Donnerstag, 21. Juli 2016

Das 2. Napalm: Jinjer - King Of Everything

Was war die Aufregung groß, als hier das Video von Jinjers Words Of Wisdom über den Bildschirm flimmerte und aus den Boxen einfach nur ein brachial drückende Sound kam. Und das lang vor der Ankündigung, dass dieses Quartett aus der Ukraine das Album King Of Everything veröffentlichen würden. Natürlich sitzt man dann nach so einem Hammertrack auf heißen Kohlen und wartet sehnsüchtig auf ein Promoexemplar.

Mit Hammer und Federboa im Gepäck: Jinjer

Und dieses warten hat sich gelohnt, auch wenn man mit dem Album erstmal etwas warm werden musste. Auch wenn Words Of Wisdom ein derber Brecher ist, der dem Zuhörer schon gehörig zusetzt, so entwickelt sich das gesamte Kunstwerk nicht nur brachial. Die Frontfrau Tatiana Shmailyuk beherrscht nicht nur das extremste Belasten der Stimmbänder, sie kann auch singen. Dabei ist ihre Stimme nicht so "niedlich", wie die von Kitties Sängerin Morgan Lander, Tatianas stimme hat Soul, ist angenehm tief und wirft die Titel des Albums innerlich nochmals in zwei Lager auf, schafft eine Schizophrenie, die es zuletzt bei den Marmozets gab, auch wenn hier zwei unterschiedliche Musikstile aufeinander treffen. Das ukrainische Quartett schafft mit all ihren Instrumenten einen Querschnitt der Metal-Stile. Mal gibt es eine Prise Djentcore, dann wieder Metalcore, Nu-Metal... name it and you will find it. Der letzte Titel "Beggars Dance", haltet euch fest liebe Leser, ist sogar komplett Swing, keine Core, nix. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass der Text hier der gleiche ist, wie beim Prolog. Man schließt quasi Textlich den Kreis, auch wenn das letzte Stück etwas aus dem Rahmen fällt. Lustig ist es allemal, da hier Erinnerungen an S.C.I.E.N.C.E. von Incubus aufkommen.
Roman an der Gitarre und Eugene am Bass beherrschen alle aufgeführten Stile mehr als gut, können unglaublich schnell spielen, jeder Griff sitzt und macht einen fast wirr im Kopf. Das Schlagzeug beherrscht hier mehr Gangarten als ein Islandpony, das hilft die Vielfalt zusätzlich zu untermauern. Nur Doublebass kann jeder. Die Produktion der Platte ist mehr als gelungen, alles drückt fett voran, ruhigere Stellen lassen den Zuhörer denken, er wäre verdammt noch mal alleine im Universum. Aber was machen wir jetzt mit dem letzten Track? Nun, der ist ebenso gut produziert, er lässt Luft für die nächste Rutsche durch die 42-Minutenschleuder. Mit Sicherheit eines der Alben des Jahres.

Anspieltipps: 

Words Of Wisdom: Hier geht es um die Wurst. Man schlängelt sich von Hinten an um dann mit voller Wucht zuzuschlagen. Dieser Track weiß auf ganzer Länge zu tragen, man muss hier abgehen. Das Video hierzu mag zwar einfach gehalten sein, hinterlegt aber dennoch die Wucht, die Energie, die hinter diesem Track steht.

I Speak Astronomy: Auch wenn man am Anfang meinen mag, dass der Track ganz schön nach Nu-Metal klingt, so entwickelt sich das gesamte Konstrukt in eine völlig andere Richtung. Nicht nur die stimmliche Vielfalt und Kraft wird hier mehr als deutlich, hier findet man genau diesen Moment der inneren Einsamkeit im Universum, wie er oben weiter schon mal beschrieben wurde. Hat sogar Ohrwumrcharakter.

Pisces: Man fängt erstmal an zu kuscheln, ihr wisst schon. Man möchte entspannen, die Stimme wandert hypnotisierend wie Ka's Stimme in dein Ohr. Auf einmal wird dir in den Rücken getreten und Tatjana lässt ihren Dämon frei. Sehr viel Achterbahn für einen Titel, da man hier ständig wechselt, zwischen infernalem Losballern und einer ruhigen Kugel, die fast stehen bleibt, weil sie keiner anschiebt.

6/6 Punkten (Klatschen und Namentanzen ist hier nicht.)

Jinjer - King Of Everything
(Quelle: Presskit von Napalm Records)

Samstag, 2. Juli 2016

Youtubisch Vol. 25

Ihr erinnert euch vielleicht noch an des Interview mit Nu-Nation aus Russland? Vielleicht seid ihr heute auch zum ersten mal hier? Nun, einfach hier, hier und hier klicken und lesen.

Die BandNu-Nation hat sich für einen Titel mit der Sängerin Lena Scissorhands von Infected Rain zusammengetan. Das entstandene Stück hört auf den Namen "Le Me Go" und ergibt eine interessante Mischung aus der Härte von Nu-Nation und dem Gesang von Lena. Aber wehe, man lässt sie von der Kette, dann rastet die junge Dame mit den Dreadlocks richtig aus und lässt ihre Stimmbänder unter maximaler Last arbeiten. Mit Hilfe der Instrumentalisierung der Jungs von Nu-Nation und der Stimme von Arthur ergibt sich ein druckvoller, moderner Metalsong, der nirgends wünsche offen lässt. Den Titel könnt ihr, oh wunder bei diesem Thema, über Youtube streamen oder auch über Amazon, iTunes oder google-play erwerben.

Nu-Nation - Let Me Go (feat. Lena Scissorhands) - Audiostream
(Quelle: youtube.com)

Das 1. Napalm: Dawn Of Disease - Worship The Grave

Da es hier im Blog ab und an recht rund geht und hier allerlei Musikrichtungen abgedeckt werden, ist Napalm Records aus Österreich ein Schlag in Richtung der derberen Musik. Mit einem Ableger in Berlin und in den USA ist man auf vielen Partys vertreten. 1992 gegründet, kann man aktuell ein recht großes Portfolio aufweisen und deckt nicht nur den Doom oder Death Metal ab. Ihr Nasen werdet euch vielleicht fragen, wie ich jetzt hier in den den Genuss von Rezensionsexemplaren gekommen bin. Über Nu-Nations Video zu Make Them Bleed. Da stand Jinjers Words Of Wisdom in der Auswahlliste. Da der Titel gefiel, habe ich nachgeforscht und angefragt, ob man ein Rezensionsexemplar des nächsten Albums bekommen könnte. Tja, nun wird es hier öfter mal Blut von der Decke regnen.  Nun geht's auf in die erste Metal-Rutsche.

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Die Osnabrücker Band Dawn Of Disease hatte sich ursprünglich bereits 2003 zusammengefunden, 2004 gab es mit "Through Bloodstained Eyes" bereits die erste Maxi-CD. Trotzdem man sich in der Szene einen Namen gemacht hatte, war 2007 erstmal die Luft raus und man machte eine Pause. Damit wollte sich dann der Sänger Tomasz nicht zufrieden geben und hat 2009 die Band von Grund auf neu aufgebaut. 2011 konnte man dann bereits den ersten Langspieler "Legends of Brutality" vorweisen. Und nach dem zweiten Album "Crypts Of The Unrotten" hat man nun, am 24.06., das Album Worship The Grave auf Napalm Records veröffentlicht.

Wie man an den Albennamen vielleicht erkennen kann, macht die Band keine halben Sachen was die Musik und die Titel angeht. Dabei ist der eingespielte Death Metal nicht zu brutal oder gar eintönig eingespielt. Man schaft es Einflüsse des Metals aus den skandinavischen Ländern in die eigene Musik einzuweben und bringt somit einen modernen Touch in die ganze Geschichte. Es wird nicht einfach so losgedroschen, als gäbe es kein Morgen mehr, man gibt sich polyrhythmisch und kann mit den Gitarren auch mehr, als nur wild die oberste Saite kaputtspielen. Da zeigt sich dann auch der Vorteil von zwei Gitarren, "Ashes" klingt fast so, als könnte es auf einem BFMV-Album platz finden, zumindest in den ersten paar Akkorden. "On Trails Of Death" könnte von einem Soulfly-Album kommen, auch wenn man hier nicht nur eine Schlagzahl beherrscht.

Der Gesang ist hier standesgemäß und trägt die Marke "Growl and Scream", sollen die anderen doch lieblich säuseln. Wahrlich muss man das mögen, wer sich aber in dieser Szene bewegt und beim Label "Death Metal" feuchte Augen und einen grenzdebilen Blick bekommt, der weiß, dass das Thema Gesang hier ad acta gelegt werden kann, die Stimmbänder sind immer am Anschlag. Wer das eine ganze Show durchhält, hat Respekt verdient.

Der Trommler, der die Felle malträtiert kann mehr, als nur irre schnell Sticks wirbeln und mit den Beinen schlackern, so dass die Kick nur doppelt kommt. In "Outsocurcing The Brain" könnte man meinen, dass das Schlagzeug wie ein Pferdegalopp klingt. Durch die standesgemäße Aufnahme, kommt das Drumset nicht zu kurz und kann sich hören lassen, da man hier nicht alles durch Verzerrer jagt. An sich klingt die Platte fett und kann über die gesamten 41 Minuten überzeugen, der Meister am Pult hat hier alles richtig gemacht und verdient ein paar Klopfer auf die Schulter.

Anspieltipps: The Saviour's Tomb, Outsourcing The Brain, Ashes.

5,5/6 Punkten (Leise rieselt das Blut...)

Dawn Of Disease - Worship The Grave
(Quelle: Presskit von Napalm Records)