Donnerstag, 23. April 2020

Boston Manor - Glue (Pure Noise Records/Uncle M)

Kennt ihr dass, wenn ihr einen Musiktitel auf eurem Handy oder einem Gerät anmacht, dessen Lautsprecher nicht gerade der Rockmusik gewachsen sind? Der Opener Everything is Ordinary von Boston Manor klingt genau so. Aber keine Angst, die Jungs aus Blackpool sind schon seit 2013 unterwegs und mit Glue gibt es das dritte Album des Quintetts.

Dabei treffen auf dem Langspieler teilweise längst verloren geglaubte Genres aufeinander. Man findet neben Emo, Punk und eben Noise auch Alternative Rock. Man will sich eben nicht ganz festlegen lassen, wobei die Bandmitglieder sagen, dass sie auf dieses Album hingearbeitet hätten und es ihnen bei der Produktion gleich war, wie das Album auf der Bühne klingen würde. Man ist sich seiner Sache also sehr sicher. Man ist aber nicht übergriffig, trotz der oben genannten Genres. Die eigenen  Ideen fließen ein, man wirkt auf jedem Track sattelfest, auch wenn dieser ein komplett anderes Metier auskleidet, als der darauf folgende Titel. Der Zuhörer kann sowohl headbangen als auch schweben (zumindest gibt es Titel, in denen man das fühlen kann), je nach Gemütslage mag man mal den einen Titel mehr als den anderen, wobei man auch absolute Dauerbrenner geschaffen hat. Allein der Titel "Plasticine Dream" wirkt, als hätten ihn Filter 1999 aufgenommen, wirkt aber extrem nach und kann als eines der Highlights durchgehen. Es winken aber auch andere Bands der Insel akustisch durch die Studiofenster. Wen ihr aber da genau hört, könnt ihr selber entscheiden. Es sind aber Bands, die jeder kennt und von einigen nicht gemocht werden.

"Glue" wirkt, trotz der schweren Themen (digitalisierte Welt Verschwörungstheorien und Diktatoren), die aktuell die Runde machen, kurzweilig. Man fühlt sich nicht gleich dazu verdonnert ein Manifest zu hören. Das gesamte Werk erschließt sich zuerst über die Aufmachung, die Instrumente und die Spannungsbögen die an allen Ecken und Kanten gespannt werden. Später fallen einem dann auf eimal Wortfetzen auf die Trommelfelle und in die Gehirnwindungen. Der "Was habe ich da gerade gehört"-Effekt tritt ein und dann ist drin, zwischen den Rattenfängern, den Einsen und Nullen und erlebt komische Liebschaften. Der letzte Track heißt "Monolith" und so ähnlich läuft er auch ab. Er nimmt nochmal alles auf, was man auf dem Album findet und schickt einen mit einem Klavier aus dem "Kleber" heraus. Der Zuhörer muss dann erstmal alles sacken lassen. Es vergehen keine 50 Minuten, bis man durch ist, danach ist man selber durch.

Release: 01.05.2020
Label: Pure Noise Records

Anspieltipps: Plasticine Dreams, On A High Ledge, Brand New Kids

5/6 Punkten (Vielschichtigkeit auf einer Platte.)

Boston Manor - Glue
(Quelle: Presskit von Uncle M)