Samstag, 29. Februar 2020

Héro Echo - Deux Vies (Bandcamptage)

Im vorherigen Post gab es schon Französisch, hier eben auch. Nur die Musikrichtung ist eine völlig andere und dieses Mal habe ich auch das gefunden, wonach ich gesucht hatte.

Französischer Hip-Hop und Rap hat, in meinen Ohren, einen ganz eigenen Charme und Sound. Wer die Filmreihe Taxi kennt, kann sich sicher an den Soundtrack erinnern. Millenaire von One Shot hat es sogar in meine Snowboard-Playlist geschafft und ich feiere es immer wieder, wenn der Titel im Shuffel läuft. Beim Suchen auf Bandcamp ergab der erste Treffer gleich ein kostenloses, wenn auch kurzes Album der Künstlerin Héro Echo. Leider findet man nicht viel. Wie dem auch sei, das Album Deux Vies (zwei Leben) ist gut gelungen. Für die sieben Titel hat sich sich verschiedene DJs ins Boot geholt und jeder hat seine eigene Handschrift auf dem kurzen Langspieler hinterlassen. Rappen kann die Frau auf jeden Fall. Das Album könnt ihr kostenlos erwerben, indem ihr einfach 0€ eingebt. Ihr könnt natürlich auch jeden anderen Preis eingeben.

Anspieltipps: La ville, Les absents ont toujours tort

Héro Echo - Deux Vies
(Quelle: Bandcamp)

Der Winter ist fast rum und hier lag kein einziges Mal Schnee.

Freitag, 28. Februar 2020

Guerilla Poubelle - L'Ennui (Gunner Records)

Je parle un peut français et je nes le comprend pas très bien. Und selbst das musste ich noch durch den Übersetzer von Google jagen, damit ich hier keine Fehler schreibe. Auch wenn ich im Sommerurlaub etwas Französisch anwenden musste/konnte. Was die Musikwelt angeht, bin ich relativ unbeleckt. Ich habe zwar schon französischen Hip-Hop gehört und auch Rise Of The North Star live gesehen, aber mehr fällt mir zur französischsprachigen Welt, außer ein paar Chansons, nicht ein.

Und dann bekomme ich eine E-Mail von Gunner Records und siehe da, mein Horizont wurde wieder erweitert. Guerilla Poubelle kommen eben aus dem Land des guten Essens und der guten Weine. Dabei klingt die Band mal gar nicht danach, eher nach einem guten Bier bei einer verschwitzten Show in irgendeinem kleinen Club einer mittelgroßen Stadt. Die Band gab es laut Wiki bereits 1998 unter einem anderen Namen. Dann ging der Schlagzeuger 2003 und seit dem ist man unter diesem Namen unterwegs. Wie bereits erwähnt, geht es hier etwas derber zu. Man klingt etwas versoffen, dennoch klar und deutlich. Selbst ich verstehe hier und da ein paar Wörter, wenn es wohl um irgendwas mit Rechts geht. Es gibt hier fast puren Punk, der dafür sehr gut produziert ist und selbst den Bass in den Vordergrund gleichberechtigt neben die Gitarre stellt (er ist aber weit entfernt von irgendeinem Sub-Bass). Dabei ist das ganze wohl in Eigenregie entstanden.

Wer die frühen Blink 182 mag oder sich 6'10 etwas derber vorstellen kann oder vielleicht die Dropkick Murphys kennt und schätzt, der wird hier ganz schnell Freude an L'Ennui finden. Wer Probleme im Französischunterricht hat, kann sich hier vielleicht behelfen, so ähnlich hatte ich Fortschritte in Englisch in der Schule gemacht: einfach übersetzt, worum es den Songs ging. Man bekommt ordentlich viel Musik für's Geld, die dabei auch noch Spaß macht.

Release: 28.02.2020
Label: Gunner Records

Anspieltipps: Entre Booba et Balkany, Apocalypse 6:12, Passe L'arme À Droite

5/6 Punkten (Man, hätte ich mal besser im Französischunterricht aufgepasst.)

Guerrilla Poubelle - L'Ennui
(Quelle: Bandcamp)

Freitag, 21. Februar 2020

InTechnicolour - Big Sleeper (Big Scary Monsters/Art As Catharsis/Fleet Union)

Die vier Mannen von InTechnicolur kommen, so lässt es die Schreibweise wohl schon erahnen, aus UK, genauer aus Brighton. Das ist aber auch das einzige, was auf den Inselstaat hinweisen könnte. Denn der Sound der Band bewegt sich in ganz anderen Gefilden.

Denn gleich zu Beginn wird man von Gitarren begrüßt, die aus einem Album von den Queens Of The Stone Age oder vielleicht auch von Red Fang oder Silver Snakes sein könnte. Der Gesang tut dann sein Übriges und so kommt man vom Gefühl nicht weg, dass das eigentlich keine Briten sein können. Wenn man an Britische Bands denkt, wie Placebo oder Oasis, dann kommen einem eher melancholische oder leicht dissonante Töne in den Kopf. Aber das hier ist anders. Es ist kraftvoller, hat wumms und knallt an fast allen Ecken und Kanten. Warum fast? Nun, nach knapp der hälfte es Albums und vier flott gespielten Titel gibt es einen Bremser, der mitten im Album mal eben über sieben Minuten misst und so ziemlich schlurft. Gut, wir sind hier irgendwo im Desert Rock, geparkt neben Sludge und etwas Doom. Der Song Doomer könnte hier einen Hint geben, wer noch nicht draufgekommen ist. Ab da wird es dann etwas zäh, man wird gefordert und will auch am Ball bleiben, aber die Energie aus der ersten Hälfte will hier nicht mehr so ganz zünden. Die Produktion kann hier aber noch einiges rausreißen, denn es drückt ordentlich und gibt Headbangern wie Shaker nach hinten noch mal den letzten Kick.

Vielleicht muss man das Album aber auch wie die verschiedenen Phasen des Einschlafens verstehen, deswegen vielleicht auch der Name Big Sleeper. Am Anfang ist alles wuselig und aufgedreht, man hat Mühe runterzukommen und dann beginnt er, der tiefe und entspannte Schlaf. Man könnte sich hier aber auch die Fahrt aus einer belebten Stadt heraus in die Wüste vorstellen. Erst alles hektisch und belebt, man kommt in die ruhigeren Außenbezirke um dann in die leere, öde Wüste zu rollen. Hier ziehen sich die Kilometer ewig hin und alles wirkt weiter entfernt als es einem die Straßenschilder schreiben. Hier und da findet man vielleicht eine Tanke oder einen kleinen Markt, sonst ist alles so ziemlich leer. Das kann erschrecken aber auch Raum geben um etwas neues, kraftvolles entstehen zu lassen.

Wir ihr gelesen und zum Teil auch schon gehört habt, kann man viel in dieses Machwerk interpretieren. Für Fans der oben genannten Bands und Genres ist Big Sleeper definitiv hörens- und kaufenswert. Wer mit Rockmusik etwas anfangen kann, darf hier liebend gern zugreifen, man muss sich aber auch die Zeit nehmen um weiter hinten dann wirklich hinzuhören und zu genießen. Es ist halt keine blöde Popmusik, die mal eben so geschrieben und hingezimmert wird.

Release: 21.02.2020
Labels: Big Scary Monsters (EU), Art As Catharsis (AUS)

Anspieltipps: Miami Funk, Shaker, Under The Sun

4,5/6 Punkten (Da hat man zwischendrin einfach die Schuhe gewechselt.)

InTechnicolour - Big Sleeper
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Donnerstag, 20. Februar 2020

Heaven Shall Burn "Mein grünes Herz in dunklen Zeiten" (Century Media/Check Your Head)

Was passiert mit den Mitgliedern einer sehr erfolgreichen Metalband, die das nur nebenbei machen? Was passiert, wenn man das dann fasst 24 Jahre macht? Der Film Mein grünes Herz in dunklen Zeiten zeigt genau das. Man wird am Anfang natürlich von der Musik von Heaven Shall Burn begrüßt und bekommt dann Personen gezeigt (meist höheren Alters), die dann die Musik und die Jungs beschreiben.

Man kann den Mitgliedern über die Schulter schauen, was sie machen, wie sie in ihrem Studio die Demos aufnehmen und dann kommt der Bruch. Man erlebt den Alltag der einzelnen Mitglieder, sei es als Altenpfleger, Ergotherapeut oder Student. Es werden auch Bilder von Wacken gezeigt, aber auch Footage aus früheren Tagen. Es wird viel über das soziale Umfeld und die Projekte geredet aber auch über das Älterwerden. Eines der Zitate aus dem Film lautet: "Mittlerweile riecht es im Bus eher nach Kräuterbonbons und Klosterfrau Melissengeist." ... und das Tourleben ist weniger Rock'n'Roll als alle glauben wollen. Es gibt auch viele Anekdoten, für Lacher ist allemal gesorgt. Nebenbei bekommt man auch die Produktionsschritte des neuen Albums "Of Truth And Sacrifice" mit, welche sich über ein Jahr hingestreckt haben. Seien es die Demos, die Produktion in Dänemark oder am Ende die Aufnahme des Orchesters in Minsk.

Dabei fallen auch interessante Sätze, die einen aufhorchen lassen und zu einem Perspektivenwechsel führen können.

Der Film ist nicht nur etwas für Musiknerds, auch wenn beim Besuch im Kino hier in Cottbus, die üblichen Verdächtigen im Saal saßen. Es kamen aber auch Eltern mit ihren Kindern. Ingo Schmoll schafft es, dass man sich über die gesamten 80 Minuten unterhalten fühlt, man merkt jedoch, dass man verdammt viele Informationen bekommt, die es erstmal gilt zu verarbeiten. Die Geschichten heitern alles immer wieder auf auch wenn es natürlich auch um die soziokulturellen Strukturen der Region in Thüringen geht.

Heaven Shall Burn
"Mein grünes Herz in dunklen Zeiten"
(Quelle: Century Media)

Kleine Anekdote am Rande: Bei der Werbung vor dem Film war von Zigarettenwebung bis zu einem Clip des Kika, alles dabei. Ziemlich schräg.

Samstag, 15. Februar 2020

Twins - Soon (Through Love Records/Fleet Union)

Zwillinge werden stets als gleich angesehen, manche verhalten sich auch so. Das es auch anders geht, beweisen die Höpner-Brüder Hansen und Paul. Bei der Band Twins verhält es sich ähnlich, die Besetzung ist allein schon unterschiedlich. Hier treffen zwei erfahrenen Musiker der Band Mikrokosmo23 auf zwei unerfahrene Menschen, die vorher noch nie in einer Band waren.

Diese Gegensätze findet man so auf dem Album Soon wieder. Denn hier trifft pures Chaos aus entspannte und versöhnliche Töne, wildes Geschrei auf entspanntes Singen und Instrumentals, dissonante Gitarrenklänge auf atmosphärische, die fast an die Deftones herankommen. Es treffen mit Englisch und Deutsch, zumindest ein paar Einwürfen, zwei Sprachen aufeinander. Vielleicht hat auch das dafür gesorgt, dass der Langspieler Soon so chaotisch wirkt. Die jungen Unerfahrenen geben neuen, frischen Input und die erfahrenen Jungs ihre Erfahrung. Das könnte die ausgewogene und erwachsene Produktion des Albums erklären. Das Schlagzeug hat ordentlich Punch und ist klar dargestellt. Die Gitarre(n) sind auf beide Stereo-Kanäle verteilt und spielen sich an vielen Stellen unterschiedliche Riffs zu oder werden in Tracks wie Cockroaches II aufgetrennt und wieder vereint.

Wie ihr gerade lesen konntet und vielleicht auf Bandcamp schon gehört habt, spielt sich das hier alles irgendwo zwischen Math-Rock, Punk, Rock, Post-Hardcore und Indie-Rock ab. Es gibt hier und da ein paar Geräuschkulissen aus dem Alltag, die einfach auf den Langspieler geschmissen wurden. Am Ende gibt es ein Zitat aus deinem Film (?), in dem sich die Stimme darüber beschwert, dass ihm der Rücken schmerzt und das Leute scheiße sind. Die Rückenschmerzen kann man verstehen, wenn man sich dem ganzen komplett hingibt, das Album ist aber sich nicht für Jedermann. Die Stimme des Sängers ist meist am Anschlag oder drüber, die Gitarren und die Rhythmusabteilung sind sehr vertrackt. Mal wird schnell galoppiert, mal geschlichen ein anderes Mal wird, wie im Jazz, schnell getippelt. Die Wahl der Titelnamen ist durchaus interessant, wenn auch vielleicht mit Cockroaches I und Cockroaches II sowie Houses 1, 2 und 3 etwas einfach gewählt. Aber man kann sicher eine Geschichte darüber erzählen. Kakerlaken leben eben ewig und werden uns überleben und Häuser ebenso. In Library und Maps wird es mit den deutschen Texten über Ansprüche, Entschuldigungen, Narben, mehrere Leben und ein Zuhause, welches eine Halde ist, sehr unbequem.

Release: 14.02.2020
Labels (EU): Through Love Records, ZilpZalp, Dingleberry Records, Fresh Outbreak Records, Fireflies Fall

Anspieltipps: Cockroaches IIHouses IDogears

5/6 Punkten (2 plus 2 ist hier 1)

Twins - Soon
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Sonntag, 9. Februar 2020

Suicide Silence - Become The Hunter (Nuclear Blast/All Noir)

Das die Band Suicide Silence ziemlich harte Zeiten hinter sich hat, dass muss man den Fans nicht erklären. Der Tod eines Bandmitgliedes bedeutet immer Veränderung, manche Formationen zerbrechen daran, andere stehen wie ein Phönix aus der Asche wieder auf.

Suicide Silence gehören definitiv zu den Phönixen. Auch wenn das alles schon eine Weile her ist, so schwingt dieses Ereignis noch mit. Auf ihrem neuen Langspieler Become The Hunter geht es immer noch ruppig zu, man hat einen Ruf als Deathcore-Pionier zu verlieren. Und Deatchore gibt es zweifellos auf der Platte, die Geister des früheren Metal haben hier anscheinend bei der Produktion an die Tür geklopft und sind mit auf dem Album gelandet. Dabei werden nicht nur Gitarrensoli aus den 80ern und 90ern aufgegriffen (wie in Feel Alive), man nimmt auch cleane Gitarrenparts aus den späten 90ern und frühen 2000ern (wie in "Skin Tight") auf (ihr wisst, schon dieser Nu Metal) und lässt dabei den Bass ordentlich scheppern. Als hätte man Fieldy von Korn an's Lowend gelassen. Das beschreibt auch den Sound auf diesem Album recht gut, alles ist fett aufgestellt und es wummert an allen Ecken und Kanten. Zwischendrin gibt es das Gekeife, Gegrowle und ein paar Sprechparts von Hernan Hernida. Das ist auch gut so, denn Gesang wie bei manchen Kollegen des Metalcores, hätten dem Werk ihre Brutalität genommen und das Paket nur kitschig wirken lassen (sorry Metalcore-Dudes). Und dann haben die Jungs auch noch den Schneid Meltdown, das Intro des Albums, als Musikvideo zu verwenden. Der Anfang klingt zwar erst nach Seemannsmusik, doch dann wird gescheppert. Die anderen Singles, Love Me To Death und Feel Alive, sind zwar mitten aus dem Album gerissen, man wird sich aber sicher was dabei gedacht haben. Man erzählt mit den Videos ja eine Geschichte, dessen Bilder nicht gerade auf dem nächsten Kindergeburtstag gezeigt werden sollten.

Nach knapp 40 Minuten und elf Titeln ist die ganze Sache durch. Durch den markanten Einstig zu Beginn des Albums weiß man wo man gerade ist, denn "Become The Hunter" ist eine sehr kurzweilige geschichte. Man ist bei vielen Titeln dabei, den Kopf im Takt mitschwingen zu lassen. Wie bereits schon vorher erwähnt, ist die Produktion massiv gut, es gibt einfach keine Fehler.

Release: 14.02.2020
Label: Nuclear Blast

Anspieltipps: In Hiding, Death's Anxiety, Disaster Valley

6/6 Punkten (Eigentlich Schade, dass die meisten mit dem Core nichts anfangen können.)

Suicide Silence - Become The Hunter
(Quelle: Presskit von All Noir)

Donnerstag, 6. Februar 2020

Loathe - I Let It in and It Took Everything (Sharp Tone Records/Kinda Agency)

Das man sich im Genre nicht immer gleich festlegen muss, das bewies Igorrr hier schon. Dabei zeigte er, dass man eben eine Ziehharmonika auf einen Track packen kann, auf den dann auch noch ein wenig Black-Metal und Drum'n'Bass draufgepackt wird. Loathe aus Liverpool gehen zwar nicht ganz so drastische Wege, dennoch zeigt man sich auf I Let It In and It Took Everything sehr diverse und wagt hin und wieder Experimente bzw. wandert dann auf den Chillwave-Pfaden, die einen kurz etwas entspannen lassen.

Wenn man gemein wäre, könnte man ihnen auch vorwerfen, dass sie teilweise ziemlich dolle nach den Deftones klingen. Die Gitarren grummeln tief, sind aber nicht voll verzerrt. Drüber gibt es himmlischen Gesang, der dann im Refrain zweistimmig wird. Die Single Two-Way Mirror ist der beste Beweis dafür, der könnte fast ein Titel sein, der Saturday Night Wrist Platz hätte. Aber das ist so gut, dass man diesen Vergleich verschmerzen kann. Aus anderen Titeln, wie New Faces In The Dark, weht einem nur der Druck des Metalcore (darf man das überhaupt noch schreiben?) entgegen, auch hier könnte man meinen, dass die Deftones für bestimmte Parts Pate gestanden haben.

Ganz hart kann das Quintett auch. Auf Tracks wie "Red Room" wird Technical Metal ausgepackt, man ist wild, dissonant, es quietscht und schrabbelt an jeder Ecke und kannte, die Stimme ist dann am Anschlag. Man legt sich halt nicht fest und kann dann mehrere Lager abholen, obwohl man eher die Metalfans erwischen wird als jemanden, der auf das hiesige Radioprogramm steht. Was schade ist, denn so geht denen hochqualitative Musik durch die Lappen.

Wie ihr vielleicht merkt, kann man weder über das Album noch die Künstler meckern. Die Produktion des Langspielers ist sehr gut, die Spieldauer mit knapp 50 Minuten, verteilt auf vierzehn Titel, wirkt erwachsen. Das dargelegte Portfolio ist sehr divers, kein Genre wirkt jedoch fehl am Platz oder ist ausgestellt.

Release: 07.02.2020
Label: Sharp Tone Records

Anspieltipps: A Sad Cartoon,  Aggressive Evolution, Screaming

6/6 Punkten (Hier sind so viele Klangfarben.)

Loathe - I Let It In And It Took Everything
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Sonntag, 2. Februar 2020

Itchy - Ja Als Ob (Findaway Records/Uncle M)

In zwanzig Jahren kann viel passieren. Sei es im eigenen Leben, in der Umwelt oder auch in der Musik. Bei Itchy aus Eislingen war das nicht anders. Sie fingen als Coverband an und sangen immer auf Englisch... bis jetzt. Denn das neue Album Ja Als Ob ist komplett auf Deutsch geschrieben und eingesungen, es gibt sogar ein Feature mit Sebastian Madsen (ihr wisst schon, der Sänger von Madsen). Aber was bewegt einen nach zwanzig Jahren dazu, einfach mal das Konzept der Band, zumindest den lyrischen Teil, auf den Kopf zu stellen?

Arbeitstechnisch hat man sich ganz schön reingehängt, so hat man wohl um die 50 Demos zusammengeschustert. Daraus entstanden dann dreizehn Titel, auf denen einfach keine Langeweile entstehen will. Das liegt an der Vielfalt der Titel und den verschiedenen Themen, die über den gesamten Langspieler abgehandelt werden. Bereits am Anfang blickt man mit Faust auf seine eigene Historie zurück, man stellt sich den Fragen, die einem wohl nach zwanzig Jahren Bandgeschichte gestellt werden und erzählt von den üblichen Problemen des Tourlebens. Ja Als Ob hat Ohrwumcharakter, dabei geht es nur um das typische "ICH doch nicht". Textlich kann ma aber auch die Umwelt aufnehmen, die sich in Relation zu den frühen 2000ern arg geändert hat. Die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen, das andere Puzzelteil, was einen vervollständigt und so. Das mit den Ohrwürmern und mit der leichten Zugänglichkeit hat die Band generell drauf, ohne dabei zu nerven. Die Orientierung geht auch nicht verloren, da sich die Titel voneinander abheben, obwohl der Grundton ja immer noch der Punk ist. Einzig die Jahreszeit, in der das Album veröffentlicht wird, ist schräg. Das klingt hier alles so nach Sommer und Freiheit, dass ein Release im (eigentlichen) Winter gar nicht passen mag. Vielleicht will man aber auch einfach nur ein Stück Sommer in die trübe Jahreszeit bringen.

Was aus den Boxen hämmert, hat ordentlich druck. Die Drums sind angenehmen abgestimmt und pushen den Zuhörer mit jedem einzelnen Schlag. Der Mix kann sich mehr als hören lassen, da sind sie dann aber auch, die zwanzig Jahre (in Zahlen: 20!) Erfahrung. Da sollten sich eigentlich keine Fehler mehr einschleichen. Die Sprache scheint hier für die Mannen kein Problem darzustellen, nichts wirkt künstlich oder stellt sich quer in die Musik. Für das Albumcover hätten die Jungs einen Preis verdient oder ist das nur der subjektiv pubertäre Humor, der hier durchkommt?

Release: 07.02.2020
Label: Findaway Records

Anspieltips (das ist hier ordentlich schwer): Godzilla, Beyoncé & Jay Z,  Pflastersteine

6/6 Punkten (Andere Sprache und trotzdem gut)

Itchy - Ja Als Ob
(Quelle: Presskit von Uncle M)