Freitag, 11. Januar 2019

Das 3. Mal Nettwerk: Guster - Look Alive

Was macht man, wenn der angeheuerte Produzent nicht schnell genug ein Visum für die USA bekommt? Man geht einfach nach Kanada und nimmt da das Album auf. Auch wenn man dann dafür mit ein paar Schwierigkeiten rechnen muss, wie extremer Kälter. So ist es der Band Guster widerfahren, als sie ihr Album Look Alive aufnehmen wollten. Der Großteil wurde nämlich in einem alten Keyboardmuseum in Calgary, Alberta aufgenommen, wo es draußen unter -30°C hatte. Aber alte Hasen, wie die Mitglieder von Guster nun mal sind, lassen sich von sowas nicht abschrecken.

Das Album kommt mit seinem Opener Look Alive recht modern daher, trotzdem man mit Samples und Keyboards aus den 80ern gearbeitet hat. Das schaffen nicht alle Tracks auf dem Langspieler. Die Musik klingt dennoch um Welten besser als das, was heutzutage als radiotauglich definiert wird. Richtig, man bekommt Pop um die Ohren geschmiert. Das Quartett hört sich dennoch interessant an. Keine Angst, Gitarren hat man auch eingebaut, man klingt dann aber, wie auf Hello Mister Sun, eher wie Hippies oder vielleicht eine andere Rock-/Pop-Größe aus den 60ern oder 70ern. Mit diesem Soundgewandt könnte man sich diese Band locker in einem Line-Up zwischen MGMT, Vök und La Roux einordnen. Man macht hier beim Kauf des Album auf jeden Fall nichts falsch. Veröffentlicht wird dieses Album am 18.01. auf Nettwerk.

Anspieltipps: Look Alive, Hard Times, Terrified

5/6 Punkten (Warmer, moderner Pop)

Guster - Look Alive
(Quelle: Presskit von Nettwerk)

Samstag, 1. Dezember 2018

3rd Hold Tight PR: Crevassian - Crevassian EP

Bei dieser Band handelt es sich um ein Quartett, welches sich 2015 in Croydon formiert hat. Einige der Mitglieder haben bereits Banderfahrung. Drei Jahre nach der Gründung gibt es nun die erste EP, die man einfach nach sich selbst benannt hat.

Crevassian haben auf ihrem Bandcampaccount stehen, dass sie eine Mischung aus Djent, Post-Metal und Progressive-Metal spielen, man verzichtet gänzlich auf den Gesang. Die Konzentration des Zuhörers wird einzig auf die Instrumente gelegt. Beim ersten Hinhören fällt eines auf: die Instrumente wirken etwas abgestellt, weniger ineinander verwoben. Der Bass sticht hier besonders hervor, leider nicht so grollend wie bei anderen Bands. Irgendwann versucht man dies zu überhören und dringt tiefer in die Materie ein, merkt wie die tiefen Gitarren abwechselnd zucken oder auch mal eine Klangwand mit dem Schlagzeug aufbauen. Rein technisch sind alle Musiker begabt und lassen keine wünsche offen. Auf vier Titeln lässt man sich kräftig aus und stemmt auf dem letzten, dem "Summit" mal eben fast Zehn Minuten auf die Uhr. Die EP wird es ab dem 07.12. geben und kann dann auf all den beliebten Musikplattformen gestreamt werden.

Anspieltipps: Firmament, Tempest

4/6 Punkten (Was ist mit dem Mix passiert?)

Crevassian - Crevassian EP
(Quelle: Bandcamp.com)

Donnerstag, 29. November 2018

18. Nachschlag: Crashcaptains - In Too Deep (Fleet Union)

Ach die Crashies, eigentlich begleitet mich diese Band schon fast ein ganzes Jahrzehnt. Bedingt durch die Konzertbesuche (es waren nicht wenige) 2007 und 2008, damals nannte man sich noch anders, war dann auf der Bühne mit LAID oder auch Jennifer Rostock.

Und nun haben sie es geschafft, ein Album auf die Beine zu stellen. Gleich zu Beginn denkt man an den vergangenen Sommer, der nicht enden wollte. Die Gedanken schweifen weit weg, hin zu Nächten am See oder anderen magischen Orten und Ereignisse, die sich zugetragen haben. Der angeschlagene, melancholische Unterton lässt einen fast ein leises "Hach" hauchen. Die dazu erzählten Geschichten sind, durch den doch recht deutlichen Gesang, klar vor den Augen sichtbar. Sie sind aber weiter weiter weg als der letzte Sommer.

Musikalisch schwimmen die Captains durch milde, poppige Gefilde, wobei man aber eher auf die analogen Instrumente zurückgreift. Ein Keyboard hat es dennoch ins Ensemble geschafft. Singen kann man auch mehrstimmig, alle recht hohe Tonlagen anschlagen, aber anders kennt man die Formation nicht. Gegen Ende des Langspielers, der neun Titel umfasst, wird man noch per Orgel, wie bei einem Gottesdienst, nach draußen begleitet, als hätte man eine göttliche Erleuchtung erlitten. Das kann hiernach aber jeder für sich entscheiden, ob die Erleuchtung funken schlägt oder einfach nur kurz dahinglimmt. Veröffentlicht wurde dieser Zeitreisebegleiter am 02.11. auf Lametta.

Anspieltipps: In Too Deep, Summerhouse, To Late For My Love

4/6 Punkten (Ein Sommer hat nun mal ein Ende.)

Crashcaptains - In Too Deep
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 3. November 2018

2nd Hold Tight PR: Black Coast - Ill Minds Volume 1

Die Band Black Coast besteht aus fünf jungen Männern, die alle aus Stoke-on-Trent kommen. Der Ort hat eigentlich nichts mit der Küste zu tun, es fließt aber der Fluss Trent durch das Örtchen, welches früher wohl ein großer Keramikstandort gewesen sei.

Der Trend, den man dort vor mehr als einem Jahrzehnt so richtig losgetreten hat, wird hier munter aufgepickt, anständig ausproduziert und auf eine EP mit sechst Titeln verpackt. Wer das Brettern der Gitarren von Suicide Season schmerzlich vermisst, wird hier auf Ill Minds Volume 1 eigentlich alles finden, was man über lange Zeit vermisst hat. Dabei wird aber nicht immer nur dröge auf einer Saite umhergezuppft, man beherrsch viele Rhythmen und Spielarten und macht auch alle Saiten dreckig. Andere Vertreter des Genres Metalcore schaffen das nicht. Auch der Gesang wird hier unterschiedlich angesetzt, es gibt auch ruhigere Stücke, wo sich die Stimmbänder des Sängers mal eben etwas erholen können. Ein paar Sekunden später geht es eh wieder am Anschlag voran. Leider dauert der Ritt, ist ja auch nur eine EP, nur etwas mehr als 21 Minuten. Danach kann man sich entscheiden, ob man nochmal möchte oder etwas Ruhe braucht. Was man empfehlen kann, ist ein Player, der die Titel ineinander überlaufen lassen kann. Am 09.11. wird die kurze Core-Sause auf Primordial Records veröffentlicht. 

Anspieltipps: Break The Routine, Mark Of The Bastard

4,5/6 Punkten (Mögen die Stimmbänder dies lang mitmachen.)

Black Coast - Ill Minds Volume 1
(Quelle: Presskit von Hold Tight! PR)

Sonntag, 21. Oktober 2018

Die 36. Fleet Union: Drip Fed - Drip Fed

Dieses Quintett aus Austin, Texas fällt mit ihrem Opener Tell Me Off akustisch direkt mit der Tür ins Haus. Nach den mittlerweile üblichen 20 Sekunden Intro wird losgebrettert, wer sich vielleicht an Support The Troopz erinnert, die wir ganz am Anfang mal hier hatten, der wird sich freuen, dass es immer noch solch kompromisslos erzeugte Musik gibt. Frei übersetzt bedeutet Drip Fed nichts anderes als "künstlich ernährt".

Auch wenn es, laut Aussage des Sängers Jeffrey Blum, hier etwas weniger nihilistisch zuginge, als auf den vorherigen Werken. Dieser musste sich ein paar Wochen vor den Aufnahmen aus seinem normalen Alltag und Umfeld ausklinken, um überhaupt texten zu können. Bis zur Mitte des Langspielers geht es strikt nach vorne, wer nicht mitkommt, hat Pech, wird bei Pez. Denn hier kann jeder noch einmal kurz durchatmen, weil es hier etwas doomiger, schleppender vorangeht. Auch wenn es anders klingt, stört dies nicht im Gesamtkonzept, da man am Ende mit Intertwine nochmals den Anker wirft und rekapituliert, was auf den vorherigen acht Titeln passiert ist. Stimmlich ist Blum eigentlich immer am Anschlag, auch auf den schlurfigen Titeln. Auf Dauer kann das aber stören, wenn man keine starken nerven hat oder nicht wirklich etwas mit dreckigem Hardcore oder Sludge anfangen kann.

Und ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt leider nur acht Titel, dadurch wird das Album auf knackige 25 Minuten gestutzt. Dennoch kann man sich auf ganzer Strecke über eine anständige Produktion freuen, denn alle Musiker sind aufgestellt, wie es sich gehört, sogar der Bass ist an einigen Stellen leicht verzerrt, was im Gesamtkonzept kaum auffällt, dem Klangraum aber dennoch die nötige Würze bringt. Am 26.10. wird das Album veröffentlicht, in Europa geschieht dies auf I.Corrupt.Reccords. Am diesem Tag wird das Album auch komplett auf Bandcamp gestreamt werden können.

Anspieltipps: Tell Me Off, Profit Of God, Live And Die In The City

4,5/6 Punkten (Viel Schall und viel Rauch, im positiven Sinne.)

Drip Fed - Drip Fed
(Quelle: Presskit von Fleet Union)