Donnerstag, 28. November 2019

Gabby's World - O.K. (Bandcamptage)

Der Name des Albums ist mit O.K. sehr kurz und prägnant. Der Langspieler der Dame selbst ist jedoch mit 35 Minuten ausrechend lang und hat mit elf Titeln genug zu bieten. "O.K." weiß zu überzeugen, man findet sich akustisch irgendwo zwischen den Zwilingen Tegan And Sara und ein paar Folkmusikern. Das ganze Ding ist dennoch weit entfernt von irgendwelchem Kitsch. Wer also entspannen möchte und etwas Abstand zum Alltag sucht, kann sich "O.K." von Gabby's World geben und kostenlos laden. Das Werk erschien zwar 2015, es ist dennoch allemal hörenswert, vor allem wegen des Preises. Hier geht nichts unter, alles ist kraftvoll produziert und die Stimme der jungen Dame ist stets gut eingebunden. Man kann sich an einigen Stellen verlieren aber auch hin und wieder beim Mitsummen erwischen.

Anspieltipps: Broken Necks, The Thunder Answered Back, Alone At The Party

Gabby's World - O.K.
(Quelle: Bandcamp.com)

Schalt mal einer den Stress aus!

Freitag, 22. November 2019

Audiolaw - There Are Millions (Timelock Music/bangup bullet)

Es gibt immer wieder mal Musik, die völlig aus dem zeitlichen Rahmen fällt. Es ist so, als würde man ein Album von vor mehreren Jahrzehnten ausgraben. Das trifft auf There Are Millions von Audiolaw komplett zu. Man reist vielleicht nicht so weit in die Zeit zurück (man landet irgendwie in den 90ern, biegt mal in die 70er ab und kommt beim Folk à la Jack Johnson an), dennoch merkt man, dass das ganze Konzept so gar nicht in die heute gesteckten Rahmen zu passen scheint.

Das beginnt bei der Länge des Albums. Man hat es hier auf 61 Minuten Spielzeit gebracht. Das auf 16 Titel. Wenn man bedenkt, wie groß die Aufmerksamkeitsspanne eines Normalbürgers heutzutage ist und wie sich die Musiklandschaft insgesamt verändert hat, dann scheint allein die Idee, ein so langes Album auf den Weg zu bringen, verrückt. Das Quartett aus der Eifel hat den Sprung gewagt, ist nach Irland gereist und hat dort in Livesission-Manier aufgenommen. Dies schafft eine gewisse Grundstimmung, man fühlt eine wohlige wärme. Fragen wie "Weißt du noch?" schwirren durch den Kopf und bekommt einen verklärten Blick. Solange man die Texte außer Acht lässt. Die Künstler lassen keine Zweifel daran, was sie aktuell von den mächtigen Leuten im TV und Radio halten. Wobei das Intro auch von Kraftwerk kommen könnte.

Die Produktion geht, auch über die Spieldauer, in Ordnung. Sie ist der Musik angepasst, wirkt aber an einigen Stellen etwas kraftlos. Es ist halt aber auch kein Metal der hier über die Lautsprecher brüllt, sondern "nur" Rock, Folk, Blues und ein paar experimentelle Ausflüge hier und da. Wer Zeit und Muße hat, der kann sich das Album gerne anhören, hört ein paar Feinheiten hier und da und freut sich über die tierischen Begleiter.

Release: 15.11.2019
Label: Timelock Music

Anspieltipps: Blind Horses, Love Or Enemy, I Told U Before

4,5/6 Punkten (Ein langes Album in solch kurzlebigen Zeiten.)

Audiolaw - There Are Millions
(Quelle: Presskit von bangup bullet)

Sonntag, 17. November 2019

Lionheart - Valley Of Death (Arising Empire/Uncle M)

Wenn man sich einige Hardcore-Texte gibt, dann geht es viel um Familie, dass man für den anderen einsteht oder dass man, wie Deez Nuts, auch mal Party macht, als ob es kein Morgen gäbe. Und dann gibt es Lionheart aus Kalifornien, dessen Sänger ganz andere, viel härtere und persönlichere Themen anspricht. Im Tal des Todes geht es um Depressionen, darum, wie man mit 17 in Handschellen abgeführt wird, weil man viel Mist gebaut hat und dass man die Kontrolle über sich verliert, da man seit 10 Tagen nichts gegessen hat. Auch wir, die Reviews schreiben, bekommen unser Fett weg, denn dem Sänger geht es nur um das, was er erlebt hat und das es ihm egal sei, wie viele Platten verkauft werden.

Ja, das sind keine Themen, zu denen man Party macht, dennoch gibt es Fans, die sich zu den Konzerten begeben um eben diese Texte zu feiern? Diese Konzerte sind für viele ja nicht anderes als Ventile für die alltäglichen Probleme und Dämonen, die einem entgegenkommen, überrumpeln und völlig vereinnahmen. Der Sound der Band kommt, wie bereits oben erwähnt, Deez Nutz schon sehr nahe. Die Gitarren schmettern ordentlich und bilden mit dem Bass eine massive Wand. Die Drums stellen sich auch und können auch im Double, der Sub-Bass darf natürlich nicht fehlen. Ihr wisst schon, das angenehme Wummern, wenn es in den Breakdown geht. Leider ist das Album nicht sonderlich lang, nicht mal 25 Minuten, am Ende wird man von Tom Patty's Free Fallin' verabschiedet. Wer Fan der Musik ist, wird sich über einen zusätzlichen Langspieler freuen, auch wenn die Texte echt harter Tobak sind. Alle anderen könnten sich vielleicht an den (fast) immer gleichklingenden Gitarrenparts stören. Aber man versteht immerhin die Texte.

Release: 15.11.2019
Label: Arising Empire

Anspieltipps: When I Get Out, Burn, Stories From The Gutter

5/6 Punkten (Es kann ja nicht immer nur ums Saufen und Partymachen gehen.)

Lionheart - Valley Of Death
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Mittwoch, 6. November 2019

You Guitarprayer - Art Won't Tear Us Apart Again (Krachladen Records)

Vor sehr, sehr, sehr langer Zeit hatten wir hier mal eine Album der Band Nicoffeine, das war relativ interessant, es war das Album, welches einfach so im Briefkasten der damaligen WG gelandet ist. Ich war stolz wie Bolle, da ich selbst nicht damit gerechnet hätte, das irgendwer, irgendein Zine, irgendeine PR-Agentur oder eine Plattenfirma auf diesen Blog aufmerksam würde. Und nun kam hier vor ein paar Wochen die Mail von Krachladen Records in den digitalen Briefkasten.

In der Besetzung der Band You Guitarprayer findet sich der alte Bekannte Soheyl Nassary wieder, der eben auch bei Nicoffeine mitgewirkt hat. Wer nun denkt, auf Art Won't Tear Us Apart Again geht es genauso experimentell und chaotisch zu, wie auf Au Revoir Golden Air, dem kann Entwarnung gegeben werden. Das Album ist trotzdem nicht weniger interessant, es ist zugänglicher, auch wenn es an ein paar Stellen die experimentellen Ausflüge ins Effektnirwana gibt. Der Grundtonus aus Rock'n'Roll, Psychedellic Rock und Desert Rock bleibt erhalten und bildet wilde, treibende Rhythmen. Der Bass rollt geschmeidig über das weite Feld und vermischt sich hier und da mit der Gitarre. Der Sechsaiter ist nicht immer voll angezerrt, wird aber teilweise durch einige Effektpedale gejagt oder entfremdet. Von den Wölfen kann man aber, in Relation zu Wolf In Bathtub, immer noch nicht lassen, nur ist dieser Wolf allein, heult einsam auf Corazon Horizon zwischen widerhallenden Gitarren auf.

Nach knapp 41 Minuten und acht Titeln hat man das Album durchgehört. Man ist überrascht, welche Soundlandschaften man dargestellt bekommt. Man ist immer auf dem Sprung mit dem Kopf mitzugehen, zu wippen und zu tanzen. Die Produktionsqualität ist außerordentlich gut und der dargebotenen Musik ebenbürtig.

Release: 15.11.2019
Label: Krachladen Records

Anspieltipps: Black Khaleesi, Bat Capone, Three Times Three, Weisser Squier

6/6 Punkten (Josh Homme würde hier ein paar Tränchen vergießen.)

You Guitarprayer -
Art Won't Tear Us Appart Again
(Quelle: Presskit von Krachladen Records)