Montag, 23. März 2020

Heaven Shall Burn - Of Truth And Sacrifice (Century Media/Check Your Head)

Der normale Turnus einer Band ist, so will es das "Gesetz", dass sie alle zwei Jahre ein Album auf den Markt bringen und dazwischen ausgiebig touren. Die meisten Bands bekommen das auch hin, andere Leben sogar recht gut davon und haben ihre alten Jobs an den Haken gehängt. Die Männer von Heaven Shall Burn bekommen das auch hin, gehen aber noch ihren normalen Jobs nach. So ist der Markus (v) immer noch Krankenpfleger, Maik (g) ist Student und Christian (d) ist im Bereich der Pädagogik unterwegs. Dabei geht es ihnen weit weniger um das Geld, was man in den normalen Jobs bekommt, sondern viel mehr um die Erdung, um die Realität, die dann wiederum zur Inspiration dienen kann.

Dabei erwartet einem bei Of Truth And Sacrifice aber nicht einfach nur ein Album auf dem man mit Mühe und Not zwölf Titel aufgenommen hat. Das Ding ist ein Spielfilm, also 90 Minuten (eigentlich sind es 97 Minuten) lang und auf zwei CDs verteilt. Die Qualität, die man bekommt, ist so, wie es der Produzent im Film Mein Grünes Herz In Dunklen Zeiten sagte: Wenn man es nicht professionell macht, dann ist jeder Titel, jedes Album, so wie man es will und hat viele Ambitionen. Und das bekommt man auf ganzer Länge auch hin: Qualität. Dabei gibt es hier nicht nur pures Core-Gedresche, man traut sich auch Streicher sowie Industrial-Elemente einfließen zu lassen. Manche Titel wirken dann vielleicht etwas komisch, wenn man einfach wild im Album herumskipt. Gibt man sich jedoch dem vollständigen Werk am Stück hin, merkt man, dass alles seinen Platz hat und da auch richtig gesetzt wurde. Aber die Parade bleibt halt immer noch der Core, das druckvolle Ballern auf Gitarren, Bass und Drums, dazu das Gekeife und Growlen. Für das Headbangen bleibt also genug Platz. Dabei hat man sich wohl bewusst gegen den EP- und Spotify-Wahn entschieden. Man wollte nicht auf Gedeih und Verderb in den aktuellsten Streamingplaylisten oben sein, was man den Mannen auch abkauft, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt hat. Wer Fan von Tag eins an ist, wird das Album sicher haben, wer Metal sucht, dem Core nicht abgeneigt ist und für Experimente offen ist, darf hier gern zugreifen. Wer mit dieser Musik nie etwas anfangen konnte, wird auch hier keinen Zugang finden, auch wenn die Mitglieder in ihrer Doku mehr als sympathisch rüberkamen.

Thematisch bewegt man sich mitunter im hier und jetzt. Da geht es um die "alternativen Wahrheiten und Fakten" und um die dadurch die entstandenen Filterblasen. Man arbeitet natürlich auch die deutsche Vergangenheit ab und was passierte, als der zweite Weltkrieg vorüber war.

Release: 20.03.2020
Label: Century Media

Anspieltipps:
CD 1: Eradicate, Protector, What War Means
CD 2: The Sorrows Of Victory, Tirpitz, Truther

6/6 Punkten (Chapaux vor so viel Schneid ein Doppelalbum nebenher zu stemmen.)

Heaven Shall Burn - Of Truth And Sacrifice
(Quelle: Presskit von Check Your Head)

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