischeiß, das finde ich recht interessant. Du willst halt in dieser Zeit nicht gelebt haben, aber es ist wirklich interessant, wenn Leute, die in dieser Zeit gelebt haben, davon erzählen.

Marius: Oder die Zeit, wo das Feuer erfunden wurde. Das erste Feuer, vom Menschen.

Max: Bei mir wäre es 1989, der Fall der Mauer. Was muss das für eine geile Stimmung für die Leute aus dem Osten gewesen sein?

Ich habe es so erlebt: Meine Mutter hat mir einen Pullover angezogen, es lag kein Schnee, dennoch starteten Silvesterraketen in den Himmel.

Marius: Du warst am Start?

Ich war fünf Jahre alt.

Max: Ich stelle es mir geil vor. Wenn du jahrelang von oben gesagt bekommst, dass das der Klassenfeind ist und du von dem ja nichts kaufen sollst und deine Freunde sagen, dass das der geilste Shit auf der anderen Seite ist. Und dann geht auf einmal dieses Tor auf und du kannst rüber ohne, dass dich jemand abknallt. Das hätte ich gerne mitbekommen, so wie auch die Massenproteste, wo die die Mauer einreißen.

Martin: Ich wäre gern dabei gewesen, als „Mans Not Hot“  produziert wurde.

Wer?

Michael: Das ist ein virales Video von Big Shaq.

Marius: Der singt immer komisch.

Michael: Ich hab den Rap geübt, deswegen kann ich ihn mittlerweile.

Und was ist dein Relikt, was du gerne mitbekommen hättest?

Marius: Ich glaube, ich hätte gerne irgendeine Tour von Michael Jackson mitbekommen.

Na dann danke ich euch für eure Zeit und freue mich auf euren Auftritt. 

Samstag, 23. Dezember 2017

Teil 1 des Interviews mit Kid Dad vom 12.12.2017

Als ich bereits im Oktober davon gelesen habe, dass Razz nach Cottbus kommen würden, war ich völlig aus dem Häuschen. Weil es eine relativ bekannte, gute Band ist und die kommt mal eben in die Stadt, in der ich Wohne. Also fragte ich bei Fleet Union wegen eines Interviewtermins an. Die wiesen mich darauf hin, dass sie nicht für die Interviewvergaben von Razz verantwortlich sind, mir jedoch ein Interview mit der Vorband Kid Dad anbieten können. Da diese Band erst ein paar Tage zuvor einen Hype durch Visions erfahren hatte, zögerte ich nicht lange und sagte zu.

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Frage Nummer eins: Kid Dad. Wo kommt der Name her und warum dieses Konträre, da Kid und Dad zwei Generationen sind?

Marius: Der ursprüngliche Gedanke war, dass Menschen gewisse Charakterzüge eher Erwachsenen zuweisen und andere Charakterzüge eher Kindern. So wie man zu Kindern sagt: „Du kannst das noch nicht.“ Oder „Du darfst das noch nicht, weil du noch nicht erwachsen bist.“ Und zu Erwachsenen sagt man: „Du darfst dich nicht so verhalten, du bist kein Kind mehr!“ Und wir wollten dieses Spalten zwischen Kind und Erwachsenem aufheben. Das war der ursprüngliche Gedanke. Mittlerweile steht der Name eigentlich nicht mehr für ein bestimmtes Programm. Wir haben ihn halt, haben ihn lieben gelernt und stehen dazu. Wir haben jetzt damit keine bestimmte Message. Für uns klang es im ersten Moment cool und deswegen haben wir das so gelassen.

Und wer ist genau Kid Dad?

Max: Max, ein Name mit „M“. Ich spiele Bass und bin als letztes dazugekommen. Das war im Mai 2016. Martin hatte mich irgendwann mal angerufen, hatte vorher schon mit ihm studiert und ihm erzählt, dass ich Bass spiele. Dann ist ihm irgendwann der Bassist abgesprungen. Er hatte mich an einem Samstagnachmittag angerufen und mich gefragt ob ich vorbeikommen will. Hab gemeint: „Jo.“ Hab mich dann geduscht, ganz wichtig. Dann hab ich mich in den Zug von Bielefeld nach Paderborn gesetzt und bin eineinhalb Stunden durch die Gegend gegurkt. Hab da zwei Songs ein bisschen gelernt. Am Tag danach, bin ich nochmal hin und ab da war ich irgendwie schon dabei.

Und du bist?

Marius: Ich bin Marius, ich bin der Sänger und spiele Gitarre und habe die Band im Prinzip mit Michi und Martin gegründet.

Michael: Ich bin Michi, Michael. Den Marius habe ich im Studium kennengelernt und spiele in der Band Schlagzeug. Er hatte damals einen Drummer gesucht, 3 oder 4 Monate, bevor Max dazukam, war ich bei einer Probe dabei und hab mir das ganze mal angehört. Ich hatte auch nichts besseres vor. Da ich zu dieser Zeit auch nichts besseres vor hatte und die Jungs schon zu der Zeit cool drauf waren, haben wir uns gesagt, dass wir Musik machen müssen und haben angefangen Songs zu schreiben. Und da entstand schon der Plan, dass wir etwas aufnehmen wollen.

Martin: Tja, was soll ich erzählen. Ich hab mit dem Marius schon 2011 Musik gemacht. Das war aber nicht so gut. Deswegen haben wir dann diese Band gegründet, weil wir eben dachten, dass es besser wäre.

Die Band mit den vier "M": Michael (d), Martin (g,v), Marius (g,v) und Max (b)
(Quelle: Pressefoto der Band)

Aber wenn ich das richtig mitbekommen habe, werdet ihr gerade richtig gehypt. Die Visions  schreibt sogar über euch, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

Martin: Ja und das ist besser als damals.

Marius: Wir gehen das jetzt auch ernsthafter an.

Als Heimatort habt ihr Paderborn auf Facebook angegeben. Was macht man in Paderborn, wenn man nicht gerade Musik macht?

Max: Studieren.

Marius: Studieren oder Christ sein.

Ach ist das der „Bible Belt“ von Nordrhein Westfalen.

Marius: Paderborn ist das reichste Erzbistum in Europa.

Michael: Gefühlt, gehört jedes zweite Gebäude in Paderborn der Kirche. Ich bin aus Stuttgart zum Studieren nach Paderborn gezogen. Wir alle studieren aktuell Populäre Musik und Medien und diesen Studiengang gibt es nur dort.

Das heißt, mit Paderborn verbindet ihr eher den klassischen Katholizismus?

Marius: Ja, da ist alles ziemlich konservativ. Es gibt eine kleine Hardcoreszene, aber sonst gibt musikalisch nicht wirklich viel. Es gibt einen Club, in dem mal Itchy aufgetreten sind, aber das war's auch. Ganz früher haben mal BadReligion in einer Bar gespielt aber das ist auch schon eine Weile her. Ansonsten haben wir keine große Szene in Paderborn und deswegen versuchen wir es über die Stadtgrenzen hinaus.

Wenn ihr studiert, seid ihr alle über 18. Ihr wirkt noch relativ jung.

Maruis: Danke, wir sind so um 21, 22 Jahre alt. Da kannst du noch gar nicht wissen, was du willst.

Im Promo-Text über euch geht es primär darum, dass ihr über Depressionen redet, schreibt, singt und auch mit eurer Single verbildert. Ist das generell eure Grundstimmung, gibt es persönliche Bezüge oder sind das Sachen, die ihr von Extern aufnehmt?

Marius: Eigentlich wird sich in der Masse schon, in der Gesellschaft wird sich schon um Depressionskranke gekümmert. Bei uns dreht es sich nicht nur um Depressionen sondern um Gefühlsregungen aller Art. Wir drücken durch unsere Musik sehr gut aus, was wir fühlen. Da ist mal was schlechtes und mal was gutes dabei. Dementsprechend sind die Songs auch ganz verschieden, es geht um innere Probleme, an die man sich nicht ran traut, über ganz normale Themen wie Sex oder Drogen. Wir sind jetzt nicht so die Rock'n'Roll Band, wo sich jeder vor der Show nochmal eine Line zieht. Bei uns geht es viel mehr um Gefühle. Wir singen zwar viel über Drogen, dass heißt aber nicht, dass wir Drogen verherrlichen oder zwingend Drogen nehmen. Manche Gefühlslagen lasse sich nicht anders beschreiben, da steht der Vergleich mit Drogen eher im Raum. Man kann sich so extrem fühlen ohne Drogen zu nehmen und das wird in den Texten leider häufig missverstanden. Prinzipiell geht es da um unsere Gefühle.

Wenn man sich eure Singles anhört, spielt ihr ja primär Rock und Grunge. Eure Inspirationsquellen sind, laut Facebook , Oasis und Nirvana? Warum so ein altes, betagtes Genre? Warum seid ihr nicht auf den Hypetrain um Metalcore aufgesprungen?

Max: Das ist die Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Unsere Eltern haben das schon gehört, wir halt auch. Musikalisch wurden noch nicht in der Zeit groß, wo du kurz auf Spotify warst und einmal durch die Bibliothek gescrollt hast. Wir konnten nur aus dem CD-Regal was aussuchen und dann hast du das genommen was da war. Und das, was dir am meisten gefallen hat, ist hängen geblieben. Alleine durch die Beschäftigung mit der Musik und seit dem wir das ernst nehmen, hören wir auch mehr und auch andere Musik. Das geht dann von Radiohead über …

Marius: ...Rage Against The Machine, Beatles, Mozart. Wir sind jetzt nicht so in einer Musikrichtung festgefahren, die wir spielen.

Max: Das was wir spielen, ist das, womit wir aufgewachsen sind. Uns ist es auch nicht wichtig, irgendein Hype-Genre aufzugreifen und zu sagen, dass wir das jetzt machen um damit Geld zu verdienen. Wir wollten was machen, womit uns auch selber wohlfühlen und denken, dass das cool ist. Wir sehen da auch Entwicklungsmöglichkeiten und können etwas damit anfange.

Marius: Wir wollen auch was eigenes kreieren, nicht einfach nur Garage-Rock. Wir wollen uns da nicht einschränken. Wir finden es super, dass wir zu keiner anderen Band perfekt als Support passen. Wir sind fast immer das Kontrastprogramm und versuchen eine eigene Marke zu schaffen und das ist viel persönlicher und langfristig macht das glücklicher. Vor allem wenn man sich nicht direkt für eine Schiene entscheidet. Das ist zum Beispiel sehr Roughness von Rage Against The Machine, Nirvana. Beim Songwriting inspiriert mich Radiohead sehr stark, weil die sich einfach keine Grenzen und Regeln setzen und selber weiterentwickeln ohne Ende und trotzdem noch sehr viel mit Dynamik spielen und sich in keine Schublade stecken lassen.

Martin: Irgendwie jeder hat sein Lieblingsgenre und dadurch werden die Songs, die wie erarbeiten, von verschiedenen Richtungen beeinflusst.

Also könntet ihr einfach eine Platte auf dem Markt bringen, wie das aktuelle Albumvon LIRR.?

Martin: Ungefähr. Es vielleicht nicht so krass, wie bei LIRR.

Marius: Das ist auch viel spannender, als wenn sich jeder Song aus drei Akkorden bildet und irgendwie die gleiche Dynamik und das gleiche Tempo hat. Das ganze Laut-Leise und diese ganzen Extreme, das reizt uns. Im Set gibt es auch Passagen, wo ganz ganz Leise auf ganz ganz Laut folgt und das sind auch ganz genau unsere Stärken.

Also das was aus den 90ern kommt.

Marius: Da achten wir gar nicht darauf, das wir klingen wollen, wie irgendjemand anderes. Wir machen das, was wir wollen und gucken drauf, was dabei rum kommt. Laut-Leise-Laut-Leise gab es bereits im Barock.

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Im zweiten Teil erfahrt ihr dann mehr über die Sicht der Band auf die Musikindustrie und Spotify.

Samstag, 2. September 2017

Die 25. Fleet Union: LIRR. - God's On Our Side; Welcome To The Jungle

Vielleicht erinnert sich noch jemand an LIRR., die wir hier im März 2016 hatten? Seit dem hat sich einiges getan. Man hat jemand mit ins Boot (an die Gitarre und das Mikrofon) geholt und war fleißig was das Aufnehmen von Titeln angeht.

Denn was auf Ihrer ersten EP noch sehr viel Emo war, ist nun einem großen Blumenstrauß gewichen, voller Genres, die man wohl gerne hört. Man bindet auf zehn Titeln, verteilt auf 28 Minuten alles gut zusammen, ohne das etwas negativ auffällt oder gewollt und gestreckt wirkt. Ob das am fünften Mann im Bunde liegt? Hier trifft Gitarrengewitter und wildes Geschrei auf Beats, Loops, Synthies und Trompeten. Richtig gelesen, in "Sour Pt. 2" gibt es ein Blechblasinstrument zu hören, wer es gefunden hat, darf es für sich behalten. Die aufgeführte Diversität trägt einem auch alte Bekannte vor das Trommelfell, die vor fast zwanzig Jahren Genregrenzen durchbrochen und neu gesetzt haben. Incubus zum Beispiel: Wer bei "MTV" nicht an Are You In von der Band aus Kalifornien denken muss, hat wohl unter einem Stein gelebt oder hört noch immer eine der regionalen Radiostationen aus Deutschland. Der Text hierzu ist jedoch leicht deprimierend, da es um den ganzen Blödsinn geht, der in Funk, Fernsehen und Kino kommt, vom Internet ganz zu schweigen.

 Die 2000er Version von hed (p.e.) geben akustisch ebenso ein Gastspiel, denn das Intro von "Chicago Pt. 1" erinnert stark an das Outro von Bartender und bleibt auch auf der gesamten Länge noch entspannt. Emo kann man aber immer noch, man trägt den Sound in "Down" und This House Is Clean, Baby nur eben in die Jetztzeit und stellt sich fett auf.

Das lässt sich über gesamte Album schreiben, auch wenn es leider recht kurz geraten ist. Fin Wiese von der Tonpension und der Leipziger Magnus Wichmann haben alles richtig gemacht und die Ambitionen und die Ideen des Quintetts aus dem hohen Norden perfekt eingefangen. Gute Momente auf God's On Our Side; Welcome To The Jungle gibt es zu Genüge, zum Beispiel in "Jungle Pt. 2" ab der Mitte, wo man sich aufgrund des Bass- und Gitarrendrückens den Nacken stark überstrapaziert oder das elektrische Bassgewitter auf dem Ende von "Chicago Pt. 1", was völlig unangekündigt durch die Türe stürmt und den Zuhörer mit der Frage "Passt das?" schmunzeln lässt. Zum Ende werdet ihr dann von sirenenartigen Gitarren hinausgetragen, aus dem Album. Ab dem 08.09. wird euch der Langspieler durch die Tore des Grand Hotel van Cleef gereicht.

Anspieltipps: Jungle Pt. 2,  Chicago Pt. 1,  This House Is Clean, Baby

6/6 Punkten (Was macht dieser ominöse, goldene Puma hier?)

LIRR. - God's On Our Side;
 Welcome To The Jungle
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Wer sich im Dschungel mit Band verlieren will, kann dies auch live machen:

08.09. - Flensburg, Volksbad
04.10. - Hamburg, Kleiner Donner
05.10. - Leipzig, 4rooms
06.10. - Freiburg, White Rabbit
08.10. - Münster, Baracke
11.10. - Köln, Tsunami
12.10. - Berlin, Badehaus
13.10. - Jena, Baracke
14.10. - Darmstadt, Oettinger Villa

Samstag, 15. April 2017

Konzertbericht: Jinjer + Nullachtfuffzehn (13.04.17 Sage Club, Berlin)

Eine Geschichte in drei Akten. So könnte man diesen Abend im Sage Club bezeichnen. Wo fängt man hier an? Der Einlass war wohl später als gewohnt, aber das war noch zu verkraften. Aber denkt jetzt nicht, dass der Abend komplett für die Hose war. Wie üblich bei solchen Veranstaltungen, legt ein Plattenspielalleinunterhalter auf... am MacBook natürlich. Dabei kramt er von Beginn an die Rock-Klassiker der frühen 2000er aus und lässt dabei auch nicht Nickelback oder Sum41 aus. Er erwischt sogar einen Titel der Filthy Dukes und Incubus.

Nach etwas mehr als 2 Stunden Musik aus dem Rechner kommt die erste Band auf die Bühne. Nullachtfuffzehn wollen die Jungs genannt werden. Der erste Gedanke vieler, die in edlen schwarzen Bandshirts im Pit stehen: "What the fuck?" Wer hat bitte den basketballspielenden Hippster vom Spielfeld geholt auf die Bühne gelassen? Ach so, die Jungs meinen das also ernst? Jeder mit einem schwarzen Shirt einer Metalband verdreht die Augen und wähnt sich im falschen Film. Die Band selbst spielt irgendwas zwischen Pop, Funk und Rock, zwar nicht härteste Schiene, aber immerhin werden Saiteninstrumente bedient. Ihr Handwerk beherrscht die Gruppe, ohne Frage, wenn man aber Metal erwartet oder irgendetwas in härterer Gangart, bietet sich jedoch dort auf der Bühne ein akustischer Autounfall. Der Großteil der Masse wird dabei auch nicht bewegt, außer die paar Groupies, die brav nach jedem Titel jubeln. Nach einer knappen Stunde bedankt man sich fleißig bei Jinjer, die ja danach kommen sollen, kündigt den eigenen Merch an und verschwindet von der Bühne. Ob die wussten, dass der Mainact mit seinem Sound Wände einreißt? Auf ein Campusfestival, wie Laut gegen Nazis, würde diese Band super passen, aber nicht vor einer Metalkapelle. Der Merch bleibt dementsprechend liegen.

Während des Stage-Over gibt es auch einen Crowd-Over, der DJ (müsste der jetzt nicht eigentlich MacJ heißen oder MJ?) legt nun eine Spur härter auf, Nirvana und The Offspring plärren nun aus den Boxen und die Menge geht mit. Das Publikum ist zunehmend in schwarz gehüllt und jeder wartet sehnsüchtig auf Jinjer.

Die Band wird vom Intro des aktuellen Albums auf die Bühne geleitet und schmettert sofort los, als gäbe es kein Morgen mehr. Die gesamte Menge bewegt sich auf und ab, von links nach rechts und von oben nach unten. Kein Stein bleibt auf dem anderen und das hat einen guten Grund. Es gibt technisch versierten Metal in vollstem Klanggewand. Das was man auf Platte bekommt, wird genauso live wiedergegeben und der Rest der Nullachtfuffzehn-Fans fragt sich: "Kommt das aus ihrem Mund?" Man spielt sich durch die bekannten Singles, wobei die Stimme und Saiten der Hitze und der dazugehörigen Anstrengung standhalten. Und ehe man sich versieht zeigt die Uhr 1:00, mitten in der Nacht. Die Band kommt so gut an, dass man zur Zugabe aufgefordert wird. Die Sängerin klopft auf ihren Brustkorb, 90 Minuten zwischen klarem und gutturalem Gesang belastet und dazu noch diese Hitze, die von den sich bewegenden Körpern vor der Bühne ausgeht. Das Publikum ist sicht- und hörbar begeistert. Das Outro von "King Of Everything" geleitet die Band wieder von der Bühne und jeder feiert sie, die Dame und die drei Jungs. Der eindeutige Gewinner des Abends, wenn man das als Wettstreit bezeichnen würde, ist die Metalband aus der Ukraine.

Aktuell sind die Ukrainer noch auf Tour, jeder der die Chance hat, sollte sich dies nicht entgehen lassen.

Jinjer @ Rock At Sage (13.04.17)
(Quelle: eigenes Bildmaterial)

Wo die Band weiterhin Wände einreißen wird, seht ihr hier:
15.04. - Easter Cross Festival - Oberndorf
16.04. - Alte Hackerei - Karlsruhe
18.04. - Rudeboy Club - Bielsko Biala (PL)
19.04. - U Bazila Club - Poznan (PL)
21.04. - Backstage - München
22.04. - Viper Room - Wien (AT)
28.04. - Werkk - Baden
29.04. - Les Prisons - Moudon (CH)
30.04. - Les Rats - Puget Sur Argens (F)
03.05. - Azkena - Bilbao (ES)
04.05. - Sala Lemon - Madrid (ES)
05.05. - La Burbuja - Castellón (ES)
06.05. - Razzmatazz - Barcelona (ES)
07.05. - 16 Toneladas - Valencia (ES)
09.05. - Gibus Live- Paris (F)
10.05. - Le Fridge - Bordeaux (F)
12.05. - Come Inn - Renchen
13.05. - Circus - Florenz (IT)
14.05. - Traffic Club - Rom (IT)
15.05. - Rock Town - Pordenone (IT)
17.05. - Freaked Studio - Reims (F)
18.05. - Der Kult - Nürnberg
19.05. - Channel Zero - Ljublijana (SVN)
20.05. - Cross Fest - Ceske Budejovice (CZ)
21.05. - M-Klub - Valašské Meziříčí (CZ)
27.05. - Rock Metal Camp Festival - Hilaire Les Places (F)

Montag, 10. Oktober 2016

Die 17. Fleet Union: Eau Rouge - Nocturnal Rapture

Es gibt Momente im Leben, die einem für den Rest des eigenen Seins im Kopf bleiben, sich einbrennen und durch ein paar psychische Tricks im Kopf noch verschönert werden. Und dann gibt es Musik, bei der man sich wünscht, dass man genau diesen oder jenen Titel in diesem Moment gehört hätte. So etwas schafft aktuell das Trio Eua Rouge aus Stuttgart.

Man wird zunächst zart in ein Bad aus Synthies getragen, die einen sanft einlullen und einen umherschweben lassen. Mit Margery (NSFW-Video) wird dann sofort losgelegt. Es handelt sich hierbei zweifelsfrei um eine Pop-Platte, aber nicht vom Schlage der aktuell austauschbaren Künstler. Nein, man schafft es mit Gitarren, Synthies, einem Bass, Gesang und anderen klanglichen Spielereien einen Klangteppich zu schaffen, der gefällt, der episch ist und kurzweilig. Hier klingt man wie The XX, dort kommt man an die Deftones heran, an anderer Stelle winken einem The Naked And The Famous zu, das alles passt zusammen. Der nächste Travis Rice-Film könnte komplett mit diesem Album unterlegt werden, jeder einzelne Ton würde wie Arsch auf Eimer passen. Ein Snowboarder der hier durchs Bild fliegt und ein anderer dort, der einen irrwitzig steilen Hang hinunter fährt. So funktioniert auch Nocturnal Rapture, es gibt Vollgastitel, wie "Get Me Up" und auf der anderen Seite steht dann ein Interlude (mit dem extrem langen Namen "A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head") , den man sich getrost mehrere Stunden im Loop geben könnte, so genial ist dieser geraten.

Fast 45min sind gefüllt mit Pop-Musik, die in die Vergangenheit blickt, sich zwischendurch vom Rock etwas abholt und dann doch gekonnt in die Zukunft blickt. Das Album erschien am 16.09. auf AdP-Records.

Anspieltipps: Margery, Golden Nights, Hunting Melodies, A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head

6/6 Punkten (Am besten zum Verkriechen in alte Fotoalben)

Eau Rouge - Nocturnal Rapture
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Live und auf die Augen:

13.10. - Stuttgart - Zwölfzehn
14.10. - Augsburg - SOHO
18.10. - Köln - Studio 672
20.10. - Bielefeld - Bunker Ulmenwall
21.10. - Ulm - Roxy
25.10. - Heidesheim - Wohnzimmer

Mittwoch, 20. August 2014

Ver-Flixt Nr. 10 / Gunner Records die 2te: Interview mit John Allen vom 16.08.2014 im Ramones Museum Berlin

Zu Beginn könnte man sich ja eigentlich schon wieder über den ÖPNV in Berlin und die Fähigkeiten der DB auslassen. Aber das lassen wir lieber. Es hat alles wunderbar geklappt, mein +1 habe ich ohne Probleme getroffen und man ist zusammen zum Ramones Museum. Nach einer kurzen Frage an der Bar, wurde der John Allen zu mir gebracht, der kurz etwas Englisch gesprochen hat, wohl aber anhand meiner Worte sofort in das Deutsche wechselte. Und ja, die leicht rauchige Stimme hat er auch, wenn er spricht und live ist der junge Mann allemal einen Besuch wert, auch wenn er auf der Bühne oben steht, ist er einem näher als man denkt.
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Als Einstiegsfrage: Wie lief die Tour bisher?

John:
Die Tour war bisher großartig. Joe (Ginsberg) und ich, wir haben eine großartige Zeit und auch relativ viel Publikum, so ca. 80 bis 100 Leute, zwischendurch spielen wir noch ein paar Gartenshows, also spielen wir im Schnitt pro Tag zwei mal. Die Gastfreundlichkeit, die einem entgegen schlägt, die ist großartig und gigantisch gut.

Welcher war denn bisher der beste Ort für euch? Also wo sagt ihr, müsst ihr unbedingt noch mal hin?

John: Die besten zwei Shows mit Abstand waren Berchtesgaden und Oberhausen. Oberhausen am Montag war ... oder war es am Mittwoch?... egal, es war irre, was da abging. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass so viele Leute mitsingen. In Berchtesgaden war einfach ein ganz kleiner Club mit einer super niedrigen Decke und es war irre laut und das hat einfach richtig gerockt. Das waren die Highlights auf dieser Tour, auf jeden Fall.

Wenn du sagst mitsingen, wie kommt das? Ich bekam ja das Master.


John: Das Album kommt am 29.08. raus, aber mit dem Label haben wir das abgestimmt, dass wir das auf Tour schon verkaufen können. Das ganze lief über Crowdfunding und die Leute, die da mitgemacht haben, haben das eben schon vorher bekommen.

Also wie Kartoffelsalat für 54.000$?

John: Genau, nur ohne Kartoffelsalat.

Wenn ihr auf Tour seid, gibt es da bestimmte Regeln? Kein Bier, kein Furzen, kein Sex?

John lacht

Ich kenne eine Band aus England, die sagt sich: keine Bierflaschen, sonst bekommt der Fahrer Probleme.


John: Wir hatten bislang keine Probleme und wir haben uns auch nicht auf irgendwelche Regeln geeinigt. Wir haben uns nur versprochen, dass wir uns nicht prügeln und das haben wir auch bisher nicht gemacht.

Obwohl die Musik ja so ein bisschen danach klingt. Also was heißt danach klingt... eher so wie eine kleine Barschlägerei aus den Filmen, die in Alaska spielen.

John:
Das ist doch übertrieben. (lacht)

Was war denn eigentlich das krasse Gegenteil zu den guten Shows? Also Orte wo man sich gefragt hat, ob man das überhaupt zum Laufen bekommt, die Leute total schlecht drauf waren oder das Publikum total verrückt war.

John:
Die erste Show war in Frankreich in Metz, das war ein wenig komisch, weil auch total wenig Leute da waren. Aber sonst scheint uns die Sonne ausm Arsch. Es macht Spaß, wir werden überall gut angenommen und das ist schon nicht selbstverständlich.




John Allen 16.08.14 im Ramones Museum
(Quelle: AS Pictures)

Zum Album: Sophomore, was heißt das für dich? Was heißt das überhaupt? Hab zwar mein Abitur in Englisch gemacht aber das Wort ist mir bisher nirgends untergekommen.

John:
Sophomore kommt eigentlich aus dem Griechischen und ist eine Mischung aus Sophos und Moros. Sophos ist jemand, der sehr klug ist und ein Moros ist jemand, der sehr dumm ist.

Also so etwas wie Ying und Yang in einem.

John:
... genau. Beide Seiten von einer Medaille. Eigentlich bin ich selbst nicht darauf gekommen. Jemand aus Köln hat mit diesen Namen vorgeschlagen. Ich finde es halt schön, dass es beides beleuchtet: man hat schon eben etwas erlebt aber es gibt noch soviel, was man erleben kann und es gibt noch soviel, was vor einem liegt. Auf der einen Seite ist man eben doch schon clever und auf der anderen Seite ist man doch eben noch grün hinter der Ohren.

Das zieht sich auch ein wenig durch's Album. Der erste Titel heißt „New Years Eve“, wo alle total verrückt sind, und dann gibt es eben auch andere Titel, wo es darum geht zu sagen: „Ach, scheiß jetzt drauf, weiter machen.“ Ist diese Grundstimmung, ist das eher so der Hamburger, der sich sagt: „Ach, drauf geschissen.“ ?

John:
Nein, gar nicht. Das ist gerade eher meine generelle Grundstimmung. Wo ich mir halt denke, dass ich etwas erreicht habe, wo ich mir nie gedacht hätte, dass ich das je erreichen kann, dass ich in wildfremde Städte gehe und Leute kommen zu meinen Shows, auch nicht in dem Maße. Das erzeugt in mir so eine gewisse Aufbruchstimmung, dass man weiter daran arbeiten sollte, weiter machen sollte. Das sollte in dem Album schon ein wenig raus kommen. Ich habe jetzt so eine gewisse Rastlosigkeit entwickelt, ich will dran bleiben und einfach weitermachen.

Okay. Wo kommt eigentlich dieser Sound her? Ich hab im Blog geschrieben, dass es nach Kanada oder Alaska klingt, nach irgendwelchen abgeschotteten Orten, wo Menschen die Hälfte ihrer Zähne nicht mehr haben und sich schlagen, weil das Bier nicht schmeckt. Kommt der Sound aus dem was du gehört und erlebt hast? Oder ist es einfach so, dass du dich gefunden hast und dir sagst, dass es dir so gefällt und das du in diese Richtung möchtest?

John:
Eher letzteres. Ich habe mit Kanada nicht viel am Hut, da muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt ja immer so gewisse Songs, die man im Ohr hat, wenn man selbst einen Titel schreibt. Manchmal hat man auch eine bestimmte Instrumentalisierung im Ohr und genau so war das. Zum Beispiel „Rock'n'Roll Romeo“ klingt so ein wenig nach Tom Petty. In der Zeit, wo dieser Song entstanden ist, habe ich relativ viel Tom Petty gehört. Ich habe dann mit meinem Producer geschaut, welche Instrumente Tom benutzt, wie baut er die Songs auf, wie strukturiert er die von den Instrumenten her. Das haben wir versucht ein wenig nach zu bauen. Aber das fertige Stück hat uns dann überhaupt nicht gefallen. Aber aus diesem Grundgerüst haben wir dann eigene Ideen entwickelt. So lief es eigentlich bei vielen Songs, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Einflüssen.

Aber trotzdem hat sich ja eine Hauptrichtung herauskristallisiert, Akustik, deine Stimme, ist trotz des Tees, den du da gerade trinkst, rau. Aber man merkt in den Liedern, dass es immer noch ein Stück weit Rock'n'Roll.

John:
Auf jeden Fall. Dann gibt es auch Titel, wie „It's Raining Every Day“, der Song hat halt nur Gesang und Gitarre. Den habe ich mit Absicht so belassen, wie er ist. Er sollte sehr, sehr rau klingen, wie ein Demo, total unbehandelt.

Ich hab Demos gehört, die klingen schlechter als das.

John:
Deswegen waren wir auch im Studio. Aber aus Prinzip haben wir den Song ganz einfach gelassen. Wir hätten den auch mit dramatischen Streichern auskleiden können. Aber hier haben wir uns bewusst dagegen entschieden.

Ich habe gelesen, dass du Studiert hast. Pädagogik: Englisch und Geschichte. Wie kommt man auf die Idee, sich von einer sicheren Einkommensquelle - Kinder wird es ja weiterhin geben, Lehrer werden auch in Zukunft noch gebraucht – loszueisen, alles über den Haufen zu schmeißen und zu sagen: „Ich mach jetzt Musik und bestreite damit meinen Lebensunterhalt.“

John:
Ich arbeite immer noch als Lehrer. Ich habe noch bis Montag Ferien. Wenn einem passiert, was mir jetzt passiert ist, mit dieser ganzen Frank Turner Geschichte, auf einmal steht man vor 1000 Leuten und spielt da irgendwie. Das weckt Begehrlichkeiten, das pusht unglaublich, man will, dass das so weitergeht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der das erlebt hat, sagt, dass er das nicht mehr möchte, nicht mehr bräuchte, nicht mehr will. Das ist so ein bisschen wie eine Sucht.



John Allen 16.08.14 Ramones Museum Berlin
(Quelle: AS Pictures)

Wie siehst du heute auf die Musikindustrie? Hast du da Erfahrungen sammeln können oder hast du schon Geschichten von anderen Musikern gehört, die vor zehn oder fünfzehn Jahren schon im Business waren, die gesagt haben, dass damals alles anders und besser war? Du hast ja selbst erzählt, dass dein Album durch Crowfunding ein Stück weit finanziert wurde, also Produktion und Studiozeit wahrscheinlich auch. Müssen die Menschen anders denken und anders Musik konsumieren, um etwas interessantes zu finden? Ist das alles mit den großen Gehältern, großen Gagen und Labelverträgen, ist diese Zeit vorbei?

John:
Ich glaube, dass es früher genauso viele Bands gab, die um ihre Existenz gekämpft haben, wie heute. Man macht aber, meines Erachtens nach, den Fehler, dass man ganz verträumt in die sechziger und siebziger guckt und sagt, dass es da noch gute Musik gab und Bands, die die Zeit überdauert haben und die viel Geld verdient haben. Man vergisst dann aber, dass genauso viele Bands gab, die hinten durch das Raster gefallen sind, weil sie vielleicht einen Hit hatten und dann nichts mehr. Ich glaube auch, dass Web 2.0, Facebook, Twitter immer wichtiger wird und das Bands somit mehr Chancen haben, sich selbst zu vermarkten und ich höre von Bekannten, dass Labels auch finanziell teilweise schwer zu kämpfen haben. Mir fehlt da aber komplett der Einblick. Mein Label ist ein Ein- oder Zweimannbetrieb, Gunner Records, und ich weiß, dass Gunnar damit nicht reich wird.

Das nicht, aber hat jede Menge interessante Bands.

John:
Das ist wahr, das ist dann aber auch wieder was anderes. Aber das ist dann aber eben auch ein Business von Idealisten. Das gilt halt für die Indielabels. Ich glaube bei Warner und bei Universal sieht das alles noch ein wenig anders aus.

Ich denke aber, dass auch selbst die mittlerweile zu kämpfen haben.

Was sind deine Pläne für die Zukunft, außer dass du am Montag wieder Kinder unterrichten musst?

John:
Spielen, spielen, spielen. Das Album kommt in zwei Wochen raus (Anm. d. Red.: 29.08.14), dann machen wir ein bisschen Promo für das Album. Ich spiele dann in Hamburg im Inn-Store, spiele an Wochenenden zwei, drei kleinere Festivals und dann fangen wir an zu planen für nächstes Jahr und für den Herbst. Zwischendurch werden noch ein paar Gigs eingeschoben. Ziel ist eben, dass  das Album in einem gewissen Rahmen eben einschlägt und das wir auf das Album aufbauen können.

Mein Blog wurde mir wegen deines Albums eingerannt. Ich fand es kurios.

John:
Das ist auch genial.

Und in zehn, fünfzehn Jahren, heißt es dann: „John Allen auf Tour“, dann aber als Headliner?

John:
  Das muss ja das Ziel sein irgendwo. Also wenn du ernsthaft Musik machst, dann machst du es ja nicht, weil du es geil findest, vor zehn Leuten zu spielen. Wenn du ernsthaft Musik machst, hast du den Traum, irgend wann mal groß zu sein. Das heißt aber auch nicht, dass Konzerte mit zehn Leuten nicht toll sein können. Ich habe auch schon geile Konzerte mit fünf oder sechs Leuten gehabt. Wenn jemand Musik liebt und ich liebe die Musik, dann ist Vorstellung davon leben zu können natürlich ein Traum. Und wenn man dafür was tun kann, macht man das eben. Ob das dann aber am Ende klappt, oder ob sich das in eine Richtung entwickelt, bei der man sagt, dass es klappen könnte, das steht dann auf einem ganz anderen Blatt. Aber so ein wenig träumen kann man schon. Fest steht auf jeden Fall für mich, dass ich nicht aufhören werde, Musik zu machen. Ob nun in zehn Jahren 2000 Leute meine Musik hören wollen oder nach wie vor 50 oder zwanzig.

Dann heißt es irgendwann: John Allen in der O2-World oder John Allen in der Zitadelle Spandau.

John:
Das glaube ich nicht.

Wie bei Mumford & Sons geht es bei musikalisch dir ja grob in die selbe Richtung.

John:
Mumford & Sons haben eine Band. Ich glaube schon, dass es für eine Band mit einem gewissen Kickstart deutlich einfacher ist als für einen Solokünstler. Eine gute Band macht aus, ob nun 500 oder 1000 Leute zu deiner Show kommen. Das ist alles echt noch Zukunftsmusik. Im Moment bin ich echt glücklich darüber, wie es gerade läuft. Es läuft wirklich richtig gut. Mit dem ganzen Projekt habe ich vor etwas mehr als eineinhalb Jahren angefangen und jetzt spiele ich hier mit Joe Ginsberg in Berlin und es werden wohl um die hundert Leute kommen. Als ich im März mit einem Kumpel, Ghost Of A Chance, hier zusammen war, waren auch um die achtzig Leute da. Also was will ich denn mehr im Moment? Ich sehe eine Progression, ich sehe eine Entwicklung, ich sehe dass das Publikum größer wird und ich sehe, dass es dem Publikum in der Regel gefällt. Und genau das genieße ich in diesem Moment gerade wirklich sehr. Wenn es so weiter geht, wäre das toll. Und wenn es so bleibt, wie es ist, dann hab ich immer noch richtig viel Spaß dabei.

Zum Ende eines jeden Interviews, frage ich immer ein paar Randomsachen.

Katze oder Hund?

John:
Hund. Ganz einfache Sache: Meine Eltern hatten seit dem ich klein war Hunde und nie irgendwelche Katzen.

Morgen oder Nachtmensch?

John:
Nachtmensch. Definitiv.

Bist du eher der Kaffee- oder Teetrinker?

John:
Ich trinke überhaupt keinen Kaffee, wenn dann eher Tee.

Ist das das Norddeutsche in dir?

John:
Überhaupt nicht. Ich vertrage ihn einfach nicht. Ich übergebe mich nach einem Kaffee regelmäßig.

Was ist dir Lieber: Touren oder Aufnehmen?

John:
  Touren, definitiv. Aufnehmen ist total spannend, Aufnehmen macht Spaß, Aufnehmen ist verdammt harte Arbeit, aber es ist toll zu sehen, wie etwas entsteht. Und das Touren ist dann das Lobabholen dafür. Es ist zwar auch anstrengend, aber es gibt halt nichts besseres, als abends auf der Bühne zu stehen und Applaus zu bekommen. Ich sehe hier, wie die Leute hier sitzen und sich auf das Konzert freuen und das ist eben irre.

Ich hab gehört, dass die Berliner ein bisschen eigen sein sollen und nach zwei, drei Mal gelangweilt sind.

John:
Meine Erfahrungen mit Berlinern, und das sage ich jetzt nicht nur, weil wir in Berlin sind: Die besten Shows hatte ich hier und im Kölner Raum. Also Köln, Düsseldorf, Oberhausen. Die Ecke, da hatte ich bisher meine besten Soloshows.

Letzte Frage: Singst du unter der Dusche?

John (lacht):
Gelegentlich schon, ja.

Ist das dann eher der Frank Sinatra oder ...

John:
Das ist wohl eher davon abhängig, was ich gerade höre. Mein letztes Duschsong war „Into The Great White Open“ von Tom Petty heute Morgen. Das liegt aber auch daran, dass Joe Ginsberg den auf der Tour ab und an gecovert hat, deswegen hatte ich den so im Ohr.

Du stehst übrigens nicht vorne am Eingangsschild.

John:
Ich bin ja auch nur Support.

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Nach dem Konzert hat mich eine junge Dame angesprochen, die während des Konzerts mit ihrer Spiegelreflex aufgefallen ist. Sie hat mir angeboten, Bilder von ihr auf meinen Blog zu hieven. Ich möchte hier an dieser Stelle Adina Scharfenberg sehr dafür danken.