Dienstag, 30. Juni 2015

Neues aus dem CD-Regal, Ausgabe 4: Silver Snakes - Year Of The Snake

Auch wenn diese CD schon eine Weile in meinem Besitz ist und schon einige Runden im CD-Player des Autos hinter sich hat, so habe ich dieses Album mir erst erhören müssen. Gekauft bei der Show von New Native (Interview hier, hier und hier), Silver Snakes und Piano Becomes The Teeth, hat es eine Weile gedauert, doch nun ist das Album häufiger an, als ich es gedacht hatte. Vielleicht wegen einiger Experimente, wie das Outro von Sundance, womit man den Titel am Ende dann doch immer geskipt hat, wegen der Frequenzen. Die aus Los Angeles stammende Band legt eine interessante Mischung aus Desert-Rock, Stoner-Rock und anderer Rock-Stilrichtungen an den Tag. Alles flirrt, flimmert, brüllt dir hier und da entgegen, ist dennoch recht trippig, vor allem auf der Bühne. Wenn man sich das ganze im Auto gibt, wähnt man sich auf den Highways jenseits des Atlantiks, irgendwo im verdörrten Hinterland, wo es Trailerparks und verlassene Bauernhöfe gibt. Die Produktionsqualität ist konstant gut, nur der Titel Red bildet hier eine Ausnahme und wirkt, als hätte man rein zufällig ein Mikro aufgestellt, als der Sänger zur Gitarre gegriffen hat. Fast 47 Minuten geht es hier durch die wüstenähnliche Musiklandschaft, verteilt auf elf Titel, was der Musikrichtung geschuldet sein könnte. Auf Bridge 9 Records wurde dieses Album veröffentlicht und kann auf Bandcamp gehört und gekauft werden.

Anspieltipps: All Your EyeSundance, Fox And Embers

5,5/6 Punkten (CD rein, Fenster runter, Anlage aufgedreht und übers Land)

Silver Snakes - Year Of The Snake
(Quelle: Bandcamp.com)

Dienstag, 23. Juni 2015

Bandcamptage Vol. 143:

Pogo wurde mir während meines Studiums von einem Freund mal gezeigt. Mir war er damals gänzlich unbekannt. Dieser junge Mann aus Perth nimmt sich Disney-Filme vor, sucht sich Soundschnipsel und verwurstet diese quasi zu einer ziemlich abgefahrenen Mischung aus Ambient und Tanzmusik. Als bestes Beispiel könnte man vom Album Wonderland den Titel Alice nehmen. Wenn man das Album hört, muss man unweigerlich natürlich an die Filme denken, aber auch an die Momente, wo man meint, dass die Zeichner/Geschichtenschreiber etwas Illegales eingeworfen haben könnten. Ich will hier nur die rosa Elefanten in Dumbo erinnern. Um so verblüffter war ich, als ich feststellen durfte, dass, bis auf Wonderpuff und Texturebox, alle Alben zu einem frei wählbaren Preis ohne Minimum zur Verfügung gestellt werden. So auch das erst im Juni veröffentlichte Kindred Shadow. Dieses Album ist natürlich wieder voller Samples, wird aber auch besungen, so wie mein Favorit No Worries, oder er hat's einfach sehr gut zusammengebastelt. Man bekommt hier ein vollwertiges Album mit dreizehn Titeln, voller Musik zum Lernen, Tanzen, Chillen oder was man auch immer zu so einer Musik anfangen könnte.

Anspieltipps: No Worries, Where Is Ethan?, Truly

Pogo - Kindred Shadow
(Quelle; Bandcamp.com)

Und die Nächte sind lang und kühl.

Sonntag, 21. Juni 2015

Die 3. Fleet Union: Liza & Kay - Liza & Kay

Das mit der deutschsprachigen Musik ist immer so eine Sache. Entweder es wird irgendwie heimelig, wo man final im Fernsehgarten landet oder bei Hansi Hinterseher neben den Kastelruther Spatzen. Oder man geht in die andere Richtung – eher Richtungen – und macht das, was bei den Jugendsendern der Republik funktioniert. Einige Beispiele sind der gute Poisel Philipp oder auch Clueso, obwohl... egal. Bei dem Duo Liza & Kay weiß man nicht ganz genau wo es hingehen wird. Der Plan ist sicher, dass man bei der Jugend ankommt, jung wirkt und vielleicht auch meilenweit entfernt ist, von atemlosen Nächten anno 2014. Wer sich vielleicht noch an eine Frau erinnert, die eigentlichnur Spielen wollte und keinen Ernst hinter einer Nacht sah, der wird hier Parallelen hören. Zwar fehlt es etwas an anderen Vergleichsmöglichkeiten, aber dort in der Nähe von Anett Louisan könnte man die beiden Hamburger finden. Auch wenn man einen Track der Band spielt und danach ein Video von der blonden Dame laufen ließe, man würde nicht aufblicken und meinen, dass das anders klänge. Sicher, es gibt einen Mann, der hier auch mal ans Mikro darf, dennoch, das ist alles … man kann ihnen nicht böse sein. Die Texte sind hier und da etwas markig, stoßen auf, da man einen harten Kontext recht leiblich herüberbringt. Man könnte hier ein wenig Schizophrenie finden. Das aufgebaute Universum der beiden misst fast 40 Minuten, ausgestattet mit einer ausgezeichneten Produktionsqualität. Der Herr Kay singt zwar nicht immer ganz grade ins Mikro, das verleiht der Geschichte noch ein wenig mehr Charme. Wer eine harte Partynacht hinter sich hat oder einen verregneten Sonntag vor sich, kann sich mit diesem Album über den Sonntag retten, da man hier leicht beschwingt wird. Ein BootSandburgen und Deine Kammer geben nicht nur akustisch die Richtung vor und können auf Youtube angehört und angesehen werden. Schlussendlich bildet sich daraus der Kontext, wer diese beiden Titel kennt, kennt fast das ganze Album. Man muss sich dann nur entscheiden, ob man diese Musik mag oder doch eher andere Stilrichtungen bevorzugt. Das Werk erschien bereits am 12.06..

Anspieltipps: Ein Boot, Sandburgen, Lass Los


4,5/6 Punkten (jetzt kann jeder Tag ein Sonntag sein)

Liza & Kay - Liza & Kay
(Quelle: lizaundkay.de)

Donnerstag, 11. Juni 2015

3rd Backstage Broadcast: Rolo Tomassi - Grievances

Vor zehn Jahren in Shieffield gegründet, wirft die Band Rolo Tomassi um Eva Spence nun wieder ein vollwertiges Album auf den Markt. Wer die Band bereits kennt, weiß wo man sie einzuordnen hat. Wer sie nicht kennt und vielleicht kennenlernen möchte, sollte vielleicht ein wenig mutig sein. Denn hier gibt es alles, von engelsgleichen Gesängen bis hin zu Gebrüll der allerfeinsten Sorte. In Begleitung von Gitarre, Bass, Drums und Synthies, geht es auf dem Album Grievances nicht nur zur Sache. Es gibt nicht nur Sturm und Drang, sondern auch ziemlich ruhige und bedachte Momente, die einen fast schon träumen lassen. Nicht umsonst wird der Band das Genre Jazzcore und Mathcore zugeschrieben. Also alles recht chaotisch und dennoch an vielen Ecken aufgeräumt. Man sollte dieses Machwerk auch nicht als eine Aneinanderreihung von Titeln sehen, sondern als Gesamtkunstwerk, welches einen über 40min auf elf Titeln durch eine sturmgepeitschte Landschaft treibt, wo nur ab und zu mal etwas Ruhe herrscht und die Sonne einem auf den Pelz scheint. Gleich zu Beginn wird einem so viel Energie entgegengeblasen, dass man glaubt, wenn man die Band eben nicht kennen sollte, das geht jetzt alle 11 Tracks so ab. Nope, der darf dann mal eben kurz Prelude III (Phantom), Chandelier Shiver oder auch Crystal Cascade anspielen. Man möchte meinen, dass was bei der Kopie schief gelaufen ist. Denn im krassen Gegensatz dazu stehen eben Estranged oder auch Stage Knives, die einen Umreißen. Komme was wolle, nach diesen Tracks steht kein Stein mehr auf dem anderen. Und weil es so schön ist, gibt es eine Melange am Ende des Albums, welches all diese Elemente aufgreift und einen "harmonischen Sturm" zusammenbastelt, der nach sieben Minuten in einem extravaganten Höhepunkt endet. Man kann an diesem Longplayer nichts aussetzen, die Länge ist im Rahmen, die Titel von der Anzahl her auch, zumindest für heutige Verhältnisse. Wer sich die Historie der Band zu Gemüte gibt, wird feststellen, dass die Schlagzahlen, was die Veröffentlichungen angeht, relativ groß ist. Veröffentlicht wurde dieser Ritt am 05.06. auf Holy Roar Records und ist komplett auf Bandcamp zu hören, für alle, die dem Geschriebenen hier nicht glauben wollen oder selbst die musikalischen Möglichkeiten des Jazz und des Cores erforschen wollen.

Anspieltipps: Estranged, Opalescent (Video), All That Has Gone Before

5,5/6 Punkten (weil dieses Album so bunt ist)

Rolo Tomassi - Grievances
(Quelle: Bandcamp.com)

Samstag, 6. Juni 2015

Pias 2: Dub Pistols - The Return Of The Pistoleros

Was eigentlich vor fast 2 Jahrzehnten zu zweit als Studioprojekt begann, ist nun zu einer vollständigen Band angewachsen. Zuerst mixte man nur ein paar Songs von Korn, U2 und Limp Bizkit und erschuf so ein kleines Universum, wo man nicht nur als Band sondern auch als Musiker wachsen konnte. Live macht nun die große, mehrköpfige Band einiges her.

Auf ihrem neuen Album The Return Of The Pistoleros, mixen die Dub Pistols gekonnt Dub mit Stilrichtungen des Reggae, Dancehalls und anderer elektronischen Musikgenres. Daraus ergibt sich eine angenehm kurzweilige, tanzbare Reise durch die, für einige vielleicht sogar unbekannte Welt des Dub. Dies ist gewiss kein Album für gemütliche Stunden zu zweit, sondern eher für eine Party oder vielleicht für produktive Stunden in der Nacht, wenn man mal was programmieren muss oder vielleicht gerade eine wichtige Belegarbeit fertigstellen muss. Die Pistols stehen dir bei. Wer ein Auto mit einer anständigen Anlage hat, kann sogar seine Scheiben und Spiegel springen tanzen lassen ohne gleich unangenehm aufzufallen. Mit zehn Titeln bewegt man sich in einem Rahmen, der heute üblich ist. Das Album erschien am 29.05. auf Sunday Best Recordings.

Anspieltipps: Pistoleros, Ride With It, Fit Girl, Killa Sound

5,5/6 Punkten (weil der Rückspiegel so schön vibriert, wenn der Bass zuschlägt)

Dub Pistols - The Return Of The Pistoleros
(Quelle: Presskit von [PIAS] - Promotion)


Donnerstag, 4. Juni 2015

Youtubisch Vol. 19

Gestern bin ich durch Zufall auf viel gute Musik aus Kanada gestoßen, bzw. habe ich dadurch auch viele Musikvideos gefunden. Also gibt es nicht nur Ohrenzucker, sondern auch Augenzucker.

Das erste Video stammt von Slow Down Molasses aus Kanada. Der Titel Home vom Album Burnt Black Cars hat allein ein göttliches Intro und läuft dann unaufgeregt weiter. Das Video dazu will eine Geschichte erzählen, von Menschen in einer Selbsthilfegruppe die zueinander finden. So wird dann ein Handlungsstrang gebastelt, der etwas absurd wirkt.

Slow Down Molasses - Home (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Die zweite Band im Bunde, kommt ebenfalls aus Kanada und ist für ihren sehr verspielten Dream-Pop bekannt, der vor lauter Intros, Hall und Delays gar nicht enden mag... oder doch anfangen? Braids ist ein Begriff? Auf jeden Fall eine Band, die man sich gerne näher ansehen und hören darf. Das Video zu "Miniskirt" vom Album Deep In The Iris ist ebenfalls ein fetter Batzen Kunst, strotzt vor schönen Bilder aus der Natur. Dazu gibt es wieder verträumten Pop, der aber nicht mehr so warm rüber kommt. Der Titel lässt sich locker in zwei Teile definieren, der erste ist eher natürlich behaftet, der zweite wirkt dagegen sehr technisch.  Eine neue Seite der Band.

Braids - Miniskirt (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Und weil wir heute noch nicht genug haben und ich gestern noch eine schöne Mail von PIAS-Promotion bekommen habe, geht es froh weiter. Mit dem letzten Titel im Bunde reisen wir nach Down Under. Flume ist ein Begriff? Nicht? Diesen jungen Mann hatten wir mal hier im Blog. Auch wenn er sich mit "Some Minds" nur mit einer Single zurückmeldet, so kann man wohl erwarten, dass im Verlaufe des Jahres wohl noch ein Longplayer auf den Markt kommen wird. Hier gibt sich der Künstler auch zweiteilig, etwas kühler als auf seinem ersten Album, auch technischer, mehr in klare Einheiten definiert. Aber hört selbst. Die Stimme bekommt er dieses Mal von Andrew Wyatt geliehen. Das Video entstand in Kooperation mit dem Opernhaus in Sydney, Flume natürlich und Clemens Habicht. Auf jeden Fall was für die Augen und die Ohren.

Flume - Some Minds (feat. Andrew Wyatt)
(Quelle: Youtube.com)

Und da frage ich mich doch allen Ernstes, warum die Mühen für so geile Videos, wenn es doch kein anständiges Musikvernsehen mehr gibt. Oder geht das an mir vorbei und winkt?