Sonntag, 29. Januar 2017

Die 18. Fleet Union: Jaakko Aukusti - Mountain

Jaakko Aukusti ist ein Musiker aus Turku, über den man hierzulande noch nicht so viel gehört hat. Auch wenn es der Name vielleicht vermuten lassen könnte, der Mann sitzt nicht mit einer Gitarre an irgendeinem kleinen Feuerchen und sinniert über das Vergangene. Nein, er klemmt sich alle Synthies, Instrumente unter die Arme, die er greifen kann, mischt dies mit Zeug, was sonst noch Lärm macht (das kann man sogar auf Facebook nachlesen) und kreiert damit einen fast typisch skandinavischen Pop-Indie-Sound.

Dieser flimmert zwischen dem, was in den 80ern war, nimmt den Pop aus den 90ern mit und wird mit dem gewürzt, was die 00er-Jahre an Bass noch übrig gelassen haben. Wer sich die Platte, die einfach Mountain heißt, gibt, wird gleich von einem undefinierbaren Rauschen begrüßt, welches sich über ein Gelärm wie auf einem Jahrmarkt zum eigentlichen Titel aufbaut. Fröhlich scheint der Musiker zu sein, die Beats sind stets treibend und fordern einen zum Tanzen auf. Die Sounds und Samples sind so dicht gestellt, dass man kaum Luft bekommt und einem ganz wirr im Kopf werden könnte. Aber der liebe Jaakko nimmt deine Hand und führt dich fröhlich hüpfend durch sein eigenes, verspieltes Popuniversum. Wer draußen durch die Landschaften streift, wird sein Grinsen auf dem Gesicht nicht mehr los. Der Trip durch diesen Mikrokosmos dauert leider nur etwas über 30 Minuten und wurde am 20.01. auf dem finnischen Label Vild Recordings und Cargo Records veröffentlicht. Als kleine Schmankerl werden die Titel OasisHimalaya, Moon Tower und What If All Else Fails? in den Ring geworfen, damit ihr in etwa wisst, worauf ihr euch einlasst.

Anspieltipps: Oasis, Ruby Eyes (Porygon),自宅 (Space Cowboy)

5/6 Punkten (Ich muss unbedingt die alten Snowboardvideos aus den frühen 2000ern ausgraben)

Jaakko Aukusti - Mountain
(Quelle: Cargo-Records.de)

Sonntag, 22. Januar 2017

Das 3. Add On Music: Bonobo - Migration

Wer kennt diesen Spruch nicht: "Gut Ding will Weile haben." Zwischen dem letzten Album von Bonobo, The North Borders, sind mal eben fast vier Jahre vergangen. Andere Künstler schieben in dieser Zeit zwei Alben auf den Markt.

Simon Green, so heißt der Mann im echten Leben, hat sich mit diesem Album der Bewegung gewidmet, der Migration, dem Mitbringen der eigenen Kultur und der Beeinflussung durch eben dieser. Musikalisch bewegen wir uns hier recht entspannt auf elektronischen Pfaden, wobei vieles an den verschiedensten Orten dieser Welt aufgenommen wurde. So wurde der Titel Break Apart in Berlin aufgenommen, mit Michael Molish (Sänger bei Rhye)  aus Kanada. Auch akustisch geht der Langspieler, der nebenbei erwähnt über 61min läuft, auf Weltreise. Entweder sind Titel nach bestimmten Orten benannt oder es gibt Gesänge auf die Ohren, welche stark an die Folklore Afrikas erinnert. Die BPM bleiben, wie bereits erwähnt, auf einem sehr entspannten Level und laden zum Schwelgen ein, vielleicht auch mal zum Kopfnicken, für mehr reicht es aber dann doch nicht. Wer tanzen will, muss die Platte dann eben mit höherer Geschwindigkeit abspielen.

Die Produktion ist ausgewogen, überrascht an einigen Stellen, jedoch ergibt sich ein rundes Gesamtbild aus Synthesizern und Echtinstrumenten. Wer sich auf eine musikalische Umrundung des Erdballs wagen möchte und einen Hang zu Chill-Out, Ambient und ein wenig Bass hat, kann sich Migration gerne geben, aber Obacht. Die Stunde ist schneller rum, als man am Anfang vielleicht meinen mag. Seit dem 13.01. ist das Album auf Ninja Tune auf verschiedenen Tonträgern und als Download erhältlich, wer sich die Kaufentscheidung erst vorhören muss, kann das Album auch auf Bandcamp streamen.

Anspieltipps: Ontario, Surface (feat. Nicole Miglis), Kerala

5/6 Punkten (Das musikalische Gemüsebeet kann nie zu groß sein)

Bonobo - Migration
(Quelle: Bandcamp.com)

Samstag, 14. Januar 2017

Das 2. Add On Music: Austra - Future Politics

Es gibt Musiker und Bands, die erkennt man an den ersten 5 Tönen. Man ist sich dessen gewiss und taucht unter diesem Augenmerk in die geschaffenen Werke ein. Austra aus Kanada ist eben so ein Fall, bei dem besonders durch Konstruktion der Beats in Verbindung mit den Synthesizern und der Stimme von Stelmanis eine Melange erzeugt wird, die sich seit dem ersten Album Feel It Break nicht verändert hat. Auf der einen Seite hat dies den Vorteil, wie McDonalds, überall wiedererkannt zu werden, auf der anderen Seite könnte man hier die große Stillstandskeule schwingen. Hier kann man sie jedoch getrost stecken lassen, da der Sound nicht langweilig wirkt.

Wie der Albumtitel mit Future Politics bereits umreist, geht es um die Zukunft, vor allem in der Politik. Zwischen dem letzten Album Olympia und dem jetzigen, sind einige Monde verstrichen, die Sängerin kämpfte ihre eigenen Kämpfe aus und beschäftigte sich mit ihrem Umfeld, auch auf politischer Ebene. Auf dem Langspieler geht es um den Zerfall der Gesellschaft, aber auch um den eigenen Horizont. Den eigenen Horizont hatte sich Stelmanis während der Produktion selbst nochmals erweitert, da sie sich entschied, nach Mexico City zu ziehen, wo der Spalt zwischen den Reichen und den Armen noch drastischer ist, als in unseren Breitengraden. In dieser Stadt entstand auch der letzte Titel "43", bei dem Sie eine Geschichte einer Mutter beschreibt, die ihren entführten Sohn sucht, einer von 43 Studenten, die 2014 in Igaula verschwunden sind.

Wie es sich für ein Pop-Album gehört, darf das große L-Wort nicht fehlen, wobei es hier eher um die Enttäuschung geht, die dahinter steckt, wenn nicht alles nach Plan läuft oder anders als gedacht. "I Love You More Than You Love Yourself" spricht wohl Bände. Die Produktion lässt keine Wünsche offen, alles ist wuchtig ausgestattet und passt auch auf große Tanzsääle. Der Sound, den Austra ausmacht, quillt hier die kompletten 45min aus allen Ecken und Kanten. Erscheinen wird diese tanzbare Nachdenkscheibe am 20.01. auf Domino. Wer sich nicht ganz sicher ist, das sinnvoll ist, was hier steht, kann sich gerne das Album auf Bandcamp geben und dann entscheiden,

Anspieltipps: Future Politics, Utopia, Freepower

5,5/6 Punkten (Auf auf in das Jahr 2017, macht was draus!)

Austra - Future Politics
(Quelle: Bandcamp.com)