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Frage Nummer
eins: Kid Dad. Wo kommt der Name her und warum dieses Konträre, da
Kid und Dad zwei Generationen sind?
Marius:
Der
ursprüngliche Gedanke war, dass Menschen gewisse Charakterzüge eher
Erwachsenen zuweisen und andere Charakterzüge eher Kindern. So wie
man zu Kindern sagt: „Du kannst das noch nicht.“ Oder „Du
darfst das noch nicht, weil du noch nicht erwachsen bist.“ Und zu
Erwachsenen sagt man: „Du darfst dich nicht so verhalten, du bist
kein Kind mehr!“ Und wir wollten dieses Spalten zwischen Kind und
Erwachsenem aufheben. Das war der ursprüngliche Gedanke.
Mittlerweile steht der Name eigentlich nicht mehr für ein bestimmtes
Programm. Wir haben ihn halt, haben ihn lieben gelernt und stehen
dazu. Wir haben jetzt damit keine bestimmte Message. Für uns klang
es im ersten Moment cool und deswegen haben wir das so gelassen.
Und wer ist
genau Kid Dad?
Max:
Max,
ein Name mit „M“. Ich spiele Bass und bin als letztes
dazugekommen. Das war im Mai 2016. Martin hatte mich irgendwann mal
angerufen, hatte vorher schon mit ihm studiert und ihm erzählt, dass
ich Bass spiele. Dann ist ihm irgendwann der Bassist abgesprungen. Er
hatte mich an einem Samstagnachmittag angerufen und mich gefragt ob
ich vorbeikommen will. Hab gemeint: „Jo.“ Hab mich dann geduscht,
ganz wichtig. Dann hab ich mich in den Zug von Bielefeld nach
Paderborn gesetzt und bin eineinhalb Stunden durch die Gegend
gegurkt. Hab da zwei Songs ein bisschen gelernt. Am Tag danach, bin
ich nochmal hin und ab da war ich irgendwie schon dabei.
Und du bist?
Marius:
Ich
bin Marius, ich bin der Sänger und spiele Gitarre und habe die Band
im Prinzip mit Michi und Martin gegründet.
Michael:
Ich
bin Michi, Michael. Den Marius habe ich im Studium kennengelernt und
spiele in der Band Schlagzeug. Er hatte damals einen Drummer gesucht,
3 oder 4 Monate, bevor Max dazukam, war ich bei einer Probe dabei und
hab mir das ganze mal angehört. Ich hatte auch nichts besseres vor.
Da ich zu dieser Zeit auch nichts besseres vor hatte und die Jungs
schon zu der Zeit cool drauf waren, haben wir uns gesagt, dass wir
Musik machen müssen und haben angefangen Songs zu schreiben. Und da
entstand schon der Plan, dass wir etwas aufnehmen wollen.
Martin:
Tja,
was soll ich erzählen. Ich hab mit dem Marius schon 2011 Musik
gemacht. Das war aber nicht so gut. Deswegen haben wir dann diese
Band gegründet, weil wir eben dachten, dass es besser wäre.
Die Band mit den vier "M": Michael (d), Martin (g,v), Marius (g,v) und Max (b) (Quelle: Pressefoto der Band) |
Aber
wenn ich das richtig mitbekommen habe, werdet ihr gerade richtig
gehypt. Die Visions schreibt sogar über euch, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
Martin:
Ja
und das ist besser als damals.
Marius:
Wir
gehen das jetzt auch ernsthafter an.
Als Heimatort
habt ihr Paderborn auf Facebook angegeben. Was macht man in
Paderborn, wenn man nicht gerade Musik macht?
Max:
Studieren.
Marius:
Studieren
oder Christ sein.
Ach ist das
der „Bible Belt“ von Nordrhein Westfalen.
Marius:
Paderborn
ist das reichste Erzbistum in Europa.
Michael:
Gefühlt,
gehört jedes zweite Gebäude in Paderborn der Kirche. Ich bin aus
Stuttgart zum Studieren nach Paderborn gezogen. Wir alle studieren
aktuell Populäre Musik und Medien und diesen Studiengang gibt
es nur dort.
Das heißt,
mit Paderborn verbindet ihr eher den klassischen Katholizismus?
Marius:
Ja,
da ist alles ziemlich konservativ. Es gibt eine kleine
Hardcoreszene, aber sonst gibt musikalisch nicht wirklich viel. Es
gibt einen Club, in dem mal Itchy aufgetreten sind, aber das war's auch. Ganz früher haben mal BadReligion in einer Bar gespielt aber das
ist auch schon eine Weile her. Ansonsten haben wir keine große Szene
in Paderborn und deswegen versuchen wir es über die Stadtgrenzen
hinaus.
Wenn ihr
studiert, seid ihr alle über 18. Ihr wirkt noch relativ jung.
Maruis:
Danke,
wir sind so um 21, 22 Jahre alt. Da kannst du noch gar nicht wissen,
was du willst.
Im Promo-Text
über euch geht es primär darum, dass ihr über Depressionen redet,
schreibt, singt und auch mit eurer Single verbildert. Ist das
generell eure Grundstimmung, gibt es persönliche Bezüge oder sind
das Sachen, die ihr von Extern aufnehmt?
Marius:
Eigentlich
wird sich in der Masse schon, in der Gesellschaft wird sich schon um
Depressionskranke gekümmert. Bei uns dreht es sich nicht nur um
Depressionen sondern um Gefühlsregungen aller Art. Wir drücken
durch unsere Musik sehr gut aus, was wir fühlen. Da ist mal was
schlechtes und mal was gutes dabei. Dementsprechend sind die Songs
auch ganz verschieden, es geht um innere Probleme, an die man sich
nicht ran traut, über ganz normale Themen wie Sex oder Drogen. Wir
sind jetzt nicht so die Rock'n'Roll Band, wo sich jeder vor der Show
nochmal eine Line zieht. Bei uns geht es viel mehr um Gefühle. Wir
singen zwar viel über Drogen, dass heißt aber nicht, dass wir
Drogen verherrlichen oder zwingend Drogen nehmen. Manche Gefühlslagen
lasse sich nicht anders beschreiben, da steht der Vergleich mit
Drogen eher im Raum. Man kann sich so extrem fühlen ohne Drogen zu
nehmen und das wird in den Texten leider häufig missverstanden.
Prinzipiell geht es da um unsere Gefühle.
Wenn
man sich eure Singles anhört, spielt ihr ja primär Rock und Grunge.
Eure Inspirationsquellen sind, laut Facebook ,
Oasis und Nirvana? Warum so ein altes, betagtes Genre? Warum seid ihr
nicht auf den Hypetrain um Metalcore aufgesprungen?
Max:
Das
ist die Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Unsere Eltern haben das
schon gehört, wir halt auch. Musikalisch wurden noch nicht in der
Zeit groß, wo du kurz auf Spotify warst und einmal durch die
Bibliothek gescrollt hast. Wir konnten nur aus dem CD-Regal was
aussuchen und dann hast du das genommen was da war. Und das, was dir
am meisten gefallen hat, ist hängen geblieben. Alleine durch die
Beschäftigung mit der Musik und seit dem wir das ernst nehmen, hören
wir auch mehr und auch andere Musik. Das geht dann von Radiohead über
…
Marius:
...Rage
Against The Machine, Beatles, Mozart. Wir sind jetzt nicht so in
einer Musikrichtung festgefahren, die wir spielen.
Max:
Das
was wir spielen, ist das, womit wir aufgewachsen sind.
Uns
ist es auch nicht wichtig, irgendein Hype-Genre aufzugreifen und zu
sagen, dass wir das jetzt machen um damit Geld zu verdienen. Wir
wollten was machen, womit uns auch selber wohlfühlen und denken,
dass das cool ist. Wir sehen da auch Entwicklungsmöglichkeiten und
können etwas damit anfange.
Marius:
Wir
wollen auch was eigenes kreieren, nicht einfach nur Garage-Rock. Wir
wollen uns da nicht einschränken. Wir finden es super, dass wir zu
keiner anderen Band perfekt als Support passen. Wir sind fast immer
das Kontrastprogramm und versuchen eine eigene Marke zu schaffen und
das ist viel persönlicher und langfristig macht das glücklicher.
Vor allem wenn man sich nicht direkt für eine Schiene entscheidet.
Das ist zum Beispiel sehr Roughness von Rage Against The Machine,
Nirvana. Beim Songwriting inspiriert mich Radiohead sehr stark, weil
die sich einfach keine Grenzen und Regeln setzen und selber
weiterentwickeln ohne Ende und trotzdem noch sehr viel mit Dynamik
spielen und sich in keine Schublade stecken lassen.
Martin:
Irgendwie
jeder hat sein Lieblingsgenre und dadurch werden die Songs, die wie
erarbeiten, von verschiedenen Richtungen beeinflusst.
Also könntet
ihr einfach eine Platte auf dem Markt bringen, wie das aktuelle Albumvon LIRR.?
Martin:
Ungefähr.
Es vielleicht nicht so krass, wie bei LIRR.
Marius:
Das
ist auch viel spannender, als wenn sich jeder Song aus drei Akkorden
bildet und irgendwie die gleiche Dynamik und das gleiche Tempo hat.
Das ganze Laut-Leise und diese ganzen Extreme, das reizt uns. Im Set
gibt es auch Passagen, wo ganz ganz Leise auf ganz ganz Laut folgt
und das sind auch ganz genau unsere Stärken.
Also das was
aus den 90ern kommt.
Marius:
Da
achten wir gar nicht darauf, das wir klingen wollen, wie irgendjemand
anderes. Wir machen das, was wir wollen und gucken drauf, was dabei
rum kommt. Laut-Leise-Laut-Leise gab es bereits im Barock.
Im zweiten Teil erfahrt ihr dann mehr über die Sicht der Band auf die Musikindustrie und Spotify.
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