Samstag, 15. April 2017

Konzertbericht: Jinjer + Nullachtfuffzehn (13.04.17 Sage Club, Berlin)

Eine Geschichte in drei Akten. So könnte man diesen Abend im Sage Club bezeichnen. Wo fängt man hier an? Der Einlass war wohl später als gewohnt, aber das war noch zu verkraften. Aber denkt jetzt nicht, dass der Abend komplett für die Hose war. Wie üblich bei solchen Veranstaltungen, legt ein Plattenspielalleinunterhalter auf... am MacBook natürlich. Dabei kramt er von Beginn an die Rock-Klassiker der frühen 2000er aus und lässt dabei auch nicht Nickelback oder Sum41 aus. Er erwischt sogar einen Titel der Filthy Dukes und Incubus.

Nach etwas mehr als 2 Stunden Musik aus dem Rechner kommt die erste Band auf die Bühne. Nullachtfuffzehn wollen die Jungs genannt werden. Der erste Gedanke vieler, die in edlen schwarzen Bandshirts im Pit stehen: "What the fuck?" Wer hat bitte den basketballspielenden Hippster vom Spielfeld geholt auf die Bühne gelassen? Ach so, die Jungs meinen das also ernst? Jeder mit einem schwarzen Shirt einer Metalband verdreht die Augen und wähnt sich im falschen Film. Die Band selbst spielt irgendwas zwischen Pop, Funk und Rock, zwar nicht härteste Schiene, aber immerhin werden Saiteninstrumente bedient. Ihr Handwerk beherrscht die Gruppe, ohne Frage, wenn man aber Metal erwartet oder irgendetwas in härterer Gangart, bietet sich jedoch dort auf der Bühne ein akustischer Autounfall. Der Großteil der Masse wird dabei auch nicht bewegt, außer die paar Groupies, die brav nach jedem Titel jubeln. Nach einer knappen Stunde bedankt man sich fleißig bei Jinjer, die ja danach kommen sollen, kündigt den eigenen Merch an und verschwindet von der Bühne. Ob die wussten, dass der Mainact mit seinem Sound Wände einreißt? Auf ein Campusfestival, wie Laut gegen Nazis, würde diese Band super passen, aber nicht vor einer Metalkapelle. Der Merch bleibt dementsprechend liegen.

Während des Stage-Over gibt es auch einen Crowd-Over, der DJ (müsste der jetzt nicht eigentlich MacJ heißen oder MJ?) legt nun eine Spur härter auf, Nirvana und The Offspring plärren nun aus den Boxen und die Menge geht mit. Das Publikum ist zunehmend in schwarz gehüllt und jeder wartet sehnsüchtig auf Jinjer.

Die Band wird vom Intro des aktuellen Albums auf die Bühne geleitet und schmettert sofort los, als gäbe es kein Morgen mehr. Die gesamte Menge bewegt sich auf und ab, von links nach rechts und von oben nach unten. Kein Stein bleibt auf dem anderen und das hat einen guten Grund. Es gibt technisch versierten Metal in vollstem Klanggewand. Das was man auf Platte bekommt, wird genauso live wiedergegeben und der Rest der Nullachtfuffzehn-Fans fragt sich: "Kommt das aus ihrem Mund?" Man spielt sich durch die bekannten Singles, wobei die Stimme und Saiten der Hitze und der dazugehörigen Anstrengung standhalten. Und ehe man sich versieht zeigt die Uhr 1:00, mitten in der Nacht. Die Band kommt so gut an, dass man zur Zugabe aufgefordert wird. Die Sängerin klopft auf ihren Brustkorb, 90 Minuten zwischen klarem und gutturalem Gesang belastet und dazu noch diese Hitze, die von den sich bewegenden Körpern vor der Bühne ausgeht. Das Publikum ist sicht- und hörbar begeistert. Das Outro von "King Of Everything" geleitet die Band wieder von der Bühne und jeder feiert sie, die Dame und die drei Jungs. Der eindeutige Gewinner des Abends, wenn man das als Wettstreit bezeichnen würde, ist die Metalband aus der Ukraine.

Aktuell sind die Ukrainer noch auf Tour, jeder der die Chance hat, sollte sich dies nicht entgehen lassen.

Jinjer @ Rock At Sage (13.04.17)
(Quelle: eigenes Bildmaterial)

Wo die Band weiterhin Wände einreißen wird, seht ihr hier:
15.04. - Easter Cross Festival - Oberndorf
16.04. - Alte Hackerei - Karlsruhe
18.04. - Rudeboy Club - Bielsko Biala (PL)
19.04. - U Bazila Club - Poznan (PL)
21.04. - Backstage - München
22.04. - Viper Room - Wien (AT)
28.04. - Werkk - Baden
29.04. - Les Prisons - Moudon (CH)
30.04. - Les Rats - Puget Sur Argens (F)
03.05. - Azkena - Bilbao (ES)
04.05. - Sala Lemon - Madrid (ES)
05.05. - La Burbuja - Castellón (ES)
06.05. - Razzmatazz - Barcelona (ES)
07.05. - 16 Toneladas - Valencia (ES)
09.05. - Gibus Live- Paris (F)
10.05. - Le Fridge - Bordeaux (F)
12.05. - Come Inn - Renchen
13.05. - Circus - Florenz (IT)
14.05. - Traffic Club - Rom (IT)
15.05. - Rock Town - Pordenone (IT)
17.05. - Freaked Studio - Reims (F)
18.05. - Der Kult - Nürnberg
19.05. - Channel Zero - Ljublijana (SVN)
20.05. - Cross Fest - Ceske Budejovice (CZ)
21.05. - M-Klub - Valašské Meziříčí (CZ)
27.05. - Rock Metal Camp Festival - Hilaire Les Places (F)

2 Kommentare:

Volume Injection hat gesagt…

Gut geschrieben! Ich habe Jinjer letzten Herbst zum ersten Mal endlich live gesehen und es war grandios! Nächsten Samstag kommen sie wieder nach Wien und ich freue mich schon sehr auf das Konzert. :)

LG

Volume Injection - Live loud!

Sternen Wanderer hat gesagt…

Na dann, metal up your ass und frohe Ostern. :-)