Montag, 20. Juni 2016

Die 14. Fleet Union: Grizzly - Kidlife Crisis

Bei den ersten Klängen von Kidlife Crisis musste ich unweigerlich an eine andere, große Band denken, die hinter dem Atlantischen Ozean ihr Unwesen treibt. Gemeint ist A Day To Remember. Aber dazu später vielleicht etwas mehr (?).

Die sechs jungen Bären aus Karlsruhe haben sich Heavy-Pop-Punk auf die Fahnen geschrieben und sind seit 2014 am werkeln und können nun ihren ersten Longplayer veröffentlichen. Der Name des Albums kommt nicht von ungefähr, alle Musikanten befinden sich im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Hier stellt sich einiges um. Einige werden richtig erwachsen, mit Heiraten, Haus und dem, was die Gesellschaft von einem erwartet. Andere werden wiederum nicht erwachsen, man trifft sie auf Konzerten, Partys und der Hausbauer aus dem Satz davor wünscht sich diese Freiheiten. Mit sechs Menschen an den Instrumenten kann man nun eine Menge anfangen. Die Produktion und das Drum und Dran kann sich hören lassen, man klingt wie Bands aus Übersee, die es schon seit Jahren gibt. Digital ist natürlich so einiges möglich, sodass man selbst in einem recht frühen Bandstadium viel erreichen kann. Die Band schwimmt hier aber auch auf einem Trend mit, der sich seit ein paar Jahren abzeichnet, den Verschnitt aus derbsten Anleihen des Metal und Metalcores und ein paar Elementen des Rocks und des Pops. Punk? Nun, davon vermag man hier wenig zu finden. Der Metaller selbst wird vielleicht ein wenig die Nase rümpfen, trotzdem es, wie in "This Is Life", mal kurz etwas, salopp formuliert, Geballer gibt. Davon hätte es aber auch gerne mehr geben können, aber das kann auch einfach nur Geschmackssache sein. Die breite Masse könnte sich, dank Alben wie That's The Spirit von BMTH, an den Sound gewöhnt haben und sich auch für Grizzly's Album entscheiden. Vielleicht entwickelt sich die Sechserbande dann in eine andere, härtere Richtung und der nächste Langspieler setzt direkt mit der Brechstange an. Beachtlich ist die Anzahl der Titel und die Länge des Albums: vierzehn Titel und fast 47min Spielzeit. Man könnte meinen, ein Rundumsorglospaket. Veröffentlicht wurde die kindliche Krise am 27.05. auf Department Musik, den Vertrieb regelt hierbei Sony.

Anspieltipps: This Is Life, Forever, No Better Place

Hörbeispiel: Close At Heart

4,5/6 Punkten (Jaja, so sind sie, die jungen Bären.)

Grizzly - Kidlife Crisis
(Quelle: Promomail von Fleet Union)

Samstag, 11. Juni 2016

Die 13. Fleet Union: Kino Kimino - Bait Is For Sissies

Es gibt auf diesem Erdenball Künstler_innen und Bands, die fallen an einigen Stellen aus dem Rahmen. Sei es, weil sie ein besonderes Auftreten haben oder deren Musik ist einfach faszinierend, wobei diese dann in kein Genre passen mag. Kino Kimino ist eines dieser Projekte, gegründet von Kim Talon, die bereits seit einigen Jahren musikalisch unterwegs ist. In ihrem Album "Bait Is For Sissies" geht es von vorneherein um ihre Persönlichkeit, um Trennung, eine kathartische Entwicklung, um Betrug und Gewalt.

Musikalisch fällt hier eigentlich alles aus dem Rahmen. Es gibt elektrische Gitarren, die klingen jedoch mit Absicht total schräg und nur einen Hauch verzerrt. Pop-Musik ist es aber auch nicht, was einem hier in die Ohren trällert, obwohl die Dame eine sehr angenehme Stimme hat. Man könnte für den Vergleich vielleicht Künstler wie My Brightest Diamond oder die Band mr. Gnome heranziehen. Denn es geht hier nicht gradlinig in eine Richtung, nein. Kaum meint man vielleicht irgendeine Genreschublade gefunden zu haben, wo die Dame vielleicht ihre Ruhe finden könnte, entspringt sie dieser, streckt ihre Zunge raus und fordert den Zuhörer zum Einfangen auf, zum Folgen. Sie führt einen in abgefahren surreale Welt, böser als die von Alice. Dennoch bleibt sie hörbar, ist nicht zu abgehoben oder gar dissonant. Das kann natürlich auch an ihrer langjährigen Musikerfahrung liegen und an der Produktionsstätte, die sich die Kanadierin dazu ausgesucht hat. Hierbei handelt es sich um Sonic Youths Studio Echo Canyon West, wo John Agnello (u.A. Dinosaur Jr.) die Regler bedient hatte, um die abgefahrene Atmosphäre angenehm einzufangen. Zum Nebenbeihören eignet sich das Album jedoch nicht, da es zu viele Details gibt, die es zu entdecken gibt, sei es irgendein kleine Radioschnippsel oder Instrumente, die man beim ersten durchhören vielleicht nicht wahrnimmt. Wer jedoch Perfektionismus und Berechenbarkeit erwartet, wird hier auf den 34 Minuten enttäuscht. Darum geht es auch nicht, das ist auch nicht Intention. Es wirkt fast wie eine willkürliche Ansammlung von Rhythmen und spontanen Ideen, die auf Platte gebannt wurden. Veröffentlicht wurde diese Reise am 03.06. auf My Favorite Chords,wobei Broken Silence den Vertrieb regelt.

Anspieltitpps: Passion, Loincloth, Caste Out

5,5/6 Punkten (Ich bin mit dem Hutmacher zum Tee verabredet.)

Kino Kimino - Bait Is For Sissies
(Quelle: Fleetunion.com)

Donnerstag, 9. Juni 2016

8th Backstage Broadcast: Drowners - On Desire

Es gibt Alben, die fangen einen im ersten Moment sofort ein und lassen einen nicht mehr los. Dann gibt es Alben, mit denen wird man auch nach dem unzähligsten Male nicht warm, weil die Qualität der Titel oder der Konzeption gar nicht passt. Und dann gibt es richtig fiese und gemeine Alben, die sich von hinten anschleichen, einen zuerst im Ungewissen lassen und einen dann doch komplett mit sich reißen. Genau zu dieser letzten Gattung zählt "On Desire", des Quartetts, welches sich Drowners nennt. Gegründet 2011, brachten Sie erst 2013 ihre erste EP "Between Us Girls" auf den Markt, worauf 2014 der erste, richtige Langspieler, der auf den Namen der Band hörte.

Wenn man sich die ersten paar Sekunden von "On Desire" gibt, denkt man zuerst gar nicht an eine Band aus New York, sondern eher an eine andere bekannte Gruppierung, die Killers. Wäre das New Yorker Quartett ein paar Jahre eher entstanden, stünde wohl ein The davor und würde damit die Playlist auf dem heimischen Abspielgerät noch unübersichtlicher machen. Aber zurück zum Thema. Die Jungs verbinden Synthesizer gekonnt mit den anderen Instrumenten, um daraus tanzbaren Indierock zu schaffen. Daher ist die ausgezeichnete Produktion mehr als hilfreich. Diese lässt keine Wünsche offen, auch wenn das Drumset vielleicht etwas seicht ist... oder muss das bei dieser Musikrichtung so sein? Der Gesang geht hier auch mehr als in Ordnung, da dieser nicht so zwischen den Tönen liegt, wie bei anderen Bands, aus der Ära, als MTV langsam anfing Musik durch eine vorgeschriebene Realität zu ersetzen. Dabei ist die musikalische Realität, die durch diese vier Menschen geschaffen wird, um so vieles besser und echter. Tracks wie "Troublemaker" "Human Remains" oder auch "Another Go" lassen vergangene Zeiten wieder aufleben, auch wenn diese mal eben 10 Jahre her sind.

Veröffentlicht wird das 38 minütige Machwerk am 24.06. auf Frenchkiss Records / The Orchard

Anspieltipps: Troublemaker, Someone Else Is Getting It, Conversation With Myself


5/6 Punkten (Auf auf in die nächste Indiedisco)

Drowners - One Desire
(Quelle: Presskit von Backstage Broadcast)