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Montag, 17. Oktober 2022

Heilung - Drif (Season Of Mist)

Der Nebel steht dicht über den Boden, es ist kühl und nass. Ihr seht euch um, friert und wisst nicht wo ihr seid. Nur aus der Ferne vernehmt ihr einen rhythmischen Schlag, es ertönen Hörner und ihr beschließt, langsam in die Richtung der Töne zu gehen. Immer auf der Hut, nicht vielleicht doch jemandem unterwegs zu begegnen, der euch ans Leder will. Eure Füße rascheln im Laub, ihr werdet bemerkt. Ihr habt nun zwei Alternativen: fliehen und sich verdächtig machen oder sein Ansinnen erklären. Es gibt noch kein Verständnis für Zeit, es wird hell und dunkel und hier oben, wo ihr gelandet seid, gibt es des Nachtens, "tanzende Frauen" am Himmel, von denen es viele Legenden gibt. Man ist der Natur eng verbunden, nutzt alles was man findet und verschwendet nichts. 

Die Zeitreise, auf die euch die Band Heilung schickt ist genau das. Das Trio kann sich zwar nur an Artefakten und überbrachten Texten orientieren, dennoch wirkt alles authentisch. Angefangen bei den Instrumenten, die teilweise aus menschlichen Überresten bestehen, über ihre Kostüme auf der Bühne und den Musikvideos bis hin zu den Bräuchen, die die Künstler selbst vollziehen. Die Trommel, die auf der Bühne gespielt wird, wurde mit dem Blut des Trios rot eingefärbt. Glaubt ihr nicht? Klickt hier

Und es klingt genau so, wie man es sich vorstellt. Man landet zu Beginn in einem Tanzkreis, es wird auf einer längst verlorenen Sprache gesungen. Dann setzt auf Asja die himmlische Stimme von Maria Franz ein. Es bilden sich Klangteppiche, ein Streichinstrument trägt euch, schleppend klingend, zur nächsten Strophe. Sphärisch ist alles, als würde man einer Zeremonie beiwohnen. Das ist das Steckenpferd der Band, auch wenn Drif einen Hauch moderner klingt als seine Vorgänger. Man schafft es dennoch regelmäßig über 7 Minuten zu kommen. Rein sprachlich haben ein paar neue Phonetiken Einzug gehalten, da die Band sich nun nicht mehr rein am Nordischen festhält, sondern alle Hochkulturen aus der Zeit von vor über 5000 Jahren die Ehre erweisen möchte.  Die Synthetik zeigt sich hier und da etwas stärker, fällt aber nicht unangenehm auf. Auch die Lesungen wurden auf eine, Keltentrauer, eingedampft, da gab es auf Ofnir und Futha mehr. Das kommt den heutigen Hörgewohnheiten schon etwas mehr entgegen. Einlassen muss man sich dennoch, denn diese Musik läuft leider nicht im normalen Radio. Gute Kopfhörer oder Lautsprecher braucht man hier allemal. Nicht nur nimmt man die kleinen Details besser war, die Tiefen werden besser Transportiert und man landet noch tiefer im akustischen Keltenbau.

Release: 19.08.2022
Label: Season Of Mist

Anspieltipps: Asja, Urbani, Nesso

6/6 Punkten (Stein Schleift Schädel!)

Heilung - Drif
(Quelle: Presskit von Season Of Mist)

Freitag, 28. Februar 2020

Guerilla Poubelle - L'Ennui (Gunner Records)

Je parle un peut français et je nes le comprend pas très bien. Und selbst das musste ich noch durch den Übersetzer von Google jagen, damit ich hier keine Fehler schreibe. Auch wenn ich im Sommerurlaub etwas Französisch anwenden musste/konnte. Was die Musikwelt angeht, bin ich relativ unbeleckt. Ich habe zwar schon französischen Hip-Hop gehört und auch Rise Of The North Star live gesehen, aber mehr fällt mir zur französischsprachigen Welt, außer ein paar Chansons, nicht ein.

Und dann bekomme ich eine E-Mail von Gunner Records und siehe da, mein Horizont wurde wieder erweitert. Guerilla Poubelle kommen eben aus dem Land des guten Essens und der guten Weine. Dabei klingt die Band mal gar nicht danach, eher nach einem guten Bier bei einer verschwitzten Show in irgendeinem kleinen Club einer mittelgroßen Stadt. Die Band gab es laut Wiki bereits 1998 unter einem anderen Namen. Dann ging der Schlagzeuger 2003 und seit dem ist man unter diesem Namen unterwegs. Wie bereits erwähnt, geht es hier etwas derber zu. Man klingt etwas versoffen, dennoch klar und deutlich. Selbst ich verstehe hier und da ein paar Wörter, wenn es wohl um irgendwas mit Rechts geht. Es gibt hier fast puren Punk, der dafür sehr gut produziert ist und selbst den Bass in den Vordergrund gleichberechtigt neben die Gitarre stellt (er ist aber weit entfernt von irgendeinem Sub-Bass). Dabei ist das ganze wohl in Eigenregie entstanden.

Wer die frühen Blink 182 mag oder sich 6'10 etwas derber vorstellen kann oder vielleicht die Dropkick Murphys kennt und schätzt, der wird hier ganz schnell Freude an L'Ennui finden. Wer Probleme im Französischunterricht hat, kann sich hier vielleicht behelfen, so ähnlich hatte ich Fortschritte in Englisch in der Schule gemacht: einfach übersetzt, worum es den Songs ging. Man bekommt ordentlich viel Musik für's Geld, die dabei auch noch Spaß macht.

Release: 28.02.2020
Label: Gunner Records

Anspieltipps: Entre Booba et Balkany, Apocalypse 6:12, Passe L'arme À Droite

5/6 Punkten (Man, hätte ich mal besser im Französischunterricht aufgepasst.)

Guerrilla Poubelle - L'Ennui
(Quelle: Bandcamp)

Freitag, 21. Februar 2020

InTechnicolour - Big Sleeper (Big Scary Monsters/Art As Catharsis/Fleet Union)

Die vier Mannen von InTechnicolur kommen, so lässt es die Schreibweise wohl schon erahnen, aus UK, genauer aus Brighton. Das ist aber auch das einzige, was auf den Inselstaat hinweisen könnte. Denn der Sound der Band bewegt sich in ganz anderen Gefilden.

Denn gleich zu Beginn wird man von Gitarren begrüßt, die aus einem Album von den Queens Of The Stone Age oder vielleicht auch von Red Fang oder Silver Snakes sein könnte. Der Gesang tut dann sein Übriges und so kommt man vom Gefühl nicht weg, dass das eigentlich keine Briten sein können. Wenn man an Britische Bands denkt, wie Placebo oder Oasis, dann kommen einem eher melancholische oder leicht dissonante Töne in den Kopf. Aber das hier ist anders. Es ist kraftvoller, hat wumms und knallt an fast allen Ecken und Kanten. Warum fast? Nun, nach knapp der hälfte es Albums und vier flott gespielten Titel gibt es einen Bremser, der mitten im Album mal eben über sieben Minuten misst und so ziemlich schlurft. Gut, wir sind hier irgendwo im Desert Rock, geparkt neben Sludge und etwas Doom. Der Song Doomer könnte hier einen Hint geben, wer noch nicht draufgekommen ist. Ab da wird es dann etwas zäh, man wird gefordert und will auch am Ball bleiben, aber die Energie aus der ersten Hälfte will hier nicht mehr so ganz zünden. Die Produktion kann hier aber noch einiges rausreißen, denn es drückt ordentlich und gibt Headbangern wie Shaker nach hinten noch mal den letzten Kick.

Vielleicht muss man das Album aber auch wie die verschiedenen Phasen des Einschlafens verstehen, deswegen vielleicht auch der Name Big Sleeper. Am Anfang ist alles wuselig und aufgedreht, man hat Mühe runterzukommen und dann beginnt er, der tiefe und entspannte Schlaf. Man könnte sich hier aber auch die Fahrt aus einer belebten Stadt heraus in die Wüste vorstellen. Erst alles hektisch und belebt, man kommt in die ruhigeren Außenbezirke um dann in die leere, öde Wüste zu rollen. Hier ziehen sich die Kilometer ewig hin und alles wirkt weiter entfernt als es einem die Straßenschilder schreiben. Hier und da findet man vielleicht eine Tanke oder einen kleinen Markt, sonst ist alles so ziemlich leer. Das kann erschrecken aber auch Raum geben um etwas neues, kraftvolles entstehen zu lassen.

Wir ihr gelesen und zum Teil auch schon gehört habt, kann man viel in dieses Machwerk interpretieren. Für Fans der oben genannten Bands und Genres ist Big Sleeper definitiv hörens- und kaufenswert. Wer mit Rockmusik etwas anfangen kann, darf hier liebend gern zugreifen, man muss sich aber auch die Zeit nehmen um weiter hinten dann wirklich hinzuhören und zu genießen. Es ist halt keine blöde Popmusik, die mal eben so geschrieben und hingezimmert wird.

Release: 21.02.2020
Labels: Big Scary Monsters (EU), Art As Catharsis (AUS)

Anspieltipps: Miami Funk, Shaker, Under The Sun

4,5/6 Punkten (Da hat man zwischendrin einfach die Schuhe gewechselt.)

InTechnicolour - Big Sleeper
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 15. Februar 2020

Twins - Soon (Through Love Records/Fleet Union)

Zwillinge werden stets als gleich angesehen, manche verhalten sich auch so. Das es auch anders geht, beweisen die Höpner-Brüder Hansen und Paul. Bei der Band Twins verhält es sich ähnlich, die Besetzung ist allein schon unterschiedlich. Hier treffen zwei erfahrenen Musiker der Band Mikrokosmo23 auf zwei unerfahrene Menschen, die vorher noch nie in einer Band waren.

Diese Gegensätze findet man so auf dem Album Soon wieder. Denn hier trifft pures Chaos aus entspannte und versöhnliche Töne, wildes Geschrei auf entspanntes Singen und Instrumentals, dissonante Gitarrenklänge auf atmosphärische, die fast an die Deftones herankommen. Es treffen mit Englisch und Deutsch, zumindest ein paar Einwürfen, zwei Sprachen aufeinander. Vielleicht hat auch das dafür gesorgt, dass der Langspieler Soon so chaotisch wirkt. Die jungen Unerfahrenen geben neuen, frischen Input und die erfahrenen Jungs ihre Erfahrung. Das könnte die ausgewogene und erwachsene Produktion des Albums erklären. Das Schlagzeug hat ordentlich Punch und ist klar dargestellt. Die Gitarre(n) sind auf beide Stereo-Kanäle verteilt und spielen sich an vielen Stellen unterschiedliche Riffs zu oder werden in Tracks wie Cockroaches II aufgetrennt und wieder vereint.

Wie ihr gerade lesen konntet und vielleicht auf Bandcamp schon gehört habt, spielt sich das hier alles irgendwo zwischen Math-Rock, Punk, Rock, Post-Hardcore und Indie-Rock ab. Es gibt hier und da ein paar Geräuschkulissen aus dem Alltag, die einfach auf den Langspieler geschmissen wurden. Am Ende gibt es ein Zitat aus deinem Film (?), in dem sich die Stimme darüber beschwert, dass ihm der Rücken schmerzt und das Leute scheiße sind. Die Rückenschmerzen kann man verstehen, wenn man sich dem ganzen komplett hingibt, das Album ist aber sich nicht für Jedermann. Die Stimme des Sängers ist meist am Anschlag oder drüber, die Gitarren und die Rhythmusabteilung sind sehr vertrackt. Mal wird schnell galoppiert, mal geschlichen ein anderes Mal wird, wie im Jazz, schnell getippelt. Die Wahl der Titelnamen ist durchaus interessant, wenn auch vielleicht mit Cockroaches I und Cockroaches II sowie Houses 1, 2 und 3 etwas einfach gewählt. Aber man kann sicher eine Geschichte darüber erzählen. Kakerlaken leben eben ewig und werden uns überleben und Häuser ebenso. In Library und Maps wird es mit den deutschen Texten über Ansprüche, Entschuldigungen, Narben, mehrere Leben und ein Zuhause, welches eine Halde ist, sehr unbequem.

Release: 14.02.2020
Labels (EU): Through Love Records, ZilpZalp, Dingleberry Records, Fresh Outbreak Records, Fireflies Fall

Anspieltipps: Cockroaches IIHouses IDogears

5/6 Punkten (2 plus 2 ist hier 1)

Twins - Soon
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 1. Dezember 2018

3rd Hold Tight PR: Crevassian - Crevassian EP

Bei dieser Band handelt es sich um ein Quartett, welches sich 2015 in Croydon formiert hat. Einige der Mitglieder haben bereits Banderfahrung. Drei Jahre nach der Gründung gibt es nun die erste EP, die man einfach nach sich selbst benannt hat.

Crevassian haben auf ihrem Bandcampaccount stehen, dass sie eine Mischung aus Djent, Post-Metal und Progressive-Metal spielen, man verzichtet gänzlich auf den Gesang. Die Konzentration des Zuhörers wird einzig auf die Instrumente gelegt. Beim ersten Hinhören fällt eines auf: die Instrumente wirken etwas abgestellt, weniger ineinander verwoben. Der Bass sticht hier besonders hervor, leider nicht so grollend wie bei anderen Bands. Irgendwann versucht man dies zu überhören und dringt tiefer in die Materie ein, merkt wie die tiefen Gitarren abwechselnd zucken oder auch mal eine Klangwand mit dem Schlagzeug aufbauen. Rein technisch sind alle Musiker begabt und lassen keine wünsche offen. Auf vier Titeln lässt man sich kräftig aus und stemmt auf dem letzten, dem "Summit" mal eben fast Zehn Minuten auf die Uhr. Die EP wird es ab dem 07.12. geben und kann dann auf all den beliebten Musikplattformen gestreamt werden.

Anspieltipps: Firmament, Tempest

4/6 Punkten (Was ist mit dem Mix passiert?)

Crevassian - Crevassian EP
(Quelle: Bandcamp.com)

Sonntag, 21. Oktober 2018

Die 36. Fleet Union: Drip Fed - Drip Fed

Dieses Quintett aus Austin, Texas fällt mit ihrem Opener Tell Me Off akustisch direkt mit der Tür ins Haus. Nach den mittlerweile üblichen 20 Sekunden Intro wird losgebrettert, wer sich vielleicht an Support The Troopz erinnert, die wir ganz am Anfang mal hier hatten, der wird sich freuen, dass es immer noch solch kompromisslos erzeugte Musik gibt. Frei übersetzt bedeutet Drip Fed nichts anderes als "künstlich ernährt".

Auch wenn es, laut Aussage des Sängers Jeffrey Blum, hier etwas weniger nihilistisch zuginge, als auf den vorherigen Werken. Dieser musste sich ein paar Wochen vor den Aufnahmen aus seinem normalen Alltag und Umfeld ausklinken, um überhaupt texten zu können. Bis zur Mitte des Langspielers geht es strikt nach vorne, wer nicht mitkommt, hat Pech, wird bei Pez. Denn hier kann jeder noch einmal kurz durchatmen, weil es hier etwas doomiger, schleppender vorangeht. Auch wenn es anders klingt, stört dies nicht im Gesamtkonzept, da man am Ende mit Intertwine nochmals den Anker wirft und rekapituliert, was auf den vorherigen acht Titeln passiert ist. Stimmlich ist Blum eigentlich immer am Anschlag, auch auf den schlurfigen Titeln. Auf Dauer kann das aber stören, wenn man keine starken nerven hat oder nicht wirklich etwas mit dreckigem Hardcore oder Sludge anfangen kann.

Und ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt leider nur acht Titel, dadurch wird das Album auf knackige 25 Minuten gestutzt. Dennoch kann man sich auf ganzer Strecke über eine anständige Produktion freuen, denn alle Musiker sind aufgestellt, wie es sich gehört, sogar der Bass ist an einigen Stellen leicht verzerrt, was im Gesamtkonzept kaum auffällt, dem Klangraum aber dennoch die nötige Würze bringt. Am 26.10. wird das Album veröffentlicht, in Europa geschieht dies auf I.Corrupt.Reccords. Am diesem Tag wird das Album auch komplett auf Bandcamp gestreamt werden können.

Anspieltipps: Tell Me Off, Profit Of God, Live And Die In The City

4,5/6 Punkten (Viel Schall und viel Rauch, im positiven Sinne.)

Drip Fed - Drip Fed
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 22. September 2018

15. Nachschlag: Slothrust - The Pact (Fleet Union)

Wer rastet, der rostet. Das sagt der Volksmund. Und wenn man ein Faultier ist, ist's mit der Bewegung eh nicht weit her. Wenn man das noch miteinander kombiniert, also Rost und das Faultier, dann steht man eigentlich still. Bei Slothrust aus Boston ist das nicht der Fall. Man zeigt sich auf The Pact sogar recht beweglich und tanzt genretechnisch gleich auf mehreren Feiern.

Hier tropft nicht einfach nur abgefahrener Garage-Rock aus der Platte, auch wenn man sich wünscht, dass es hier etwas mehr davon gäbe und vielleicht auch einen hauch dreckiger. Man kann aber auch 80er Jahre Musik, richtig schön mit Saxophon und fast künstlich klingendem Schlagzeug finden. Auch Folk kann man sich auf seine Fahnen schreiben, denn mit Titel wie The Haunting und Travel Bug kann man sich ordentlich verträumt mit einer Tasse Tee auf die herbstliche Veranda setzen und den letzten Sommer Revue passieren lassen. Im Grunde ist das alles auf dem Mist der Sängerin/Songwriterin/Gitarristin Lea Wellbaum gewachsen. Trotz dem man hier so viele Stilrichtungen über die Membrane hüpfen lässt, kann man nicht behaupten, dass man kein Können hat. Das kann faszinieren, kann aber auch, weil man so viel auf einmal bekommt, nerven. Ein Hörer mag mehr Dreck in den Titeln, ein anderer will mehr Synthies, wie in den 80ern. Ein anderer mag dann den Folk vielleicht doch mehr und raunt furibund, wenn es dann doch zu elektrisch wird. Man kann hier bekannte Genrevertreter anbringen, wie The Pack A.D., Shakey Graves oder Hole.

Das Trio tobt sich auf ihrem 44 minütigen Werk ordentlich aus und hinterlässt Verlangen, zu verschiedenen Stellen zurückzukehren, weil einem das eine Stück oder der eine Stil gefällt. So bedient man natürlich viele. Produktionstechnisch ist hier alles in Ordnung, auch wenn der Gesang ab und an mal kurz hinter den Instrumenten verschwindet. Das Album gibt es seit dem 14.09. und wurde auf Dangerbird Records veröffentlicht. wer interessiert ist, kann das ganze Ding auch auf Bandcamp vollständig streamen und dort seine Lieblinge finden.

Anspieltipps: Planetarium, Travel Bug, Birthday Cake

5/6 Punkten (Herr Ober, da ist kein Haar in der Suppe.)

Slothrust - The Pact
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 23. Juni 2018

13. Nachschlag: Field Division - Dark Matter Dreams (Pias)

Sicher kennen das einige hier, wenn einem ein Trailer für einen Film eigentlich alles verrät oder die besten Szenen bereits alle auftauchen. In dieser Form verhält es sich mit dem Albumcover von Field Divisions Dark Matter Dreams. Gut, wer sich den Webauftritt auch noch gibt, der weiß eigentlich schon was auf einen zukommt.

Dark Matter Dreams ist wie eine Zeitkapsel, wo es noch Blumenkinder gab und man mit der Kunst und der Musik versuchte, eine bessere Welt zu erschaffen. Wer das Album anschiebt, der steigt automatisch in einen Hippiebus und wähnt sich auf fernen, staubigen Straßen, auf der Suche nach dem nächsten schönen Platz für einen Sonnenuntergang, den man erlebt haben muss. Man kann dem Duo aber auch partout nicht böse sein, denn so wie man hier eingelullt wird, wird man entweder nachdenklich oder freut sich über die schöne Soundlandschaft, die sich auf den Trommelfellen ausbreitet. Dabei gibt es nicht einfach nur eine Gitarre und etwas Gesang, man ist schon groß aufgestellt: es gibt hier und da Streicher, das Drumset wummert an einigen Stellen schön tief und die Gitarren sind jetzt auch nicht ohne. Zwar kann man einige Tonfolgen erahnen, es gibt fast klischeehafte Stellen, wo man sich fragt, ob Jimmy Page hier Pate gestanden hat. Und Fleetwood Mac kommen auch kurz dran. Dennoch, an diesem Album,was knapp 50 Minuten misst, kann man nichts aussetzen, man muss nur bereit für eine Reise sein. Erschienen ist das Album am 22.06. auf Bella Union und kann auf Bandcamp vollständig gestreamt werden.

Anspieltipps: River In Reverse, Siddharta, Lay Cursed

5,5/6 Punkten (Wo findet man jetzt günstig amerikanische Schulbusse?)

Field Division - Dark Matter Dreams
(Quelle: Presskit von Pias.com)

Freitag, 25. Mai 2018

Die 33. Fleet Union: Svalbard - It's Hard To Have Hope

Anders als vielleicht gedacht, handelt es sich bei Svalbard nicht um ein neue, aufstrebende Black- oder Folk-Metal-Band aus Skandinavien. Es handelt sich hierbei schlicht und ergreifend um ein Quartett aus Bristol. Vor sieben Jahren hatte man sich bereits zusammengefunden und eine Serie von EP's veröffentlicht.

Nun gibt es also das zweite Album der Band, welche den Zuhörer gleich mit einem recht ernüchternden Albumtitel begrüßt. It's Hard To Have Hope begrüßt einen gleich stürmisch und hämmert auf einen ein, als gäbe es kein Morgen mehr oder zumindest kann man die Hoffnung dazu verlieren. Wer sich dann dem Booklet oder der Rückseite der Hülle... oder einfach mal die Titel der Playlist ansieht, merkt, dass man textlich keine halben Sachen macht. Man ist sich voll dessen bewusst, was auf diesem Erdball passiert und schief läuft und brüllt es in die Welt hinaus. Mal dreht es sich um den Revenge Porn, eine Unart der heutigen Gesellschaft, mal geht es um das ungeborene Leben.

Dabei hat man meist einen wuchtigen, fast brustkorbzermalmenden Sound an Bord. Das Drumset ist, wenn es bedient wird, wie ein Hammer und fast pervers im Vordergrund, das macht dennoch die Spannung aus, dieses leichte Unbehagen beim Zuhören, wenn es um die Unversehrtheit der Frau geht oder den unbezahlten, dennoch Vollzeit arbeitenden Praktikanten. Man hat auch gleich zwei Gitarren und einen Bass hinzugeholt, so das jedes Bandmitglied etwas mit den Fingern machen muss, auch wenn es singt. Um dann einen Spannungsbogen in die ganze, Geschichte zwischen Hardcore, Post-Hardocre, Metal und anderem harten Spielrichtungen gibt es hin und wieder ruhige Einschübe, wo dann mal eben die Reibeisenstimme beiseite gepackt wird und man eben doch himmlisch singen kann.

Mit acht Titeln kommt man auf eine Spielzeit von fast 38 Minuten, dabei ist der Repeatfaktor extrem groß, weil das Album zu einem Kurzweilig ist, zum anderen muss man den Texten immer wieder genauer zuhören und sich beim Staunen erwischen. Und wie bereits erwähnt: das ganze Ding ist einfach eine Wucht. Erschienen ist das Album heute, am 25.05. auf, wie sollte es eigentlich anders sein, auf Holy Roar Records. Streamen könnt ihr das Album hierzu auf Bandcamp.

Anspieltipps: Unpaid Intern, Revenge Porn, Feminazi?! (diese Auswahl fiel nicht leicht)

6/6 Punkten (Schlagzeuggewitter oder Maschinengewehrschlagzeug?)

Svaldbard - It's Hard To Have Hope
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Sonntag, 11. März 2018

8. Nachschlag: Gulfer - Dog Bless (Fleet Union)

Wie muss sich das angehört haben, als die Band Gulfer aus Montreal nach Gitarristen gesucht hat. Einer muss wohl mit seinen Fingern schneller gewesen sein als der andere, sonst ließe sich das teils sehr schnelle und vertrackte Gitarrenspiel auf Dog Bless nicht mehr erklären. Man konnte aber auch seit mehr als mehr als 6 Jahren zusammenwachsen.

Und so entstand dieser Langspieler mit diesem Wortspiel im Namen, das fiel mir aber auch erst beim Schreiben der Überschrift auf. Ihr wisst nicht was ich meine? Dog bedeutet rückwärts God, im Englischen gibt es da diese Redensart, wie "God bless you.", also wäre das hier, mit dem Hund eher so wie: "Möge der Hund dich segnen."? Oder ist das eher so zu verstehen, dass man den Hund als engen Vertrauten ansieht, dem man alles erzählen kann, weitergeben kann er es ja nicht, so wie, für die Gläubigen unter uns, Gott. Aber vielleicht ist da auch zu viel hineininterpretiert.

Wie bereits erwähnt, werden die Saiten über den Gitarrenhälsen relativ schnell und ausgiebig traktiert, so das einem schwindlig werden kann. Dabei wird einem im Song Fading akustisch erklärt, wie man zu den wirren und schnellen Partituren kommt, wobei der Song teilweise mit Vogelgezwitscher unterlegt ist. Und dieses Geflecht aus Math-Rock, Emo und einem Hauch Punk zieht sich, perfekt eingefangen, durch die gesamte Spiellänge von einer halben Stunde, wobei die Tracks Blessed Pt. 1, Pt. 2 und Pt. 3 an die Zeiten erinnern, als Blink 182 solche versuche unternommen haben. Dennoch stört dies hier nicht und wirkt auch nicht aufgesetzt. Erschienen ist die Segnung durch den Hund am 02.03. auf Big Scary Monsters und kann auf Bandcamp vollständig gestreamt werden.

Anspieltipps: Fading, Baseball, Doglife

5/6 Punkten (Möge dir das Streicheln eines Golden Retrievers ewige Glückseligkeit bringen)

Gulfer - Dog Bless
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Sonntag, 26. November 2017

Die 28. Fleet Union: Dialects - Because Your Path Is Unlike Any Other

Dialekte gibt es in vielen Sprachen, diese sind mitunter an Regionen oder gar ganze Länder gebunden. Anders als man vermuten könnte, hat das Quartet Dialects aus Glasgow keinen Sänger, sondern zwei Gitarristen, einen Bassisten und jemanden für den Rhythmus. Dennoch gibt es hier und da ein paar sprachliche Einwürfe. Das Englisch aus Schottland ist, mit Verlaub geschrieben, auch etwas schwer zu verstehen.

Wer Superluminal, den ersten Track von Because Yor Path Is Unlike Any Other, googelt, wird direkt hellhörig. Es geht hier im Überlichtgeschwindigkeit. Das gesamte Album ist gespickt mit Anleihen aus der Astronomie. Mal geht es um die Fluchtgeschwindigkeit, als die Geschwindigkeit, die man braucht um einen Himmelkörper verlassen zu können. Ein anderes Mal geht es um Lichtechos und die Gravitation, die kein Geist ist. Also recht anspruchsvolle Themen, für ein Album, das nur spartanisch mit Textzeilen gespickt ist. Dennoch gibt man sich komplex, da die Musiker sich im Progressive Rock bewegen und viele Mathrock-Anteile einfließen lassen. Das führt einerseits zu vielen komplexen Soundstrukturen, andererseits kann es dazu kommen, dass man das Thema vermisst, es sei denn, man versteht Mathrock. Die Saiteninstrumente werden hier sehr virtuos bedient und bilden mal Wände, mal simple Landschäftchen, mal wird nur akzentuiert. Das geschieht alles recht druckvoll und lässt keine Wünsche offen. Durch eben den gewählten Stilmix, geben sich die Landschaften, Akzente und der leere Raum teilweise innerhalb eines Titels die Klinke in die Hand. Das braucht einerseits Verständnis, kann auf der anderen Seite aber für Aha-Momente sorgen und überraschen. Wer sich den Langspieler mit diesem relativ langen Namen mehrfach gibt, kann das ganze in verschiedenen Ebenen wahrnehmen und verarbeiten, quasi multidimensional begreifen, da man durch die Textknappheit sehr viel Spielraum hat. Hier würde jeder Kunst-, Musik- und vielleicht auch Deutschlehrer fragen: "Was will uns der Künstler damit sagen?" Keine Antwort wäre falsch. Und dabei hat man 49 Minuten Zeit um seine eigene Wahrheit zu finden, unterfüttert mit den Erkenntnissen aus Physik und Raumfahrt. Und wer noch nicht genug hat, kann sich die zehn Titel nochmal geben und mitwippen, kopfnicken, rumzappeln oder auch einfach dasitzen. Veröffentlicht wurde die Reise durch Zeit und Raum am 24.11. auf Through Lover Records.

Anspieltipps: Superluminal, Light Echo, Illusory

5/6 Punkten (Mit Gitarren durch Zeit und Raum)

Dialects -
Because Your Path Is Unlike Any Other
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Dienstag, 17. Oktober 2017

Die 26. Fleet Union: Makthaverskan - III

Bei Makthaverskan handelt es sich um ein Quartett aus Göteborg. Um dem gleich vorweg zu greifen: nein, es gibt hier heute keine Göteburger Schule. Man hat sich seit 2008 dem Pop und/oder dem Dreampopverschrieben. Der Name der Band hat eigentlich keine weitere Bedeutung, auch im Schwedischen nicht, es war wohl eine Idee eines Freundes der Band. Da man den Namen ganz cool fand, ist man direkt dabei geblieben. Wie man dem Namen des Albums entnehmen kann, handelt es sich bei dem Werk, was am 20.10. auf Run For Cover Records erscheinen wird, um das dritte Werk der Schweden.

Wer sich dem Langspieler widmet, wird zuallererst von Trommeln begrüßt. Der junge Mann hat entweder Travis Barker zum Vorbild oder hat echt viele Hummeln im Hintern, die Felle leiden während des gesamten Langspielers massiv. Die Gitarren, die man wahrnimmt, sind eher leicht angefranst, nicht übersteuert, gut, es ist ja auch Pop... oder Dreampop? Hier und da darf der Bass auch mal in den Vordergrund rücken um zusammen, wie sollte es auch anders sein, mit den Trommeln den Weg für die Gitarre und den Gesang zu bereiten, wie in Front. Man gibt sich stellenweise tanzbar, die Saiteninstrumente werden zeitweise recht virtuos bedient. Man kommt auf den Gedanken, vielleicht in das Regal mit den Alben aus den 80ern gegriffen zu haben, aber jeder Trend kommt mal wieder, nur nicht so krass wie bei Timecop 1983. Dann gibt es wieder Stellen, wie in Comfort, da wähnt man The Jezabels an den Instrumenten und dem Mikro zu hören. Das Album ist gut gemacht, das steht außer Frage, bei jedem Durchlauf, der dauert hier nur etwas 37 Minuten, hört man neue Details, manchmal hört man Sirenen oder man denkt, dass das eigene Gefährt eine Macke hat. Der Langspieler eignet sich aber für viele romantische Dinge und Erinnerungen, nur aufregen, dass kann man sich mit III nicht. Funfact: die URL zum Album auf  Bandcamp, da wo ihr euch das ganze Album schon vorab als Stream geben könnt, hat am Ende den Namen "ill". Was das nun aber zu bedeuten hat, muss man die Band fragen. 

Anspieltipps: Vienna, In My Dreams, Witness 

5,5/6 Punkten (Darf ich noch etwas länger draußen im Dunkeln spielen?)

Makthaverskan - III
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 14. Oktober 2017

6. Nachschlag: Spotlight - Seismic (PIAS)

Was man nicht alles als Ehepaar anstellen kann. Manche bauen Häuser, andere liegen sich öfter in den Haaren und das nächste beschäftigt sich mit ganz banalen Problemen. Man kann es aber auch wie das Ehepaar Quintero aus Brooklyn angehen: Instrumente in die Hand nehmen und Musik machen. Fertig ist die Band Spotlight.

Zu Beginn kommt man nicht darüber hinweg, dass das Duo klingt, wie ganz große Bands. Hier werden brachial große Gitarrenwände aufgestellt, unterfüttert mit Synthies und einem Gesang, der ganz leicht zwischen den Instrumenten, Schlagzeug und E-Gitarre sind auch am Start, platz nimmt. Die Geschwindigkeit ist eher was für Liebhaber von Sludge und Doom, auch wenn man weniger rotzig ist. Die Produktion lässt auch keine Wünsche offen, wobei, wie bereits erwähnt, der Gesang nicht alle Wände einreißt und mit ein paar Ausnahmen (wie auf den letzten 45 Sekunden von Under The Earth oder auf A Southern Death) eher seicht vonstatten geht. In Gedanken sieht man, wie sich die deftones mit Team Sleep paaren und Mínus (Anspieltipp: Pulse) heimlich zugucken, was eigentlich den Sound perfekt in Worte fasst, mit ersteren war man wohl mal auf Tour, wenn man dem Presskit glaubt. Aber ist dann alles gut, was man auf dem Erstling findet? Mit Nichten, denn es gibt zwei Titel, die aus dem Rahmen laufen, die acht Minuten sprengen, Hang Us All und Hollow Bones: da fragt man sich nun, ob man das nicht hätte abkürzen können, Sludge und Doom gut und schön, aber warum? Nur damit man die eine magische Stunde Spielzeit überspringt? Dies geschieht in der heutigen Welt der Musik zwar selten, dennoch sollte man nicht durch solche Spielereien versuchen, irgendwas zu strecken. Wer sich die Seismic nun dennoch gibt und sich dafür entscheidet, auch die beiden genannten Brecher zu überstehen, merkt, dass man mit diesem Album von einem ständigen Rausch umgeben ist, man bewegt hier und da zur Musik den Kopf, fängt ein paar Ohrwürmer einzufangen. Man bekommt für sein Geld definitiv was geboten. Wer mag kann sich das Album, das bereits am 06.10. auf Ipecac Recordings erschienen ist, komplett auf Bandcamp geben um dann zu entscheiden.

Anspieltipps: Learn To Breathe, Ghost Of A Glowing Forest, A Southern Death, The Opening

5,5/6 Punkten (Wie das Rauschen der Blätter im Oktober)

Spotlights - Seismic
(Quelle: Presskit von PIAS)

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Neues aus dem CD-Regal, Ausgabe 6: Myrkur - Mareridt

Ja, auch meine Wenigkeit kauft sich noch CDs, mir ist auch durchaus bewusst, dass Audiofetischisten jetzt aufschreien werden, da Vinyl ja das einzig Wahre ist. Ohne Plattenspieler, keine Platten, eine einfache Rechnung. An diesem Kauf hat auch das Visions-Magazin Schuld, da in der Ausgabe 294 die Künstlerin Myrkur kurz angeschnitten wurde.

In dem Artikel ging es darum, wo die junge Dänin, namentlich Amalie Bruun, ihre Inspiration hernimmt. Es sind wohl ihre Albträume, mit welchen sie ganze acht Alben hätte schreiben können. Da Relapse Records das gesamte Album auf Youtube hochgeladen hat, konnte ich mir bereits da das Umschriebene der Visions genauer zu Gemühte führen. Und das gefiel, da allein die Mischung aus dänischer Folklore und Black Metal völlig wirr klingt, keine Sorge, die Black Metal Drumss werden nur selten ausgepackt, so ist sie dennoch Sinnvoll. Die Künstlerin hat relativ viele Instrumente, die man im Hintergrund hört, selbst eingespielt. Mal ist ihre Stimme zwischen Celli eingegraben, mal erhebt sich ein mächtiger Konzertflügel über einen Frauenchor, der zusätzlich mit viel Hall unterfüttert ist. Und ein paar Sekunden später greift man zur E-Gitarre um all die schönen Landschaften nochmal einzureißen. Der Gesang ist, so wie die Instrumentalisierung, vielseitig: es gibt infernales Gekreische, dämonisches Fauchen, dennoch dominiert der himmlische Gesang, und wenn die Frauenchöre, wie in Ulvinde, einsetzen, ergibt dies ein harmonisch, schauriges, dennoch vollständiges, akustisches Bild.

Die Stimmung ist frostig, kalt und stürmisch, man möchte in den grauen Wolken der Herbstunwetter baden und sich vom Regen auspeitschen lassen. Ein recht unheimlicher Track ist Børnehjem, als hätte man hier die Stimmen aus den Albträumen direkt auf den Audiotrack gespannt. Kein Wunder, bedeutet Børnehjem nichts anderes als Kinderheim. Bevor ihr nun zurückschreckt, weil alle bisher von mir genannten Titel dänisch sind, es wird nicht nur in der Muttersprache der jungen Künstlerin gesungen. Es gibt auch Titel auf Englisch, wie Crown oder das sehr schleppende The Serpent.

Um den Bogen nicht zu überspannen: Erschienen ist Mareridt am 15.09., umfasst knapp 52 Minuten und kann vollständig, mit einem Bonustrack mehr, auf dem Bandcampaccount gestreamt werden.

Anspieltipps: KætterenHimlen Blev Sort, Crown, MareridtMåneblôt

6/6 Punkten (Komm her Oktober, ich will dich umarmen.)

Myrkur - Mareridt
(Quelle: Bandcamp.com)

Donnerstag, 17. November 2016

Youtubisch Vol. 28

43°48′N 131°58′E, gibt man diese Koordinaten in eine favorisierte Suchmaschine ein, wird man an einen Ort geführt, der ziemlich weit im Osten Russlands liegt. Der Weg nach Japan ist nicht weit, Wladiwostok um die Ecke. Von genau diesem Ort kommt die Künstlerin Ekat Bork.

Durch viele mehr oder minder gute Umstände landete sie in der Schweiz, wo sie begann Gesang, zeitgenössisches Schreiben und Musikproduktion zu studieren. Sie knüpfte Kontakte in der Schweiz und Italien. Sie schrieb und produzierte selbst viel Musik, woraus sich dann Veramellious entwickelte.

Nun erschien am 04.11. ihr neuestes Album, YASДYES, welches ihr auf Bandcamp streamen könnt. Der Sound ist düster, erinnert stellenweise an LORN, den wir hier schon mal hatten; es knistert und blubbert an allen Ecken und Kanten. Wer eine E-Gitarre findet, darf diese behalten, dabei wird das Album nicht langweilig und schafft eine herrlich schaurige Stimmung.

Bei FEAR handelt es sich um die dritte Single aus YASДYES, das Video hierzu hat sie quasi in Eigenproduktion erstellt, geschnitten und was alles sonst noch dazu gehört. Die Bildsprache ist gewaltig, ihr Kostüm extravagant. Und noch nie im Leben hab ich bei einer Olive, die verspeist wird, an ein Auge eines Lebewesens gedacht. Arme hoch, wem es auch so geht. Aber seht selbst.

Ekat Bork - FEAR (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

So viel gute Musik zum Hören und nur zwei Ohren zur Verfügung.

Samstag, 8. Oktober 2016

Art As Catharsis' 5th call: Wartime Sweethearts - So Long Sparta

Wer nach einer Definition für diesen Namen sucht, wird überrascht sein, dass es diesen "Titel" wirklich gab. Die Streifkräfte des Vereinigten Königreichs hatten die Forces Sweethearts ausgerufen, wobei es sich um Künstlerinnen handelte, die die Soldaten mit ihrem Gesang unterhielten, das beste Beispiel aus den USA hierzu sind die Andrews Sisters.

Louise Nutting a.k.a Wartime Sweethearts kommt aus Australien und hat dort bereits auf Triple J für reichlich wirbel gesorgt. Ihr Gesang in Verbindung mit der recht einfach gehaltenen Instrumentalisierung weiß von Anfang an zu verzaubern, da sie mit eingängigen Melodien daherkommt. Dabei schafft sie es auch immer wieder einen Ohrwurm aufzusetzen, der noch lange nachhallt, wobei man sich wunder, wie schnell das alles funktioniert. Als einen Ihrer Einflüsse gibt sie Björk an, man könnte auch getrost My Brightest Diamond in den Ring werfen, beide würden sich wahrscheinlich auf Anhieb verstehen und musikalisch gegenseitig befruchten. Gesanglich bewegen sie sich auf gleicher ebene, wobei Fräulein Nutting auf So Long Sparta auch gerne mal die Instrumentalisierung mit durchträllert, dies passt aber zu Verspieltheit, die sich hier auf dreizehn Titeln breit macht. Anspruchsvoll ist die Musik alle Mal, sie lässt auch keine Wünsche offen, selbst die Länge und die Produktion wissen zu gefallen. Am 04.10. erschien das gute Stück auf Art As Catharsis und kann hier auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Figured It In, Figured It Out , O.D.U., Mood Swings

5,5/6 Punkten (Harmonien bis der Arzt kommt)

Wartime Sweethearts - So Long Sparta
(Quelle: Presskit von Art As Catharsis)

Samstag, 2. Juli 2016

Youtubisch Vol. 25

Ihr erinnert euch vielleicht noch an des Interview mit Nu-Nation aus Russland? Vielleicht seid ihr heute auch zum ersten mal hier? Nun, einfach hier, hier und hier klicken und lesen.

Die BandNu-Nation hat sich für einen Titel mit der Sängerin Lena Scissorhands von Infected Rain zusammengetan. Das entstandene Stück hört auf den Namen "Le Me Go" und ergibt eine interessante Mischung aus der Härte von Nu-Nation und dem Gesang von Lena. Aber wehe, man lässt sie von der Kette, dann rastet die junge Dame mit den Dreadlocks richtig aus und lässt ihre Stimmbänder unter maximaler Last arbeiten. Mit Hilfe der Instrumentalisierung der Jungs von Nu-Nation und der Stimme von Arthur ergibt sich ein druckvoller, moderner Metalsong, der nirgends wünsche offen lässt. Den Titel könnt ihr, oh wunder bei diesem Thema, über Youtube streamen oder auch über Amazon, iTunes oder google-play erwerben.

Nu-Nation - Let Me Go (feat. Lena Scissorhands) - Audiostream
(Quelle: youtube.com)

Mittwoch, 8. April 2015

Die 2. Tür des Grand Hotel Van Cleef: East Cameron Folkcore - Kingdom Of Fear

Heutzutage gibt es ja vieles, was durch das Wörtchen „Core“ irgendwie härter wird. Sei es der Metalcore, der dann auf einmal von vorn bis hinten rotzt und tief blubbert oder der Rapcore, der dann doch irgendwann Nu-Metal hieß und immer noch so genannt werden will. Core außerhalb der Musikwelt bezieht sich entweder auf... lassen wir das. Ein Schelm, wer hier zweideutig denkt.

Kann aber auch Core mit Folk? Wie soll man sich das vorstellen? Stimmt da einer seine Gitarre auch G# und ist so tiefer als der Bass oder missbraucht der Sänger seine Stimmbänder? Tja, in dem Falle der Band aus Austin gilt eher das letztere, auch wenn hier nicht nur ein Sänger am Werke ist. Die Mitgliederzahl schwankt zwischen neun und zwölf, je nach dem, wann wer wie wo Zeit und Muße hat. Man kann ja auch nicht immer kreativ sein. Bestimmt werden die Texte durch Themen, die die modernen vereinigten Staaten von Amerika heute bewegen. Sei es das Fracking, das Leben am unteren Ende der sozialen Kette oder der Umgang mit Menschen, die Geheimnisse preisgeben, die eigentlich kein Normalbürger kennen sollte. Instrumental ist man recht flexibel und vielseitig unterwegs, man benutzt elektrische Gitarren, Orgeln, Posaunen, Pianos, Bässe und schafft damit eine Landschaft, die von Sturm aber auch bedrückender Hitze geprägt ist. Kingdom Of Fear stellt alles bloß, beschönigt nichts und ist nicht voller Schnulzen, sowie manch anderer Folk-Musiker das heute drauf hat. Von wegen Liebe und so. Hier geht es um Öffnen der Augen, um das Hinsehen und Sich-Wundern, aber auch um das Kämpfen. Der Kopf der Gruppe, Jesse Moore, geht mit wehenden Fahnen voran und nimmt dich mit, wenn du dich traust. Eine Stunde geht der eine Song in den nächsten Über und mündet final am Meer, der Ursprung allen Lebens. Satte drei Minuten kann man sich dem Rauschen hingeben und nachdenken, was gerade passiert ist um dann noch einmal kurz von der Band wachgerüttelt zu werden.

Die Songs massieren bestens produziert die Trommelfelle, alles liegt am rechten Platz. Veröffentlicht wird dieses Musical, salopp geschrieben, am 10.04. auf Grand Hotel Van Cleef. Wer sich nicht ganz entscheiden kann, ob er sich den Trip zwischen Folk, Blues, Country und dem Rock der 70er Jahre lohnen könnte, der kann sich das alles auf Bandcamp anhören.

Anspieltipps: Kingdom Of Fear, Fracking Boomtown, Goodbey To Fear

5/6 Punkten (alles so herzzerreißend hier)

East Cameron Folkcore - Kingdom Of Fear
(Quelle: Bandcamp.com)

Konzerttermine:

26.05.2015 - Garage - Saarbrücken
27.05.2015 - Forum - Bielefeld
28.05.2015 - Hafenklang - Hamburg
29.05.2015 - Speicher - Husum
30.05.2015 - Magnet - Berlin
01.06.2015 - Rosenkeller - Jena
02.06.2015 - Groovestation - Dresden
03.06.2015 - Werk 2 - Leipzig
04.06.2015 - E-Werk - Erlangen
05.06.2015 - B-72 - Wien (AUT)
07.06.2015 - Ampere - München
08.06.2015 - Conrad Sohm - Dornbirgn (AUT) [mit Frank Turner]
09.06.2015 - Weekender - Innsbruck (AUT) [mit Frank Turner]
10.06.2015 - Rockhouse - Salzburg (AUT) [mit Frank Turner]
16.06.2015 - Underground - Köln
17.06.2015 - Ex-Haus - Trier
18.06.2015 - Schlachthof - Wiesbaden

Festivaltermine:
23.05.2015 - Orange Blossom - Beverungen
22.05. - 24.05.2015 - Maifeld Derby - Mannheim
12.06. - 14.06.2015 - Pinkpop Festival - Landgraaf (NL)
12.06. - 15.06.2015 - Greenfield - Interlaken (CH)
19.06. - 21.06.2015 - Hurricane - Scheeßel
19.06. - 21.06.2015 - Southside - Neuhausen Ob Eck
19.06. - 21.06.2015 - Traumzeit Festival - Duisburg

Sonntag, 30. November 2014

Ver-Flixt Nr. 13: Andrew Paley - Songs For Dorian Grey

Andrew Paley, seines Zeichens Frontmann von The Static Age, die wie hier im Blog bereits hatten, gibt auf „Songs For Dorian Grey“ fast genau den Gegenpol zur seiner eigenen Band. Schwingt man bei The Static Age noch beherzt das Tanzbein zu den Rhythmen, gibt sich Andrew auf seiner EP doch eher als Zupfer. Anders als bei White Rooms, dass schon stolze acht Jahre alt ist. Auch wenn er da nun alleine zu sitzen scheint, mit einer Gitarre auf dem Schoß, so gibt es durch die Produktionstechnik relativ viel Raum, erzeugt durch den Hall. Sieben Titel, also fast einer pro Jahr, haben es auf die EP geschafft, die es als - jetzt bitte einmal durchlesen und wirken lassen – Kassette und digitalen Download gibt. 

Der Trend, der vornehmlich bei Surf-, Garage- und Punkbands zu finden war, hat es nun also auch in das Singer-Songwriter-Genre geschafft. 

Andrew klingt nachdenklich, tiefsinnig und ist weitaus ruhiger. Das ganze passt irgendwie auch zu lauschigen Abenden im Winter oder Spätherbst, wo es schon früh dunkel wird und alle Menschen mehr Schichten anhaben als es Tage in der Woche gibt. Vergleiche mit William Fitzsimmons und Colin Hay sind möglich, wer einen Todd Hannigan findet, hat nicht ganz Unrecht. Es ist alles echt und handgemacht, es gibt keinen Pomp, keine Maschinen, die irgendwo nachbessern und die Nähe zum Musiker scheint zum Greifen nah. Wer in einer Sinnkrise steckt, Liebeskummer schiebt oder gerade vom Unglück verfolgt ist, der darf sich diese Kassette gerne zu Gemüte führen, alle anderen natürlich auch, die Stimmung kommt ganz allein. Veröffentlicht wird das ganze via Flix (Cargo-Records), „Feeling Detroit“ hat man auf die Soundcloud und Bandcamp geladen, wobei ab Releasedatum (05.12.2014) wahrscheinlich das ganze Album zu hören sein wird. Wem der Sound zusagt, der kann den Barden in Deutschland, Österreich, Belgien oder in der Schweiz einmal besuchen, denn er tourt einmal kurz durch Zentraleuropa.

5/6 Punkten


Andrew Paley - Songs For Dorian Grey
(Quelle: Presskit von Flix-Records)

Tourdaten:
30.11.14 – D – Dresden @ Groovestation (mit Northcote)
01.12.14 – D – Berlin @ Monarch (mit Northcote)
02.12.14 – AT - Wien @ Das Bach (mit Garett Klahn & Karl Larrson)
03.12.14 – D – Stuttgart @ Keller Klub (mit Northcote)
04.12.14 – CH – Zürich @ Bar Rossi (mit Northcote)
05.12.14 – D – Bielfeld @ AJZ (mit Garett Klahn & Karl Larrson)
06.12.14 – B – Machelen @ Club Kamikaze (mit Garett Klahn & Karl Larrson) FREE SHOW
07.12.14 – D – Hamburg @ Hafenklang (mit Garett Klahn & Karl Larrson)
08.12.14 – D – Oberhausen @ Druckluft (mit Garett Klahn & Karl Larrson)
09.12.14 – D – Bochum @ Neuland FREE SHOW
10.12.14 – D – Osnabrück (Secret Show)

Samstag, 15. November 2014

Verflixt Nr. 12: Casually Dressed - The Fine Line

Man könnte meinen, Emo sei tot. Bands, die vor mehr als Zehn Jahren diese Fahne hoch hielten und sich ins Getümmel stürzten, gibt heute entweder nicht mehr oder erreichen einen gar nicht mehr. Auch wenn mich die Band vielleicht dafür steinigen würde, wenn ich dieses Wort hier niederschreibe, so erkennt man doch genau diese Songstrukturen, die Bands wie Funeral For A Friend oder vielleicht auch Fall Out Boy auf CD's gebannt haben. Mit Casually Dressed aus Freiburg kann man dieses Kapitel weiter schreiben. Das Quartett gibt es nun schon seit 2008, eine sehr gut betourte EP gab es schon im Jahre 2012 und nun hat man sich wieder zusammengesetzt und einen neuen Silberling aufgenommen. Die feine Linie misst etwas mehr als 24 Minuten und ist in sieben Titel unterteilt. Sie ist zum Teil tief traurig, ruft jedoch genau die Stimmung auf, die die Emo-Bands in den frühen 2000ern produziert haben. Die Band schreibt sich selbst Punk und Rock auf die Fahne, das kann man auch unterschrieben, fast es genau die verschiedenen Strömungen dieser beiden großen und wichtigen Musikstile zusammen. Ihr Handwerkszeug beherrscht die Band perfekt, kann sogar mit Rhythmuswechseln überraschen, wie in The Fine Line. Der Produzent hat an den Knöpfen alles das getan, um diese Band im richtigen Licht da stehen zu lassen. Und wer ein paar deutsche Wörter findet, darf diese behalten und sich drüber freuen, wie gut das doch alles in das Konzept passt. Wer mit dem Review nichts anzufangen weiß, kann sich die EP The Fine Line auf dem Bandcamp-Account von NO PANIC-Records anhören, welches zugleich auch diese EP vertreibt. Also, holt euren Kajal raus, zieht eure angemalten Chucks an und genießt kurz den Moment, euch an die Zeit vor rund zehn Jahren zu erinnern.


 5,5/6 Punkten.

Casually Dressed - The Fine Line

Fun Fact am Rande: Wenn man sich die Facebookseite anguckt und die Bands sieht, die diese Band gut findet, werdet ihr eine Band finden, die wir  hier schon mal hatten. Und so können sich Kreise auch schließen, auch wenn das Wort "Band" jetzt ziemlich häufig in einem Satz ist.