Eine kurze Sache vorweg. Eigentlich wollte ich warten, bis die Interviews mit Koji und Slingshot Dakota auf Scene 2 Act gelandet sind. Mit ein wenig Überredung habe ich es dann doch schlussendlich geschafft, dass ich zumindest diese beiden Interviews hier posten darf. Vielen Dank natürlich an Carly Comando von Slingshot Dakota und an Koji.
Die Tour ist ja nun
fast vorbei. Carly von Slingshot Dakota meinte, dass ihnen Münster am besten
gefallen hat.
Koji: Münster war wunderbar. Ich war total begeistert, denn
mir wurde gesagt, dass die Deutschen nicht so gern Musik kaufen, zumindest
nicht meine Musik. Und dann kamen wir hier her und alles lief super. Mir
wurde gesagt, dass ich nicht zu viel
erwarten solle, aber die Shows liefen hier genauso gut wie in den Staaten
drüben. Die Orte an denen wir spielen sind hier zwar anders und die Leute
reagieren anders auf die Musik, aber im Endeffekt spielt man nur Musik und das
ist doch die universelle Sprache überhaupt.
Stimmt. Musik
verbindet alle Menschen untereinander, egal in welcher Sprache. Und egal wo
jemand herkommt, jeder weiß, dass es Musik ist, einen Takt hat und Melodie und
dann zählt schlussendlich nur die Qualität.
K.: Jeder lebt so ein wenig in seiner eigenen Realität und
wenn ich singe, dann über Themen die ich mitbekommen habe und wie ich damit
umgehe. In der Musik gibt es einen Platz für die Kunst, für
Ausdrucksmöglichkeiten. Das verbindet uns mit Menschen, die wir nicht jeden Tag
sehen, denn mit der Sprachbarriere gibt es einige Probleme. So sind wir alles
eher Eins, im Einklang miteinander. Jedes mal, wenn ich in einer neuen Location
spiele, ob nun hier in Europa oder sonst wo auf der Welt, frage ich mich jedes
mal, was wohl passieren wird und wie die Leute darauf reagieren werden. Es zwar
alles neu, aber trotzdem gibt eine Linearität, die sich durch jede Show zieht.
Auch wenn ich mal einen schlechten Tag auf der Bühne habe, so gehe ich doch mit
einem positiven Gefühl nach Hause, denn ich kann aus solchen Situationen lernen
und weiter wachsen. Ich bin das erste Mal überhaupt in Deutschland.
Wirklich?
K.: Ich davor schon mal in Belgien und Italien, aber noch nie in Deutschland. Nach jedem Konzert bin ich überwältigt und muss kurz inne halten. Ich fühle mich geehrt, andere denken dass es total dumm sei. Für mich jedoch ist es ein Privileg überhaupt Musik machen zu dürfen und vor Leuten spielen zu können. Wir kommen hierher um die Musik und uns selbst zu feiern. Das ist großartig und ich bin sehr dankbar dafür, dass das funktioniert. Für diese Reise bin ich den Leuten, mit denen ich auf Tour sein darf, total dankbar.
K.: Ich davor schon mal in Belgien und Italien, aber noch nie in Deutschland. Nach jedem Konzert bin ich überwältigt und muss kurz inne halten. Ich fühle mich geehrt, andere denken dass es total dumm sei. Für mich jedoch ist es ein Privileg überhaupt Musik machen zu dürfen und vor Leuten spielen zu können. Wir kommen hierher um die Musik und uns selbst zu feiern. Das ist großartig und ich bin sehr dankbar dafür, dass das funktioniert. Für diese Reise bin ich den Leuten, mit denen ich auf Tour sein darf, total dankbar.
Also hast du in den
letzten Tagen hier wirklich viele neue Leute kennen gelernt und extrem viel
erlebt. Carly hat mir erzählt, dass sie es sehr schätzt, dass hier jeder englisch
spricht und auch versteht. Siehst du das genauso?
K.: Ich schätze das sehr, da hier jeder wirklich nett ist. Wenn du eine Sprachbarriere hast, muss man hart daran arbeiten, damit jemand dich versteht und das macht alles viel echter. Wenn man an einem Ort ist, wo Englisch nicht die Muttersprache ist, ist es fast musikalisch. Denn durch die Musik, unsere Mimik und Gestik, kommunizieren wir viel mehr. Und ich lese dann die Mimiken und versuche daraus dann ein sinnvolles Ergebnis zu ziehen und hoffe, dass ich damit nicht daneben liege. Durch diese Erfahrungen ist das hier alles viel musikalischer und ich filtere das alles durch meine künstlerische Ader. Somit wird alles zur Musik, denn Musik ist mein Leben, somit wird alles zur Musik.
K.: Ich schätze das sehr, da hier jeder wirklich nett ist. Wenn du eine Sprachbarriere hast, muss man hart daran arbeiten, damit jemand dich versteht und das macht alles viel echter. Wenn man an einem Ort ist, wo Englisch nicht die Muttersprache ist, ist es fast musikalisch. Denn durch die Musik, unsere Mimik und Gestik, kommunizieren wir viel mehr. Und ich lese dann die Mimiken und versuche daraus dann ein sinnvolles Ergebnis zu ziehen und hoffe, dass ich damit nicht daneben liege. Durch diese Erfahrungen ist das hier alles viel musikalischer und ich filtere das alles durch meine künstlerische Ader. Somit wird alles zur Musik, denn Musik ist mein Leben, somit wird alles zur Musik.
Sogar die deutsche
Sprache, die für euch aus dem anglophonen Raum recht hart klingt?
K.: Japp, selbst dass klingt gut in meinen Ohren.
Ich muss für meinen
Teil auch dankbar sein, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde überhaupt in der
Schule Englisch lernen zu können.
K.: Ich beherrsche nur ein paar Sätze. Zum Beispiel: „Mein
Name ist Koji. Ich bin auf Tour.“
Koji im Tiefgrund, Berlin (Quelle: http://kojisaysaloha.tumblr.com/) |
Das klingt schon mal
gut.
K.: Mehr habe ich leider nicht drauf, an der Betonung muss
ich auch noch etwas arbeiten.
Ich denke nicht,
jeder wird dich hier verstehen, wenn du den Satz sagst. Was inspiriert dich
eigentlich, Lieder und Texte zu schreiben?
K.: Was mich inspiriert? Oh… lass mich überlegen. Musik hält
mich auf dem Boden der Tatsachen, somit kann mich in einigen Situationen
ausrichten und … [wendet sich zu Evan (Into It. Over It.), der im Hintergrund
Gitarre spielt] … ich kann das gerade irgendwie nicht haben.
Evan: Oh, tut mir leid.
K.: Mir tut es auch leid…
K.: Mir tut es auch leid…
Mir tut es auch leid,
wirklich (ich bekomme schon ein schlechtes Gewissen)
K.: Ich höre schon die ganze Zeit der Gitarre zu und fange
langsam an abzudriften.
(Alle lachen und Evan verlässt den Raum und Koji wendet sich
wieder dem Interview zu)
K.: Ich habe schon recht früh gewusst, dass ich anders bin
als die anderen, denn in der Schule habe ich die ganze Zeit gezeichnet und
gemalt. Das war bevor ich mit Singen und dem Gitarrenspielen angefangen habe
und trotzdem mir die Lehrer immer meine Malutensilien weggenommen haben, habe
ich einen Weg gefunden zu zeichnen. Ich habe halt nicht aufgepasst und war
wirklich ein schlechter Schüler. Aber später habe ich festgestellt, dass einige
Leute sich bewegen müssen, damit sie lernen können oder überhaupt einen klaren
Gedanken fassen können. Ich hingegen muss zeichnen oder singen, um einen klaren
Gedanken fassen zu können. Ich benutze meine Musik um die größten meiner Fragen
zu verarbeiten und um Lösungen zu finden. Ob es nun dazu führt, dass ich
erfahre, wer ich bin und wo meine Fehler sind, die dann bearbeiten kann oder ob
ich Probleme damit bewältige. Alles geht durch die Musik, wenn ich musiziere
sehe ich im Nachhinein klarer. Das finale Ziel ist es, durch meine Musik selbst
zu wachsen und gesund zu bleiben. Genauso möchte ich meine Musik teilen und
Platten aufnehmen und Menschen damit positiv beeinflussen und das so einfach
und ehrlich wie möglich. Davon erhoffe ich mir, dass jeder weiß, dass er sich
künstlerisch ausdrücken kann, dass man keine Angst haben muss, etwas falsch zu
machen. Ich denke, wir heben diese Barrieren mit unserer Musik auf und geben den
Konzertbesuchern etwas mit. Das ist für mich schon ein großer Erfolg.
Ich habe gelesen,
dass du für einige Organisationen arbeitest, die Schulen in Afrika aufbauen und
verhindern, dass Kinder zu Soldaten ausgebildet werden. Wie bist du dazu
gekommen?
K.: Ich war in einer Band, die sich sehr mit Afrikanischer
Politik beschäftigt hat. Das war so eine „Ein Freund eines Freundes eines
Freundes“ – Geschichte. Die haben dann eine Non-Profit-Organisation gegründet
und haben mir davon erzählt. Ich selbst hatte überhaupt keine Ahnung davon,
dass es Kindersoldaten auf der Welt gibt, denn in den USA lernst du nichts darüber.
Ich habe dann ziemlich viel Geld für Unterkünfte und Essen gesammelt. Als ich
dann aufs College kam, fand ich heraus, dass die Welt immer noch total verrückt
und im Eimer ist, dass es immer noch Konfliktherde gibt und das jeden Tag
Kriegsverbrechen begangen werden. Ich habe dann entschieden, meinen Leuten hier
zu helfen, aber als Erdenbürger, im Zeitalter des Internets wo jeder jegliche
Information bekommen kann, die er braucht, ist es unsere Verantwortung sich um
diese Belange zu kümmern. Ob es nun kleine Geldspenden sind oder andere zu
informieren, was gerade auf der Welt passiert. Das hat dann schlussendlich
meine Musikkarriere geformt, denn davor habe ich meine Musik dazu benutzt,
Frieden zu stiften. Ich benutzte die Musik sonst immer, um Geld zu verdienen,
nun versuche ich mit der Musik die Menschen dazu zu bewegen ein Teil der Lösung
zu werden.
Sehr interessant. Was
machst du, wenn du einen Tag frei hast? Also kein Konzert geben musst?
K.: Wir sind gestrandet, wie du sicher von Carly (Sängerin
von Slingshot Dakota) schon gehört haben wirst. Carly und Tom haben italienisch
gegessen, Into It. Over It. und ich, wir sind in ein Diner gegangen, dass
aussah, als hätte man es aus den 50ern in die Jetztzeit gebeamt. Alles sah aus,
wie in den USA in den 50ern. Das Verrückte war, dass dort niemand ein einziges
Wort verstand, keiner konnte englisch und alle haben Burger gegessen. Wir
dachten uns so: „Wow, wir sind in einem American Diner, essen Burger an Thanks
Giving, werden von Deutschen bedient in einer bayrischen Stadt, in der keiner
ein einziges englisches Wort spricht.“
Stuttgart? Aber das
ist nicht in Bayern.
K.: Nicht?
Stuttgart ist in
Baden Württemberg.
K.: Echt? Oha, ich dachte, dass das eine bayerische Stadt
wäre. Jemand hat mir das so erzählt. Ah… warte… das war ca. 2 Stunden von
Stuttgart entfernt.
Das könnte dann schon
in Bayern gewesen sein.
K.: Wo war das? Asche… ? Ich hab’s total vergessen. (Anm. des Red.: Während des Konzerts stellte
es sich heraus, dass man in Esslingen gelandet ist und das man dort in einem
Diner war) Egal, es war so eine blaufarbige Industriestadt, die mich an die
Kohlestädte in Pennsylvania erinnert hat. Orte, wo es nur Industrie und blasse
Menschen gibt. Das hat sich dann wirklich heimisch angefühlt, denn die meisten
Orte, in denen ich zu anfangs aufgetreten bin, waren diese kleinen Orte, da man
nicht sofort in den großen Hallen in Philadelphia spielen konnte. Ich bin dann
durch die kleinen Ortschaften rund um Philadelphia getourt. Ich wünschte, dass
wir hier mehr Zeit gehabt hätten, denn ich als visueller Künstler und Musiker
habe so viel mitbekommen. Eine Woche oder ein Monat würden mir vollkommen
reichen.
In einem Interview
mit Broken Fences kam ähnliches zu tage, denn die waren nur zwei Tage in Berlin
und meinten, dass man mehrere Wochen oder gar Monate bräuchte, um hier alles zu
entdecken. Und das bezog sich nur auf Berlin.
K.: Wir sind nur knapp sechzehn Stunden in Berlin und das
ist richtig mies.
Und danach geht es
nach Wien.
K.: Ich würde es ja gerne verschieben, weil mir das hier
wirklich gefällt. Berlin ist großartig.
Jeder Musiker würde
das sagen, denke ich mal.
K.: Ich habe viele Freunde die Künstler sind, die hier
Studiert haben und aufgetreten sind und die haben nie ein schlechtes Wort über diesen
Ort verloren.
Hier gibt es auch
jede Menge Streetart, besonders Kreuzberg und Friedrichshain. Dann gibt es in
Berlin das Bauhausmuseum.
K.: Das wollte ich mir heute alles ansehen, aber wir müssen
leider ne Show spielen.
Ich war schon drin
und meine damalige Freundin war schon wirklich genervt, denn alles sah gleich
für sie aus.
K.: Ja, das sind dann einfach nur Stühle und Telefone
(lacht). Das ist echt verrückt. In meinem Herzen bin ich ein Maler, um meine
Eltern glücklich zu machen, habe ich Fotografie und Grafikdesign studiert. Aber
dann habe ich das Studium abgebrochen um Musik zu machen, ich hatte fast einen
Abschluss in Fotografie. Ich schaue mir die Dinge dann aus den verschiedenen
Perspektiven an, als Maler, als Fotograf, als Grafikdesigner, als Musiker und
als Aktivist. Ich sehe mich deswegen viel um und erforsche viel. Und dann liebe
ich Essen, Café und Bier. Deswegen gibt es in Berlin so viel für mich zu
erkunden… ich würde echt gerne länger bleiben.
Vielleicht ergibt
sich das irgendwann mal.
K.: Ich denke, ich wird versuchen per Anhalter nach Europa
zu kommen und das relativ zeitnah, denke ich. Wie sagt ihr hier dazu?
(Auf Deutsch) Per Anhalter fahren.
(Auf Deutsch) Per Anhalter fahren.
K.: Das ist schwer. Wie war das noch mal?
(Auf Deutsch) Per Anhalter fahren.
(Auf Deutsch) Per Anhalter fahren.
K.: (Nun auch auf
Deutsch) Per Anhalter fahren.
Sehr gut. Aber es ist
dann wohl doch einfacher, wenn man so ein Pappschild hoch hält, wo drauf steht,
wo man hin möchte. Das hört sich alles großartig an, was du so anstellst.
Deine EP’s und ein
Album ist auf Bandcamp erschienen, was war der Grundgedanke dahinter?
K.: Ich mag Bandcamp mehr als Spotify oder iTunes. Die Leute können die Musik kostenlos von Bandcamp laden oder so viel Geld geben wie sie möchten, diese Auswahlmöglichkeit besteht bei Spotify und iTunes nicht. Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, die Musik, ob nun als Stream in hoher Qualität oder als Download, unter die Leute zu bringen.
K.: Ich mag Bandcamp mehr als Spotify oder iTunes. Die Leute können die Musik kostenlos von Bandcamp laden oder so viel Geld geben wie sie möchten, diese Auswahlmöglichkeit besteht bei Spotify und iTunes nicht. Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, die Musik, ob nun als Stream in hoher Qualität oder als Download, unter die Leute zu bringen.
Naja, Bandcampstreams haben eine Bitrate von 128kbit/s.
K.: Achso? Gut, das ist aber immerhin noch besser als
Spotify. Ich denke, dass es gut ist, dass jedermann zu jederzeit Zugang zu
Musik haben kann.
Koji - Crooked In My Mind |
Tom und Carly (Slingshot Dakota) müssen einer Arbeit nachgehen, damit sie Musik machen können, ist das bei dir ähnlich?
K.: Nein, vielleicht ist das Arbeiten in dem Moment für sie
ein Problem, weil es ihnen die Zeit nimmt, um Musik machen zu können.
Ich fertige Zeichnungen an und nehme Lieder auf, mehr mache
ich eigentlich nicht. Daheim habe ich ein Studio in einem Keller, wo ich malen
und zeichnen kann, was mir ne Menge Spaß macht. Als ich zwölf Jahre alt war,
habe ich meinen ersten Auftritt gehabt, nun bin ich 26, habe also mehr als die
Hälfte meines Lebens Musik gemacht. Den einzigen Job den ich habe, um zu
überleben, ist die Musik. Ob ich nun einen Auftritt organisiere, ob ich nun
selbst auftrete oder gar Kunstfestivals organisiere… ich versuche so einfach
wie möglich zu leben. Hier und da habe ich mal ein wenig gearbeitet, aber des
Spaßes halber. Ich habe einen Kaffeeröster mal gefragt, ob er mich unterrichten
kann. Ich war eine Woche dort und hatte meinen Spaß dabei.
Hörst du deine Musik
eher Online oder bist du eher der Fan von Vinyl und CDs?
K.: Ich weiß, dass die meisten Menschen Musik entweder auf Bandcamp oder Youtube hören. Wobei Youtube das Portal ist, wo die Mehrheit ihre Musik hört, denke ich mal. Egal wonach du suchst, du wirst es dort finden… in irgendeiner Form. Viele hören die Musik so, ich stehe eher auf den persönlichen Kontakt. Ich meine, heute waren wir in einem DVD-Laden hier in Berlin und ich meinte zu meinen Freunden so: „So ein DVD-Laden ist IMMER besser als Netflix.“ So ein Laden ist immer besser. Es ist immer besser, eine CD in einem kleinen Laden zu kaufen, als sie von iTunes zu ziehen. Es ist immer besser, ein Buch in einem kleinen Laden zu kaufen, als auf Amazon.
K.: Ich weiß, dass die meisten Menschen Musik entweder auf Bandcamp oder Youtube hören. Wobei Youtube das Portal ist, wo die Mehrheit ihre Musik hört, denke ich mal. Egal wonach du suchst, du wirst es dort finden… in irgendeiner Form. Viele hören die Musik so, ich stehe eher auf den persönlichen Kontakt. Ich meine, heute waren wir in einem DVD-Laden hier in Berlin und ich meinte zu meinen Freunden so: „So ein DVD-Laden ist IMMER besser als Netflix.“ So ein Laden ist immer besser. Es ist immer besser, eine CD in einem kleinen Laden zu kaufen, als sie von iTunes zu ziehen. Es ist immer besser, ein Buch in einem kleinen Laden zu kaufen, als auf Amazon.
Manchmal kommt aber
recht schwer an einige Sachen ran.
K.: Da gebe ich dir recht, dass das richtig schwer sein
kann, was auch schade ist. Aber man rettet einen kleinen guten Laden, wenn man
sich eben die Zeit nimmt, vor die Tür geht etwas sucht oder entdeckt, was man
mag oder mögen wird. Man ist an einem Ort, der direkt dafür geschaffen wurde,
Bücher oder Musik zu entdecken. Man würde viel mehr erfahren und finden und
kennen lernen, wenn man öfters den kleinen Laden um die Ecke aufsucht. Man
sieht den Künstler auf dem Cover, man kann ihn in Büchern sehen, man kann auf
Konzerte gehen und hören, was sie aus der Musik, die sie auf eine CD gebannt
haben, machen. Das ganze Zusammenspiel der einzelnen Teile, der Klang im Raum,
diese Erfahrung die man hat, das ist einzigartig. Wenn man gemeinsam Kunst
wahrnimmt, ob man nun ein Buch durchblättert oder sich durch ein CD-Regal
durcharbeitet, das Gefühl was man dabei hatte, dieses Ritual des Suchens und
Findens, ich denke, jeder der eine CD gekauft hat, weiß, wie wo und wann er das
gemacht hat. Ich erinnere mich nicht an jedes Konzert oder an jeden einzelnen
Part einer Platte, aber an den ersten physischen Kontakt, an die Haptik und die
Umgebung erinnere ich mich, wie am ersten Tag.
Ich hab hier in
Berlin eine relativ seltene CD in einem kleinen Laden gekauft und wollte dieses
Jahr wieder hin. Ich war eine Weile unterwegs und habe geschaut. Und da wo der
Laden einst war, sind nun Baumaschinen, die ein neues Gebäude hochziehen. Ich
kann mir vorstellen, was du darunter verstehst.
K.: Wir waren in dem DVD-Laden und ich war so froh, denn in
den USA gibt es eigentlich keine mehr. Alle schauen Filme nur noch über Netflix
oder On-Demand.
In der Stadt wo ich
wohne, gibt es keinen Plattenladen. Da hat man eher so was wie einen Walmart
für elektrische Geräte.
K.: Und da gibt es nur CDs, die viel beworben werden und
überall präsent sind. Wir brauchen jedoch mehr Orte, wo wir die kleinen feinen
Dinge feiern können, die kleinen Indie-Künstler, die CDs von einem kleinen
Indie-Label. Ich kann das nachvollziehen, da ich aus einer kleinen Stadt in
Pennsylvania komme. Nun lebe ich Philadelphia, ich mag die ganzen
Möglichkeiten, die dort geboten werden. Aber in meinem kleinen Heimatort gab es
einen Plattenladen, einen Video-Laden, ich war an einer Kunstschule, ich habe
mir Vernissagen angesehen und ich habe jede Woche drei Konzerte besucht. Ich
war quasi besessen. Wir hatten so viel Musik und Kultur, ich bin dort hin, habe
Kontakte geknüpft und die Bands ausgefragt. Ich bin nicht auf die Webseite der
Wikipedia gegangen und habe mir alles angelesen, ich habe mir alles auf eine
natürliche Art und Weise angeeignet. Und ich denke, dass hat mich in meinen
Grundtiefen beeinflusst und als ich mit dem Reisen angefangen habe, musste ich
mit Verblüffen feststellen, dass Kunst nicht überall ist. Meine Freunde und ich
haben Filmabende organisiert, wir hatten Dichterlesungen, wir hatten Musikabende,
haben Vernissagen organisiert, weil wir von die ganzen Riot-Girl-Sachen gehört
haben, wie haben uns belesen über die Hardcore- und Punkbewegung in
´Kalifornien. Wir dachten wir könnten genau das gleiche schaffen, da wir die
Möglichkeiten hatten. Und nun, nach dieser Zeit, sehe ich, dass wir etwas
geschaffen haben. Ich hoffe, dass wenn ich weiterhin Musik mache und auftrete,
dass die Leute sehen, dass sie selbst auch so etwas schaffen können, eine
kleine Indie-Szene, die lebt. Sie können es vielleicht noch besser machen, als
ich es geschafft habe, denn mein Ziel ist es, die Leute zu inspirieren, dass
sie selbst etwas anfangen, sich kümmern und Dinge auf die Beine stellen. Es
wird aber nicht gefördert, da wir keine Nummer-Eins-Platte haben, erreichen wir
nicht so viele Leute, aber denen geht es eh eher um das nächste große Ding, was
am meisten Geld einbringt. Dabei ist es wichtiger etwas zu schaffen, daran
teilzuhaben, ungeachtet dessen, ob man damit nun einen Haufen Kohle scheffeln
kann oder ob das ganze eine Plus-Minus-Null-Geschichte wird. Man sollte seinen
Erfolg nicht mit anderen messen und meinen, dass so was wichtig sei. Wir müssen
unser Denken darüber grundlegend ändern, um glücklicher sein zu können.
Da bin ich vollkommen
d’accord mit dir. Es geht immer nur im Justin Bieber oder Rihanna. Alleine
wegen dieser Leute mache ich schon kein deutsches Radio mehr an, denn da gibt
es nur 20 Titel, die in nem Shuffelmodus den ganzen Tag laufen und das ist
langweilig. Deswegen mag ich CBC3, wo die Indie-Szene unterstützt wird. Ich
denke mal, dass wir da auf einem ähnlichen Level sind.
K.: Es ist so wichtig, darauf zu achten, wie wir was machen
und sagen. Es gibt die Leute, die sich Experten nennen, die dann aber im
Endeffekt nichts auf dem Kasten haben. Solche kleinen Sachen, junge Künstler,
wenn man so jemanden kennt und weiß, dass er gut ist, dass muss man allen
erzählen. Deinen Freunden, deiner Familie, deinem Hund, deiner Katze, einfach
allen. Ich meine, ich kann heute hier sein. Ich kann mir nicht vorstellen,
heute hier zu sein, gäbe die Musik nicht. Deswegen weiß ich, dass es egal ist,
ob man nun ein großer oder ein kleiner Künstler ist, ich werde jeden Tag singen
und mir ist es egal ob ich nun für mich alleine Singe oder ob ich da nun vor
einem riesigen Publikum stehe, Hauptsache ich singe. Ich muss mich immer wieder
daran erinnern, denn je länger man so was macht, eine „Karriere“ hat, desto
mehr Leute wird es geben, die dir sagen wollen, was du zu tun hast und was
nicht. Und dann entsteht immer ein „Sollte“ und das kann ich überhaupt nicht
haben, man sollte intelligent sein und das machen, was das Herz einem sagt. Ich
denke, genau deswegen sollten wir Leute herausfordern, dass sie darüber
nachdenken. Ich möchte Leuten auf die Schulter klopfen, weil sie etwas
erschaffen haben, was sie aus eigenem Antrieb heraus kam. Unser Leben ist nicht
nur reine Statistik, es ist viel mehr als das. Es ist nicht einfach deine
sexuelle Orientierung, deine Herkunft, dein Geschlecht, welches dich als Person
definiert. Es ist gar nichts davon, aber unsere Kultur, besonders im Westen,
ist so darauf gepolt.
Jaja, Auto, Haus,
Baum pflanzen.
K.: Und genau das ist kein Erfolg.
Also kann ich davon
ausgehen, dass du das in fünf oder zehn Jahren immer noch machen wirst,
ungeachtet dessen, wie viel Erfolg das alles bringen wird, sehe ich das
richtig?
K.: Ich will das solange machen, wie ich kann. Egal, ob das nun visuelle oder akustische Kunst sein wird, Hauptsache ist, dass es Kunst ist. Solange, bis ich sterbe.
K.: Ich will das solange machen, wie ich kann. Egal, ob das nun visuelle oder akustische Kunst sein wird, Hauptsache ist, dass es Kunst ist. Solange, bis ich sterbe.
Wie Johnny Cash?
K.: Seine letzten Alben? Das sind großartige Werke. Ich fühle mich geehrt, dass ich solche Künstler miterleben durfte, wie sie gealtert sind. Das ist der erste Musiker den ich durch meinen Vater habe kennen lernen dürfen. Die erste Musik, die ich meine gehört zu haben, war Surfmusik, Beach Boys und Ventures und all das Zeug … und Musik aus Hawaii. Und danach, gerade als ich anfing Gitarre zu spielen, meinte mein Vater: „Du musst dir Hank Williams anhören, Johny Cash, Bob Dylan!“ Als ich meinen eigenen Musikgeschmack entwickelt habe, hat mich mein Vater mit der Musik beschallt. Ich habe zuerst gar nicht verstanden, was dass alles sollte, bis ich festgestellt hatte, dass es da kaum Unterschiede zum Hip-Hop, zum Rock, zum Punk oder zur Indie-Musik gibt. Folk und diese Musikrichtungen liegen so dicht beieinander, dass ist unglaublich. Ich fühlte mich, als hätte ich das Ende eines langen Rattenschwanzes erwischt und durch das Internet wird alles normalisiert, was die Musik betrifft. Somit versuchte ich alles in einen Kontext zu bringen, um ein guter Schüler der Musik sein zu können und musste feststellen, dass es keine Unterschiede gibt. Genres sind nur so eine Sache, die versucht etwas genauer zu definieren. Sicher sind sie gut, um formale Aspekte der Musik einordnen zu können. Linearität ist wichtig, die Geschichte ist auch wichtig, mit diesem Bezug sind Genres als Werkzeuge richtig gut.
K.: Seine letzten Alben? Das sind großartige Werke. Ich fühle mich geehrt, dass ich solche Künstler miterleben durfte, wie sie gealtert sind. Das ist der erste Musiker den ich durch meinen Vater habe kennen lernen dürfen. Die erste Musik, die ich meine gehört zu haben, war Surfmusik, Beach Boys und Ventures und all das Zeug … und Musik aus Hawaii. Und danach, gerade als ich anfing Gitarre zu spielen, meinte mein Vater: „Du musst dir Hank Williams anhören, Johny Cash, Bob Dylan!“ Als ich meinen eigenen Musikgeschmack entwickelt habe, hat mich mein Vater mit der Musik beschallt. Ich habe zuerst gar nicht verstanden, was dass alles sollte, bis ich festgestellt hatte, dass es da kaum Unterschiede zum Hip-Hop, zum Rock, zum Punk oder zur Indie-Musik gibt. Folk und diese Musikrichtungen liegen so dicht beieinander, dass ist unglaublich. Ich fühlte mich, als hätte ich das Ende eines langen Rattenschwanzes erwischt und durch das Internet wird alles normalisiert, was die Musik betrifft. Somit versuchte ich alles in einen Kontext zu bringen, um ein guter Schüler der Musik sein zu können und musste feststellen, dass es keine Unterschiede gibt. Genres sind nur so eine Sache, die versucht etwas genauer zu definieren. Sicher sind sie gut, um formale Aspekte der Musik einordnen zu können. Linearität ist wichtig, die Geschichte ist auch wichtig, mit diesem Bezug sind Genres als Werkzeuge richtig gut.
Aber Genres zu benutzen, um genau ausklamüsern zu können,
was wir mögen und was nicht, dass ist Blödsinn. Ich fordere die Menschen immer
wieder dazu auf, über diese Grenzen hinweg zu sehen und zu hinterfragen, ob man
das, unabhängig vom Genre, denn nun mag oder nicht. Ob einen das alles
anspricht. Denn wenn Musik gut ist, ich weiß, dass ich da gerade sehr subjektiv
bin… aber wenn wir alle in einem Raum sind und die Musik hören und diese
Erfahrung teilen, wenn wir nicht gerade am Telefon rumspielen, und wir bei
vollem Bewusstsein sind und unsere Menschlichkeit feiern, passiert etwas. Etwas
verändert sich. Und ich denke, dass das cool ist. Und ich hoffe das, wenn Leute
zu meinen Shows kommen um mich zu sehen, sie mitbekommen, dass ich ohne die gar
nicht hier wäre. Das alles besteht nur, weil es Musik gibt, etwas, was seit
Anbeginn der Menschheit existiert. Du weißt schon, die ganzen Höhlenmalereien
und die Gesänge der Urvölker. Und genau das hat zu diesem Jetzt geführt und
keine Wissenschaft der Welt kann erklären, was unser natürliches Bedürfnis für
Kunst auslöst. Es gibt zwar Worte um das zu beschreiben, aber es kommt dem
nicht nahe, und genau deswegen müssen wir singen und Bilder malen. Es ist also
eine sehr alte Tradition, an der ich teilhaben darf und ich hoffe, dass
zukünftige Generationen unsere Art uns auszudrücken und unsere Rechte und die
künstlerische Freiheit schützen werden. Denn genau das ist Leben, hier sein und
Atmen und all das.
Das war ein richtig
interessantes Interview, ich muss dir wirklich danken, für diese Chance.
K.: Kein Ding. Hab ich gerne gemacht.
1 Kommentar:
Ein Musiker mit Verstand.
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