Donnerstag, 28. Dezember 2017

Teil 2 des Interviews mit Kid Dad vom 12.12.2017

Nachdem wir im ersten Teil des Interviews erfahren haben, was die Musiker von Kid Dad für Einflüsse haben und wie genau sie ihre Musik definiert haben möchten, geht es nun im zweiten Teil darüber, was die Jungs über die Musikindustrie denken. Viel Spaß beim Lesen und vielleicht auch Schmunzeln.

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Als relativ junge Band, wie ist eure Sicht auf die Musikindustrie?

Max: Wir hören im Bus aktuell ganz viel Radio. Das kommt uns schon zu den Ohren raus.

Warum macht man dann so was?

Marius: Wir werden durch technische Schwierigkeiten dazu gezwungen, dass wir unsere eigenen Musikgeschmack nicht frönen können.

Habt ihr kein Tapedeck oder einen USB-Anschluss?

Max: Es gibt einen CD-Spieler, der nach drei Songs qualmt.

Michael: Deswegen können wir nur Radio hören.

Max: Wir suche alle fünf Minuten einen neuen Radiosender, deshalb ist das ganz lustig. Wir finden es aktuell ziemlich scheiße, was so läuft.

Michael: Es klingt alles sehr gleich und auch sehr berechnend.

Max: Und jeder Sender spielt innerhalb der nächsten zwanzig Minuten Ed Sheeran.

Marius: Was richtig grausam ist, dass das Album ausstirbt. Taylor Swift zieht es noch gnadenlos, es wird sich aber immer mehr auf Singles konzentriert, auf diese „Dreißig-Sekunden-Spotify-Songs“. Das heißt, in den ersten dreißig Sekunden musst du gecatched werden, sonst wird der Klick nicht gezählt. Und so wird praktisch ein neues Genre erschaffen, Spotify-Musik. Es geht einfach darum, in irgendwelchen Playlists zu landen und dabei wird auf das Album geschissen. Es ist viel besser, wenn man sein ganzes Herzblut in das ganze Album steckt, anstatt sich nur einem Song anzunehmen, der vielleicht Hitpotential hat. Das steht mir bis oben. Das ist aber genau das, was mich aktuell an der Musikindustrie stört, das liegt aber auch daran, dass ich eher der CD-Hörer bin. Ob es irgendwann wiederkommt, das weiß ich nicht, ich jedoch höre am liebsten die ganze CD. Ich skippe auch keine Songs, ich gebe mir das Album. Es gab eine Zeit, da habe ich auf Spotify nur das konsequent gestreamt, was ich auch auf CD hatte. Irgendwann bin ich dann auch dem verfallen, andere Musik zu hören, was ich nicht besitze. Ich sehe aber schwarz, ehrlich gesagt.

Auch wenn es heißt, dass die Plattenverkäufe wieder vor den mp3s liegen?

Marius: Ich glaube aber nicht, dass die Hippster ewig bleiben. Vinyl ist gerade cool, Kassetten auch, aber ich bezweifle, dass es in zehn Jahren auch so sein wird. Vielleicht kommen die CDs auch irgendwann, vielleicht wird dann auch irgendwann mp3 cool.

Michael: Das was im aktuellen Jahr verkauft wurde, im Vergleich zum Vorjahr, das ist fast nichts.

So lange, bis der CD-Player qualmt. Kid Dad aus Paderborn.
(Quelle: Facebookpage der Band)

Die Emil Bulls haben im Interview auch gesagt, dass man immer weniger Plattenverkäufe braucht, um einen Gold- oder Platinstatus zu erreichen, als vielleicht vor zehn oder fünfzehn Jahren. Also wenn ihr jetzt eine Platte auf den Markt bringt, welche dann ordentlich gehypt wird.

Marius: Man spürt schon, dass die Bands nicht so viel verkaufen. Die Festival- und Konzerttickets werden immer teurer, da sie immer mehr Livegage brauchen um die mangelnden CD-Verkäufe zu kompensieren. Das Brot für die Arbeit kommt dann eher durch die Spotify-Abonenten rein. Als kleine Band, die 0,01 Cent für jedes mal Abspielen bekommt. Oder du bist voll Indie und sagst dir, dass alles durch den Verkauf von Platten, CDs und Kassetten hereinkommen muss. Aber das ist hart, da halte ich nicht viel davon.

Das heißt, dass es sich auch nicht lohnt auf Plattformen wie Bandcamp oder Soundcloud zu gehen? Bei Bandcamp bleibt von jedem verkauften Song oder Album relativ viel bei den Künstlern.

Marius: Das ist das coole an Streamingdiensten: du lernst viele unbekannte Künstler kennen. Aber die mittelgroßen Künstler leiden leider unter diesem System.

Max: Es lohnt sich, dass man auf solchen Plattformen vorhanden ist, so das man existiert, damit die Leute einen hören können. Man geht aber in dieser schieren Masse einfach unter. Es ist keine Herausforderung auf Spotify, iTunes oder anderen Diensten seine Musik zu haben.

Es gibt Dienste, die gegen Geld deine Musik bei den Streamern hochladen.

Marius: Wie bei SpinUp, das sind zehn Klicks und du kannst deinen Song hochladen. Die Bibliothek von Spotify ist endlos, gefühlt zumindest.

In zehn, fünfzehn Jahren macht ihr dann trotzdem noch als Kid Dad Musik und seid auf Tour?

Martin:
Wenn wir nicht mit 27 sterben, dann machen wir das auf jeden Fall noch.

Marius: Solange wir es uns noch leisten können Musik zu machen, machen wir das auch. Heutzutage kostet es mehr als das es was einbringt. Wenn wir mit Null aus dieser Tour rausgehen, dann haben wir schon viel Glück. Der Van kostet unglaublich viel, wir verkaufen jetzt ein paar CDs und einzelne Shirts. Aber im Grunde ist das ein teurer Spaß, das ist wie Golfsport.

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Wie üblich für diesen Blog, frage ich am Ende des Interviews die ganzen Randomgeschichten ab, für diese Band aber natürlich in etwas geänderter Form.

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