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Sonntag, 12. November 2017

Die 27. Fleet Union: Fjørt - Couleur

Nach nicht mal zwei Jahren gibt es wieder Lärm aus Aachen. Fjørt werden mit ihrem Album Couleur politischer denn je, haben aber kein strikt politisches Album geschrieben. Die Band sagt, dass sie die politischen Entwicklungen, die vom rechten Rand kommen und Unterstützer haben, so nicht unkommentiert stehen lassen wollen, auch wenn es im Titel "Raison" heißt, dass man genau das Gegenteil vor hatte. Aber auch Sucht, Eifersucht und Unversehrtheit sind Themen, die man Textlich anschneidet, auseinandernimmt und einem, zum Teil fast unangenehm, vor die Augen/Ohren hält.

Musikalisch sind wir immer noch zwischen Hardcore und der Postversion dessen, auch wenn man musikalisch gegenüber dem Vorgänger leicht gewachsen ist. Man traut sich an synthetisch erzeugte Klänge, man findet neue Soundlandschaften, die es auf Kontakt so noch nicht gab. Da sind die Gitarren mal eben nicht immer bretthart, man ist auf einmal sphärisch veranlagt. Die eingetretenen Freiräume lassen einen in die Texte eintauchen, die Musik differenzierter wahrnehmen. Sowas kennt man schon von The XX, auch wenn diese Band eher fernab des Stils von Fjørt ist. Dennoch sollten Fans nicht besorgt sein, man beherrscht immer noch Gitarrenwände, die einen förmlich erschlagen wollen.

Frings Stimme ist auch nicht immer am Schlag, man ist jedoch durch den gewählten Gesangsstil nie ganz im Einklang zu den Instrumenten. Das kennt man aber auch nicht anders von dieser Band und unterstreicht so die Message, die sie übertragen möchte. Frings klingt eher so, als wenn er den Zuhörer ermahnen will, ihn akustisch wachrüttelt. Wie bereits oben erwähnt, sind einige Textstellen nicht von schlechten Eltern. Dabei ist es erstaunlich, dass man mit "Karat", dem letzten Titel des Langspielers, den Titel des Openers aufgreift und so den Kreis schließt, denn hier geht es immer "Südwärts" bis die Drums völlig übersteuert sind und den Zuhörer an den Anfang des Albums werfen. Man hat gelernt, dass man Tracks ineinanderlaufen lassen kann, was bei bestimmten Tools und Geräten etwas störend wirkt, bzw. ähneln Tracks, wie "Couleur", am Anfang wie kaputte Dateien/CDs oder ein Rechner, der gerade die Hufe hochreißt.

Die Produktion ist, trotz der relativ kurzen Zeit zwischen "Kontakt" und "Couleur", gelungen. Der Bass ist sehr gut herauszuhören, die Gitarren sind vielfältig in den Raum gestellt und die Trommeln runden den Sound druckvoll ab. Auch die eingefaltene Synthetik passt und ist nicht fehl am Platz. Fast 44min ist man in der Welt dieser Band gefangen, die durch die Sprache eine unangenehme Position schafft, in der man immer wieder zur unangenehmen Selbstreflektion gezwungen ist. Chapeau meine Herren, das hat man nicht alle Tage. Veröffentlicht wird Couleur am 17.11. auf Grand Hotel van Cleef.

6/6 Punkten (Textlich immer noch unantastbar.)

Anspieltipps: Couleur, Eden, Magnifique

Fjørt - Couleur
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Dienstag, 19. Januar 2016

Youtubisch Vol. 22

Fjørt hatten wir bereits hier, mit Ihrem Video zu "Lichterloh" und auch hier, mit dem Review zum Album "Kontakt", welches am 22.01. erscheinen wird. Nun packen die Aachener das beste Stück des Albums, den Titel "Anthrazit" in Bilder und stellen Ihn auf Youtube. Die Geschichte, über die ein lustiger Blaufilter liegt, dreht sich um drei Fischer auf einem Kahn, der durch das Wattenmeer fährt, wobei anscheinend wenig in Netzten hängen bleibt. Der Schuldige ist schnell ausgemacht, es gibt Streit... am Ende haben sich alle auf jeden Fall wieder lieb.

Der Sound ist gewohnt brutal mit einigen fragilen Zwischenstücken, die einem einen kurzen Moment Ruhe lassen. Ab Minute 3:38 brennt das Ding dann aber Lichterloh und es gibt kein zurück mehr. Für so einen Gitarrenfirr würden einige sicher töten.

Fjørt - Anthrazit (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)
Fische hat man oder nicht.

Montag, 11. Januar 2016

Die 10. Fleet Union: Fjørt - Kontakt

Fjørt, mit T nicht mit D! Das sind drei junge Männer aus Aachen, die sich im Februar 2012 zu eben dieser Band mit dem dänischen Ö zusammengefunden haben um im selben Jahr noch ihre EP "Demontage" zu veröffentlichen. Im März 2014 gab es dann den ersten Lonplayer, der Wortwörtlich "d'accord" ging, wobei man schon hier erkennen konnte, wohin die Reise führen wird. Beide Werke kann man sich auf dem Bandcampaccount des Trios geben.

Nun schiebt man das nächste Album auf den Markt und presst es durch die Tür des Grand Hotel van Cleef. "Kontakt" wird es heißen und am 22.01. das Licht der Welt erblicken. Aber was erwartet einen, wenn man sich dieses Album denn kaufen wird?

Nun ja, wie bei den anderen Veröffentlichungen geht es laut daher, irgendwo im Sumpfe des Post-Hardcore, fast immer am Anschlag, direkt neben Turbostaat. Was mit Kinderlachen beginnt, baut sich zu einem Sturm auf und treibt einen dann auf 44 Minuten einmal durch alle Emotionen die es gibt ... fast. Gepeitscht wird hier von Anfang bis Ende ohne das es einem langweilig werden könnte. Die Lyrik des Albums ist auf sehr hohem Niveau, man bedient sich hier der deutschen Sprache, sowie bei den anderen beiden Silberlingen auch, und treibt den Zuhörer immer wieder in unangenehme Ecken. Sei es, weil man an irgendwelche Götter glaubt oder doch getroffen wird, von Sprüchen, die einem immer wieder an den Kopf geworfen werden, auch wenn es denn gut gemeint sei. Sowas mag fast jeder kennen, diese Band spricht es nicht nur aus, sie brüllt einem ins Gesicht, man wird quasi gerüttelt und geschüttelt und immer wieder ins Gesicht geschlagen. "Sieh doch hin!" meint man zu hören. Wenn die Band dann fertig ist, bleibt kein Stein auf dem anderen, alle Gedanken werden aussortiert und zum Fenster hinausgetreten. Durch diesen ewigen Strom, der einen durchzieht, wenn man dieses Album hört, findet man kein Ende, man muss Weiterhören und ist fasziniert, dass man das Album überlebt hat, ohne irgendwo zusammenzubrechen.

Über die Produktion kann man sich hier nicht streiten, denn diese ist dem musikalischen Niveau ebenbürtig. Nicht nur deswegen ist dieses Album, auch wenn das Jahr 2016 noch sehr jung ist, schon eines der Alben des Jahres, wenn nicht gar DAS Album.

Anspieltipps (dies fiel hier wieder besonders schwer):

Anthrazit: Hier findet ihr eigentlich den besten Titel des Albums. Das Intro ist durch ein Klavier gestaltet, wird von Gitarren zerfetzt und dann durch eine göttlich eingespielte, erste Gitarre getragen. Hier treffen die Extreme, die diese Band ausmacht, aufeinander und lassen einen vor Erfurcht erstarren.

Paroli: Obacht, hier wird es politisch. Wer die Bilder von den Demonstrationen der "Besorgten Bürger" kennt, bekommt hier den Spiegel vorgehalten. Zu viele kleine Herzen, die Augen aufgerissen. Man weicht diesen Menschen keinen Meter, denn auf einen von denen kommen Zehn von uns. Musikalisch mehr als kraftvoll untermalt.

Lichterloh: Hierzu gibt es sogar ein Video (auch im Blog), damit man auch einen akustischen Einblick bekommt. Wieder ein Klavierintro, es geht um Schwäche, das man dem anderen etwas abverlangt, was er nicht bereit ist zu geben, Auch hier treffen die akustischen Gegensätze aufeinander und nehmen einen mit, auf eine lange, harte Reise durch die bittere Realität.

6/6 Punkten (Das ist kein Weichspüler, das hier klopft dir unsanft den Kalk aus dem Kopf)

Fjørt - Kontakt
(Quelle: www.gvhc-shop.de)

Hier wird es jede menge Kontakt geben:

25.02.16 Halle, Hühnermanhatten
26.02.16 Berlin, Privatclub
27.02.16 Dresden, Groove Station
28.02.16 Hannover, Bei Chéz Heinz
29.02.16 Frankfurt, 11-er
01.03.16 Stuttgart, Kellerclub
02.03.16 Lindau, Club Vaudeville
03.03.16 Bern (CH), Rössli
04.03.16 Winterthur (CH), Gaswerk
05.03.16 Innsbruck (A), Weekender
06.03.16 Lustanau (A), Crainisaal
07.03.16 München, Kranhalle
08.03.16 Nürnberg, Club Stereo
09.03.16 Köln, artheater
10.03.16 Hamburg, Molotow