Dienstag, 27. Dezember 2016

Jahresende, was kommt? (2016 Edit)

Hach 2016, was warst du doch für ein verkorkstes Jahr. So wie man das überall mitbekommt, war das aber nicht nur bei mir so. Aber so weit werde ich nicht ausholen, weil es mir dann doch etwas zu privat werden würde. Nur so viel sei geschrieben: Es gab mehrere Brüche dieses Jahr, einer war physisch, der Rest bezog sich auf das Privat- und Berufsleben. Nur zum Ende hin, da hab ich das Gefühl, als wollte sich das Jahr bei mir entschuldigen und mir dann dennoch mal etwas gutes tun. Aber sonst, hier (ab "Hier und Jetzt") könnt ihr einiges erfahren was mich so bewegt hat im Jahre 2016.

Musikalisch tat sich hier leider noch weniger, als ich eigentlich vorgesehen hatte. Die Zeit wurde dieses Jahr noch knapper, zumindest gefühlt. Gute Alben flogen einem auch nicht immer zu und die Suche auf Bandcamp oder Jamendo brachte nicht immer das gewünschte oder überraschend positive Ergebnis hervor. Dieses Jahr hatte ich auch eine Diskussion mit jemandem, den ich über einen Freund kennenlernen durfte. Er fragte mich, warum ich nicht auch schlechte Musik auf meinem Blog rezensiere. Dies hat für mich mehrere Beweggründe: in diesem Blog sollte es primär um gute, kostenlose Musik gehen, die jeder laden darf, ohne das gleich die Polizei an der Wohnungstür klopft. Durch meine Tätigkeit bei Scene2Act hatte ich auch einiges an Musik abgegriffen, die so gar nicht nach meinem Gusto war und auch immer noch ist. Aber die Zeit musste man sich dennoch nehmen, hören, versuchen Details zu finden, die das Album oder der den Künstler in einem besseren Licht dastehen lassen könnten. Hier, neben dem Strom, bin ich mein eigener Redaktionschef. Ich muss entscheiden, was hier landen wird und was so überhaupt nicht zu diesem Blog, zu meinen eigenen vier Wänden, passt. Einigen von euch könnte das vielleicht sauer aufstoßen, aber ihr wölltet auch nicht alles und jeden in eure Wohnung lassen oder irgendwelches Zeug aufstellen, so rein bildlich gesehen, was ihr dann doch nicht haben wolltet, was euch von Anfang an nicht gefiel. Und so läuft das auch hier ab. Promo-Mails füllen immer noch mein E-Mail-Postfach, so ist es nicht, nur bin ich der Filter. Wenn Tracks oder Alben präsentiert werden, die mich nicht im ersten Moment mitnehmen, werden sie es leider nicht auf diesen Blog schaffen, da selbst der dritte oder vierte Durchlauf kein Aha-Erlebnis bringen würde. Wenn ihr dennoch auf dem Laufenden bleiben wollt, könnt ihr in den Releases gucken, was so kommen wird, auch wenn nicht jedes Album (es gibt Monate, in denen ich mehr als 20 Alben rezensieren könnte) hier Review bekommen wird.

Mir fiel auch auf, dass ich dieses Jahr ein paar "alte Schinken" ausgegraben hatte, womit eine neue Idee geboren wurde. Die Alben, die ich seit Jahren höre und auch genieße, könnte ich auch hier einbinden. Wenn sich die Zeit findet, werde ich das definitiv umsetzen. 

So, nun genug des Geplänkels und des Jammerns, es war ja nicht alles schlecht 2016, auch wenn erstaunlich viele berühmte Menschen das Zeitliche gesegnet haben. Da vor kurzem Weihnachten war, hab ich auf Bandcamp etwas gestöbert. Witch House kennt ihr ja noch alle halbwegs von Violt7rip (kostenloses Album hier). Da mich diese Musik gerade nicht so recht loslassen mag, gibt es mit espérance von Lifeless Existence aus Sankt Petersburg noch mal eine Rutsche Gewaber und Blubbern vom Feinsten. Laden dürft ihr euch das Album auch mit einer leeren, virtuellen Geldbörse, quasi ein verspätetes Geschenk an euch.

Anspieltipps:
  V, IV, III

Lifeless Existence - espérance
(Quelle: Bandcamp.com)
365 Tage können eine verdammt lange Zeit sein.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Youtubisch Vol. 29 / Das 1. Add On Music

Hier trifft gerade meine Vorliebe für kanadische Musik auf einen neues "Familienmitglied". Add On Music ist eine Online-Promotion.Agentur aus Hamburg und hat Künstler wie Cro oder Flogging Molly. Und ihr fragt euch alle sicher: "Wie kommt der nur dazu?" Nun, Youtube wusste wohl, dass mir Austra gefällt und hat mir das Video zu Utopia empfohlen und ein paar investigative Nachforschungen später, konnte ich eine E-Mail schreiben, in der Hoffnung, dass mir jemand antwortet, denn seit dem Desaster mit Velvet Hammer nehme ich nichts mehr für selbstverständlich, zumindest was Antworten auf E-Mails betrifft. Und so kam eins zum anderen, ein paar Tage nach meiner Frage kam eine Antwort aus Deutschland und ein positives Feedback. Und da das Künstlerportfolio bunt und breit aufgestellt ist, nehme ich an, dass wir noch des Öfteren von dieser Promotionagentur hier lesen werden.

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Bei Austra handelt es sich um ein Trio aus Toronto, welches sich um 2010 um Katie Stelmanis zusammengefunden hat. Nach den Alben Feel It Break und Olympia wird am 20.01.2017 "Future Politics" veröffentlicht. Nach nun eben "Utopia", wird "Future Politics" als zweite Singleauskopplung vorgestellt. Der Track wirkt nicht ganz so verspielt wie "Utopia", welches eher in die Vergangenheit der Band guckt. "Future Politics" pumpt mehr, ist zwar immer noch verspielt, aber geradliniger.
Im Video sieht man zu Beginn Menschenmassen in Bewegung, ohne Rast und drei Protagonisten, die durch Nasenbluten anfangen zu tanzen (Dies mag zunächst schräg klingen, wirkt dennoch korrekt formuliert). Ab Mitte des Videos sieht alles aus, als hätte man das Videomaterial durch einen schönen Instagramfilter gezogen, die Protagonisten wirken frei und eilen keinen Zielen hinterher, die sie sich nicht selbst gesteckt haben und leben nach ihrem eigenen Ideal. Dies passt dann auch bestens zum Text, der am Anfang eingeblendet wird. Aber seht und hört selbst.


Austra - Future Politics (Musikivdeo)
(Quelle: Youtube.com)

Das Jahr 2016 kann irgendwie jetzt auch bald weg.

Sonntag, 27. November 2016

Bandcamptage Vol. 154

Vor ein paar Tagen hatte ich auf Noisy etwas über die russische Witch-House-Szene gelesen. Da mir diese Begriff durch Künstler wie Purity Ring (hier im Blog) und Grimes (hier im Blog) geläufig war, nahm ich mich diesem Artikel an und fand gefallen. Was mich bereits bei Purtiy Ring faszinierte, waren die verstörenden Texte, die von der Sängerin sehr zart wiedergegeben werden. Somit begab ich mich bei Bandcamp auf die Suche, um vielleicht eben genau das zu finden, was Witch-House so eigenwillig macht.

In den späten 2000ern in den USA entstanden, findet man im Witch-House Elemente aus Hip-Hop, Trap, Synthpop und Industrial wieder. Man könnte also meinen, dass man hier viele verschiedene Gesichter auf Witch-House-Partys sähe. Über Violet7rip, was man wohl auch als Violettrip lesen könnte, aus Russland, erfährt man eigentlich nicht zu viel. Er hat einen Account auf Facebook, VK, Soundcloud und Bandcamp. Hatte ich erwähnt, dass er aus Russland ist? Aus seinem aktuellsten Werk The Purple Heart tropft es aus allen Ecken und Kanten, dieses Witch-House. Fast überall gibt es Sägezahn-Waveforms, der Bass drückt an einigen Stellen gut voran und macht einen fast wirr im Kopf. Das Kopfnicken kommt automatisch und man wandert gedanklich durch die Landschaft, die aus Bässen und Synthies aufgebaut werden. Was besonders putzig ist, dass hier ein Titel verwurstet wird, den ich getrost als einen meiner Lieblingssongs aufzählen könnte. Be Quiet and Drive (far Away) in der Akustikversion, welches die Deftones zusammen mit Incubus aufgenommen haben. Beim Titel Still Want You, eben wegen der Deftones, musste ich an Mr. Bill denken, den hatten wir hier im Blog. Dieser Künstler hat sich ja auch eines Werkes der Tones bedient. Wie bei den Bandcamptagen üblich, ist dieses Album für einen Preis zu haben, der euch passt, auch ohne einen Cent ausgeben zu müssen. Eure E-Mail wird nur erfragt, damit ihr den Link zum Download bekommt.

Anspieltipps: Unholy, Purple Mind, Make Me Wanna Die

Violet7rip - Purple Heart
(Quelle: Bandcamp.com)

Und dann gibt es Tage, an denen mir eher nach sowas ist.

Sonntag, 20. November 2016

9th Backstage Broadcast: Totorro - Come To Mexico

Bei dieser Band handelt es sich um vier junge Männer aus Rennes, der Ort an dem die Ille in die Vilaine mündet. Mit ihrem Album Come To Mexico zeigen die Franzosen, dass es für kraftvolle Musik nicht immer negative Energie braucht, auch wenn die Franzosen mit dem Titel eher nach Mexico als nach Frankreich einladen.

Man wird mit "Brocolissimo" relativ sanft und verspielt in das dreizehn Titel (auf Bandcamp sind es elf, Anm. d. Red.) lange Album sanft eingeladen, man bekommt ein wenig die Mitglieder vorgestellt, rein akustisch, versteht sich, und darf ihrem Können lauschen. Mit "Yaaaago" beginnt dann ein Ritt, der einem von hinten anschiebt und schreit: "Mach was! Beweg dich!" Dabei ist man unentschlossen ob man denn nun tanzen soll oder vielleicht doch headbangen. Diese schwerwiegenden Entscheidungen immer wieder. Dabei sind die Gitarren gar nicht am Anschlag, übersteuern kaum. An sich ist auch alles recht lieblich hier. Und dann gibt es immer wieder ein paar Momente, wo der Zuhörer denken könnte, dass der Titel, der einem gerade um den Kopf schwirrt, zu ende ist. Dann kommt das Quartett um die Ecke, erschrickt einen fast und schreit: "Verarscht." Dabei bedient man sich dem Math-Rock wie auch einiger Post-Geschichten, um da daraus eine sehr kraftvolle und dennoch fragile Mischung zu erschaffen, da die Gitarren, wie bereits erwähnt, nicht völlig am Anschlag hängen. Man erkennt feines ein Gespiel, die Trommel treibt an und die Laune wird deutlich besser. Und dann liegt er da, der Klangteppich, der einen davonfliegen lässt. Nur der Gesang, der könnte vielleicht hier und da mal präsent sein. Bis auf ein paar Textzeilen bleiben die Lippen hier fest versiegelt. Schade eigentlich, obwohl man dann vielleicht Gefahr liefe, das Gegenteil von guter Laune zu erreichen. Nun denn, das Album erscheint am 25.11. auf Big Scary Monsters/Al!ve. Und wer sich nicht sicher sein sollte, ob er mit den Franzosen ein Tänzchen wagen sollte, kann sich auf Bandcamp das Album geben, in voller Länge.

Anspieltipps: Yaaaago, Beverly Pills, Tomate Polisson

5/6 Punkten (So viel gute Laune im November, ist doch nicht normal)

Totorro - Come To Mexico
(Quelle: Bandcamp.com)

Donnerstag, 17. November 2016

Youtubisch Vol. 28

43°48′N 131°58′E, gibt man diese Koordinaten in eine favorisierte Suchmaschine ein, wird man an einen Ort geführt, der ziemlich weit im Osten Russlands liegt. Der Weg nach Japan ist nicht weit, Wladiwostok um die Ecke. Von genau diesem Ort kommt die Künstlerin Ekat Bork.

Durch viele mehr oder minder gute Umstände landete sie in der Schweiz, wo sie begann Gesang, zeitgenössisches Schreiben und Musikproduktion zu studieren. Sie knüpfte Kontakte in der Schweiz und Italien. Sie schrieb und produzierte selbst viel Musik, woraus sich dann Veramellious entwickelte.

Nun erschien am 04.11. ihr neuestes Album, YASДYES, welches ihr auf Bandcamp streamen könnt. Der Sound ist düster, erinnert stellenweise an LORN, den wir hier schon mal hatten; es knistert und blubbert an allen Ecken und Kanten. Wer eine E-Gitarre findet, darf diese behalten, dabei wird das Album nicht langweilig und schafft eine herrlich schaurige Stimmung.

Bei FEAR handelt es sich um die dritte Single aus YASДYES, das Video hierzu hat sie quasi in Eigenproduktion erstellt, geschnitten und was alles sonst noch dazu gehört. Die Bildsprache ist gewaltig, ihr Kostüm extravagant. Und noch nie im Leben hab ich bei einer Olive, die verspeist wird, an ein Auge eines Lebewesens gedacht. Arme hoch, wem es auch so geht. Aber seht selbst.

Ekat Bork - FEAR (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

So viel gute Musik zum Hören und nur zwei Ohren zur Verfügung.

Konzertbericht: Rise Of The Northstar (15.11.2016 im Gladhouse)

Es regnet, das Thermometer zeigt kaum mehr als 4°C an, eine kleine Gruppe hat sich bereits vor dem Gladhouse versammelt. Punkt 19:00 wurden die Türen geöffnet, dennoch sind kaum mehr als 20 Leute da. Die Stimmung ist fröhlich, da die Stadt klein ist, sind die Gesichter, die man auf "solchen Veranstaltungen" sieht eigentlich immer die selben. Als sich dann um ca. 20:30 ca. 120 Menschen im Hauptsaal versammelt haben, werden die Vorhänge geöffnet und es zeigt sich ein recht aufwändiges Bühnenbild mit Fässern, aus denen angedeutet Flammen wabern (Feuer ist geschlossenen Räumen eh nicht so prall). Überall sind Kanji zu bestaunen. Die Band Rise Of The Northstar betritt in aufwändigen Kostümen die Bretter und legt fulminant los. Der Stil erinnert an den Hardcore aus den 90ern, der in New York aus dem Boden gekrochen ist. Die Menge, zumindest ein Teil davon, tobt. Arme, Beine und die dazugehörigen Leiber fliegen einmal quer übers Parkett. Wer am Boden liegt, wird umgehend aufgelesen, bis auf ein paar Kratzer sind keine weiteren Schäden zu beklagen. Die Fans sind textsicher und dürfen dies am Mikro mehrfach unter Beweis stellen. Besucher, die diese Band noch nicht kennen, werden dennoch herzlich willkommen geheißen, weil man so das gesamte Spektrum der Szene abbilde.

 Der Tonmeister hat ganze Arbeit geleistet, es klingt so, als hätte man die CD direkt auf die Boxen gelegt, das will live schon was heißen. Nach einem kleinen Break vor dem letzten Drittel geht es weiter, die Garderobe musste wohl kurz gewechselt werden, die Meute im Pit ist schon etwas aus der Puste, aber glücklich.

Rise Of The Northstar @Gladhouse
(Quelle: selbst geschossen)

Um 22:00 wird dann das Outro eingeleitet, man darf sich zu den Klängen des Soundtracks von Ghost In The Shell noch ein paar Fistbumps abholen und am Merchstand ein paar Fotos mit den Mitgliedern schießen und natürlich werden hier und da ein paar LPs, CDs und Arme signiert. Alles in allem ist hier ein großartiger Abend gelungen, auch ohne Vorband.

Wer die Jungs verpasst hat, kann sie sich noch in anderen Städten geben.

16.11. - Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf (D)
18.11. - NAUMANNS/FELSENKELLER, Leipzig (D)
19.11. - L.A. Cham, Cham (D)
20.11. - Arena, Wien (AT)
26.11. - Nyon's On Fire Festival, Nyon (CH)
27.11. - LE JAS ROD, Les Pennes Mirabeau (FR)
28.11. - Le Saint des Seins, Toulouse (FR)
29.11. - Le Ferrailleur, Nantes (FR)
30.11. - Ô TOTEM, Rillieux La Pape (FR)
01.12. - LA LAITERIE, Strasbourg (FR)
02.12. - L'Autre Canal, Nancy (FR)
03.12. - Le Brise Glace, Annecy (FR)
04.12. - Le Trabendo, Paris (FR)
16.12. - C.C.J. Moulin, Limoges (FR)
18.12. - Knockdown Festival, Karlsruhe (D)

Freitag, 11. November 2016

Der 1. Starkult: Andrew Paley - Sirens

Ist das Jahr wirklich schon so weit vorangeschritten, dass man darüber sinnieren kann? Kann man denn jetzt schon, also Mitte November, ein Album auf den Markt bringen, um über die Tage des noch nicht ganz vergangenen Jahres 2016 nachzudenken? Wenn ihr der gleichen Meinung seid, wie Andrew Paley, den wir hier schon mal hatten, dann ist sein neues Album "Sirens" genau das Richtige.

Schon bereits zu den ersten Klängen will man an seinen Rechner oder sein Smartphone, um dort die Fotoordner zu durchstöbern. Man feiert einiges, lacht vielleicht auch über ein paar Schnappschüsse oder denkt sich: "Du Vollidiot." Natürlich überlegt man auch nach, was wäre wenn... ihr wisst schon. Zusammen mit dem Album könnt ihr den perfekten Flashback erleben, denn er sitzt mit seiner Gitarre, Klavier und anderen Instrumenten neben dir.  Dein Wohnzimmer oder wo auch immer du dir das alles anguckst und hörst, bekommt eine Menge Hall und Größe verliehen. Das Gefühl, den JD aus Scrubs machen zu müssen, das begleitet einen hier jede einzelne Sekunde des 42 Minuten langen Albums. Vollwertig ist es, auch wenn einen ein paar Bekannte aus der EP Songs For Dorian Gray vorbeikommen, wie der Father John oder die liebe Ellie. Man mag es ihm verzeihen, die Titel Ordnen sich hier ganz geschmeidig ein. Hier auch wieder eine Form des Flashbacks, auch wenn die Erinnerungen an den November 2014 etwas sehr arg verflossen sein könnten, also wieder an die Fotoordner. Auffällig ist, dass der Titelname "Sirens" ganz im Kontrast zum Klang des Langspielers steht. Sind Sirenen laut, so gibt es auf der Platte fast nur Akustikgitarren, Klaviere und Streicher, der Gesang ist sehr gefasst, nicht ausrastend, mit "Let Me Go" gibt es mit Synthies einen Ausflug in die 80er des letzten Jahrtausends. Trotzdem man hier mehrere Produktionsstandorte hatte und die Aufnahmen aus unterschiedlichen Zeiten zusammengetragen sind, ergibt sich ein homogenes Hörerlebnis, allein an den alten Bekannten aus der EP erkennt man, wo man sich im Album befindet.  Veröffentlicht wird "Sirens" am 18.11. auf Made My Day Records und Paper and Plastick Records.

Anspieltipps: Ellie Dreams Of Flight, Go To The Wolves, Take Cover

6/6 Punkten (Nicht so lange nach oben rechts gucken.)

Andrew Paley - Sirens
(Quelle: Presskit von Flix Records)

Mittwoch, 2. November 2016

Pias 4: Junk Son - Beginning, Ending, Pretending

Kann es sein, dass die Menschen des britischen Königreichs, zumindest zum Großteil, ein unglaublich gutes Gespür für elektronische Musik haben, auch im Bereich Ambient und Trip-Hop? Man höre sich aktuell Massive AttackPortishead oder  The XX an! Junk Son, der bürgerlich John Dunk hießt, kann man hier ebenfalls getrost einordnen.

Auf seinem Album "Beginning, Ending, Pretending", welches am 04.11. auf 37 Adventures veröffentlicht wird, finden sich vielerlei Elemente zusammen, die man in den letzten Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten in der Szene rund um die elektronische Musik neu aufgetan und weiterentwickelt hat. Vermischt wird dies mit einer Menge Soul und Atmosphäre. Auf den elf Titeln wandert man gedanklich zwischen Nachtschichten am heimischen PC, Sonnenaufgängen auf Ibiza und Träumereien auf der heimischen Couch. Auch wenn diese Mischung sich krude lesen lässt, so umreißt man hier dennoch grob genau das, was man auf dem selbstproduzierten Album findet. Man erinnert sich hier an Portishead, die die schlurfend dunkle Ecke des Ambient noch weiter erforscht und verstanden haben; man sinniert, wie es doch war, zu den Hochzeiten von Café Del Mar, Titel wie "What I Want" könnte man hier sicher ohne große Probleme unterbringen. Ob das aber Künstler selbst möchte, bleibt ihm überlassen. Gelungen ist ihm dieses Werk allemal, wie bereits erwähnt, hat er das gute Stück alleine in seinem Londoner Studio aufgenommen und sogar produziert. Sicher werden hier nun viele Leute Schnappatmung bekommen, denn elektronische Musik sei ja so einfach zu produzieren und zu erzeugen. Eben nicht, denn wer sich mal umhört, auf Bandcamp, Jamendo oder Soundcloud, der wird leider auch hier feststellen müssen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Tracks zu schaffen, die einen bei der Stange halten, die nicht zu langatmig oder gar langweilig sind, das ist schon eine große Kunst, vor allem im Alleingang.

Anspieltipps: True, Picture, Over

5/6 Punkten (Wo wären wir wohl alle ohne unsere Computer?)

Junk Soun - Beginning, Ending, Pretending
(Quelle: Promomail von Pias.com)

Montag, 31. Oktober 2016

Bandcamptage Vol. 153

Da dieses Jahr recht turbulent war und es wohl auch bis zum Ende so zu bleiben scheint, gibt es hier schon seit längerem ab und an so richtig auf die Mütze ... oder aufs Fressbrett? Egal.

Durch die "Sucht" nach harter, derber Musik, bin ich auf Reach The Shore aus Belgien gestoßen. Diese Band schenkt euch quasi ein Album voller Djent, Metalcore und einem Hauch Deathcore. Ich weiß, dass Genre wirkt für einige unter euch vielleicht ausgelutscht, zumal ich auch zugeben muss, dass mittlerweile Bands und Titel gibt, die selbst mein Musikerherz zerbrechen lässt. Das Quintett lässt auf Faith & Confidence keine Langeweile aufkommen, man rollt mit einem Gewitter und Akustukgitarre an und schafft darauf mitunter schöne und große Landschaften, aus welchen einem der Sänger immer wieder anbrüllt. Die Gitarren sind teilweise chaotisch, frickeln manchmal pervers rum, wie in At Daggers Drawn. In den Skits geht es dagegen düster zu, das kann mitunter am Genre liegen. Bass und Trommeln sind fett abgestimmt und vervollständigen das runde Gesamtbild. Und ehe man es sich versieht, sind 35 Minuten rum. Der Repeat-Faktor steht hier auf Maximum. Und wem der Gesang zu derb ist, der kann sich hier die Version ohne Stimmbänder laden, auch for free.

Anspieltipps: At Daggers Drawn, Nothing To Do Here, Tigers Blood, Grieving Trees

Reacht The Shore - Faith & Confidence
(Quelle: Bandcamp.com)

Soll das Jahr echt schon vorbei sein?

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Das 3. Napalm: Alter Bridge - The Last Hero

Zwölf Jahre nach ihrem Erstling kommt nun mehr das fünfte Studioalbum der Band, die zu Dreiviertel aus Creed besteht. Ihr wisst schon, die Band, die mit großen Gesten und recht langen Alben um die Jahrtausenwende große Wellen schlug. 2004 ging man getrennte Wege, da man sich mit dem Sänger Scott Stapp nicht mehr ganz so verstanden hat.

Was hat sich nun aber zwischen Album eins und fünf getan? Was spült einem The Last Hero entgegen, wenn er der Band seit One Day Remains keine Beachtung mehr geschenkt hat? Nun, tiefere Gitarren, das ist das erste was auffällt. Die Produktion ist wuchtiger, dank des Schlagzeugs geht es flinker voran denn je, die Stille, die man auf dem Erstling noch fand, ist hier fast gänzlich verschwunden. Man muss ja auch mit den anderen Musikern mithalten können. Dreizehn Titel hat man auf die Welt gebracht, die ordentlich bollern, sich manchmal einfach zum Spaß aufbäumen um dann zusammenzuklappen. Das ist dann zwar weniger schön, aber der geneigte Zuhörer erwartet vielleicht auch nichts anderes, sonst gäbe es in den USA nicht Platz 8 in den Billboard Charts. Greend Day, ganz nebenbei erwähnt, tummeln sich mit Ihrem Album Revolution Radio auf Platz 1. 

Nun ja, woran mag das jedoch liegen? Ist das die Mischung aus Alternative Rock, der sich hier und das was aus dem Metal nimmt? Man könnte natürlich auch die Band fragen, was sie denn mit Ihrer Musik erreichen wollen und vor allem, wie viele Leute. Die Antwort wird uns sicher nicht beantwortet werden. Mit dreizehn Titeln versucht die Band einen über 67 Minuten zu überzeugen, zugegeben, es gibt an einigen Stellen Henger, wobei es realtiv homogen klingt, was sich da auf die Trommelfelle legt. Sonst gibt es hier immer Kritik, dass ein Album nur 39 Minuten misst. Vielleicht hätten auch 45 Minuten gereicht, dies kann aber auch an den Anleihen von Creed liegen, da selbst hier Titel existieren, die kaum weniger als vier Minuten messen. Erschienen ist das Album am 07.10. Napalm Records.

Anspieltipps: The Other Side, Cradle To The Grave, Island Of Fools

4,5/6 Punkten (Ich geh mal die alten Creed-Platten suchen.)

Alter Bridge - The Last Hero
(Quelle: Presskit von Napalm Records)

Montag, 10. Oktober 2016

Die 17. Fleet Union: Eau Rouge - Nocturnal Rapture

Es gibt Momente im Leben, die einem für den Rest des eigenen Seins im Kopf bleiben, sich einbrennen und durch ein paar psychische Tricks im Kopf noch verschönert werden. Und dann gibt es Musik, bei der man sich wünscht, dass man genau diesen oder jenen Titel in diesem Moment gehört hätte. So etwas schafft aktuell das Trio Eua Rouge aus Stuttgart.

Man wird zunächst zart in ein Bad aus Synthies getragen, die einen sanft einlullen und einen umherschweben lassen. Mit Margery (NSFW-Video) wird dann sofort losgelegt. Es handelt sich hierbei zweifelsfrei um eine Pop-Platte, aber nicht vom Schlage der aktuell austauschbaren Künstler. Nein, man schafft es mit Gitarren, Synthies, einem Bass, Gesang und anderen klanglichen Spielereien einen Klangteppich zu schaffen, der gefällt, der episch ist und kurzweilig. Hier klingt man wie The XX, dort kommt man an die Deftones heran, an anderer Stelle winken einem The Naked And The Famous zu, das alles passt zusammen. Der nächste Travis Rice-Film könnte komplett mit diesem Album unterlegt werden, jeder einzelne Ton würde wie Arsch auf Eimer passen. Ein Snowboarder der hier durchs Bild fliegt und ein anderer dort, der einen irrwitzig steilen Hang hinunter fährt. So funktioniert auch Nocturnal Rapture, es gibt Vollgastitel, wie "Get Me Up" und auf der anderen Seite steht dann ein Interlude (mit dem extrem langen Namen "A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head") , den man sich getrost mehrere Stunden im Loop geben könnte, so genial ist dieser geraten.

Fast 45min sind gefüllt mit Pop-Musik, die in die Vergangenheit blickt, sich zwischendurch vom Rock etwas abholt und dann doch gekonnt in die Zukunft blickt. Das Album erschien am 16.09. auf AdP-Records.

Anspieltipps: Margery, Golden Nights, Hunting Melodies, A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head

6/6 Punkten (Am besten zum Verkriechen in alte Fotoalben)

Eau Rouge - Nocturnal Rapture
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Live und auf die Augen:

13.10. - Stuttgart - Zwölfzehn
14.10. - Augsburg - SOHO
18.10. - Köln - Studio 672
20.10. - Bielefeld - Bunker Ulmenwall
21.10. - Ulm - Roxy
25.10. - Heidesheim - Wohnzimmer

Samstag, 8. Oktober 2016

Art As Catharsis' 5th call: Wartime Sweethearts - So Long Sparta

Wer nach einer Definition für diesen Namen sucht, wird überrascht sein, dass es diesen "Titel" wirklich gab. Die Streifkräfte des Vereinigten Königreichs hatten die Forces Sweethearts ausgerufen, wobei es sich um Künstlerinnen handelte, die die Soldaten mit ihrem Gesang unterhielten, das beste Beispiel aus den USA hierzu sind die Andrews Sisters.

Louise Nutting a.k.a Wartime Sweethearts kommt aus Australien und hat dort bereits auf Triple J für reichlich wirbel gesorgt. Ihr Gesang in Verbindung mit der recht einfach gehaltenen Instrumentalisierung weiß von Anfang an zu verzaubern, da sie mit eingängigen Melodien daherkommt. Dabei schafft sie es auch immer wieder einen Ohrwurm aufzusetzen, der noch lange nachhallt, wobei man sich wunder, wie schnell das alles funktioniert. Als einen Ihrer Einflüsse gibt sie Björk an, man könnte auch getrost My Brightest Diamond in den Ring werfen, beide würden sich wahrscheinlich auf Anhieb verstehen und musikalisch gegenseitig befruchten. Gesanglich bewegen sie sich auf gleicher ebene, wobei Fräulein Nutting auf So Long Sparta auch gerne mal die Instrumentalisierung mit durchträllert, dies passt aber zu Verspieltheit, die sich hier auf dreizehn Titeln breit macht. Anspruchsvoll ist die Musik alle Mal, sie lässt auch keine Wünsche offen, selbst die Länge und die Produktion wissen zu gefallen. Am 04.10. erschien das gute Stück auf Art As Catharsis und kann hier auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Figured It In, Figured It Out , O.D.U., Mood Swings

5,5/6 Punkten (Harmonien bis der Arzt kommt)

Wartime Sweethearts - So Long Sparta
(Quelle: Presskit von Art As Catharsis)

Samstag, 17. September 2016

Die 16. Fleet Union: Wayste - No Innocence

Das aktuell nicht wirklich positives über Sachsen zu sagen oder zu schreiben ist, wird sicher einigen aufgefallen sein.

Anders steht es um die Band Wayste aus Leipzig. Diese stellt sich mit ihrer Message gegen christlich-konservative Werte, auch wenn man sich hier vielleicht eher auf genau eben diese Werte des eigenen Elternhauses bezieht. Dieses Trio beweist, dass es für brachiale Musik, so wie es auf der EP No Innocence zelebriert wird, nur drei Mitglieder braucht. Eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug, der Gesang ist eher am Anschlag. Daraus entsteht ein wilder Ritt aus Hardcore, Sludge und Punk. Die gewollte Spur Lo-Fi verleiht dem ganzen noch einen Hauch mehr Rohheit, etwas wildes. Auch wenn die EP nur etwas mehr als dreizehn Minuten misst, ist sie dennoch mitreißend und kann keinen kalt lassen. Diese krude Mischung bewegt einen automatisch und treibt an. Der Bass brettert hier zum Teil echt prägnant um die Ecken und walzt mit dem Schlagzeug alles nieder, was nicht bei drei auf den spießigen Bäumen ist. Am Ende rollt man doomig mit "Dusk" aus der EP heraus. Wer sich das nicht noch einmal geben will, der hat diese Musik nicht verstanden. Am 23.09. wird No Innocence auf Day By Day Records/Midsummer Records erscheinen. Aktuell kann man sich sogar drei Titel geben: Past Belongings Pt. 1, No Innocence und, der Favorit der EP schlechthin, Past Belongings Pt. 2. 

6/6 Punkten (Als hätte jemand ein Mikro in einen ziemlich geilen Proberaum gehalten)

Wayste - No Innocence EP
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Update (08.01.17):
Hier gibt es diese geniale EP auch für einen Preis, der euch in den Kram passt. 

Sonntag, 11. September 2016

Preis für Popkultur, die erste Verleihung (09.09.2016)

Letzte Woche erreichte mich eine E-Mail vom Veranstalter des Preis für Popkultur, wobei es sich dabei um eine Einladung handelte. Da es für mich ein Novum war, sagte ich zu.

Bereits am Einlass merkte man, dass man leichte Organisationsprobleme hatte, da die Presse nicht wusste, wo sie hin sollte. Es fehlten wohl auch ein paar Scanner. Kann man aber drüber hinwegsehen, immerhin war es ja das erste Mal, dass dieser Preis verliehen wurde. Um sieben wurden dann auch die Presseleute ins Tempodrom gelassen, alle durften sich auf den Rängen verteilen. Man konnte zusehen, wie sich alles füllte. Und um Punkt 20:30, ohne Vorankündigung, ging der Vorhang auf und Isolation Berlin bretterten los. War zwar überraschend, das ganze, aber es war ja das erste mal, da kann man drüber hinwegsehen. Nach Isolation Berlin betrat der Moderator Bernd Begemann die Bühne. So wie er aussah, so moderierte er auch, weiße Leinenhose, weiße Schuhe, blaues Sakko. Ein Krömer hätte hier eher gepasst, aber es ist ja das erste Mal.

Quelle: Einladung von Preis für Popkultur

Nach den ersten Preisübergaben durfte Bosse die Masse unterhalten, er moderierte seine eigenen Songs besser an, als dieser komische Typ im blauen Sakko. Fragt nicht warum, es lag vielleicht auch an den Geschichten. Leider waren nicht alle Gewinner anwesend, unter anderem auch Jan Böhmermann und Moderat, Tour- oder Drehpläne können sich mit solchen Terminen überschneiden.

Bosse beim Preis für Popkultur (selbst geschossen)

Die meisten Gäste, die unten im "Pit" standen, trugen Casper-Merch, also war davon auszugehen, wer hier heiß ersehnt war. Der Junge man schlägt auch mit Lang Lebe Der Tod richtig ein, der Soundmischer hat alles richtig gemacht, auch wenn die Drumsets aller Acts eigenartigerweise gleich klangen. Das Programm zog sich so dann durch den ganzen Abend, Moderation, Verleihung, Musik. Boy, mit einer sehr guten Perfomance, sowie auch Drangsal durften musikalisch ihr Bestes geben. Kraftwerk bekamen den Preis für Ihr Lebenswerk, wobei Laudatio von Daniel Miller sich etwas zog.


Gewinner und Kategorien Preis für Popkultur 2016:

– Schönste Geschichte: Jan Böhmermann – „Schmähkritik“

– Hoffnungsvollster Newcomer: Drangsal

– Lieblingsband: Moderat

– Lieblings-Solokünstler: Bosse

– Lieblings-Solokünstlerin: Peaches und Mine (Gleiche Stimmzahl)

– Lieblingsalbum: Moderat – „III“

– Lieblingslied: Casper feat. Blixa Bargeld, Dagobert, Sizzarr – „Lang Lebe Der Tod“

– Lieblingsvideo: Beginner feat. Gzuz & Gentleman – „Ahnma“

– Gelebte Popkultur: Golden Pudel Club (Hamburg)

– Beeindruckendste Live-Show: Deichkind

– Spannendste Idee / Kampagne: Plus 1 – Refugees Welcome


Am Ende des Abends stand fest, dass die Popkultur nicht verloren ist, man muss sie nur eben pflegen  und die Verrückten und Andersartigen finden, die ihr Ding richtig gut machen. Mal sehen, was die nächste Preisverleihung bringen wird.

Sonntag, 28. August 2016

The 4th Ferryhouse: Lewis & Leigh - Ghost

Dank diese Internets rückt die Welt zusammen, manch große Distanz, sei es über den großen Teich oder um die halbe Weltkugel, lässt sich so ganz einfach "überwinden". Skype, E-Mail und andere Gadgets sind da ganz hilfreich. Und das hier, dieses Projekt Lewis & Leigh, begann eigentlich mit einer SMS.

Was bei den ersten Momenten des Albums sofort klar ist, hier geht es nicht um Pomp, hier geht es nicht um blöde Vocoder, hier geht es ehrlich zu, handwerklich. Die Stimme der Amerikanerin und des Briten harmonieren perfekt. Sie stammt aus Gulfport (MS) und er ist Waliser, beide sammelten bereits etwas musikalische Erfahrung, wenn auch unterschiedlicher Art. In London tat man sich dann zusammen und schrieb die EP Night Drives. Von nun an mischen sich in diesem Duo die Wärme des Folks und Americanas aus dem Süden der USA mit der Popgeschichte des britischen Imperiums. Diese Melange wirkt auf "Ghost" sehr ergreifend, man verarbeitet hier auf zehn Titeln recht persönliche Themen. Sei es, dass man hier und da doch andere Entscheidungen hätte treffen sollen (Losing Time) oder dass man mit einer ganz bestimmten Person am liebsten hier und jetzt an einem anderen Ort wäre (Whiskey & Wine). Wie wir alle Wissen, ist das Leben nun mal eben nicht Ponyhof, würde auch komisch klingen, im allgemeinen Sprachgebrauch. Aufgrund der Erfahrung beider Musiker, klingen die dreißig Minuten, die die Platte mist, wie ein kleines, persönliches Konzert auf einer Veranda, spät abends, irgendwo am Rande eines Feldes, im Nirgendwo des Bundesstaates Mississippi. Wer sich an Broken Fences (hier & hier im Blog) erinnern kann, darf hier gerne zugreifen. Veröffentlicht wurde dieses Machwerk am 26.08. auf ferryhouse productions, der Vertrieb geht hier über Warner und Zebralution.

Anspieltipps: The 4:19, Keep Your Ghost, Piece Of Gold

5/6 Punkten (Ziemlich intim und wunderschön)

Lewis & Leigh - Ghost
(Quelle: Presskit von ferryhouse productions)

Montag, 22. August 2016

Youtubisch Vol. 27

Man möge vielleicht lachen, vor ein paar Jahren habe ich Korn noch extrem gefeiert. Als die ersten Töne von Follow The Leader auf die Trommelfelle trafen, war es um mich geschehen. Diese Wucht und die Unnachgiebigkeit hat mich umgehauen.

Nun, einige Jahre später, folgten einige Ernüchterungen. Sei es, weil See You On The Other Side komplett daneben schoss oder weil Korn III mehr gewollt war, als gekonnt. Mag zwar sein, dass man hier den Versuch gewagt hat, dem ganz alten Sound gerecht zu werden, aber die Brechstange hat man hier schon gemerkt. Einzig Untitled war ein Album, mit dem man sich zurechtfinden konnte, das war nicht mehr ganz so "neu" wie "See You On The Other Side", dennoch war man mit der eingefädelten Elektronik gewachsen und konnte ein sehr depressives und mitreißendes Werk schaffen. 

Und wo steht man heute? Tja, nach dem man mit Rotting In Vain (hier im Blog) schon mal vorgelegt hatte, wurde über ein paar Tage die Prämiere von "Insane" auf BBC Radio 1 angekündigt. Als (ehemaliger?) Fan wartet man geduldig und gibt sich die Rock-Show, die nebenbei erwähnt, gar nicht so schlecht war. Der große Moment war gekommen und der Moderator legte los, zwei Mal. Die ersten 15 Sekunden des Teasers kannte man ja schon, mit dem brachialen "Ende". Nachdem man komplett ausgerastet ist, kommt der Mittelpart. Schräge Gitarren treffen auf einen Dudelsack und Sprechgesang (?). Das haben wir auf "Follow The Leader" schon besser gehört. Überhaupt kommt der Gedanke auf, dass man Issues oder eben "Follow The Leader", beides Alben der Hochzeit dieser Band, mit dem Untitled-Album vermischt hat. Aber warum ist man nicht hart geblieben? Warum musste man seinem Sound, den man vor 14 Jahren unter die Meute gemischt hat, denn so hart folgen? Einerseits will man innovativ sein, andererseits kommt man einem dann mit so einem Titel an. Nun kann man hoffen, dass der Rest der Platte ein paar Zacken zulegt und man sich nicht mehr so verzettelt. Am 21.10. kann man sich dann gerne anhören, wie es auf "The Serenety Of Suffering" zugeht.

Korn - Insane (Official Audio)
(Quelle: Youtube.com)
Weder Fisch noch Fleisch. 

Samstag, 13. August 2016

K&F-Records Nr. 1: Black Oak - Equinox

Was haben Bands wie Simon & Garfunkel und Kings of Convenience gemeinsam? Es handelt sich immer um zwei Musiker, die akustisch unterwegs sind und sich damit einen Namen gemacht haben.

Die Band Black Oak aus den Niederlanden kann sich hier ebenso einreihen. Der Sound des des Duos Geert van der Velden und Thijs Kuijken (bitte fragt nicht, wie man das ausspricht) schmiegt sich mit Folk ebenso, wie der Bands, die vorher bereits aufgezählt wurden, in eure Ohren und erzeugt eine wohlige Atmosphäre, fern jedem Stress des Alltags. Zur Aufnahme von "Equinox" hat man sich noch ein paar andere Musiker ins Boot geholt, das erklärt dann auch, warum man so viele Lagen von Instrumenten in die Ohren gepackt bekommt. Und das alles relativ unaufdringlich, ohne Effekthascherei. Wer die Augen schließt, wird automatisch in den Melancholiemodus gelegt, man erinnert sich an wunderschöne Szenen aus der Vergangenheit oder dem, was das Hirn einem in Schönfärbung vor das innere Auge schiebt. Wer wachen Auges durch die Gegen schlendert, wird sich mit dieser Musik in einem Wunderland wähnen, aber bitte mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Auf Bandcamp kann man das gesamte Album, welches immerhin knapp 39min umfasst, verteilt auf elf Titel, komplett anhören und natürlich auch kaufen. Erschienen ist das gute Stück in Deutschland auf K&F-Records aus Dresden, welches auch mp3's verschenkt. Also lohnt sich der Blick auf die Labelseite allemal.

Anspieltipps: The Grain (Video), Melee, Thaw

5/6 Punkten (Hach, weißt du noch, damals?)

Black Oak - Equinox
(Quelle: Bandcamp.com)

Diese warme Dusche gibt es auch auf Tour im Spätsommer:

07.09. Dortmund, Neues Schwarz
08.09. Mainz, Schon Schön
09.09. Erfurt, Franz Mehlhose
10.09. Dresden, Blue Note
11.09. Jena, Café Wagner
13.09. Freiburg, Swamp
14.09. Bern (CH), Musigbistrot
15.09. Chur (CH), Werkstatt
16.09. Rorschach (CH), Treppenhaus
17.09. Wien (AT), Haus der Musik

Sonntag, 7. August 2016

Die 15. Fleet Union: Abay - Everything's Amazing And Nobody Is Happy

Bei einigen Lesern werden jetzt vielleicht erstmal die Alarmglocken schrillen, zumindest wenn sie denn Blackmail kennen. Denn der Name Abay ist der Familienname des ehemaligen Sängers eben dieser Band. Anders aber, als vielleicht nun einige denken werden, handelt es sich hierbei nicht um ein reines Soloding. Der Gitarrist von Juli, ihr wisst schon, die mit der Pefekten Welle, ist hier eigentlich dran Schuld, zumal er bei dieser Geschichte mitwirkt. Das Bandkonstrukt soll man als Duo mit Band verstehen.

Der Albumtitel, auch wenn er recht sperrig klingt, soll das aktuelle Zeitgeschehen widerspiegeln. Es hört sich aber viel mehr nach einer Space-Opera an. Das Raumschiff startet mit den Textzeilen : "I got myself a space coat, I like to shoot a gun" und fährt quasi unter leisen Klavierklängen hoch. Unverhofft setzten Schlagzeug, Gitarre und Bass ein und machen aus dem ganzen was sehr fulminant großes ... um dann wieder auf dem Klavier (eigentlich ein E-Piano) liegen zu bleiben. Als Rennradfahrer nennt man das Intervalltraining. Aber genau so schiebt sich dieser Titel durch die Gehörgänge und ist auch gleichzeitig, alleine schon wegen der Soundwand, der beste auf der ganzen Platte. Mit "Fenfire" geht es ebenso abgespacet weiter, als wenn jemand gerade eben auf dem BR die Space Nights laufen lässt. Ein Titel der noch auffällt, ist "Easy Ease", weil man ein Xylophon (?) zu hören bekommt, worauf das Schlagzeug ein paar Takte einstiegt, aber schräg, so das man meint, dass alles recht unharmonisch ist. Dennoch scheint es zu passen und man macht wie gewohnt weiter, es gibt nichts zu sehen, gehen sie weiter. Das Raumschiff schlingert nur hier und da.

Wie schon erwähnt, das ganze Ding schwankt zwischen leisen Klängen und voller Wucht, auch wenn man mit dem Opener eigentlich das interessanteste Feuer zuerst gezündet hat. Die Stimme von Aydo Abay ist sehr signifikant, wird teilweise stärker vor die Instrumente gestellt. Dennoch genügt die Produktion der anderen Musiker (die Legende besagt, dass hier bis zu 35 Musiker mitgeholfen haben), um die Wucht und eben die stillen Ecken des Langspielers perfekt zu tragen. Das Album erscheint am 12. August auf Unter Schafen Records.

Anspieltipps: The Queen Is Dead, Easy Ease, Fenfire

5/6 Punkten (Captain Future kommt hier ganz schön ins Schwitzen)

Abay - Everytings's Amazing
And Nobody Is Happy
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Dienstag, 2. August 2016

Youtubisch Vol. 26

Weil mir gerade danach ist, geht es nun im achten Monat diesen Jahres mit Youtube los. Zum einen, weil auf der CD in der aktuellen Visions ein wunderbarer Track drauf ist, den es auch eben auf Youtube gibt und zum anderen, weil sich eine Band aus meinen Jugendzeiten wieder meldet.

Über Trade Wind erfährt man selbst auf der Facebookseite nicht viel, nur das es sich hier um vier Menschen aus vier unterschiedlichen nordamerikanischen Städten handelt. Der Titel "I Hope I Don't Wake Up" sagt relativ viel aus, da es sicher den ein oder anderen Mitleser gab, der schon mal das Selbe gedacht hat. Musikalisch ist das Ding hart aber dennoch zerbrechlich aufgezogen. Die Gitarren wirken leicht dissonant, die Saiten klingen einzeln sehr lang nach, man könnte hier Post- vor Rock oder Metal schreiben. Definitiv hörenswert, besten Dank an die Visions für diesen Leckerbissen auf dem aktuellen Sampler. Das Album um diesen Titel herum heißt You Make Everything Dissapear, erschien am 15.07. auf End Hits Records und kann hier komplett auf Bandcamp gestreamt werden.

Trade Wind - I Hope I Don't Wake Up (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)


Nun zu einer Band, bei der der Andy von den Emil Bulls im Interview meinte, dass nach Take A Look In The Mirror das Ding eh gelaufen sei. Als Fan guckt man aber dennoch immer wieder nach der Band mit dem umgedrehten R, denn diese hat für mich den Weg auf die noch dunklere Seite der Macht frei gemacht. In "Rotting in Vain" geht es laut Band um das Feststecken in einer Situation, sei es in einem Lebensabschnitt, in einer Beziehung oder vielleicht auch im Job. Musikalisch muss man Korn eigentlich nicht erklären, man kann erwähnen, dass man hier die alten Zeiten von Issues heraushören kann, sei es aufgrund des mehrstimmigen Gesangs oder weil man sich mit den Gitarren und dem Bass nun nicht mehr so sehr an die Drums klammert. Ihr wisst schon, die Gitarre wird nicht bei jedem Schlag aufs Fell neu angezupft... zumindest nicht immer. Es bleibt gewiss abzuwarten, ob das neue Album "The Serenity Of Suffering" (VÖ: 21.10.), diesem Video standhält.

Korn - Rotting In Vain (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Aktuell doch ziemlich Lebensnah.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Das 2. Napalm: Jinjer - King Of Everything

Was war die Aufregung groß, als hier das Video von Jinjers Words Of Wisdom über den Bildschirm flimmerte und aus den Boxen einfach nur ein brachial drückende Sound kam. Und das lang vor der Ankündigung, dass dieses Quartett aus der Ukraine das Album King Of Everything veröffentlichen würden. Natürlich sitzt man dann nach so einem Hammertrack auf heißen Kohlen und wartet sehnsüchtig auf ein Promoexemplar.

Mit Hammer und Federboa im Gepäck: Jinjer

Und dieses warten hat sich gelohnt, auch wenn man mit dem Album erstmal etwas warm werden musste. Auch wenn Words Of Wisdom ein derber Brecher ist, der dem Zuhörer schon gehörig zusetzt, so entwickelt sich das gesamte Kunstwerk nicht nur brachial. Die Frontfrau Tatiana Shmailyuk beherrscht nicht nur das extremste Belasten der Stimmbänder, sie kann auch singen. Dabei ist ihre Stimme nicht so "niedlich", wie die von Kitties Sängerin Morgan Lander, Tatianas stimme hat Soul, ist angenehm tief und wirft die Titel des Albums innerlich nochmals in zwei Lager auf, schafft eine Schizophrenie, die es zuletzt bei den Marmozets gab, auch wenn hier zwei unterschiedliche Musikstile aufeinander treffen. Das ukrainische Quartett schafft mit all ihren Instrumenten einen Querschnitt der Metal-Stile. Mal gibt es eine Prise Djentcore, dann wieder Metalcore, Nu-Metal... name it and you will find it. Der letzte Titel "Beggars Dance", haltet euch fest liebe Leser, ist sogar komplett Swing, keine Core, nix. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass der Text hier der gleiche ist, wie beim Prolog. Man schließt quasi Textlich den Kreis, auch wenn das letzte Stück etwas aus dem Rahmen fällt. Lustig ist es allemal, da hier Erinnerungen an S.C.I.E.N.C.E. von Incubus aufkommen.
Roman an der Gitarre und Eugene am Bass beherrschen alle aufgeführten Stile mehr als gut, können unglaublich schnell spielen, jeder Griff sitzt und macht einen fast wirr im Kopf. Das Schlagzeug beherrscht hier mehr Gangarten als ein Islandpony, das hilft die Vielfalt zusätzlich zu untermauern. Nur Doublebass kann jeder. Die Produktion der Platte ist mehr als gelungen, alles drückt fett voran, ruhigere Stellen lassen den Zuhörer denken, er wäre verdammt noch mal alleine im Universum. Aber was machen wir jetzt mit dem letzten Track? Nun, der ist ebenso gut produziert, er lässt Luft für die nächste Rutsche durch die 42-Minutenschleuder. Mit Sicherheit eines der Alben des Jahres.

Anspieltipps: 

Words Of Wisdom: Hier geht es um die Wurst. Man schlängelt sich von Hinten an um dann mit voller Wucht zuzuschlagen. Dieser Track weiß auf ganzer Länge zu tragen, man muss hier abgehen. Das Video hierzu mag zwar einfach gehalten sein, hinterlegt aber dennoch die Wucht, die Energie, die hinter diesem Track steht.

I Speak Astronomy: Auch wenn man am Anfang meinen mag, dass der Track ganz schön nach Nu-Metal klingt, so entwickelt sich das gesamte Konstrukt in eine völlig andere Richtung. Nicht nur die stimmliche Vielfalt und Kraft wird hier mehr als deutlich, hier findet man genau diesen Moment der inneren Einsamkeit im Universum, wie er oben weiter schon mal beschrieben wurde. Hat sogar Ohrwumrcharakter.

Pisces: Man fängt erstmal an zu kuscheln, ihr wisst schon. Man möchte entspannen, die Stimme wandert hypnotisierend wie Ka's Stimme in dein Ohr. Auf einmal wird dir in den Rücken getreten und Tatjana lässt ihren Dämon frei. Sehr viel Achterbahn für einen Titel, da man hier ständig wechselt, zwischen infernalem Losballern und einer ruhigen Kugel, die fast stehen bleibt, weil sie keiner anschiebt.

6/6 Punkten (Klatschen und Namentanzen ist hier nicht.)

Jinjer - King Of Everything
(Quelle: Presskit von Napalm Records)

Samstag, 2. Juli 2016

Youtubisch Vol. 25

Ihr erinnert euch vielleicht noch an des Interview mit Nu-Nation aus Russland? Vielleicht seid ihr heute auch zum ersten mal hier? Nun, einfach hier, hier und hier klicken und lesen.

Die BandNu-Nation hat sich für einen Titel mit der Sängerin Lena Scissorhands von Infected Rain zusammengetan. Das entstandene Stück hört auf den Namen "Le Me Go" und ergibt eine interessante Mischung aus der Härte von Nu-Nation und dem Gesang von Lena. Aber wehe, man lässt sie von der Kette, dann rastet die junge Dame mit den Dreadlocks richtig aus und lässt ihre Stimmbänder unter maximaler Last arbeiten. Mit Hilfe der Instrumentalisierung der Jungs von Nu-Nation und der Stimme von Arthur ergibt sich ein druckvoller, moderner Metalsong, der nirgends wünsche offen lässt. Den Titel könnt ihr, oh wunder bei diesem Thema, über Youtube streamen oder auch über Amazon, iTunes oder google-play erwerben.

Nu-Nation - Let Me Go (feat. Lena Scissorhands) - Audiostream
(Quelle: youtube.com)

Das 1. Napalm: Dawn Of Disease - Worship The Grave

Da es hier im Blog ab und an recht rund geht und hier allerlei Musikrichtungen abgedeckt werden, ist Napalm Records aus Österreich ein Schlag in Richtung der derberen Musik. Mit einem Ableger in Berlin und in den USA ist man auf vielen Partys vertreten. 1992 gegründet, kann man aktuell ein recht großes Portfolio aufweisen und deckt nicht nur den Doom oder Death Metal ab. Ihr Nasen werdet euch vielleicht fragen, wie ich jetzt hier in den den Genuss von Rezensionsexemplaren gekommen bin. Über Nu-Nations Video zu Make Them Bleed. Da stand Jinjers Words Of Wisdom in der Auswahlliste. Da der Titel gefiel, habe ich nachgeforscht und angefragt, ob man ein Rezensionsexemplar des nächsten Albums bekommen könnte. Tja, nun wird es hier öfter mal Blut von der Decke regnen.  Nun geht's auf in die erste Metal-Rutsche.

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Die Osnabrücker Band Dawn Of Disease hatte sich ursprünglich bereits 2003 zusammengefunden, 2004 gab es mit "Through Bloodstained Eyes" bereits die erste Maxi-CD. Trotzdem man sich in der Szene einen Namen gemacht hatte, war 2007 erstmal die Luft raus und man machte eine Pause. Damit wollte sich dann der Sänger Tomasz nicht zufrieden geben und hat 2009 die Band von Grund auf neu aufgebaut. 2011 konnte man dann bereits den ersten Langspieler "Legends of Brutality" vorweisen. Und nach dem zweiten Album "Crypts Of The Unrotten" hat man nun, am 24.06., das Album Worship The Grave auf Napalm Records veröffentlicht.

Wie man an den Albennamen vielleicht erkennen kann, macht die Band keine halben Sachen was die Musik und die Titel angeht. Dabei ist der eingespielte Death Metal nicht zu brutal oder gar eintönig eingespielt. Man schaft es Einflüsse des Metals aus den skandinavischen Ländern in die eigene Musik einzuweben und bringt somit einen modernen Touch in die ganze Geschichte. Es wird nicht einfach so losgedroschen, als gäbe es kein Morgen mehr, man gibt sich polyrhythmisch und kann mit den Gitarren auch mehr, als nur wild die oberste Saite kaputtspielen. Da zeigt sich dann auch der Vorteil von zwei Gitarren, "Ashes" klingt fast so, als könnte es auf einem BFMV-Album platz finden, zumindest in den ersten paar Akkorden. "On Trails Of Death" könnte von einem Soulfly-Album kommen, auch wenn man hier nicht nur eine Schlagzahl beherrscht.

Der Gesang ist hier standesgemäß und trägt die Marke "Growl and Scream", sollen die anderen doch lieblich säuseln. Wahrlich muss man das mögen, wer sich aber in dieser Szene bewegt und beim Label "Death Metal" feuchte Augen und einen grenzdebilen Blick bekommt, der weiß, dass das Thema Gesang hier ad acta gelegt werden kann, die Stimmbänder sind immer am Anschlag. Wer das eine ganze Show durchhält, hat Respekt verdient.

Der Trommler, der die Felle malträtiert kann mehr, als nur irre schnell Sticks wirbeln und mit den Beinen schlackern, so dass die Kick nur doppelt kommt. In "Outsocurcing The Brain" könnte man meinen, dass das Schlagzeug wie ein Pferdegalopp klingt. Durch die standesgemäße Aufnahme, kommt das Drumset nicht zu kurz und kann sich hören lassen, da man hier nicht alles durch Verzerrer jagt. An sich klingt die Platte fett und kann über die gesamten 41 Minuten überzeugen, der Meister am Pult hat hier alles richtig gemacht und verdient ein paar Klopfer auf die Schulter.

Anspieltipps: The Saviour's Tomb, Outsourcing The Brain, Ashes.

5,5/6 Punkten (Leise rieselt das Blut...)

Dawn Of Disease - Worship The Grave
(Quelle: Presskit von Napalm Records)

Montag, 20. Juni 2016

Die 14. Fleet Union: Grizzly - Kidlife Crisis

Bei den ersten Klängen von Kidlife Crisis musste ich unweigerlich an eine andere, große Band denken, die hinter dem Atlantischen Ozean ihr Unwesen treibt. Gemeint ist A Day To Remember. Aber dazu später vielleicht etwas mehr (?).

Die sechs jungen Bären aus Karlsruhe haben sich Heavy-Pop-Punk auf die Fahnen geschrieben und sind seit 2014 am werkeln und können nun ihren ersten Longplayer veröffentlichen. Der Name des Albums kommt nicht von ungefähr, alle Musikanten befinden sich im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Hier stellt sich einiges um. Einige werden richtig erwachsen, mit Heiraten, Haus und dem, was die Gesellschaft von einem erwartet. Andere werden wiederum nicht erwachsen, man trifft sie auf Konzerten, Partys und der Hausbauer aus dem Satz davor wünscht sich diese Freiheiten. Mit sechs Menschen an den Instrumenten kann man nun eine Menge anfangen. Die Produktion und das Drum und Dran kann sich hören lassen, man klingt wie Bands aus Übersee, die es schon seit Jahren gibt. Digital ist natürlich so einiges möglich, sodass man selbst in einem recht frühen Bandstadium viel erreichen kann. Die Band schwimmt hier aber auch auf einem Trend mit, der sich seit ein paar Jahren abzeichnet, den Verschnitt aus derbsten Anleihen des Metal und Metalcores und ein paar Elementen des Rocks und des Pops. Punk? Nun, davon vermag man hier wenig zu finden. Der Metaller selbst wird vielleicht ein wenig die Nase rümpfen, trotzdem es, wie in "This Is Life", mal kurz etwas, salopp formuliert, Geballer gibt. Davon hätte es aber auch gerne mehr geben können, aber das kann auch einfach nur Geschmackssache sein. Die breite Masse könnte sich, dank Alben wie That's The Spirit von BMTH, an den Sound gewöhnt haben und sich auch für Grizzly's Album entscheiden. Vielleicht entwickelt sich die Sechserbande dann in eine andere, härtere Richtung und der nächste Langspieler setzt direkt mit der Brechstange an. Beachtlich ist die Anzahl der Titel und die Länge des Albums: vierzehn Titel und fast 47min Spielzeit. Man könnte meinen, ein Rundumsorglospaket. Veröffentlicht wurde die kindliche Krise am 27.05. auf Department Musik, den Vertrieb regelt hierbei Sony.

Anspieltipps: This Is Life, Forever, No Better Place

Hörbeispiel: Close At Heart

4,5/6 Punkten (Jaja, so sind sie, die jungen Bären.)

Grizzly - Kidlife Crisis
(Quelle: Promomail von Fleet Union)

Samstag, 11. Juni 2016

Die 13. Fleet Union: Kino Kimino - Bait Is For Sissies

Es gibt auf diesem Erdenball Künstler_innen und Bands, die fallen an einigen Stellen aus dem Rahmen. Sei es, weil sie ein besonderes Auftreten haben oder deren Musik ist einfach faszinierend, wobei diese dann in kein Genre passen mag. Kino Kimino ist eines dieser Projekte, gegründet von Kim Talon, die bereits seit einigen Jahren musikalisch unterwegs ist. In ihrem Album "Bait Is For Sissies" geht es von vorneherein um ihre Persönlichkeit, um Trennung, eine kathartische Entwicklung, um Betrug und Gewalt.

Musikalisch fällt hier eigentlich alles aus dem Rahmen. Es gibt elektrische Gitarren, die klingen jedoch mit Absicht total schräg und nur einen Hauch verzerrt. Pop-Musik ist es aber auch nicht, was einem hier in die Ohren trällert, obwohl die Dame eine sehr angenehme Stimme hat. Man könnte für den Vergleich vielleicht Künstler wie My Brightest Diamond oder die Band mr. Gnome heranziehen. Denn es geht hier nicht gradlinig in eine Richtung, nein. Kaum meint man vielleicht irgendeine Genreschublade gefunden zu haben, wo die Dame vielleicht ihre Ruhe finden könnte, entspringt sie dieser, streckt ihre Zunge raus und fordert den Zuhörer zum Einfangen auf, zum Folgen. Sie führt einen in abgefahren surreale Welt, böser als die von Alice. Dennoch bleibt sie hörbar, ist nicht zu abgehoben oder gar dissonant. Das kann natürlich auch an ihrer langjährigen Musikerfahrung liegen und an der Produktionsstätte, die sich die Kanadierin dazu ausgesucht hat. Hierbei handelt es sich um Sonic Youths Studio Echo Canyon West, wo John Agnello (u.A. Dinosaur Jr.) die Regler bedient hatte, um die abgefahrene Atmosphäre angenehm einzufangen. Zum Nebenbeihören eignet sich das Album jedoch nicht, da es zu viele Details gibt, die es zu entdecken gibt, sei es irgendein kleine Radioschnippsel oder Instrumente, die man beim ersten durchhören vielleicht nicht wahrnimmt. Wer jedoch Perfektionismus und Berechenbarkeit erwartet, wird hier auf den 34 Minuten enttäuscht. Darum geht es auch nicht, das ist auch nicht Intention. Es wirkt fast wie eine willkürliche Ansammlung von Rhythmen und spontanen Ideen, die auf Platte gebannt wurden. Veröffentlicht wurde diese Reise am 03.06. auf My Favorite Chords,wobei Broken Silence den Vertrieb regelt.

Anspieltitpps: Passion, Loincloth, Caste Out

5,5/6 Punkten (Ich bin mit dem Hutmacher zum Tee verabredet.)

Kino Kimino - Bait Is For Sissies
(Quelle: Fleetunion.com)

Donnerstag, 9. Juni 2016

8th Backstage Broadcast: Drowners - On Desire

Es gibt Alben, die fangen einen im ersten Moment sofort ein und lassen einen nicht mehr los. Dann gibt es Alben, mit denen wird man auch nach dem unzähligsten Male nicht warm, weil die Qualität der Titel oder der Konzeption gar nicht passt. Und dann gibt es richtig fiese und gemeine Alben, die sich von hinten anschleichen, einen zuerst im Ungewissen lassen und einen dann doch komplett mit sich reißen. Genau zu dieser letzten Gattung zählt "On Desire", des Quartetts, welches sich Drowners nennt. Gegründet 2011, brachten Sie erst 2013 ihre erste EP "Between Us Girls" auf den Markt, worauf 2014 der erste, richtige Langspieler, der auf den Namen der Band hörte.

Wenn man sich die ersten paar Sekunden von "On Desire" gibt, denkt man zuerst gar nicht an eine Band aus New York, sondern eher an eine andere bekannte Gruppierung, die Killers. Wäre das New Yorker Quartett ein paar Jahre eher entstanden, stünde wohl ein The davor und würde damit die Playlist auf dem heimischen Abspielgerät noch unübersichtlicher machen. Aber zurück zum Thema. Die Jungs verbinden Synthesizer gekonnt mit den anderen Instrumenten, um daraus tanzbaren Indierock zu schaffen. Daher ist die ausgezeichnete Produktion mehr als hilfreich. Diese lässt keine Wünsche offen, auch wenn das Drumset vielleicht etwas seicht ist... oder muss das bei dieser Musikrichtung so sein? Der Gesang geht hier auch mehr als in Ordnung, da dieser nicht so zwischen den Tönen liegt, wie bei anderen Bands, aus der Ära, als MTV langsam anfing Musik durch eine vorgeschriebene Realität zu ersetzen. Dabei ist die musikalische Realität, die durch diese vier Menschen geschaffen wird, um so vieles besser und echter. Tracks wie "Troublemaker" "Human Remains" oder auch "Another Go" lassen vergangene Zeiten wieder aufleben, auch wenn diese mal eben 10 Jahre her sind.

Veröffentlicht wird das 38 minütige Machwerk am 24.06. auf Frenchkiss Records / The Orchard

Anspieltipps: Troublemaker, Someone Else Is Getting It, Conversation With Myself


5/6 Punkten (Auf auf in die nächste Indiedisco)

Drowners - One Desire
(Quelle: Presskit von Backstage Broadcast)

Sonntag, 29. Mai 2016

Teil 3 des Interviews mit Nu-Nation vom 29.04.2016

Wenn ihr wissen wollt, was Russen so über die Europäer denken und wie es um die Metalszene in Russland steht, sollter ihr hier klicken.

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Dmitri (b), Alexei (d), Denis (g), Arthur (v), Alex (g,v)
Das ist Nu-Nation aus Russland
(Quelle: Facebook.com)

Wie seht ihr die Zukunft eurer Band? Denkt ihr, dass ihr in dieser Formation noch fünf oder zehn Jahre Musik machen werdet, so wie Korn?

Alex: Wir sollten es probieren.

Manchmal können Arbeit und Familie die Zeit für Band extrem einschränken.

Alex: Ich kann dazu nichts sagen, da ich keine Kinder habe. Somit weiß ich auch nicht wie viel Zeit ein Sohn so in Anspruch nimmt, außerdem würde ich immer versuchen, irgendwie Zeit für die Band zu finden. Ich bin ja verheiratet und meine Frau unterstützt mich hierbei, jeder in unserer Band hat sein eigenes Leben. Ich werde sicher auch nicht die Band beerdigen, sobald ich Kinder habe, außer wenn es vielleicht echt schwer wird auf Tour zu gehen. Wir werden aber weiterhin alles versuchen um Musik aufzunehmen, wir sollten erst dann damit aufhören, wenn uns die Ideen ausgegangen sind, so wie eine Band, die nur fürs Geld Musik aufnimmt. Wir verdienen keinen Cent mit unserer Musik, also ist das auch nicht unser Ziel, es geht hier mehr um unsere Ausgeglichenheit. Das einzige Geld, was reinkommt, kommt von iTunes, Googleplay und natürlich auch vom Merch. Aber das meiste Geld kommt von unserer Arbeit und unseren Familien.

Würdet ihr ausflippen, wenn irgendeine große Plattenfirma wie Warner oder Roadrunner Records euch unter Vertrag nehmen würde?

Alex: Natürlich, was denkst du denn?

Auch wenn ihr Gefahr laufen würdet, in einem Hamsterrad aus Touren und Aufnehmen zu landen?

Alex: Natürlich, warum sollten wir es nicht ausprobieren?

Am Ende eines jeden Interviews frage ich immer ein paar simple Fragen. Trinkt ihr morgens Kaffee oder Tee?

Dmitri: Kaffee

Denis: Kaffee.

Alex: Ich trinke Wasser.

Bist du straight edge?

Alex: Nicht wirklich. Seit fünf Jahren rauche ich weder Zigaretten noch Joints noch trinke ich Alkohol. Aber ich greife gerne zu Milch und Wasser.

Dmitri: Der wacht doch immer erst am Abend auf, der hat keine Morgende.

Alex: Ich wache meist um drei Nachmittags auf... ich mag einfach keinen Kaffee und ich hasse Tee, das ist aber egal.

Mögt Ihr Katzen oder Hunde?

Alex: Hunde.

Denis: Natürlich Katzen.

Alexei: Hunde.

Dmitri: Katzen.

Arthur: Katzen.

Singt ihr unter der Dusche.

Alex: Ich singe nicht.

Arthur: Ich auch nicht.

Ich denke mal, dass deine Nachbarn dann auch ausflippen würden, wenn du singen oder gar shouten würdest.

Alex: Heute ist was lustiges passiert. Als wir durch Deutschland gefahren sind, hat uns der Zoll angehalten. Die haben unseren Wagen kontrolliert und danach haben wir denen unser neues Album gegeben. Eine weibliche Zollbeamtin fragte uns, wer denn der Sänger sei, sie zeigte sich sehr beeindruckt von seinem Gesang.

Habt ihr irgendwelche Regeln im Tourbus? So was wie kein Alkohol oder andere Dinge?

Alex: Nein, jeder von uns weiß, dass der für den Auftritt in Form sein muss. Nach der Show betrinken sich alle wie blöde.

… und trinken viel Milch.

Alle unisono: Monster.

Alex: Ich trinke viel Monster Energy und ich mag kein Bier.

Nebenbei, dieses Bier habe ich nie gesehen. Berliner Molle, wie schmeckt es?

Dmitri: Es ist gut.

Alex: Nach russischem Bier ist jedes deutsche Bier echt gut. Russisches Bier schmeckt wie Pisse... und das ist noch das beste Bier.

Das klinkt ekelhaft. Ich möchte euch dafür danken, dass ihr euch Zeit für das Interview genommen habt.

Alex: Wir danken dir, wart noch kurz, wie haben ein Geschenk für dich.