Freitag, 22. Februar 2019

Das 5. Mal Nettwerk: Vök - In The Dark

Wie weit kann sich eine Band von ihrem Sound entfernen und dennoch erkennbar sie selbst bleiben? Die Band Vök aus Island gibt es seit Januar 2013, entdeckt habe ich durch eine Werbung von 66° North und sofort in mein Herz geschlossen. Der Sound dieser Band spiegelt in vielen Dimensionen die Weiten Islands wieder, man kann die Kälte die dort manchmal herrscht förmlich hören. Natürlich sollte man hier auch nicht vergessen, dass ich Margrét Rán hier und hier zum Interview hatte.

Nun hat die Band ihren zweiten Langspieler "In The Dark" in den Startlöchern. Auf dieser Platte ist nun einiges anders, das macht auch gleich der Opener In The Dark klar. Man ist um einiges mutiger, man lässt aber auch häufig die Weiten Islands hinter sich. An einigen Stellen ist die Musik verspielter und tanzbarer, wie auf  In The Dark, Spend The Love oder "Night & Day". Kaum zu glauben, aber auch das steht der Band gut zu Gesicht.

Trotzdem gibt es ein paar Titel, die noch an den alten Sound herankommen, wie "Round Two" und "No Direction". Hier ist der Sound ausgefeilter denn je, es werden verschiedene Stimmungsbilder geschaffen, die Teilweise echt unangenehm sein können. Vielleicht hat man sich aber auch während des Tourens von anderen Musikern und Bands inspirieren lassen und hat somit soundtechnisch einen Schritt in eine neue Richtung gewagt. Und Ohrwürmer kann die Band auch, das beweist Erase You. Dabei geht es hier über jemanden, den man nicht leiden kann, der sich durch sein verhalten selbst aus einer Beziehung schießt. Knappe 40 Minuten bekommt man hier für sein Geld. Die Produktion ist, wie üblich für diese Band, hervorragend, man weiß um seine eigenen Qualitäten und wagt auch neues. Fans werden vielleicht ein paar Anläufe brauchen, um mit dieser Platte frieden zu schließen, allen anderen kann man "In The Dark" wärmstens ans Herz legen, weil hier gezeigt wird, was Popmusik im Jahre 2019 wirklich kann. Veröffentlicht wird das Album am 01.03. auf Nettwerk Records.

Anspieltipps: Round Two, No Direction, Out Of The Dark

6/6 Punkten (Ha, ha, ha)

Vök - In The Dark
(Quelle: Presskit von Nettwerk.com)

Sonntag, 17. Februar 2019

Bandcamptage Vol. 161

Laut, schnell und hart. Das passt nun zu vielem, da mag jeder von euch Lesern und Hörern hineininterpretieren, was er mag.

Die Band Erosion aus Vancouver vertritt mir ihrer Musik genau das. Man ist schnell wie Punk, die Gitarren laut wie im Death Metal und der Gesang klingt wie aus dem Black Metal. So derb wie sich diese Mischung liest, so hört sie sich auch an. Auch wenn die Band von sich selbst behauptet, dass sie "Shitty-Music" macht, so lohnt es sich durchaus, mal ein Ohr oder auch beide an die Lautsprecher zu halten. Wer des zarteren Gemüts ist, wird hier heute nicht ganz glücklich, alle anderen dürfen sich die EP Kill Us All für einen frei wählbaren Preis laden.

Anspieltipps: The Forest Is Not What It Seems, Civilization Eclipse

Erosion - Kill Us All
(Quelle: Bandcamp.com)
Mitte Februar schon mehr als 10°C, das ist gar nicht gut.

Mittwoch, 6. Februar 2019

Bandcamptage Vol. 160

Da klickt man sich nichts ahnend durch die Neuerscheinungen bei Bandcamp um was neues zu finden und landet, zumindest digital, in Wollongong. In der Sprache der Ureinwohner Australiens heißt das nichts anderes als "Mehresrauschen" oder auch "reicher Fischmahlzeit." Der Ort liegt auch direkt am Wasser. Aus dieser Stadt kommt die Band Proposal. Von sich selbst sagt die Band, dass sie fünf coole Jungs seien, die einfach coole Musik machen.

Und das haut auch direkt hin. Ihr bekommt mit Captivate, was im Englischen recht viele Bedeutungen hat, eine fast zwanzig minütige EP voller hochkarätigem, melodischem Post-Hardcore. Etwas Metalcore gibt hier und das als Würze zwischen den Zeilen. Die Produktion ist für ein kostenloses Werk (ihr könnt auch mehr als 0€ geben) mehr als amtlich, alles drückt. Ab und an gibt es ein paar Entspannungsmomente, wie am Ende von Believe. Wer also was ordentliches auf die Trommelfelle braucht und nichts im Portmonee übrig ist, darf hier gerne beherzt zugreifen.

Anspieltipp: Captivate Me, Believe

Proposal - Captivate
(Quelle: Bandcamp.com)

Montag, 4. Februar 2019

Youtubisch Vol. 33

Anfang 2015 habe ich aufgehört Alkohol zu trinken. Mir ging zuviel Lebenszeit verloren und die Erinnerungen und das Erlebte wirkten anders als es nachher wirklich war. Selbst auf Konzerten verzichte ich komplett darauf, ich möchte einfach die Band genießen, die Performance, so wie es wirklich gespielt wird.

Genau das thematisiert die Band We Never Learned To Live, nur mit einer anderen Droge, die du lieber Leser und Zuhörer, vielleicht gerade in den Händen hältst: dein Smartphone. Und ja, man sollte vielleicht nicht an den schönsten Orten der Welt oder beim geilsten Konzert des Jahres am Smartphone hängen oder an "das perfekte Foto" denken. Die Band klingt anklagend, schafft mit den Gitarren große Räume und weite ebenen, die einen nicht stakkatohaft einengt und erdrückt. Die Produktion weiß zu überzeugen und macht Lust auf mehr, auf die Geschichten, die die Band erzählen wird und die Landschaften, die sich durch die Instrumente aufbauen wird. Das zweite Album der Band The Sleepwalk Transmission, wird am 10. Mai 2019 auf Holy Roar Records veröffentllicht veröffentlicht. Ein Review hierzu werdet ihr dank Fleet Union auch zu lesen bekommen.

We Never Learned To Live - Luma/Non Luma (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Samstag, 2. Februar 2019

Das 4. Mal Nettwerk: Machineheart - People Change

Menschen verändern sich, das wird sich nie ändern. Mit dieser Tatsache kommt das Quartett aus Los Angeles direkt aus der Ecke geschossen. Wobei, schnell waren die Maschinenherzen dabei nicht. Für ihr erstes Album haben sie sich sage und schreibe fünf Jahre Zeit gelassen, wobei die Band bereits nach ihrem ersten Auftritt hätte bei irgend einem Label unterschreiben können.

Man hatte bereits ein paar Stunden nach dem ersten Zusammentreffen musiziert. Trotzdem wollte man nicht so schnell zu einem Label. Und hier zeigt der Idealismus der Band, dass es sich gelohnt hat. Es scheint alles selbstverständlich, man fühlt sich sichtlich wohl in den Klangwelten, die man sich geschaffen hat. Dabei klingt das gespielte absolut nicht nach Los Angeles, es sind eher Klänge die man aus England oder Island kennt. Vielleicht ist auch genau das das Ansinnen, nicht so zu klingen, wie der Zuhörer es erwartet.

Das Grundthema des Albums lautet, wie der Titel schon verrät, dass sich Menschen permanent verändern, manche zum Bessern, manche zum Schlechteren. Einige entfernen sich von einem oder werden komisch und Menschen, die man meint nie gekannt zu haben, kommen einem auf einmal sehr vertraut vor. Das zu verstehen, kann ein hartes Lehrstück sein, welches erst verdaut werden muss. Da stellen sich dann eben die Fragen, ob der andere liebt, oder man hat seine eigenen Träume, die es gilt zu verwirklichen. Dabei bleibt klanglich alles relativ entspannt, man spielt mit Gitarren, einem akustischen Schlagzeug, aber auch Klaviere. Diese werden sehr dramatisch dargestellt, wie in der Singel Overgrown, als wenn die Sängerin zu Beginn fast allein in einem großen Saal sitzt.

Bei der Produktion des Langspielers trat den Musikern Jim Abbis bei, der unter anderem auch die Arctic Monkeys oder Adele bereits akustisch festhielt. Das hört man vor allem in der Abstimmung der Instrumente, aber auch daran, wie das Klangbild über die einzelnen Passagen dargestellt wird. Wer bis zu nächsten Platte der Jezabels nicht warten kann und wem die letzte The XX vielleicht zu gut gestimmt war, darf hier gern zugreifen. Erscheinen wird People Change am 08.02. auf Nettwerk Music.

Anspieltipps: Altar, Who Said, Overgrown

5,5/6 Punkten (Wie kommt so viel Regen von einer Band aus dem Sonnenstaat?)

Machinehear - People Change
(Quelle: Presskit von Nettwerk.com)