Freitag, 29. August 2014

Die 2. Fleet Union: Federal Lights - We Were Found In The Fog

Aus den Weiten Kanadas, auf CBC3 längst bekannt, kommt nun die Band mit ihrem Album „We Were Found In The Fog“ nun auch nach Europa. War Federal Lights im Jahre 2011 noch eine Einmannformation, bestehend aus dem Sänger Jean-Guy Roy, wurde hier dennoch schon die erste EP aufgenommen. Diese hört auf den Namen Carbon und kann immer noch auf den Internetseiten von CBC3 und Bandcamp gehört werden. Und nun? Das Album We Were Found In The Fog wurde bereits 2013 aufgenommen und auf der andere Seite des Atlantiks unter die Leute gebracht. Der Sound der Band kann als sehr bunt und divers beschrieben werden. Einige Titel wird der Fan des kanadischen Indie-Musiksenders bereits kennen, da die Titel dort zum Teil auf Heavy-Rotation liefen. Wer die Musik nicht kennt, der sollte sich auf Americana, Indie-Rock, und Indie-Pop einstellen. Alles wird entspannt arrangiert und passt so irgendwie komplett in den Trend des Entschleunigens, des Bart- und Karohemdtragens. Die Texte handeln vom Schwimmen mit Haien, vom Erkennen der ersten Liebe und ab und an meint man Dallas Green (City & Colour) gleich singen zu hören. Der kommt dann aber nicht. Das kann mitunter an der kanadischen Herkunft liegen, was den Klang der Weite und der zum Teil menschenleeren Wildnis widerspiegelt. 

Federal Lights - Sharks (Video)

Auf zehn Titeln bietet sich ein angenehm ausgeglichen produziertes Album dar, alle Instrumente sind an ihrem richtigen Platz und nichts ist schludrig „dahinproduziert“. Wer sich also fragen sollte, was in der kanadischen Musikszene so geht, außer vielleicht Nickelback oder Sum41, der sollte … nein der MUSS hier sogar zugreifen und darf sich CBC3 als Startseite seines Lieblingsbrowsers einrichten, die Federal Lights werden einem da auch noch ab und an über den Weg laufen. Aktuell gibt es Bewegtbilder zu Sharks auf Youtube (als exklusive Premiere von motor.de) und Liveauftritte in Deutschland. Und wer sich immer noch nicht zu hundert Prozent sicher sein sollte, der kann sich das ganze komplett auf Bandcamp oder auf CBC3 anhören. Der Release ist am 29.08., das Label dazu heißt Aporia Records und den Vertrieb regelt Broken Silence.

6/6 Punkten.


Federal Lights - We Were Found In The Fog
Die Tourdaten sind wie folgt:

04.09. Hamburg, Molotow Exil
06.09. Köln, Die Wohngemeinschaft
07.09. Lingen, Alter Schlachthof
08.09. Düsseldorf, Zakk Bar
10.09. Trier, Villa Wuller
11.09. Wiesbaden, Schlachthof
12.09. Dresden, Scheune
13.09. Berlin, Privat Club (Vorprogramm von Dan Sartain)
14.09. Berlin, Ramones Museum
15.09. Hannover, Mephisto

16.09. Münster, Gleis 22

Mittwoch, 27. August 2014

Gunner Records die 4te: The Shell Corporation - Mandrake

Punkt 1: Die Band hat nichts mit dem großen, gleichnamigen Ölkonzern am Hut. 
Punkt 2: Der Name des Albums hat nichts mit dem gleichnamigen Linux-Betriebssystem zu tun, aber ob nun ein Comiczeichner oder eine Pflanze herhalten musste, erschließt sich nicht ganz. 

Seit 2011 ist das Quartett aus Burbank, Kalifornien als Band unterwegs, welches Sevendust als einer ihrer Einflüsse aufzählt. Lustigerweise klingt die Band keinesfalls danach, auf ihren Fahnen steht Punk in großen Lettern, angetrieben von einem Gitarrensound aus längst vergangenen Surf-Zeiten. Das kann mitunter an der Heimat der Band liegen. Das lässt die Musik der vier jungen Männer recht frisch wirken, etwas anders als der Rest. Ein ungebremstes Losbrettern im Opener Appetite For Distraction könnte fast aus einem der Need For Speed Teile stammen, die sich im Untergrund abspielen. Der Bass treibt hier alles voran und der mehrstimmige Gesang fängt alles und jeden ein, der sich ihnen in den Weg stellt. Und so, oder so in etwa, geht das ganze Album voran. Es gibt hier und da ein paar Ska-Einwürfe, wie in Even Bob Vila Couldn't Fix This Old House. Es passt zum Album und zur Band. Die Texte sind vielerlei Hinsicht kritisch gegenüber den Gegebenheiten, mit den sich jeder ab und an herumschlangen muss. Aber wir haben hier keine 60-Stunden-Woche. Für den Europäischen/Deutschen Markt gibt es sogar einen deutschsprachigen Einschub, der irgendwas mit Arschlöchern zu tun hat und man im Endeffekt genau das sei, was diese „Menschen“ hassen. Man sei homosexuell, schwarz... das könnte auch gegen Nazis gehen, was man getrost mit Arschloch gleichsetzen kann. Somit ist hier alle richtig gemacht worden. Die Produktion ist richtig gut gelungen, nichts wird irgendwo liegen gelassen. Der mehrstimmige Gesang weiß zu gefallen  und macht klar wo es hingeht. Das Album wird in Deutschland über Gunner Records vertrieben und umfasst elf Titel inklusive eines kleinen Iron-Maiden-Skits am Ende von „60 Hours“. Wer gerne Skateboard, Longboard oder irgendein anderes Board fährt, wird die Musik mögen, alle die sich am Punk und Ska begeistern können, ebenso. Predikat: Kaufen! Wer sich überzeugen lassen möchte, kann dies auf der Bandcampseite von Solidarity Records gerne machen, bis gedrosselt wird.

5,5/6 Punkten


The Shell Corporation - Mandrake

Donnerstag, 21. August 2014

Gunner Records die 3te: Zeki Min - Majestic


Zeki Min, das ist ein Musiker der aus Bremen kommt und nun in Berlin wohnt. Von sich selbst sagt er, dass er ein Late-Bloomer sei, da er erst im Alter von 20 Jahren mit dem Musizieren begonnen hat. Von sich sagt er auch, dass er bei Namensfindungen für Soloprojekte nie so ein gutes Händchen hatte, somit blieb er bei seinem echten Namen. Das haben andere große Musiker auch nicht anders gemacht. Zentral geht es um seinen Gesang und um seine Gitarre (die Kombination Querflöte und Gesang gleichzeitig wäre wohl auch blöd gewesen), daneben gesellen sich aber gerne ein Schlagzeug, Klaviere und in „Everything's Gonna Be OK“ gibt es sogar eine Frauenstimme, die mitsingt. Sonst findet man alles, was auf eine Singer-Songwriter-Platte gehört: Gefühle wie Selbstzweifel, Verlorensein, das Aufstehen nach einem Fall und die Frage nach dem Warum. Dennoch ist seine Stimme recht kraftvoll, die Instrumentalisierung und die Produktionsqualität ist ausgezeichnet und weist keinerlei Macken oder dergleichen auf. Elf Titel sind heutzutage eigentlich ein normaler Schnitt, Studiozeit ist ja heutzutage ein schwerer, finanzieller Faktor. Für ein Debüt ist "Majestic" gelungen und man kann sich den jungen Barden gut alleine auf einer Bühne vorstellen und niemand im Publikum wäre gelangweilt. Erschienen ist das ganze am 25.07.14, der Vertrieb läuft über Broken Silence Independent Distribution. Wer sich selbst ein Bild von der Schaffenskraft des Bremer Musikers machen möchte, kann sich auf Bandcamp das gesamte Album anhören und sich dann eine eigene Meinung dazu häkeln.



4,5/6 Punkten.

Zeki Min - Majestic

Mittwoch, 20. August 2014

Ver-Flixt Nr. 10 / Gunner Records die 2te: Interview mit John Allen vom 16.08.2014 im Ramones Museum Berlin

Zu Beginn könnte man sich ja eigentlich schon wieder über den ÖPNV in Berlin und die Fähigkeiten der DB auslassen. Aber das lassen wir lieber. Es hat alles wunderbar geklappt, mein +1 habe ich ohne Probleme getroffen und man ist zusammen zum Ramones Museum. Nach einer kurzen Frage an der Bar, wurde der John Allen zu mir gebracht, der kurz etwas Englisch gesprochen hat, wohl aber anhand meiner Worte sofort in das Deutsche wechselte. Und ja, die leicht rauchige Stimme hat er auch, wenn er spricht und live ist der junge Mann allemal einen Besuch wert, auch wenn er auf der Bühne oben steht, ist er einem näher als man denkt.
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Als Einstiegsfrage: Wie lief die Tour bisher?

John:
Die Tour war bisher großartig. Joe (Ginsberg) und ich, wir haben eine großartige Zeit und auch relativ viel Publikum, so ca. 80 bis 100 Leute, zwischendurch spielen wir noch ein paar Gartenshows, also spielen wir im Schnitt pro Tag zwei mal. Die Gastfreundlichkeit, die einem entgegen schlägt, die ist großartig und gigantisch gut.

Welcher war denn bisher der beste Ort für euch? Also wo sagt ihr, müsst ihr unbedingt noch mal hin?

John: Die besten zwei Shows mit Abstand waren Berchtesgaden und Oberhausen. Oberhausen am Montag war ... oder war es am Mittwoch?... egal, es war irre, was da abging. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass so viele Leute mitsingen. In Berchtesgaden war einfach ein ganz kleiner Club mit einer super niedrigen Decke und es war irre laut und das hat einfach richtig gerockt. Das waren die Highlights auf dieser Tour, auf jeden Fall.

Wenn du sagst mitsingen, wie kommt das? Ich bekam ja das Master.


John: Das Album kommt am 29.08. raus, aber mit dem Label haben wir das abgestimmt, dass wir das auf Tour schon verkaufen können. Das ganze lief über Crowdfunding und die Leute, die da mitgemacht haben, haben das eben schon vorher bekommen.

Also wie Kartoffelsalat für 54.000$?

John: Genau, nur ohne Kartoffelsalat.

Wenn ihr auf Tour seid, gibt es da bestimmte Regeln? Kein Bier, kein Furzen, kein Sex?

John lacht

Ich kenne eine Band aus England, die sagt sich: keine Bierflaschen, sonst bekommt der Fahrer Probleme.


John: Wir hatten bislang keine Probleme und wir haben uns auch nicht auf irgendwelche Regeln geeinigt. Wir haben uns nur versprochen, dass wir uns nicht prügeln und das haben wir auch bisher nicht gemacht.

Obwohl die Musik ja so ein bisschen danach klingt. Also was heißt danach klingt... eher so wie eine kleine Barschlägerei aus den Filmen, die in Alaska spielen.

John:
Das ist doch übertrieben. (lacht)

Was war denn eigentlich das krasse Gegenteil zu den guten Shows? Also Orte wo man sich gefragt hat, ob man das überhaupt zum Laufen bekommt, die Leute total schlecht drauf waren oder das Publikum total verrückt war.

John:
Die erste Show war in Frankreich in Metz, das war ein wenig komisch, weil auch total wenig Leute da waren. Aber sonst scheint uns die Sonne ausm Arsch. Es macht Spaß, wir werden überall gut angenommen und das ist schon nicht selbstverständlich.




John Allen 16.08.14 im Ramones Museum
(Quelle: AS Pictures)

Zum Album: Sophomore, was heißt das für dich? Was heißt das überhaupt? Hab zwar mein Abitur in Englisch gemacht aber das Wort ist mir bisher nirgends untergekommen.

John:
Sophomore kommt eigentlich aus dem Griechischen und ist eine Mischung aus Sophos und Moros. Sophos ist jemand, der sehr klug ist und ein Moros ist jemand, der sehr dumm ist.

Also so etwas wie Ying und Yang in einem.

John:
... genau. Beide Seiten von einer Medaille. Eigentlich bin ich selbst nicht darauf gekommen. Jemand aus Köln hat mit diesen Namen vorgeschlagen. Ich finde es halt schön, dass es beides beleuchtet: man hat schon eben etwas erlebt aber es gibt noch soviel, was man erleben kann und es gibt noch soviel, was vor einem liegt. Auf der einen Seite ist man eben doch schon clever und auf der anderen Seite ist man doch eben noch grün hinter der Ohren.

Das zieht sich auch ein wenig durch's Album. Der erste Titel heißt „New Years Eve“, wo alle total verrückt sind, und dann gibt es eben auch andere Titel, wo es darum geht zu sagen: „Ach, scheiß jetzt drauf, weiter machen.“ Ist diese Grundstimmung, ist das eher so der Hamburger, der sich sagt: „Ach, drauf geschissen.“ ?

John:
Nein, gar nicht. Das ist gerade eher meine generelle Grundstimmung. Wo ich mir halt denke, dass ich etwas erreicht habe, wo ich mir nie gedacht hätte, dass ich das je erreichen kann, dass ich in wildfremde Städte gehe und Leute kommen zu meinen Shows, auch nicht in dem Maße. Das erzeugt in mir so eine gewisse Aufbruchstimmung, dass man weiter daran arbeiten sollte, weiter machen sollte. Das sollte in dem Album schon ein wenig raus kommen. Ich habe jetzt so eine gewisse Rastlosigkeit entwickelt, ich will dran bleiben und einfach weitermachen.

Okay. Wo kommt eigentlich dieser Sound her? Ich hab im Blog geschrieben, dass es nach Kanada oder Alaska klingt, nach irgendwelchen abgeschotteten Orten, wo Menschen die Hälfte ihrer Zähne nicht mehr haben und sich schlagen, weil das Bier nicht schmeckt. Kommt der Sound aus dem was du gehört und erlebt hast? Oder ist es einfach so, dass du dich gefunden hast und dir sagst, dass es dir so gefällt und das du in diese Richtung möchtest?

John:
Eher letzteres. Ich habe mit Kanada nicht viel am Hut, da muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt ja immer so gewisse Songs, die man im Ohr hat, wenn man selbst einen Titel schreibt. Manchmal hat man auch eine bestimmte Instrumentalisierung im Ohr und genau so war das. Zum Beispiel „Rock'n'Roll Romeo“ klingt so ein wenig nach Tom Petty. In der Zeit, wo dieser Song entstanden ist, habe ich relativ viel Tom Petty gehört. Ich habe dann mit meinem Producer geschaut, welche Instrumente Tom benutzt, wie baut er die Songs auf, wie strukturiert er die von den Instrumenten her. Das haben wir versucht ein wenig nach zu bauen. Aber das fertige Stück hat uns dann überhaupt nicht gefallen. Aber aus diesem Grundgerüst haben wir dann eigene Ideen entwickelt. So lief es eigentlich bei vielen Songs, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Einflüssen.

Aber trotzdem hat sich ja eine Hauptrichtung herauskristallisiert, Akustik, deine Stimme, ist trotz des Tees, den du da gerade trinkst, rau. Aber man merkt in den Liedern, dass es immer noch ein Stück weit Rock'n'Roll.

John:
Auf jeden Fall. Dann gibt es auch Titel, wie „It's Raining Every Day“, der Song hat halt nur Gesang und Gitarre. Den habe ich mit Absicht so belassen, wie er ist. Er sollte sehr, sehr rau klingen, wie ein Demo, total unbehandelt.

Ich hab Demos gehört, die klingen schlechter als das.

John:
Deswegen waren wir auch im Studio. Aber aus Prinzip haben wir den Song ganz einfach gelassen. Wir hätten den auch mit dramatischen Streichern auskleiden können. Aber hier haben wir uns bewusst dagegen entschieden.

Ich habe gelesen, dass du Studiert hast. Pädagogik: Englisch und Geschichte. Wie kommt man auf die Idee, sich von einer sicheren Einkommensquelle - Kinder wird es ja weiterhin geben, Lehrer werden auch in Zukunft noch gebraucht – loszueisen, alles über den Haufen zu schmeißen und zu sagen: „Ich mach jetzt Musik und bestreite damit meinen Lebensunterhalt.“

John:
Ich arbeite immer noch als Lehrer. Ich habe noch bis Montag Ferien. Wenn einem passiert, was mir jetzt passiert ist, mit dieser ganzen Frank Turner Geschichte, auf einmal steht man vor 1000 Leuten und spielt da irgendwie. Das weckt Begehrlichkeiten, das pusht unglaublich, man will, dass das so weitergeht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der das erlebt hat, sagt, dass er das nicht mehr möchte, nicht mehr bräuchte, nicht mehr will. Das ist so ein bisschen wie eine Sucht.



John Allen 16.08.14 Ramones Museum Berlin
(Quelle: AS Pictures)

Wie siehst du heute auf die Musikindustrie? Hast du da Erfahrungen sammeln können oder hast du schon Geschichten von anderen Musikern gehört, die vor zehn oder fünfzehn Jahren schon im Business waren, die gesagt haben, dass damals alles anders und besser war? Du hast ja selbst erzählt, dass dein Album durch Crowfunding ein Stück weit finanziert wurde, also Produktion und Studiozeit wahrscheinlich auch. Müssen die Menschen anders denken und anders Musik konsumieren, um etwas interessantes zu finden? Ist das alles mit den großen Gehältern, großen Gagen und Labelverträgen, ist diese Zeit vorbei?

John:
Ich glaube, dass es früher genauso viele Bands gab, die um ihre Existenz gekämpft haben, wie heute. Man macht aber, meines Erachtens nach, den Fehler, dass man ganz verträumt in die sechziger und siebziger guckt und sagt, dass es da noch gute Musik gab und Bands, die die Zeit überdauert haben und die viel Geld verdient haben. Man vergisst dann aber, dass genauso viele Bands gab, die hinten durch das Raster gefallen sind, weil sie vielleicht einen Hit hatten und dann nichts mehr. Ich glaube auch, dass Web 2.0, Facebook, Twitter immer wichtiger wird und das Bands somit mehr Chancen haben, sich selbst zu vermarkten und ich höre von Bekannten, dass Labels auch finanziell teilweise schwer zu kämpfen haben. Mir fehlt da aber komplett der Einblick. Mein Label ist ein Ein- oder Zweimannbetrieb, Gunner Records, und ich weiß, dass Gunnar damit nicht reich wird.

Das nicht, aber hat jede Menge interessante Bands.

John:
Das ist wahr, das ist dann aber auch wieder was anderes. Aber das ist dann aber eben auch ein Business von Idealisten. Das gilt halt für die Indielabels. Ich glaube bei Warner und bei Universal sieht das alles noch ein wenig anders aus.

Ich denke aber, dass auch selbst die mittlerweile zu kämpfen haben.

Was sind deine Pläne für die Zukunft, außer dass du am Montag wieder Kinder unterrichten musst?

John:
Spielen, spielen, spielen. Das Album kommt in zwei Wochen raus (Anm. d. Red.: 29.08.14), dann machen wir ein bisschen Promo für das Album. Ich spiele dann in Hamburg im Inn-Store, spiele an Wochenenden zwei, drei kleinere Festivals und dann fangen wir an zu planen für nächstes Jahr und für den Herbst. Zwischendurch werden noch ein paar Gigs eingeschoben. Ziel ist eben, dass  das Album in einem gewissen Rahmen eben einschlägt und das wir auf das Album aufbauen können.

Mein Blog wurde mir wegen deines Albums eingerannt. Ich fand es kurios.

John:
Das ist auch genial.

Und in zehn, fünfzehn Jahren, heißt es dann: „John Allen auf Tour“, dann aber als Headliner?

John:
  Das muss ja das Ziel sein irgendwo. Also wenn du ernsthaft Musik machst, dann machst du es ja nicht, weil du es geil findest, vor zehn Leuten zu spielen. Wenn du ernsthaft Musik machst, hast du den Traum, irgend wann mal groß zu sein. Das heißt aber auch nicht, dass Konzerte mit zehn Leuten nicht toll sein können. Ich habe auch schon geile Konzerte mit fünf oder sechs Leuten gehabt. Wenn jemand Musik liebt und ich liebe die Musik, dann ist Vorstellung davon leben zu können natürlich ein Traum. Und wenn man dafür was tun kann, macht man das eben. Ob das dann aber am Ende klappt, oder ob sich das in eine Richtung entwickelt, bei der man sagt, dass es klappen könnte, das steht dann auf einem ganz anderen Blatt. Aber so ein wenig träumen kann man schon. Fest steht auf jeden Fall für mich, dass ich nicht aufhören werde, Musik zu machen. Ob nun in zehn Jahren 2000 Leute meine Musik hören wollen oder nach wie vor 50 oder zwanzig.

Dann heißt es irgendwann: John Allen in der O2-World oder John Allen in der Zitadelle Spandau.

John:
Das glaube ich nicht.

Wie bei Mumford & Sons geht es bei musikalisch dir ja grob in die selbe Richtung.

John:
Mumford & Sons haben eine Band. Ich glaube schon, dass es für eine Band mit einem gewissen Kickstart deutlich einfacher ist als für einen Solokünstler. Eine gute Band macht aus, ob nun 500 oder 1000 Leute zu deiner Show kommen. Das ist alles echt noch Zukunftsmusik. Im Moment bin ich echt glücklich darüber, wie es gerade läuft. Es läuft wirklich richtig gut. Mit dem ganzen Projekt habe ich vor etwas mehr als eineinhalb Jahren angefangen und jetzt spiele ich hier mit Joe Ginsberg in Berlin und es werden wohl um die hundert Leute kommen. Als ich im März mit einem Kumpel, Ghost Of A Chance, hier zusammen war, waren auch um die achtzig Leute da. Also was will ich denn mehr im Moment? Ich sehe eine Progression, ich sehe eine Entwicklung, ich sehe dass das Publikum größer wird und ich sehe, dass es dem Publikum in der Regel gefällt. Und genau das genieße ich in diesem Moment gerade wirklich sehr. Wenn es so weiter geht, wäre das toll. Und wenn es so bleibt, wie es ist, dann hab ich immer noch richtig viel Spaß dabei.

Zum Ende eines jeden Interviews, frage ich immer ein paar Randomsachen.

Katze oder Hund?

John:
Hund. Ganz einfache Sache: Meine Eltern hatten seit dem ich klein war Hunde und nie irgendwelche Katzen.

Morgen oder Nachtmensch?

John:
Nachtmensch. Definitiv.

Bist du eher der Kaffee- oder Teetrinker?

John:
Ich trinke überhaupt keinen Kaffee, wenn dann eher Tee.

Ist das das Norddeutsche in dir?

John:
Überhaupt nicht. Ich vertrage ihn einfach nicht. Ich übergebe mich nach einem Kaffee regelmäßig.

Was ist dir Lieber: Touren oder Aufnehmen?

John:
  Touren, definitiv. Aufnehmen ist total spannend, Aufnehmen macht Spaß, Aufnehmen ist verdammt harte Arbeit, aber es ist toll zu sehen, wie etwas entsteht. Und das Touren ist dann das Lobabholen dafür. Es ist zwar auch anstrengend, aber es gibt halt nichts besseres, als abends auf der Bühne zu stehen und Applaus zu bekommen. Ich sehe hier, wie die Leute hier sitzen und sich auf das Konzert freuen und das ist eben irre.

Ich hab gehört, dass die Berliner ein bisschen eigen sein sollen und nach zwei, drei Mal gelangweilt sind.

John:
Meine Erfahrungen mit Berlinern, und das sage ich jetzt nicht nur, weil wir in Berlin sind: Die besten Shows hatte ich hier und im Kölner Raum. Also Köln, Düsseldorf, Oberhausen. Die Ecke, da hatte ich bisher meine besten Soloshows.

Letzte Frage: Singst du unter der Dusche?

John (lacht):
Gelegentlich schon, ja.

Ist das dann eher der Frank Sinatra oder ...

John:
Das ist wohl eher davon abhängig, was ich gerade höre. Mein letztes Duschsong war „Into The Great White Open“ von Tom Petty heute Morgen. Das liegt aber auch daran, dass Joe Ginsberg den auf der Tour ab und an gecovert hat, deswegen hatte ich den so im Ohr.

Du stehst übrigens nicht vorne am Eingangsschild.

John:
Ich bin ja auch nur Support.

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Nach dem Konzert hat mich eine junge Dame angesprochen, die während des Konzerts mit ihrer Spiegelreflex aufgefallen ist. Sie hat mir angeboten, Bilder von ihr auf meinen Blog zu hieven. Ich möchte hier an dieser Stelle Adina Scharfenberg sehr dafür danken.

Dienstag, 12. August 2014

Ver-Flixt Nr. 9: Continental - Millionaires

„Ein Jahr ohne ein neues Album ist kein gutes Jahr.“ So was könnte man jetzt bei Continental denken. Erst letztes Jahr veröffentlichten sie ihr Album „What A Man Can Do“, welches wir hier schon mal hatten,  und dieses Jahr sind sie schon oder wollen noch Millionäre werden. In diesen paar Tagen zwischen den beiden Alben, hat die Band einiges dazugelernt, vor allem soundtechnisch. Alles ist nun viel ausgewogener im Klang und jedes, wirklich jedes Instrument hat nun seinen ausfüllenden Platz bekommen. Es klingt nun alles nicht mehr so sehr nach DIY-Produktion. Dennoch sind sie sich ihrem Stil treu geblieben und spielen nach wie vor Folk-Country-Punk-Blues-Rock'n'Roll. Das mögen zwar viele Musikrichtungen sein, es trifft aber so in etwa das Soundgemenge, welches sich durch die Boxen der heimischen Anlage/Kopfhörer spielt.

Auf dem Albumcover stehen Vater und Sohnemann auf Leitern, etwas mit Farbe bekleckert und gucken farbeimerhaltend in die Kamera und daneben steht eben „Millionaires“. Die Frage dich sich beim Durchhören stellt, ob sie selbst gemeint sind. Von Anbeginn merkt man, dass das Album positive Stimmung vermitteln will. So wird selbst der Weggang einer Frau frenetisch mit einem „She's gone“ gefeiert und mit jedem Durchgang wird das Album besser und man merkt, dass die Texte ganz einfach von den Lippen fließen und das linke Bein, was bei einem Automatikauto nichts zu tun hat, einfach die ganze Zeit im Takt wippt und stampft. Zwar holpert der Text hier und da, wie in „Hope“, aber das ist nicht wild. Schlussendlich kann man hier schreiben, dass die Platte gut geworden ist, dieses Mal ist die Produktionsqualität auch gut. Was will man dann nächstes Jahr verbessern? Geht das überhaupt? Vielleicht haben Sie Glück, der Vater und der Sohn, und können den Soundtrack zu einem noch nicht angekündigten „Dukes Of Hazzard“-Film beisteuern. Passen würde es. Veröffentlicht wird das ganze am 28.11.2014 auf Flix Records.

5,5/6 Punkten

Continental - Millionaires
(Quelle: Presskit von Flix-Records)

Sonntag, 3. August 2014

Neues aus dem digitalen Briefkasten: Emil Bulls - Sacrifice To Venus

Was auch immer ein paar Chorknaben vor neunzehn Jahren dazu getrieben hat, zu Gitarren, Bass und Schlagzeug zu greifen, sie haben sich, trotz einiger Widrigkeiten, wacker geschlagen. In fast zwei Jahrzehnten haben sie einige Drummer verschlissen, der DJ ist nach kurzer Zeit wieder von Bord gegangen und an einer der beiden Gitarren hat es auch einen Wechsel gegeben. Und so hat sich auch von Album zu Album der Sound gewandelt. Galt Angel Delivery Service noch als reines (Achtung, böses Wort im Anmarsch) Nu-Metal-Machwerk, wobei die Emil Bulls stets angeben, Alternative-Metal zu spielen, haben sie von Metalcore bis hin zur reinen Akustiksession in Pullach, alles durch, was in der Rock-/Metalgeschichte so aufgekommen ist... selbst Gitarrensolis haben es auf einige Alben geschafft. Auch mit einigen Labels war man hin und wieder nicht glücklich und so wurden ihre Machwerke unter unterschiedlicher Flagge veröffentlicht. 

(V.l.n.r) James Richardson, Christoph von Freydorf, Andy Bock, Stephan Karl
(Quelle: Promopackage von AFM-Records)

Und nun wird das aktuelle Album der Venus geopfert, wobei man wohl eher die römische Göttin der Liebe, denn der Planet unseres Sonnensystems gemeint sein wird. Auch wenn es hier und da ein paar Anspielungen hinsichtlich des persönlichen Verbleibs auf der Erde gibt. Denn ab und an will man hier nicht mehr sein und sich irgendwo anders, nur nicht auf der Erde verstecken. Aber so sagt man sich, und wie man es auch von David Bowie weiß, viele Musiker, nicht alle, haben einen Fabel für das Interstellare. Der Sound auf dem neuen Silberling liegt nahe am Zahn der Zeit, trotzdem hört man, dank der Stimme von Christoph von Freydorf, das man die Bulls in den Ohren hat. Die Themen sind mitunter die üblichen Verdächtigen: Party, Rock'n'Roll, Verflossene, aber auch die modernen Medien, die das Anzetteln einer Revolution um so einfacher machen, wie in „The Age of Revolution“. Wer eine Platte von Emmure hat oder auch Bring MeThe Horizon, der wird auch zu diesem Album einen Zugang finden. Die Gitarren sind tief gestimmt und bollern mit Bass und dem Schlagzeug kräftig in die Gehörgänge und wissen den Zuhörer mitzureißen. Nach neunzehn Jahren sollte man ja nun wissen, wo der Hase lang läuft und wie man ein anständiges Album produziert. Manchmal erschließt sich einem aber nicht ganz die Titelfolge. Ist Pants Down einer der partywütigsten Titel auf der Scheibe, so folgt darauf eine Ballade, was dann weniger eine Achterbahnfahrt sondern eher ein freier Fall ist. Warum man das so zusammengestellt hat, das wissen die Bajuwaren wohl nur selbst. Was sie ebenso glänzend hinbekommen haben, ist das Ende, „Behind The Sun“, der letzte Titel, die Nummer dreizehn. Sie beginnt tief und fast wütend, die Gitarren sind hier bei auf G gestimmt, also noch tiefer als A, alles ist schwer und schleppend. Und auf einmal setzt Christophs Stimme ein, nebst digitalem Geklimper und macht aus dem ganzen Ding eine Ballade. Verrückt, sieht man zu Beginn eine Menschenmasse vor dem inneren Auge, die Violent Dancing praktiziert, so will man mit dem Einsetzen des Gesangs nur dastehen und in Tränen ausbrechen. Der Text erinnert an den Film Melancholia mit Kirsten Dunst. Hier versteckt sich ein Planet hinter Sonne um dann nach vielen Jahrhunderten auf die Erde zu stürzen. Man wünscht sich noch einen letzten Kuss, bevor der Planet zerbersten wird. Natürlich, wie sollte es anders sein, geht es um die Liebe. Ein gelungener Abschluss.

Veröffentlicht wird „Sacrafice To Venus“ am 08.08.2014 auf AFM Records in verschiedenen Ausführungen. Vom einfachen mp3-Album bishin zur ultimativen limited Edition, mit T-Shirt, Kopfhörern, Autogrammkarten und und und. Hearteater gibt es kostenlos auf der Seite der Band.

Anspieltipps: 
PantsDown: Erstens: Es ist ein Brecher. Zweitens: Es ist ein Brecher. Drittens: ... lassen wir das. Willst du deine Wohnung „renovieren“, einfach Freunde einladen, diesen Titel anschmeißen und die Bude wird nie wieder wie früher aussehen. Macht Spaß.  

The Reckoning: Hätte auch auf „The Black Path“ platz gefunden. Hier ist alles brutal schrill
und voller Shouts.

Sacrifice To Venus: Hat fast (Obacht, böses Wort) Nu-Metal-Anleihen, alleine wegen der
hohen Gitarrenparts, die sich wie die ersten Soundexperimente von Korn
anhören.

Man Or Mouse: Wieder ein Titel um die Bude neu zu gestalten. Die Frage ist nur, wer du
sein willst. Eine Maus, ein Mann, ein Clown, ein Held? Man sucht sich
das selbst aus.

Behind The Sun: Von Beginn an eine Wucht, dieses Ende. Sehr schizophren und heftig im
Kontext. Wer diesen Titel nicht mag, der hört entweder zu viel Helene Fischer
oder hat kein Musikverständnis.

6/6 Punkten (trotz der kleinen „Achterbahnfahrt“ im ersten Drittel)


Emil Bulls - Sacrifice To Venus
(Quelle: siehe oben)

Wer sich die Emil Bulls von Angesicht zu Angesicht geben möchte, kann dies in der nächsten Zeit auch, und zwar hier:

09.08.14 Rotenburg o. d. Tauber, Taubertal Festival
13. – 17.08.14 Übersee, Chiemsee Summer Festival
23.08.14 Georgsmarienhütte, Hütte Rockt Festival
30.08.14 Frankfurt/Oder, Beach Rock Festival
09.10.14 A-Wien – Flex
10.10.14 D-Regensburg – Airport
11.10.14 D-Ulm – Roxy
13.10.14 D-Frankfurt – Batschkapp
14.10.14 D-Hannover – Musikzentrum
16.10.14 D-Hamburg – Markthalle
17.10.14 D-Osnabrück – Rosenhof
18.10.14 D-Köln – Live Music Hall
21.10.14 D-Bochum – Zeche
23.10.14 D-Oldenburg – Kulturetage
24.10.14 D-Berlin – C-Club
25.10.14 D-Dresden – Alter Schlachthof
28.10.14 D-Nürnberg – Hirsch
30.10.14 D-Erfurt – HsD
31.10.14 D-Karlsruhe – Substage
01.11.14 D-Kaiserslautern – Kammgarn