Montag, 23. Mai 2016

Teil 1 des Interviews mit Nu-Nation vom 29.04.2016

Zu Beginn diesen Jahres wurde ich von Sebastian von Behead The Broken Queen gefragt, ob ich nicht ein Interview mit der russischen Band Nu-Nation machen würde wollen, vor dem Konzert mit Ease Of Disgust und Behead The Broken Queen. Ohne lange darüber nachzudenken, stimmte ich der ganzen Sache zu. Das Interview an sich war gut und lustig, alle haben mich verstanden, aber nur Alex und Denis konnten mir auf Englisch antworten. Das ist aber in Ordnung,, da die Jungs echt nett waren und die Show am Abend großartig. (Here's the english version)


Darf ich vorstellen: Nu Nation
(Alexei (d), Alex (g,v), Arthur (v), Denis (g), Dmitri(b))
(Quelle: Facebook)


Zuallererst, wie würdet ihr eure Musik beschrieben?

Denis: Es ist im Grunde eine Mischung aus den verschiedenen Stilrichtungen, die wir mögen. Als wir angefangen haben, spielten wir Groove- und New-Metal, so wie Soulfly, Selbutura und Korn. Nach ein paar Jahren hat sich unser Stil gewandelt.

Nach den Jahren ist das eindeutig mehr Core. Wie beschreibt Ihr euren Eltern und Freunden eure Musik?

Alexander: Meine Eltern gehen auf unsere Konzerte, tragen unseren Merch und mögen die Musik, die wir spielen. Mein Vater ist ein großer Fan von Led Zeppelin, Deep Purple und anderen, alten Hardrock. Somit muss ich denen gar nicht erst beschreiben, was für Musik wir machen. Wenn mich fremde Leute ansprechen und Fragen, dann sage ich ihnen meistens, dass wir Rock'n'Roll spielen oder so etwas in der Art.

Sind die Reaktionen in eurem Land anders als in anderen Ländern, wenn Ihr erzählt, dass ihr in einer Rock- oder Metalband seid? Wie reagieren die Menschen bei euch? Alex: Die Reaktionen sind nicht wirklich wild. Wir bekommen aber keine Probleme wegen unserer Frisuren oder Tattoos. Einige denken sich aber: 'Ich mag den Typen nicht, der hat große Tattoos und eine seltsame Frisur.', dennoch haben wir zum größten Teil weder in St. Petersburg noch in Moskau Probleme im Bezug auf unser Äußeres.

Natürlich ist Russland auch ein großer Staat. Nu-Nation, welche Bedeutung hat dieser Name für euch? Steckt dahinter etwas tiefsinnigeres?

Alex: Na ja, ich weiß nicht. Als wir uns das erste mal als Band trafen, haben wir viel über den Namen der Band nachgedacht. Es gab bereits ein paar Kandidaten, eines Tages rief mich unser ehemaliger Schlagzeuger an und fragte mich, was ich denn vom Namen „Nu-Nation“ halten würde. Vom ersten Moment an gefiel mir der Name und den anderen offensichtlich auch.

Geht ihr einer ganz normalen Arbeit nach oder könnt ihr von eurer Musik leben?

Alex: Natürlich geht jeder von uns einer Arbeit nach, denn in Russland kannst du vom Musikerdasein allein nicht überleben. Wir haben einen längeren Jahresurlaub und den verbringen wir zusammen auf Tour in Europa.

Dmitri: Ich bin in der Verwaltung tätig.

Alex: Ich bin so was wie ein technischer Spezialist im IT-Bereich, aber Alexei hat den besten Job von uns allen.

Alexei: Ich bin ein Schwanzdealer. (alle lachen) Ich arbeite in einem Sexshop.

Wie Corey Taylor einst.

Denis: Ich bin Manager in einem IKEA-Store.

Arthur: Ich bin arbeitslos.

Wie ist eure Sicht auf die russische Musikszene? Passiert da wirklich viel oder ist es eher ruhig, weil niemand wirklich weiß was passieren wird, wenn er oder sie einen politisch kritischen Text verfasst?

Alex: Das ist eine echt schwere Frage, es gibt nicht viele gute Bands in Russland. Es realisiert aber auch keiner, wie man sich weiterentwickeln kann. Einige denken, dass man einfach ein Album aufnehmen kann, welches dann von einem reichen Typen gehört wird, der bezahlt dann dafür und die Band kann dann in Europa auf Tour gehen. Die Leute merken aber einfach nicht, dass wir jeden Tag, jede Woche, jeden Monat unser Geld in unsere Musik stecken. Die anderen Musiker sind jedoch nicht willig ihr eigenes Geld in die Musik, die sie selbst machen, zu investieren.

Denkt ihr, dass das vor zwanzig Jahren anders war?

Alex: Vor zwanzig Jahren gab es sehr viele Bands die man der alternativen Musikszene zurechnen konnte. Bands wie Amatory. In Russland war die Band damals echt bekannt, sie konnte von der Musik leben und bei jedem Konzert waren rund 2000 Menschen. Aktuell bekommen die Jungs nicht mehr als 300 Leute pro Auftritt vor die Bühne. Ich kann es dir nicht erklären, aber im Moment ist Metal in Russland nicht gerade in Mode.

Woran könnte das liegen?

Alex: Ich denke einfach, dass Russen manchmal echt blöde sind. Die hören einfach nur den Quatsch, der ihnen in den Massenmedien vorgelegt wird und mögen den dann auch noch. Wir haben keine großen TV-Shows...

Denis: … wir haben auch keine großen Festivals.

Alex: Wir haben wirklich keine großen Festivals wie Wacken. Auf den Festivals in Russland wird Musik gespielt, die wir Regierungsrock nennen. Das ist Scheißrock, diese Musik findest du nur in Russland, Weißrussland und in der Ukraine. Diese drei Staaten unterscheiden sich maßgeblich von den anderen europäischen Staaten und ich kann mir nicht vorstellen, dass Deutsche sich diesen Mist freiwillig reinziehen würden.

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