Freitag, 28. Dezember 2012

Mal was anderes die 14te

Wie ihr wisst ist der Blog ja relativ bunt gestaltet, was die Musikvariation angeht. Wisst ihr eigentlich, außer vielleicht eins zwei unter euch, die es eh schon wissen, dass es Rap/Hip-Hop auf Bayrisch bzw. auf Österreichisch/Slang gibt?


Die Vamummtn zum Beispiel, ihreszeichens aus Österreich, sind mir damals zu Ohren gekommen, als jemand zu Ausbildungszeiten einen Facharbeiter als Krocha beschimpft hat und ihn dann ewig mit dem Video zugetextet hat. 

 
Die Vamummtn Krocha Hymne - MyVideo

Daheim hab ich dann das Video gesucht und mich über die Sprache gewundert, aber die Trendkritik erfasst und für gut befunden. Die Jungs haben seit dem schon 2 Alben auf den Markt geschmissen und dank ihrer Popularität haben sie sogar schon auf dem Area4 gespielt. Und zur Weihnachtszeit haben auch die Jungs ein neues Mixtape, für Lauinger ins Internet geladen. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf "Wast wos i man?". Man verbaut sogar Dubstep-Beats und hier und da gibt es ganz bekannte Melodien, aber ladet und hört selbst.


Das ganze Mixtape mit 16 gestandenen Tracks gibt hier und hier zum Download, ganz legal, for free. 

Die Vamummtn - Was Wos I Man

Die Vamummtn hatten auf ihrem Facebook-Profil irgendwann mal ein Video vom Liquid gepostet...

 
Der Junge rapt Bayrisch und das so schnell, das einem die Ohren flattern. Und auch dieses Stück Mundart gibts für Lauinger auf die heimische Festplatte und hört auf den Namen LALILULELO. Ein ganzes Album voller Worte, die mehr als 70 Millionen in Deutschland nicht verstehen. ;)

Liquid - LALILULELO
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das auch auf Sächsisch funtkioniert. Gegenbeweise nehme ich gerne entgegen.

Bandcamptage Vol. 61

Hachja, die Weihnachstfeiertage sind nun rum. Ein paar Runden habe ich auf dem Snowboard schon hinter mir, hier auf der Winklmoosalm.

Heute habe ich einen ruhigen geschoben, Karten gekauft und meine Jacke geflickt und zugegeben, man wird ja nicht jünger.

Aber, da hier Weihnachten Funkstille war, gibt es hier noch einen kleinen Rundumschlag, Alben, die hier schon ne Weile auf "Halde" liegen und noch nicht im Blog waren. Es werden mehrere Musikrichtungen abgedeckt, so dass für jeden was dabei sein sollte.


Beginnen werden wir heut mit This Is Your Life aus Richmond. Diese Band pielt sich seit 2010 die Finger an den Gitarren, Bässen und Trommeln wund. Dazu w
erden die Stimmbänder ziemlich stark beansprucht was zu derben Melodic Hardcore führt. Ihr Album Before We Fade Away, 12 Titel lang, gibt es für einen frei wählbaren Preis auf Bandcamp. Wer also ein enig was auf die Mütze will, greife hier zu. 

This Is Your Life -
Before We Fade Away

Family Cat, so will die nächste Band genannt werden, spielen sich mehr so in Richtung Blink 182 oder auch Everyone Everywhere (einige werden sich sicher erinnern), singen aber weniger Hell. Die EP Don't Let This Be You ist auch nicht sonderlich lang, das Cover auch nicht das schönste, aber dafür für 0Cent, wenn man denn mag. Wer gerade weihnachtlich drauf ist, darf natürlichein paar Dollar, Euro oder Franken oder oder oder rüberschieben. Wer Lust auf eine Kasette hat, kann sich die dort auch bestellen, kostet aber natürlich was.

Family Cat -
Don't Let This Be You
Ist euch noch zu weich, dann nehmt euch die EP You're (not) Alone von Ikari, natürlich für 0Cent, wenn ihr mögt. Hier gibt es mehr Hardcore, ja fast Screamo auf die Ohren und auf die Festplatte, wenn der Sound denn genehm ist. Richmond scheint wohl so eine kleine Hochburg für Hardcore und Punk zu sein. 


Ikari - You're (Not) Alone
Ihr kennt doch sicher die Stadt Hamburg oder habt zumindest von ihr gehört. Da kommen ja auch Bands her, wie 4Lyn, die ich hier schonmal... nennen wir es mal zerfetzt... hatte. Me Succeeds kommen auch aus der Hansestadt. Wenn ihr genug vom Geknüppel habt oder an sich nur etwas ruhigeres mögt, empfehle ich das Album Rongorongo. Das ganze gibt es für 0€ auf die Festplatte, wie ich finde, ein sehr lohnenswerter Download, die Hanseaten schaffen es mit Gitarren, Synthies, Xylophonen und allerlei anderem Instrument eine traumhafte Kulisse zu schaffen, wie geschafft für's Träumen. Mein Anspieltipp ist Teachers ... ach was, das ganze Album. 


Me Succeeds - Rongorongo
Mir fällt gerad auf, dass alle drei Albumcover monochrom sind. Ist bei der Musikqualität eigentlich hinfällig. 

Noch nicht alternativ genug oder gar zu elektrisch? Dann nehmt doch das Album Little Battles von She Makes War. Wenn ihr auf Nine Inch Nails steht oder auf Melissa auf der Maur, dann könnt ihr hier gerne zugreifen. Ihr dürft selbst wählen, wie viel ihr Zahlen wollt, müssen tut ihr nicht... oder so... und diesmal gibt es hier ein Cover in Bunt und Farbe.


She Makes War - Little Battles

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Bandcamptage Vol. 60

Das Wochenende war die eigentlich geplante Weihnachtsfeier von Scene 2 Act. Leider waren irgendwie doch nur 3, davon war einer der Anwesenden meine Nase. Trotzdem war es eine große Sause, mit wenig Schlaf, viel Party und netten Leuten.

Die erste Band für das heutige Musikprogramm wird beigesteuert von Phox aus Baraboo, wo man nach eigenen Angaben als kleines Kind relativ viel Gift trinkt und dadurch zu einem Mutanten wird. Was daran war ist und was Fiktion, überlass ich mal euch.


Die Musik dieser Band ist eine interessante Mischung Blues, Indie-Rock, ein wenig 70's Rock und Pop. So schlängelt man sich angenehm über ein tolles Album und man lässt hier und da sogar so klingen, als stünde man direkt neben dem Tonmischer. Ein lustiges Konzept, wie ich finde. Die Nasen, die hier öfters mal rüberstöbern, wissen ja das unter diesem Thema die Alben kostenlos sind, so wie auch hier das Album Friendship. Man darf hier so viel zahlen, wie man mag, ohne ein Minimum. Wer also schon alles für Weihnachtsgeschenke ausgegeben hat, aber eine neue Platte will, darf hier für 0€ laden.


Phox - Friendship

Die nächsten im Bunde kommen aus Wellington und nennen sich 47 Diamentes. Ihre Musik würde ich mal als Indietronic beschreiben. Alles andere würde hier nicht stimmen, maximal vielleicht noch Industrial, aber sonst. Die Platte Still Friends ist zwar nur 6 Titel lang, dafür aber kostenlos. Wer also für seine nächste Weihnachtsfeier Partymusik für Lauinger braucht, kann hier getrost zugreifen. Die Gäste werden es dir, lieber Leser, danken.

47 Diamantes - Still Friends
Und in beiden Alben hat man Freunde versteckt, wer sie findet, darf sie auch behalten.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Scene 2 Act Part 22: Leitkegel - Raketenwissenschaften

Leitkegel, eine an sich recht junge Band aus Essen, die, wie sie selbst auf ihrer Facebookseite schreibt, Freudschen Punk spielt. Punk, ja, da gehe ich konform, aber auch Hardcore brüllt mir hier in die Ohren, das in deutscher Sprache. Manchmal verliert man sich auch in irgendwelchen Prog- oder Post-Irgendwas-Geschichten oder man winkt mit den Queens Of The Stone Age oder Turbostaat. Es gab (Longing for Tomorrow) und gibt (Captain Planet) solche Bands, die sich auf deutsch durch die Rock-Clubs der Nation spielen und sich eine Fangemeinde erspielen wollen/müssen/können.

Die Wortspielereien, die man hier auf dem Album findet, sind recht interessant, zumal die Titelnamen eigentlich rein gar nichts mit den Liedtexten zu tun haben. Man schlägt mit Erkenntnissen um sich, wie in Bauwagenplatzromantik „... es ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde, die sich dreht...“ und schreit gleich hinterher „... pack die Neurosen ein und geh...“ und schwups, da ist er, der Freud. Oder man nascht vom Baum der Erkenntnis, wovon einem dann schlecht wird (Des Wahnsinns Fette Leute). Natürlich ist man umso mehr angreifbar, wenn man sich einer Sprache bedient, die kaum Spielraum für Interpretationen lässt, zumindest für uns hier zwischen Flensburg und Garmisch, auch wenn man mal hier und da ein „en“ verschluckt oder mal eben ein „nix“ durch die Boxen rauscht. Dies sind gewählte Stilmittel, derer man sich bedient, was dieser Band dann so oder so ein Alleinstellungsmerkmal verschafft, sowie die Stimme des Sängers, die man wohl ohne weiteres auf anderen Platten in Kollaborationen erkennen würde, wenn es denn zu solchen kommt.


Um mal hier nen Bogen zu bekommen. Das Album ist an sich sehr gut gelungen, man schafft sogar eine Verbindung zwischen dem Anfang und dem Ende, in dem man Vinyl nimmt und das mal so oder so bremst und dadurch so'n Leiern hinbekommt. Klingt ganz witzig, kann aber befremdlich wirken. Mir gefällt es und ich merke: ah, hier ist das Album zu Ende. Das Net-Label Pinmusik veröffentlicht hier das gute Stück für wenig Geld auf Bandcamp, somit könnt ihr probehören bis entweder der Arzt kommt oder ihr ladet euch das gute Album von dort gleich herunter.


Leitkegel - Raketenwissenschaft
(Quelle: Bandcamp.com)

 
Anspieltipps:


Samstag, 8. Dezember 2012

Scene 2 Act Part 21: Interview vom 14.11.2012 mit Jamie Bush und Matt Parker von Tall Ships

Vor einiger Zeit hatte ich hier, dank Kevin von Scene 2 Act, die Tall Ships zur Rezension bekommen. Eine Platte, die bei mir nun öfters läuft. 

(v.l.n.r.: Jamie, Matt und Ric) Quelle: www.scene2act.de
Die Story hierzu ist, dass ich eigentlich rechtzeitig ankam, mich an den Grönemeyer-Fans vorbeischleichen musste (und ich dachte, die wollten alle zu Nada Surf) um dann nach 2 Versuchen, in den C-Club zu kommen, um doch noch zu meinem Interview zu kommen. Die Jungs waren aber noch mit dem Soundcheck beschäftigt, somit hat sich das alles nach hinten verschoben. Da hat man sich dann die Zeit mit den anderen vertrieben, die dort auch die Tall Ships interviewen wollten. Natürlich habe ich mir die Show nicht entgehen lassen, war sogar Backstage, mit den Tall Ships und später sogar noch mit Nada Surf. Ich weiß nun, warum der Bassist von Nada Surf Dreadlocks hat und wie unterschiedlich doch das Tourleben sein kann. Der Abend endete dann im "Farbfernseher", einem ziemlich kleinen Club in der Nähe des Kottbusser Tors. Daheim war ich erst wieder morgens um halb 8. Aber das war es mir alles mal wert. DIe Tall Ships sind wirklich nett, immer am Lächeln und können gut Party machen. Aber nun, worauf iher alle gewartet habt. Das Interview:


Du und Matt, ihr seid die einzigen in der Band die sich für Kunst interessieren?


Jamie:Japp, ich habe mit Matt zusammen an Kunsthochschule in Falmouth, Cornwall Malerei studiert.

Woher kommt der Name Tall Ships eigentlich?

J: Falmouth ist eine kleine Hafenstadt und alle paar Jahre ist dort eine Regatta, dort fahren auch viele große Schiffe mit. Die fahren alle um die Welt und dann kommen sie alle paar Jahre auch zu uns in die Stadt. Alle Läden und Restaurants haben sich auf das Thema „Große Schiffe“ spezialisiert. Somit ist das eigentlich eher ein blöder Name, lustig gemeint. Uns fiel in dem Moment nichts Besseres ein.

Wie hab ihr diesen riesigen, massiven Sound erschaffen?


J: Das hat alles mit dem Loopen von Soundspuren zu tun. Wir nehmen alles quasi auf, die Gitarre, Synthies, Bass und Drums und dann wird das immer und immer wiedergegeben.  Und deswegen hören wir drei uns an, wie ne Gruppe aus 10 bis 20 Personen. Und so erschaffen wir diese massive Sound-Wand.

Und woher kommt die Idee dazu?

J: Die Musik die wir alle 3 mögen, ist wirklich große Musik. Wir sind nur zu dritt und haben nicht das Geld, um so viele Leute mitzunehmen. Wir versuchen halt so viel Lärm wie möglich zu machen, wir drei.

Was sind eure Lieblingsbands, wenn du von so großem Sound sprichst, muss das ja irgendwo her rühren?

J: Wir holen uns viel Inspiration von Bands wie Radiohead, Sigor Rós und Battles. Schon mal von denen gehört? Die sind richtig gut, was das Loopen angeht.

Da muss ich gestehen, dass mir diese Band nicht wirklich bekannt ist.


J: Die sind phänomenal. Die kommen aus New York und haben auf Warped schon zwei Alben veröffentlicht. Ric hat nen jüngeren Bruder, der mit seiner Band die Battles supported hat. Der kam mit ein paar Platten zurück. Es klingt wie nichts, was es vorher schon mal gab, es ist total einzigartig. Die loopen alles und es klingt nach 30 oder gar 40 Leuten, dabei sind’s nur 4. Und das hat uns dazu inspiriert, ähnlich zu verfahren.

Die erste Band, bei welcher ich das Loopen als eine Form des musikalischen Ausdrucks wahrgenommen habe, ist Tune Yards.

J: Ja, die sagen mir auch was.

Wie es ist das Touren mit so einer großen, bekannte Band wie Nada Surf?

J: Das ist echt komisch. Als wir mit der Tour begonnen haben, hat niemand von uns die Band gekannt. Als wir dann unseren Freunden erzählt haben, dass wir mit Nada Surf auf Tour gehen werden, als Support, sind die völlig ausgeflippt.  Die meinten, dass sie sich noch an einige Titel erinnern, die sie als Kind immer gehört haben. Nada Surf sind großartig, es macht Spaß mit ihnen unterwegs zu sein. Und dann können wir dank denen vor großen Mengen in Deutschland spielen. Das hatten wir so auch noch nicht.

Ihr habt ja zuerst in Österreich gespielt, oder?

J: Wir waren erst in der Schweiz und in Österreich, wo wir vorher noch nie waren. Es ist großartig dort,  das war alles wie ein Urlaub. Wir mussten ja nur am Abend ein wenig arbeiten.

Wie lange spielt ihr jeden Abend auf der Tour mit Nada Surf?

J: 30 Minuten haben wir auf der Bühne. Bevor wir hier mitgemacht haben, haben wir unsere UK-Tour beendet. Dort haben wir 50 minütige Sets gespielt, was richtig anstrengend ist. Hier aber ist das weitaus entspannter. Du spielst dein Set, packst alles von der Bühne und kannst dann trinken, den anderen Bands zugucken und Spaß haben.

Also ist das mehr so ein wenig Rumblödeln, die Städte angucken und Sightseeing?

J: Ja, so in etwa. Auf dieser Tour müssen wir aber echt Strecke machen.

Der Tourkalender für Österreich und Deutschland sieht ja auch lustig aus.

J: Rauf, runter, rauf, runter. Das ist fast wie Ping-Pong oder ein Flummi. Nada Surf können im Bus in der Stadt schlafen.  Wir haben nur nen kleinen Bus für uns und schlafen auf den Fußböden, Sofas oder in Gästezimmern anderer, zumeist völlig fremder Leute, die uns auf dem Konzert zum ersten Mal gesehen haben. Wir stellen immer ein Schild am Merch-Stand auf, wo drauf steht, dass wir gerne einen warmen Platz für die Nacht hätten. Das Budget bei Support-Touren ist halt nicht so groß, somit bleibt da kein Geld über, um sich in ein Hotel einzumieten.

Da du ja gerad den Pullover aus Philadelphia trägst. Mein erstes Interview für scene2act war ja mit Everyone Everywhere, die auch aus Philadelphia kommen. Die haben mir ähnliches berichtet. Auch deren Bus war nicht größer, als eurer gerad hier.
Habt ihr bestimmte Regeln in eurem Bus? Sowas wie: „Kein Furzen, kein Kotzen, kein Pinkeln in Behälter“?


J: Es gibt keine, jeder furzt, wie er lustig ist. Das riecht echt abartig, wie in einer Toilette, wenn du in den kleinen Bus steigst. Und jedes Mal, wenn hart gebremst wird… da liegen so viele Flaschen auf dem Boden… dann klimpert es ganz schön heftig. Alles was wir im Bus machen, ist Spinal-Tab-Mäßig. Wir hören Musik und versuchen den Geruch zu ignorieren.

Also Fenster auf und so?

J: Das funktioniert leider nicht so gut. Wir riechen alle wirklich schlimm, somit lässt sich das Problem mit dem üblen Geruch nicht so einfach und schnell in den Griff kriegen.

Habt ihr sowas wie einen Brauch, bevor ihr auf die Bühne geht? Sowas wie, dass man nur mit rechten Fuß zuerst auf das Parkett steigen darf?

J:Ich nicht, ich geh einfach auf die Bühne und spiele. Unser Gitarrist geht so etwa 6 Mal auf die Toilette…

… um zu sich zu übergeben?


J: Nein, er muss einfach nur pinkeln, mehr nicht. Und das macht er jedes Mal, jedes Mal wenn wir auf die Bühne wollen. Das einzige was wir nicht machen, wir trinken keinen Alkohol, bevor wir auf die Bühne gehen. Unsere Loops und das alles, das muss perfekt ineinanderpassen, sonst hören wir uns echt schlecht an. Ric, er tippelt da nur auf den Peddals rum. Wenn er be- oder auch nur angetrunken wäre, würde er entweder das falsche betätigen oder das eine zu früh oder zu spät. Du kannst es dir sicher ausmalen.

Also gibt es doch sowas wie eine Regel auf Tour?


J: Wenn man es so sieht, japp, dann gibt es Regeln.

Wie seid ihr eigentlich auf die Ideen zu den Musikvideos zu T=0 und Gallop gekommen?

J:
T=0 haben wir in Kooperation mit einem Künstler gemacht, Todd Atticus.  Wir haben zusammen studiert und von daher lag das recht nahe.  Das war alles von Fans, was ihr da seht. In dem Song geht es ja primär um die  Theorie des Urknalls. T=0 ist die Gleichung, welche den Urknall definiert, das ist dasselbe wie mit unserem Albumtitel Everything Touching.  Alles war eins und auf einen minimalen Punkt beschränkt, bevor es geknallt hat. T=0 ist somit ein Statement, welches den Anfang des Album darstellt. Im Video dazu sieht man ja zwei Tänzer, es geht dort eher um die menschliche Interaktion, Beziehungen, ich bin mir aber nicht sicher, warum man diese milchige Flüssigkeit da in dem Musikvideo drinnen hat.

Das war der erste Titel überhaupt, den ich von euch gehört hatte und war von Anfang an begeistert. Eine meiner Lieblingstitel vom Album. Gallop ist ja auch einer meiner Favoriten und hat ein Musikvideo spendiert bekommen. Kannst du mir kurz erklären worum es da geht? Ich mein, es war an einem bestimmten Punkt schon verstörend, als der Protagonist sich ins offene Meer begibt.
J: Der Typ im Video ist der Vater von Ric und wir haben das In Cornwall gemacht, da wo wir ja alle her sind. Es geht im Titel ja primär ums Altern, was ja jeden von uns betrifft, aber auch darum, dass man nicht genug im Leben erreicht hat, trotz des hohen Alters. Wir sind alle in den mittleren 20ern und das was wir machen sieht glamourös aus, ist es aber nicht. Wir haben nicht viel Kohle, es ist schwer eine Beziehung aufrecht zu erhalten…. Matt, hast du ein Feuerzeug? Willst du vielleicht beim Interview mitmachen?

Matt: Klar, keine Frage…


J: Es geht also darum, dass man erwachsen wird und altert. Ich denke, dass es mehr Rics Reflektion seiner selbst ist. Das ist ja sein älteres Ich, sein Vater spielt dort ja die Hauptrolle. Matt, hast du nen Plan, worum es im Video zu Gallop geht? Ich will das recht einfach halten, verstehst du?

M: Ich denke mal es geht darum, wie man sich so durchs Leben schlängelt. Ich denke mal, dass man hier sieht, wie Ric sich selber sieht.

Auf Deutsch versteht man Gallop ja eher als das Geräusch eines Pferdes, welches schnell läuft, also galoppiert.

J: Das bezieht sich dann eher auf die Eigenschaft des Songs. Du hast hier einen Up-Beat, die Musik klingt fröhlich und toll aber der Text des ganzen ist wirklich traurig.

M: Du kannst die Zeit nicht anhalten, es geht immer und immer weiter. Man muss halt mithalten, sonst bleibst du irgendwann hängen.


Wessen Kind lacht da eigentlich zwischen Titeln, das beste Beispiel ist ja zwischen T=0 und Best Ever?

J: Das ist die Tochter von Rics Stiefbruder. Letztes Jahr waren wir vor den Albumaufnahmen in Sao Paolo, haben dort ein paar Shows gespielt. Die Kleine war damals 3 Jahre, wir sind runter zum Strand und haben sie dort einfach aufgenommen. Somit siehst du hier, wie sich der Kreis schließt. Es dreht sich alles um das Leben und ums Altern. Auf dem letzten Titel hast du am Ende auch ihr Lachen, wie du siehst, bildet das einen Kreis und macht das Album zu etwas Unendlichem.

Mal ein paar andere Fragen: Singt ihr unter der Dusche?

J: Jeder singt unter Dusche…

M: Ich singe nicht unter Dusche, die ist nicht sicher genug um zu singen. In meinem Haus wohnen einige eigenartige Leute. Also wenn man da in die Dusche geht, versucht man so ruhig wie möglich zu sein, damit einen keiner entdeckt.

J: Matt lebt in einem Haus, in dem sich mehrere Parteien ein Bad teilen.

Also ist man da immer auf der Hut.

J: Er kann von seiner Wohnung sogar durch das Badfenster ins Bad hineingucken und kann so immer prüfen, ob gerade jemand im Bad ist oder nicht.

M: Japp, ich kann den Leuten beim Duschen zugucken, wenn ich aus meinem Fenster sehe. Aber das will man in vielen Fällen nicht. Die sind nicht wirklich ansehnlich, schon gar nicht nackt.

Ihr seid ja Briten. Ich sehe, dass ihr beide jetzt Kaffee trinkt. Bevorzugt ihr also Kaffee oder mögt ihr dann doch eher Tee und nehmt den Kaffee nur, weil man hier keinen vernünftigen Tee bekommt?


J:
Auf Tour bevorzugen wir Kaffee, der ist hier um Welten besser als daheim. Dort trinkt jeder den ganzen Tag Tee.

Britischer Kaffee ist also ein No-Go?

J: Da hast du mehr Instantbrühe und das mag wirklich niemand. Du hast zwar hier und da ein paar gute Kaffee-Häuser in der Stadt, aber generell kannst du Kaffee in Groß Britannien vergessen.

M: Selbst wenn du hier an nem Rasthof Kaffee kaufst, bekommst du Filterkaffee. Der schmeckt so gut wie der in den besten Kaffee-Häusern in unserem Land. Daheim hat jeder das Instantzeug, hier hingegen kauft jeder nur den Filterkaffee.

Naja, wir haben zum Teil ja auch Ansprüche, wie dieses braune Gesöff zu schmecken hat. Selbst bei mir in der Stadt gibt es nur einen Ort, wo man richtig guten Kaffee bekommen kann, den Rest kann man vergessen.


Anderes Thema: Was glaubt ihr, hat sich in der Musikindustrie im Vergleich zu früher geändert? Seht ihr überhaupt Veränderungen?

J: Die Musikindustrie verändert sich gerade gewaltig. Es ist nicht mehr das, was es mal war. Wir haben zum Beispiel richtig hart zu kämpfen, wir haben keine Rücklagen und bekommen auch nicht so viel von unserem Label. Man kann sich glücklich schätzen, wenn man bei einem großen Label unter Vertrag ist.

M: Das Level, auf welchem wir uns gerade hier befinden, das ist relativ niedrig. Wir versuchen so viel wie möglich in die Ships zu stecken. Andere Bands sind bei Major-Labels gelandet, müssen die Produktionskosten jedoch trotzdem zurückzahlen. Die können sich zwar mehr leisten, aber sie müssen halt immer noch an die Produktionskosten denken.

J: Auf Tour treffen wir immer wieder neue Leute und wir fragen, ob wir vielleicht bei denen pennen können. Alle sind dann schockiert und fragen dann, ob nicht Hotelzimmer für uns gebucht worden sind. Und wir müssen denen dann entgegnen, dass wir kein Geld dafür haben. Diese ganze Industrie ist echt komisch geworden. Es gibt nur zwei Wege, wie das funktionieren kann. Entweder du arbeitest dich langsam nach oben oder du wirst vom Fleck weg genommen und groß vermarktet. Aber das funktioniert nicht mehr wirklich. Das ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren. Wenn die Band keinen Profit mehr abwirft, wird sie einfach vor die Tür gesetzt. Wir kennen da so einige Fälle, wo das so passiert ist. Ein Typ hat 2 Jahre gebraucht um ein Album aufzunehmen, er hat jede Menge Arbeit und Zeit investiert, das Label hat bezahlt, jedoch kurz vor dem Release gemeint, dass man das dann doch nicht auf den Markt bringen wollte.

Manchmal weiß man doch gar nicht von vorneherein, ob nun ein Album sich gut verkaufen wird oder nicht.


M: Sie haben ja immer noch sowas wie ein Monopol, die Labels, wenn sie wollen, dass du diesen  oder jenen Künstler magst, wird massiv viel Geld in die Hand genommen, für Werbung, Marketing und so weiter, nur damit man die Platte eines Künstlers an den Mann bekommt. Es wird für den eigenen Profit gezahlt.

Das Lustige ist aber doch, dass Stars, die so aufgenommen und stark gepusht werden, dass diese dann relativ schnell abstürzen.

J: Da gebe ich dir vollkommen Recht. Und deswegen sind wir in der Hinsicht recht langsam. Wir sind seit 3 Jahren nonstop am Musikmachen und Touren und bauen uns so unsere Fanbase auf. Wenn wir dann man irgendwann auf einer größeren Plattform landen sollten, haben wir dann immer noch die alten Fans, die die seit der Stunde-Null bei uns sind und nicht irgendwelche Leute, denen das Plattenlabel erzählt, dass man uns doch toll finden sollte.

Seht ihr euch in 20 Jahren selbst auf einem großen Label, bei welchem ihr mit großen Autos vorfahren werdet?


J: Das ist es ja. Du brauchst heute kein großes Label mehr um bekannt zu werden. Du brauchst eigentlich nur ein gutes Team um dich. So ein großes Label hat nicht mehr so viel Bedeutung wie früher. Das Internet hat alles verändert.

M: Man kann ein ganzes Album veröffentlichen, ohne ein Label. Das wäre früher so nicht möglich gewesen. Trotzdem erreichst du eine bestimmte Zielgruppe. Du kannst Titel und ganze Alben hochladen, ohne das du einen Cent an ein Label abdrücken musst.

Ich denke, dass das Album schon an sich richtig groß ist und  richtig gut klingt. Meint ihr, dass ihr das noch toppen könnt?


J: Sicher. Wir werden mit den Aufnahmen für das neue Album kurz nach Weihnachten beginnen. Wir sind bereit ein neues Album zu schreiben, mit noch mehr Inhalt, auf eine andere Art als das vorherige Album. Besser und größere Titel...

… noch bessere Titel?

J: Ja, noch bessere Titel.

T=0 ist schon richtig fett und das zu toppen, das stelle ich mir recht schwer vor.


J: Das ist sehr nett von dir. Wir waren ja auf der Kunsthochschule, wir waren damals keine Musiker. Wir haben uns das alles selbst beigebracht. Das erste Album haben wir zum ersten Mal in einem richtigen Studio aufgenommen. An einem Ort, an dem du dich wohlfühlst, ist der Prozess des Lernens – was macht man, was lässt man besser bleiben- ein total anderer. Und motiviert uns nun, wieder zurück ins Studio zu gehen und neue Songs zu schreiben.

Ist das euer richtiger Beruf? Seid ihr immer noch Studenten?


J: Nein, wir haben das Studium vor drei Jahren beendet. Wir machen das nun alle Vollzeit, aber wir versuchen hier und da nebenbei was zu arbeiten. Matt arbeitet zum Beispiel nebenbei als Pfleger.

M: Ich bin Pfleger für Menschen mit Behinderung. Ich habe mittlerweile einen Punkt überschritten, an welchem ich mehr für die Band mache, als dass ich Geld durch meine Tätigkeit als Pfleger verdiene.  Wir sind alle im Freiwilligen-Dienst für die Musik. Es ist großartig, wir waren 2 Monate auf Tour, es war großartig bisher.

Was ist euer Lieblingstee? Ich weiß, die Frage ist spontan.


J: Ich mag eigentlich ziemlich starken Tee, sowas wie nen Yorkshire Tee, aber mit nem Schuss Milch. Daheim arbeite ich als Bauarbeiter, da trinken wir alle Tee. Wenn man in Groß Britannien auf Arbeit geht, nimmt man sich immer ne Isolierkanne Tee mit, wenn es schweinekalt ist, wenn du Zement mischst oder so, dann trinkst du halt nebenbei ne Tasse. Das braucht man wirklich, um warm zu bleiben. Ich trinke dann um die fünf oder sechs Tassen Tee pro Tag.

In Deutschland würde jeder Bauarbeiter über euch Teetrinker lachen. Die trinken hier alle ihr Bier.


J: Deutsche Bauarbeiter sind weitaus effizienter und arbeiten um einiges härter.

Ja, aber die Trinken halt auf Arbeit und nicht danach.


J: Gut, das machen wir nicht, wir trinken dann eher danach unser Bier. Sonst gäbe es zu viele Unfälle.

Nun gut, was sind eure Pläne für die Zukunft?

J: Das nächste Jahr mehr touren, mehr in Europa und auch in Amerika wollen wir einiges abklappern. Wir wollen auf dem South By Southwest Festival spielen, in Texas. Danach geht’s wieder durch unsere heimischen Gefilde, um die neue Platte zu promoten. Und im April werden wir gucken, dass wir einige Festivals in Europa abklappern werden. Dieses Jahr waren wir in Leeds, das war was Großartiges. BBC hilft einem da viel, besonders BBC-Introducing. Da wird viel Indie-Kram gespielt, dadurch haben wir erst diese große Fanbase in UK aufbauen können. Wir hoffen, dass wir auch nächstes Jahr noch viel bei BBC auftreten können.  Dort hat man auch nur einen Radiosender, BBC. BBC-Introducing ist nur ein Teil von BBC. Aber da jeder daheim BBC hört, hat man eine große Plattform für seine Musik. BBC hat viele unserer Titel gespielt, das sogar recht häufig, somit konnte uns quasi die ganze Welt hören, da die ja auch streamen.

Dann möchte ich mich bei euch für das Interview bedanken und wünsche euch noch viel Spaß heut Abend.

J:
Wir haben zu danken. Ich hoffe du genießt nachher die Show.

Freitag, 7. Dezember 2012

Jamendosis Vol. 14

Ein lang unbehandeltes Thema. Durch den wöchentlichen Sprechfunk bin ich erst wieder daran erinnert worden, dass ich auf Jamendo was gutes... nein, sehr gutes gefunden hatte.

Die Band Hot Fiction kommt aus England, was man aber nicht mal im Ansatz heraushört. Das Duo spielt auf ihrem Erstling Dark Room, richtig schönen Rock'n'Roll, so wie die White Stripes, Eagles of Death Metal oder auch Bass Drum of Death oder The Pack A.D.. Alles Stile und Bands die ich mag. Somit dürft ihr, wenn ihr denn all diese Künstler auch mögt, beherzt zugreifen. Allen anderen lege ich es auch ans Herz, so ein gut produziertes Stück Musik, 13 Titel lang, ohne Intro, ohne Skit, für 0€, das gibt es nicht alle Tage. Es sei denn, man lädt es von ihrem Bandcampaccount, da kostet der Spaß 0,40 Brittische Pfund. Da es sicher einige iOs-User gibt, empfehle ich zumindest zum Streamen die Bandcamp-Version, ich spreche aus Erfahrung. Hier werden sicher einige Titel in meine Snowboard-Playlist Einzug halten.



Und falls euch das gute Stück vielleicht ein wenig zu hart oder zu schnell ist, oder zu Blues-Lastig. Die Band hat 2 Jahre nach Dark Room ein zweites Album auf Jamendo und Bandcamp geladen, mit dem Namen Apply Within. Hier hat man an der Uhr gedreht und die 70er ausgepackt. Klingt recht interessant, wie perfekt dieses Spiel funktioniert, mein Faovrit ist aber immernoch der Erstling Dark Room.  






Und um das alles abzurunden, damit ihr wisst, wer so wandlungsfähig ist, zwischen 2 Alben, gibt es ein Musikvideo, mit Humor und bunten Bildern und so. 


Dienstag, 4. Dezember 2012

Bandcamptage Vol. 59

In riesigen Schritten kommt Weihnachten näher. Ich merk aber nichts davon, fragt aber nicht woran das liegen kann.

Heute gibt es hier ein Album zum frei wählbaren Preis laden dürft, wie immer ohne Minimum bei mir im Blog, ist das Album der The Oh Hellos aus San Marcos. Das ist ein Pärchen, welches sich musiktechnisch genau da einordnet, wo auch schon Mumford and Sons stehen. Außer das man hier nun eine Frauenstimme mit an Bord. Es gibt lieder zum Feiern und auch zum Nachdenken, vielleicht nennt man es auch deswegen Through The Deep, Dark Valley. Es passt auch zu Grey's Anatomy oder zu einer Folge Scrubs, ihr kennt das ja. Ich mag es und wer meinen Blog mag, wird es auch mögen. Auch wenn ich hier musikalisch manchmal auf die Kacke hauen lasse. Manchmal muss auch das sein. 

The Oh Hellos - Through The Deep,
Dark Valey

Samstag, 1. Dezember 2012

Scene 2 Act Part 20: Slingshot Dacota - Dark Hearts

Was man als Pärchen alles anstellen kann. Man kann Tandem fahren, Tennis spielen oder auch Musik machen. Es gibt ja so einige Beispiele, auch in der Neuzeit und damit meine ich nicht irgendwelche Schlagerpärchen.

Slingshot Dakota sind so eine Band, ein musikalisches Pärchen. Die beiden Amerikaner zaubern mit ihrer Musik eine kleine private Session auf eine Silber- oder auch wahlweise auf eine Vinylscheibe. Der Mann klopft kräftig die Trommeln ab und die Dame steht am E-Piano, daraus entsteht so was wie Emo-Pop (?) Darf man das so nennen? Sie klingen ein wenig so, als hätten sich Paramore gegen Gitarren entschieden, gegen allen Lärm und Krach, den ich auch mag. Die Platte ist ganz entspannend, auch wenn einige Titel wie May Day, Gossip oder Rasta Bacca zum Tanzen einladen, wenn nicht gar zum Headbangen. Wobei der zuletzt genannte Titel mich ganz entfernt an The Naked and the Famous erinnert. Natürlich gibt es hier und da auch ein paar ruhige Momente, die vor Melancholie nur so strahlen. Genau das wirkt dann noch intimer, man möchte sich dann förmlich vom Schreibtisch wegdrehen und den beiden beim Musizieren zusehen. 


Aber Obacht, lieber Leser. Wenn du Single bist, allein und so, dann sollte ich dir vielleicht von dieser Platte abraten, weil du danach umso mehr merken wirst, dass du dir dein Bett nur mit nem Kissen und einer Bettdecke teilst. Es sei denn du suhlst dich liebend gern in deiner Trauer. Das Album darf man sich ohne weiteres ein zweites oder drittes Mal geben, man kann dann auch hier und da mitsingen. Auf der Soundcloud gibt es eine kleine Hörprobe, somit ihr euch davon überzeugen könnt, das ich hier keine Unwahrheiten verbreite. ;-)

Slingshot Dakota - Dark Hearts

Scene 2 Act Part 19: Code Orange Kids Love Is Love //Return To Dust

Ich mag ja hier und da Sängerinnen, die auch mal den Männern zeigen können, wo beim Screamen und Shouten der Hammer hängt. Die „Sängerin“ von den Code Orange Kids fällt da genau in diese Kategorie. Die schreit und gurgelt, das es kein Halten gibt. Die Band spielt dazu richtig derbes Zeug, was nicht nur hart rüberkommt, sondern zum Teil auch so wirkt, als macht man mit den Instrumenten moderne Kunst, die ja in einigen Facetten auch recht schwer zugänglich sein kann. Dieser lustige Albumtitel zieht sich durch die Titelnamen des gesamten Albums, so wirkt aber auch die Musik. Jeder Track ist anders und nochmals in sich total zwiespältig, ich möchte hier fast schreiben, schizophren. Die Titel beginnen mal brachial, als würde man versuchen Wände per Stimme einzureißen, um dann in der Mitte in kleine, nicht-verzerrte Songbröckchen zu zerfallen. Hier weiß die Dame am Mikro ihre liebliche Stimme zu benutzen und lullt einen mit ihrer engelsgleichen Stimme ein.


Und dann gibt es Titel, die sich eigentlich über drei Titel hinweg zu spielen scheinen, bestes Beispiel ist hier: „Nothing (Rats)“ wird über „Roots Are Certain // Sky Is Empty“ zu „Choices (Love Is Love)“, und dass ohne mit der Wimper zu zucken oder das irgendwo mal ein Fade-out oder Fade-in ist. Zumal „Nothing (Rats)“ nen richtig schönen alten Riff beinhaltet, auf dem ich mich ewig ausruhen könnte. Aber hey, die Band tritt dir in den Arsch, Ausruhen ist nicht. In „Choices (Love Is Love)“ finde ich den „Uraltriff“ noch mal, nur langsamer. Ab und an bringt man auch ruhige Skits ein, die 2 Minuten laufen, einem aber ne ruhige Kugel schieben lassen, wie in den 80ern, um dir dann mit Anlauf ins Genick zu springen. Und am Ende denkt man, das Album wird abgebrochen. Vielleicht ein perfider Plan der Band, dass man nach so viel Pomp, Ineinanderüberlaufen und den ganzen Zwiespältigkeiten einfach an ner Wand zerschellt, ohne Lärm und du liegst allein, auf weiter Flur, vor dieser Wand, blutend, ohne etwas zu hören.

Man muss erstens mal Hardcore mögen, sonst findet man keinen Zugang zu diesem Album. Dazu sollte man noch etwas, hm, Kunst- oder Musikverständnis mitbringen, denn sonst versteht man die Zwiespältigkeit dieses Albums nicht. Man kann es sich unter Umständen nochmals geben.


Code Orange Kids - Love Is Love // Return To Dust
(Quelle: Discogs.com)

Ich weiß, dass das für euch gerad recht brutal klingen mag, mir hat die Platte gefallen. Auf Bandcamp könnt ihr euch ja die Vorgängeralben anhören und die Platte Slit w/Full Of Hell für einen frei wählbaren Preis ohne Minimum herunterladen. 


Code Orange Kids - Full Of Hell
(Quelle: Bandcamp.com)