Sonntag, 28. Juni 2020

Emmure - Hindsight (Sharp Tone Records/Kinda Agency)

Wer hat denn hier den mit Nu-Metal gefüllten Eimer umgeworfen? Wer die ersten paar Tackte von Emmures Album Hindsight hört, kommt um den Gedanken nicht herum. Und das zieht sich dann durch das gesamte Album. 

Wer Korn, Static X, Limp Bizkit, Slipknot und hed (p.e.) kennt, zumindest die Versionen um den Peak des Nu-Metal, der wird hier einige alte Bekannte wieder erkennen. Selbst gesangstechnisch ist man sich nicht zu Schade, wie die wirre 90er-Jare Version von Jonathan Davis klingen zu wollen. Man will förmlich polarisieren, nur um dann ein paar Titel später dann doch den Deathcore auszupacken, die Gitarren und der Bass sind eh schon nah am braunen Ton. Dennoch quetscht man hier und da ein Samples und Scratches rein, so dass es dann doch wieder Nu-Metal ist? Oder ist das Nu-Deathcore? Ist das dann überhaupt noch was eigenes? Diese Aussage ist schwer zu treffen, selbst wenn man sich in der Szenerie auskennt und bewegt hat/bewegt. Aber das kann man den Jungs nicht vorwerfen, denn die haben das gemacht, was ihnen gerade gefällt, die Darbietung ist um einiges brachialer, als es noch vor 25 oder 20 Jahren gewesen wäre. Im Mainstream sind Gitarren mit mehr als sechs Saiten noch nicht wirklich angekommen, was echt schade ist. 

Nun, nach etwas mehr als einer halben Stunde ist man durch die dreizehn Titel durch. Die Band schafft es hier zu polarisieren, wer mit harter Musik nichts anfangen kann, wird hier nichts finden, was ihm gefallen könnte. Alle anderen, die sich mit dem Deathcore kuscheln und sich im Metalcore wälzen, die können hier Gefallen finden, sowie die Leute, denen Nu-Metal gefällt und auf der Suche nach härterem Zeug sind. 

Release: digital: 26.06.2020; physisch: 24.07.2020

Anspieltipps: 203, Thunder Mouth, Gypsy Disco

5/6 Punkten (Ein bisschen viel Nu-Metal hier)

Emmure - Hindsight
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Sonntag, 21. Juni 2020

Stinky - Of Lost Things (M-Theory Audio/All Noir)

Das die Franzosen Punk können, haben wir hier bereits bei Guerilla Poubelle gelernt. Die Band Stinky dreht noch ein wenig am Härteregler und macht Hardcore draus. Die Kappelle kommt aus Nantes und ist seit 2010 zu fünft unterwegs und hat bereits zwei Alben auf der Haben-Seite. Dazu gesellt sich jetzt Of Lost Things

Gleich zu Beginn wird einem akustisch gezeigt, wo der Weg auf der Platte hingehen wird. Die Sängerin zieht einen an den Ohren förmlich in den nächsten Pitt und schubst dazu selbst mit herum. Zum Hauptgang wird einem ordentlich vom Drummer in den Rücken getreten und die Gitarren und der Bass schlagen gleich nochmal von links und von rechts in dein Gesicht. Zwar wird es hier nicht so brutal, wie bei Code Orange, aber das Album geht ab wie ein medizinisches Präparat, welches man in den Hintern geschoben bekommt. Man macht hier keine halben Sachen, sondern wettert ordentlich los. Auf dem letzten Song wird man dann wieder zusammengeflickt, man hat irgendwo in der moshenden Masse einen Streicher gefunden. Also weiß man schonmal, wo das Ende ist. Dabei muss man sich soundtechnisch in keiner Ecke verstecken, man kennt seine Stärken, die der Toningenieur passend eingefangen hat. 

Nach etwas mehr als 30 Minuten ist man durch das Album, total verschwitzt und fertig. Man guckt den Gegenüber an und nickt sich zu. Auf eine neue Runde voller Ballern, Kreischen und Tanzen.

Release: 12.06.2020
Label: M-Theory Audio


5,5/6 Punkten (Wer sagt hier, dass Franzosen kein Hardcore können?)

Stinky - Of Lost Things
(Quelle: Presskit von All Noir)

Mittwoch, 17. Juni 2020

Nava - Sarabe (Nettwerk Music Group)

Während des Studiums kommt der Mensch dazu einiges auszuprobieren. Einige werden politisch aktiv, andere Gründen vielleicht kleine Firmen und wiederum andere Grünen eine Band. Manche dieser Projekte oder Bands schaffen es vielleicht nie weiter, als das Studium geht. Die Band wurde von der iranischen Studentin Nava Golchini und Francesco Fugazza gegründet. Als Verstärkung holten sie sich Elia Pastori und Marco Fugazza ins Boot. 

Schnell war die EP Body geschrieben und man durfte mit Vök auf Tour gehen. Das schafft Erfahrungen, die man in neue Songs einarbeiten konnte. Dabei gibt man sich geheimnisvoll, es werden nicht unbedingt tanzbare Beats gespielt und der Gesang ist mal recht tief und schwer schweben und ein anderes mal leicht und fast beflügelt. Je mehr Mitglieder man in der Band hat, desto mehr Hände und Finger hat man zur Verfügung, genau das hört man dann auch in den vier Tracks. Es bilden sich sehr viele frickelige Lagen, die ineinander verwoben werden. Achja, und Bass, Bass gibt es viel und drückend. Aber das gehört zu dieser Art von Musik dazu, eine Mischung aus Witch-House, Lo-Fi, Waporwave und Glitch. 

Nach rund 16 Minuten ist ist die Reise durch die kleine, angenehme Dunkelheit vorbei. Man hört bei jedem Durchlauf neue Details und wartet förmlich darauf, beim nächsten Mal was neues zu finden. 

Release: 12.06.2020
Label: Nettwerk Music Group

Anspieltipps: You, Sarabe

5/6 Punkten (Da denkt man gern an seine eigene Studienzeit zurück)

Nava - Sarabe
(Quelle: Presskit von Nettwerk Music Group)

Sonntag, 14. Juni 2020

HEADS. - Push (Glitterhouse Records/All Noir)

Es gibt Alben, die zünden nicht sofort im ersten Moment. Da hört man sich hier und da ein paar Titel an und entscheidet dann. Dann gibt es Alben, die man einfach so laufen lässt und merkt dann, dass das dann doch nicht so schlecht ist und man nimmt sich dem an. So geschah es bei Push der Band HEADS..

Dabei fängt alles so an, als würde die Band akustisch einen Alarm oder eine schwere Maschine darstellen. Der Sänger spricht einen Text drüber. Dann packt man den Bass aus und lässt den Sänger von der Leine, die Gitarren sind eher etwas glatt und weniger verzerrt. Dieses Konzept zieht sich über die gesamten zehn Titel hin, wobei man nicht über eine Spiellänge von 36 Minuten kommt. Hier können sich klar Lieblingstitel herauskristallisieren. Push You Out To Sea ist so ein Song. Er beginnt hypnotisch und eskaliert ein wenig im Refrain, ab nicht zu sehr, um dem Grundthema nicht zu sehr zu entweichen. Man kommt immer wieder zum Spannungsbogen zurück, den man immer wieder neu aufspannen kann. Das Britisch-Englisch des Sängers trägt dazu bei, das jeder Textfetzen eindeutig verstanden wird. Wer You Guitar Prayer (hatten wir hier mal), kann hier gerne zugreifen. Für alle anderen könnte die ganze Geschichte ziemlich verkopfter Rock sein. 

Release: 29.05.2020
Label: Glitterhouse Records


5/6 Punkten (Hier spielt der Bass die erste Geige.)

HEADS. - Push

Donnerstag, 4. Juni 2020

Currents - The Way It Ends (Sharp Tone Records/Kinda Agency)

Das mit dem Metalcore ist immer so eine Sache. Das kann eintönig werden oder auch total käsig, wenn man es denn eins zu eins aus dem Englischen übersetzten möchte. Es gibt kaum Bands, die den goldenen Mittelweg kennen und auch sicher beschreiten. Currents aus Fairfield können sich zu den glücklichen zählen, die es schaffen, dass die harten Parts auf dem Album The Way It Ends nicht zu eintönig werden und der Gesang nicht so klingt, als ... naja, ihr wisst schon. 

Dabei fängt das Album relativ klassisch an, man könnte meinen, man hätte eine Platte von Architects gefunden oder Bootlegs eines früheren BTMH-Albums. Aber da hört es auch schon auf. Der Sänger/Shouter setzt ein und peitscht durch das Intro. Danach werden die 8-Saiter (?) ausgepackt der Moshpit bekommt was zum Durchdrehen. Dabei hat A Flag To Wave fast Black-Metal-Anleihen. Dabei geht es hier um etwas, für das man selber einsteht und dafür seine Flagge hoch hält. Hier kommt auch das erste Mal der Gesang durch. Der Trommler hat auf dem gesamten Langspieler ordentlich zu treten, das Tempo schlägt teilweise ein Maschinengewehr. Etwas Nu-Metal kann man auch finden, der Trend hat sich wohl durchgesetzt, auch das Gitarrensolo hat man wieder aus der Kiste gekramt und dezent an einige Stellen verteilt, sowie ein par Spielereien auf dem E-Piano.  Rein technisch kann man den Jungs nichts vorwerfen.

Das Gesamtkonzept ist wuchtig und abwechslungsreich geraten. Man kann das Album in den verschiedensten Stimmungen hören, egal ob traurig, wütend oder nachdenklich. Man kommt nicht in Versuchung zu zoomen oder zu skippen, was schon mal was heißen mag. Nur bei der Länge hätte man was machen können, keine 40 Minuten ist The Way It Ends Lang und umfasst, wenn man das Intro mitzählt, elf Titel. Die Qualität überzeugt dennoch. 

Release: 05.06.2020
Label: Sharp Tone Records


5,5/6 Punkten (Der Nacken darf hier ordentlich leiden)

Currents - The Way It Ends
Currents - The Way It Ends
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)