Mittwoch, 25. Oktober 2017

Bandcamptage Vol. 157

Mein E-Mail-Postfach ist mittlerweile voller Musik, was zu dem lustigen Umstand führt, dass ich die E-Mails eher durchhöre denn lese. So erhielt ich vor ein paar Wochen eine Mail von der Band Skin aus Flensburg.

Die erschaffen Musik ist relativ proglastig, erinnert entfernt an Muse, Sportlights (hier im Blog), Eau Rouge (hier im Blog) und Placebo. Seit der Bandgründung 2015 wurden viert Titel geschrieben, die jetzt mit der Zeit im Jahre 2017 und 2018 veröffentlicht werden. Man spiegelt in den Songs, die man geschrieben hat, das jugendliche Leben zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein wider. Den Anfang macht In Shadow, ein sehr atmosphärischer Titel, mit vielen Schichten. Den Track gibt es aktuell für "Name Your Price" und kann für Null Euro geladen werden. Wer noch etwas für Augen braucht oder doch der "visuelle Mensch" ist, kann sich das Video zum Titel auf Vimeo geben, was komplett unter Eigenregie entstanden ist.

Skin - In Shadow
(Quelle: Bandcamp.com)
Nur noch zwei Monate und das Jahr 2017 ist vorbei.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Teil 3 des Interviews mit Behead The Broken Queen vom 15.10.2017

Wenn ihr wissen wollt, wie Behead The Broken Queen zu ihrem Namen gekommen sind, was sie von Genres halten und wo man überall ihren Merch finden kann, solltet ihr hier klicken. Wenn ihr jedoch mehr darüber erfahren wollt, was sich in der Szene gerade tut und wie es um die EP steht, dann klickt hier. Nun denn, kommen wir zum großen Finale, mit einer großartigen Band.

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Wo kommt aber der Trend her, dass die Leute lieber in den Club gehen und da feiern, anstatt zum Konzert zu gehen und Stress abzubauen?

Murat: Ich kann mir gut vorstellen, dass die Leute damals nur eine Szene dazugehören wollten, weil es was eigenes war, weil es bunte Haare gab, weil es Tunnel gab, weil es Tattoos gab und dann gemerkt haben: „OK, die Musik passt mir doch nicht so.“

Nils: Viele junge Menschen hören auch solche Musik, vor allem wenn man die Pubertät durchmacht. Da verändert man sich ziemlich oft. Das passiert auch im persönlichen Umfeld, wo die Leute dann einfach diese Musik nicht mehr hören. Ich muss auch zugeben, dass ich selbst nicht mehr soviel hartes Zeug höre.

Simon: Ich muss zugeben, dass er das sogar ziemlich oft hört.

(Alle lachen.)

Nils: Schon noch oft, ja, aber nicht mehr so oft wie früher. Früher war ich eher der Groupie, da hatte ich meine Bands, da kannte ich jeden Songtext, da kannte ich jede Band, habe mich wirklich extrem auf die Konzerte gefreut, war total aufgeregt. Mittlerweile bin ich aus der Sache herausgewachsen und guck mir nur noch ein paar Sachen an, aber die Leidenschaft dahinter fehlt.

Sind deswegen Bring Me The Horizon weicher geworden?

Murat:
Weil es mehr Leute anspricht.

Nils: Sie sind halt kommerzieller geworden. Wir wollen diese Schiene nicht gehen, wollen aber ein bisschen eingängiger werden, aber nicht so, wie es BMTH gebracht haben. Wir bleiben schon unserem Stil treu, egal ob das Konzerte und Leute zieht oder nicht. Primär geht es uns um den Spaß. Wir sind ja auch nicht Fame, wir sind eine lokale Band, die vielleicht ihren Ruf in Berlin hat, sowie auch in Cottbus und vielleicht in ein oder zwei anderen, kleinen Städten.

Murat: Ich denk, dass merkt man auch daran, dass es uns fast acht Jahre gibt, mit Nils etwas mehr als zwei Jahre, wir haben nie darüber nachgedacht uns aufzulösen. Hier und da gibt es mal einen Disput, weil der eine die Musik machen will und der andere eine andere Musik. Wir sind schon eher eine Familie.

Nils: Das beste Beispiel war mein Eintritt in die Band. Die Jungs haben mich natürlich auch vorher schon ein wenig interviewt und haben gefragt, was ich denn privat Höre. Da habe ich Beatdown gesagt und die haben mich dann mit verachtenden Blicken angesehen. Aber mittlerweile gibt es in jeder Probe mindestens einen Beatdown-Jam, da habe ich mit der Zeit auch meine Finger im Spiel. Es ist schwierig, dass was du schreibst zu trennen von dem, was du gerade privat feierst. Es ist schwer sich zu reflektieren, nur weil man ein Genre oder einen Musiker feiert. Man muss dann von einem Genre zum anderen hüpfen und es ist schwierig zu fünft auf einen Nenner zu kommen. Es ist wie eine Beziehung: man muss daran arbeiten.

Murat: So komisch es auch klingt, es ist wirklich so.

Nils: Du musst es ja irgendwie jedem Recht machen, du willst ja nicht, dass irgendwer dabei steht und eigentliche gar keinen Bock auf die Sache hat. Letztendlich kommen wir immer irgendwann auf den gleichen Nenner.

Auch wenn Sie hier recht ernst gucken, eigentlich sind sie ganz nett.  Behead The Broken Queen.
(Quelle: Promo-Ordner der Band auf Facebook)

Das heißt, fünf oder zehn Jahre später immer noch BBQ...

Murat: … immer noch keine EP.

(Alle lachen.)

Das müsst ihr selbst wissen, ob ihr dann einfach einzelne Stücke ins Netz stellt und die gut versteckt.

Simon: Unsere EP kommt demnächst auf jeden Fall raus, das steht fest. „Prophets“ wird sie heißen.

Murat: Da ja bald Weihnachten ist, können wir sie auch „Spekulatius“ nennen.

Nils: Wir haben für das Album danach ein Konzeptalbum vorgesehen. Sagt dir die Band Tell You What Now was? Die wollten dieses Jahr eigentlich auf dem Full Force spielen. Der Gitarrist ist ein Kumpel von uns, mit dem sind wir in Kontakt getreten und haben schon ein paar Mal mit ihm geprobt. Des Spaßes halber haben wir angefangen einen Song zu schreiben, vielleicht wird da auch was draus. Vielleicht wird es auf ein reines BBQ-Ding. Müssen wir halt abwarten, aber wir haben eine Idee für eine Konzept-EP. Wir wissen, welches Thema wir behandeln wollen, es soll selftitled sein. Dabei soll es um eine Königin gehen, die sich bestimmten Dingen entgegenstellen muss, die mit Persönlichkeitsstörungen zu kämpfen hat und letztendlich geköpft wird, wie unserer Name es sagt. Die EP soll dann den Werdegang zum Köpfen erzählen. Die Idee gefällt uns allen, bisher haben wir aber noch nicht wirklich viel dazu geschrieben. Es kann auch was komplett was anderes werden, aktuell sind wir da sehr offen. Beim Proben wollen wir auch weg von den Konzerten, weg von der alten Setlist und hin zu neuem Songwriting. Wir als Band brauchen auch einfach einen frischen Wind, weil wir seit Jahren immer das gleiche Zeug spielen und das brennt einen so langsam aber sicher aus.

Murat: Irgendwann stagnierst du.

Nils: Und das haben wir alle gemerkt. Wir wollen nun einfach unser Ding durchziehen, was das aber werden wird, kann man so genau nicht sagen.

Man muss dann auch überlegen, ob das alles auch live dann funktioniert. Meistens ist das eine reine Kopfsache für die Fans. Man versucht eine Geschichte zu erzählen und mittendrin jemand aus dem Publikum den Faden verliert und abschaltet.

Nils: Abgesehen, dass mich eh kein Schwein versteht.

(Alle lachen.)Nils: Live mit der Akustik ist immer so eine Sache.

Murat: Ich finde, dass es live egal ist, ob du eine Geschichte erzählst, solange die Leute die Musik feiern. Da geht es eher um was anderes.

Nils: Da geht es dann eher um die Stimmung, um die Bewegung, um die Leute, die Spaß haben. Und zuhause können sich die Leute mit den Lyrics zusammen und dem ganzen Konzept auseinandersetzen. Es wird auch genug Leute geben, die nicht verstehen, was auf der EP passiert. Es gibt dann aber auch die, die sich Gedanken machen und die Lyrics durchlesen, sich mit den Aussagen von Bands beschäftigen. Die erste Fraktion hört es einfach, weil es geil klingt.

Murat: Oder sie hören uns gar nicht.

Gut, kommen wir langsam zum Abschluss. Da mache ich es kurz und knapp, Sebastian hat ja schon die Runde hinter sich (Er wurde bereits am Nachmittag befragt, mit seiner anderen Band Dispray).

Hund oder Katze?

Murat: Hund. Beides... eigentlich Hund. Ich mag Tiere generell, aber wenn ich entscheiden müsste, dann definitiv für den Hund.

Nils: Hund, Hund, Hund, Hund.

Simon: Ich habe einen Hund, ich will einen Hund.

Tee oder Kaffee?

Murat:
Kaffee.

Nils: Kaffee.

Simon: Kaffe, all the way.

Sebastian: Tee … Schwarztee mit Milch.

Duschen oder Baden?

Murat:
Duschen.

Nils: Duschen.

Simon: Duschen.

Sebastian: Duschen.

Murat: Dann sind wir uns ja alle einig.

Lieblingsgetränk?

Murat:
Wasser

Nils: Ganz langweilig: Wasser.

Simon: Ich sag auch Sprite.

Sebastian: Energy.

Egal welche Marke?

Sebastian: Rockstar.


Damit schließen wir das ganze ab, ich wünsche euch eine gute Heimfahrt und freue mich auf die kommende EP.

Sonntag, 22. Oktober 2017

Teil 2 des Interviews mit Behead The Broken Queen vom 15.10.2017

Wenn ihr wissen wollt, wie Behead The Broken Queen zu ihrem Namen gekommen sind und wer sie inspiriert hat, solltet ihr hier klicken.

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2014 habe ich euch auch schon bei Sonnys Birthdaymosh gesehen und hab mich gewundert, warum ihr weder eine EP noch ein Album am Start hattet. Die beste Band des Abends und die hat ausgerechnet keine Scheibe am Merch-Stand. Wird es denn irgendwann eine EP oder ein Album geben?

Sebastian:
Tatsächlich sind wir im letzten Schritt, wir sind kurz davor.

Murat: Es wird nur noch gemastert, wir geben gerade etwas Feedback und dann wir fertig.

Und wie sieht das Feedback aus?

Sebastian:
Aktuell sind es eigentlich nur noch die Lautstärken und dann ist es fix. Da sind drei, vier Parts, wo noch mal was an der Lautstärke geregelt werden muss.

Nils: Letztendlich müssen wir gestehen, dass das ein Projekt von zwei Jahren Dauer war. Seit ich in der Band bin, haben wir angefangen aufzunehmen, eigentlich vor den ersten großen Shows mit mir. Die EP ist eine Art Patchworkprojekt, wir haben alles zuhause aufgenommen und haben es zum Soundtypen geschickt. Ich will die EP nicht schlecht machen, ich glaube die EP wird auch ganz geil sein, es sind ja die Songs die man live von uns kennt, wir haben aber auch die Schnauze ein wenig voll davon und sind mit dem Abschluss der EP auch bereit etwas Neues zu schreiben. Vielleicht geht es dann auch in eine andere Richtung, das wird sich zeigen. Wir werden versuchen, die nächsten Wochen kreativ zu werden und wer weiß, vielleicht ändert sich dann auch unser Stil.

Hipster-Black-Metal.

Simon:
Hipster-Black-Metal zum Beispiel...

Murat: … Psychedelic Pop-Punk mit Technical Deahtmetal-Einflüssen...

Simon: Spaß beiseite: wir werden BBQ treu bleiben, aber wer weiß wie sich das entwickelt. Erstmal wird in den nächsten Wochen die EP veröffentlicht, danach wird es auch live etwas stiller um uns, denn wir werden uns dann zum Aufnehmen zurückziehen und dann werden wir ein neues Werk schustern.

Viele Saiten, viele Felle, viel Geschrei: Behead The Broken Queen aus Berlin
(Quelle: Promoordner der Band auf Facebook)

Woher kommt dieser komische Trend mit den vielen Saiten?

Alle:
Meshuggah.

Sebastian: Murat hat die vielen Saiten ins Spiel gebracht, sogar vor mir.

Murat: Tatsächlich. Wir wollten eigentlich nicht auf mehrere Saiten gehen, irgendwann ist mein Vater auf ebay, zwecks meines Geburtstagsgeschenkes, auf die Steve Vai Signature gestoßen, die sieben Saiten hat. Er hat mich gefragt, ob ich damit zurechtkäme und hat sie mir dann geholt. Dann habe ich ein wenig probiert, Martin ist dann mit eingestiegen, Basti ist auch aufgesprungen und irgendwann wollten wir uns dann steigern.

Sebastian: Mehr Saiten, mehr Möglichkeiten, mehr Range.

Murat: Dickere, tiefere Saiten, mehr Wumms. Mehr Meshuggah, mehr Djent.

Wie sieht die Szene in Berlin aus? Gibt es da eine Metalcore- und Deathcore-Szene?

Sebastian:
Es gab sie mal, leider. Es ist alles sehr stark abgeebbt. Es ist verdammt schwer geworden, Shows auf die Beine zu stellen und es ist tatsächlich so, dass wir lieber auswärts spielen als in Berlin. Berlin ist Hometown, es macht immer Spaß, aber ist verdammt schwer geworden, Leute ran zu bekommen. Der Hype geht in in Berlin viel mehr in die Clubszene.

Aber wo sind die Leute alle hin? Die sagen sich doch nicht von heute auf morgen: „Ich mag keinen Core mehr. Ist mir zu hart.“

Sebastian: Sie feiern viel lieber auf Electro.

Murat: Das kann ich bestätigen. Die meisten meiner Freunde, die aus der Szene kannte, sind tatsächlich alle in die Richtung Electro gegangen.

Das heißt: die haben alle Tunnel, sind zugehackt und hotten dann zu Beats über die Tanzfläche.

Sebastian: Gehe in einen Berliner Electro-Club und du siehst überall Tunnel-Tätowierte.

Nils: Was dazu beiträgt, speziell auch bei unseren Konzerten, wir haben schon ein paar Mal in Berlin gespielt, haben halt die gleiche Set-List. Lokal sind es dann eher die größeren Bands, die dann mal Leute ziehen, aber seit 2010 hat das ganze immer mehr abgenommen. Lokal wird nicht mehr so viel gefeiert, so wie hier heute. Heute war das eine kleine, lauschige Kulisse und angenehme Stimmung. Vielleicht könnte sich da was tun. Ich denke, dass sich was ändern könnte, ins Positive, wenn wir neues Zeug schreiben und dementsprechend auch mehr Leute ziehen, auch von außerhalb. Die Leute die uns kennen und auch feiern, die kann ich verstehen, wenn die uns schon öfters gesehen haben und wir immer noch die gleiche Set-List spielen, dass die sich dann irgendwann abkehren. Ist bei mir nicht anders, wenn ich eine Band habe, die ich total liebe und die zum fünften Mal in der Stadt sind, dann sage ich mir: „Ich habe die schon vier Mal gesehen und die spielen seit zwei Jahren die gleiche Set-List, muss ich nicht unbedingt hingehen.“

Man muss ja auch neues Zeug schreiben.

Nisl: Was dazukommt: wir haben ewig nichts ins Netz gestellt, keine neuen Aufnahmen, nichts. Wir haben ein Musikvideo gedreht und hochgeladen, aber das war es dann auch schon. Die EP lässt seit hundert Jahren auf sich warten. Wenn wir mehr im Netz hätten, denn alles geht heute übers Internet, gucken die Leute vorher bei Youtube nach, wenn jemand in der Stadt spielt und entscheide danach. Wenn wir eine ganze EP im Netz hätten, liefe das vielleicht anders.


Wenn man nur einen Song im Netz hat, dann hält man sich daran fest. Der Künstler sagt sich: „Das ist unser bestes Stück, wir werfen es jetzt in den Ring.“

Sebastian:
Ob es das beste Stück ist, das ist eine andere Sache.

Nils: Phrenesis wird von einigen Leuten sehr gefeiert, andere finden ihn zu eintönig. Der Song ist ein wenig eingängig. Der Song gibt dir voll auf die Fresse, wo halt wenig Eingängigkeit zu finden ist. Ich selbst feiere den Song aber sehr. Man sieht bei Youtube an der Likeliste, ob es den Leuten gefällt. Vielleicht ist es einigen wirklich zu stupide auf die Zwölf, wir machen aber die Musik, weil sie uns gefällt. Wenn es anderen Leuten gefällt, ist das geil, wenn nicht, dann ist mir das relativ egal. 

Samstag, 21. Oktober 2017

Das 5. Add On Music: Dave Clarke - The Desecration Of Desire

Um eins vorweg zu nehmen: tanzbar ist dieses Album von Dave Clarke nur bedingt. Wer den Opener "Exquisite" zum ersten Mal hört, wird nicht an Danceparties denken. Es wirkt, als würden ganz alte Bekannte aus 1999 winken, man fühlt sich an den Soundtrack des Films Fight Club erinnert.

Alles beginnt schleppend langsam, dennoch "Exquisite", wie der erste Titel des Albums The Desecration Of Desire genannt werden will. Gezackte Waveformen zersägen das Trommelfell und werden von einem angezerrten Beat verfolgt, der ein herrlich schönes Nachgrollen erzeugt. Dabei werden reell aufgezeichnete Instrumente mit eben virtuellen Instrumenten und Gesang einiger Künstler wie Mark Lanegan oder Gazelle Twin vermengt. Diese Melange eignet sich eher zum konzentrierten Arbeiten oder Lesen, denn zum Tanzen. Durch langjährige Erfahrung des Musikers kommt der Sound nicht zu kurz, der Bass schiebt stets ordentlich mit Druck, die verwendeten Samples wirken nicht deplatziert und die eingefangenen Stimmen sind nicht aufgesetzt oder kitschig. Mit mehr als 55 Minuten Spielzeit, verteilt auf zehn Titel, kann man sich nicht beschweren, auch wenn das gesamte Werk keine einfache Kunst ist. Man findet immer wieder kleine Details und Klänge, die sich beim ersten Durchhören nicht einfach offenbart haben und entdeckt werden wollen. Da meint man etwas vom Paul Kalkbrenner zu hören, woanders wähnt man sich einen Soundschnippsel aus dem Soundtrack von eben so häufig genannten Film zu hören. Wenn du auf die ruhigen Tracks der Nine Inch Nails stehst oder eben den Soundtrack von "Fight Club" inhaliert hast, kannst du hier getrost zugreifen. Alle anderen, die vielleicht nicht ganz verstanden haben, dass es elektronische Musik mit künstlerischen Ansprüchen gibt, können sich hier eines Besseren belehren lassen. Erscheinen wird Album am 27.10. auf Skint Records, wo auch Sailor & I (hier im Blog) ihr aktuelles Album veröffentlicht haben.

Anspieltipps: I'm Not Afraid (feat. Anika), Dot Forty One (Mute), Exquisite

5/6 Punkten (Ich bin Jacks Medulla Oblongata.)

Dave Clarke - The Desecration Of Desire
(Quelle: Presskit von Add-On-Music)

Freitag, 20. Oktober 2017

Teil 1 des Interviews mit Behead The Broken Queen vom 15.10.2017

Am 15.10.2017 gab es ein kleines Stelldichein der härteren Gangart im Muggefug. Das Lineup war richtig fett, eigentlich sollten Falcie (die vorher Nu-Nation hießen) auch kommen, nur ist denen leider der Tourbus in Bayern kaputtgegangen. So musste dann der gute Sebastian mit seiner Band "Dispray" aushelfen. Auch die Jungs habe ich interviewt. Es wäre sicher interessant gewesen, was passiert ist, zwischen dem letzten Interview mit Nu-Nation und diesem Sonntag. Nun denn, genug des Schwafelns, hier kommt der erste Teil des Interview mit Behead The Broken Queen (oder auch BBQ) aus Berlin.

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Machen wir erst mal eine Vorstellungsrunde. Du bist wer?

Murat: Ich bin Murat, bin 27 Jahre alt, komme aus Berlin, meine Wurzeln sind in Berlin.

Und was spielst du so?

Murat:
Ich spiele Gitarre, manchmal Siebensaiter, manchmal auch Achtsaiter.

Nils: Ich bin Nils, bin 26 Jahre alt, komme aus Bielefeld, bin aber in Lübeck geboren und bin seit drei Jahren in Berlin. Ich bin Fabis Ersatz und bin der Shouter der Band.

Simon: Der ist nicht Fabis Ersatz, er ist immer dabei. - Ich bin der Simon, bin 27 Jahre alt, ursprünglich aus Aserbaidschan, aus Baku, seit ca. 14 Jahren bin ich in Berlin und ich bin der Schlagzeuger.

Sebastian: Ich bin der Sebastian, auch 25 Jahre alt und ich mach den Bass. Jetzt fehlt eigentlich noch der Martin, der ist 1000 und der macht die andere Gitarre. Manchmal Siebensaiter, manchmal Acht.

Fünf Berliner machen BBQ. v.l.: Simon (d), Sebastian (b), Nils (v), Martin (g) und Murat (g)
(Quelle: Promo-Ordner der Band auf Facebook)

Woher kommt der Name BBQ (Behead The Broken Queen)? Wer hat den erfunden?

Sebastian: Eigentlich wir alle irgendwie, wir wollten ursprünglich einen doppeldeutigen Namen.

Aber heißt das dieses Broken nun Pleite oder Kaputt?

Murat: Eher Kaputt, aber wir sind auch manchmal pleite, also passt das ganz gut.

Simon: Die Idee kam damals noch von Fabi. Und wir dachten uns: Super. Denn keiner spricht die Namen immer ganz aus und deswegen fanden wir den Namen von Beginn an ziemlich cool.

Murat: Außerdem mag jeder BBQ und deswegen mag uns jeder.

Simon: Wir haben so viel Merch, wenn du in den Supermarkt gehst, siehst du überall BBQ.

Murat: Selbst vegan, weil es ja auch veganes BBQ gibt.

Ihr könnt so alle Gruppen abdecken. Vegan, die Vegetarier, die Fleischesser...

Murat: ...Pescetarier, Allestarier

Also gibt es keinen tieferen Hintergrund hinter dem Broken.

Murat:
Eigentlich wollten wir uns am Anfang „Nutella“ nennen, wir haben eben versucht mit vielen Wortspielen was einzuarbeiten.

Ach, wegen Nu-Metal?

Nisl: Gott sei dank habt ihr euch nicht Nutella genannt, sonst hätte ich mich nämlich nicht beworben.

(Alle lachen.)

Was sind eure Spiritanimals? Wer hat euch inspiriert?

Murat: ScottPilgrim.

Simon: Ursprünglich war die Idee All Shall Perish und Whitechapels Sound einzufangen.

Sebastian: Wir sind über die Jahre durch jedes neue Core-Genre gegangen. Metalcore, Deathcore, ein bisschen Hardcore-Einfluss, jetzt ist es teilweise Progressive, Deathcore-Gedöns... einfach alles.

Murat: Bei den Genres, die wir in unsere Musik einfügen, können wir uns nicht in irgendeine Schublade packen. Wir machen irgendwie experimentellen Scheiß und wenn man die Songs alle hört, kann man sie nicht alle in das gleiche Genre packen.

Simon: Zum Anfang war es Metalcore auf Sweep und irgendwann ist härtere Musik entstanden.

Sebastian: Durch Nils ist das ganze nochmal richtig brutal geworden.

Murat: Das Genre ist das, worauf wir Bock haben.

Das heißt, dass ihr irgendwann einen auf Money Boy oder S.S.I.O. macht?

Murat: Das kann passieren.


Nun sehe ich euch ja nicht zum ersten mal live...

Sebastian:
… übrigens, auch an euch alle: wir haben in keinem Club häufiger gespielt als im Muggefug. Das ist heute Premiere gewesen. Wir sind jetzt das sechste Mal hier. Ihr vergesst, dass wir mir Feeding TheTitans auch schon hier gespielt haben. Wir haben schon viel zu oft hier gespielt. Wir haben sogar schon vor Feeding The Titans hier gespielt, zu Sonnys B-Day. 

Dienstag, 17. Oktober 2017

Die 26. Fleet Union: Makthaverskan - III

Bei Makthaverskan handelt es sich um ein Quartett aus Göteborg. Um dem gleich vorweg zu greifen: nein, es gibt hier heute keine Göteburger Schule. Man hat sich seit 2008 dem Pop und/oder dem Dreampopverschrieben. Der Name der Band hat eigentlich keine weitere Bedeutung, auch im Schwedischen nicht, es war wohl eine Idee eines Freundes der Band. Da man den Namen ganz cool fand, ist man direkt dabei geblieben. Wie man dem Namen des Albums entnehmen kann, handelt es sich bei dem Werk, was am 20.10. auf Run For Cover Records erscheinen wird, um das dritte Werk der Schweden.

Wer sich dem Langspieler widmet, wird zuallererst von Trommeln begrüßt. Der junge Mann hat entweder Travis Barker zum Vorbild oder hat echt viele Hummeln im Hintern, die Felle leiden während des gesamten Langspielers massiv. Die Gitarren, die man wahrnimmt, sind eher leicht angefranst, nicht übersteuert, gut, es ist ja auch Pop... oder Dreampop? Hier und da darf der Bass auch mal in den Vordergrund rücken um zusammen, wie sollte es auch anders sein, mit den Trommeln den Weg für die Gitarre und den Gesang zu bereiten, wie in Front. Man gibt sich stellenweise tanzbar, die Saiteninstrumente werden zeitweise recht virtuos bedient. Man kommt auf den Gedanken, vielleicht in das Regal mit den Alben aus den 80ern gegriffen zu haben, aber jeder Trend kommt mal wieder, nur nicht so krass wie bei Timecop 1983. Dann gibt es wieder Stellen, wie in Comfort, da wähnt man The Jezabels an den Instrumenten und dem Mikro zu hören. Das Album ist gut gemacht, das steht außer Frage, bei jedem Durchlauf, der dauert hier nur etwas 37 Minuten, hört man neue Details, manchmal hört man Sirenen oder man denkt, dass das eigene Gefährt eine Macke hat. Der Langspieler eignet sich aber für viele romantische Dinge und Erinnerungen, nur aufregen, dass kann man sich mit III nicht. Funfact: die URL zum Album auf  Bandcamp, da wo ihr euch das ganze Album schon vorab als Stream geben könnt, hat am Ende den Namen "ill". Was das nun aber zu bedeuten hat, muss man die Band fragen. 

Anspieltipps: Vienna, In My Dreams, Witness 

5,5/6 Punkten (Darf ich noch etwas länger draußen im Dunkeln spielen?)

Makthaverskan - III
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Samstag, 14. Oktober 2017

6. Nachschlag: Spotlight - Seismic (PIAS)

Was man nicht alles als Ehepaar anstellen kann. Manche bauen Häuser, andere liegen sich öfter in den Haaren und das nächste beschäftigt sich mit ganz banalen Problemen. Man kann es aber auch wie das Ehepaar Quintero aus Brooklyn angehen: Instrumente in die Hand nehmen und Musik machen. Fertig ist die Band Spotlight.

Zu Beginn kommt man nicht darüber hinweg, dass das Duo klingt, wie ganz große Bands. Hier werden brachial große Gitarrenwände aufgestellt, unterfüttert mit Synthies und einem Gesang, der ganz leicht zwischen den Instrumenten, Schlagzeug und E-Gitarre sind auch am Start, platz nimmt. Die Geschwindigkeit ist eher was für Liebhaber von Sludge und Doom, auch wenn man weniger rotzig ist. Die Produktion lässt auch keine Wünsche offen, wobei, wie bereits erwähnt, der Gesang nicht alle Wände einreißt und mit ein paar Ausnahmen (wie auf den letzten 45 Sekunden von Under The Earth oder auf A Southern Death) eher seicht vonstatten geht. In Gedanken sieht man, wie sich die deftones mit Team Sleep paaren und Mínus (Anspieltipp: Pulse) heimlich zugucken, was eigentlich den Sound perfekt in Worte fasst, mit ersteren war man wohl mal auf Tour, wenn man dem Presskit glaubt. Aber ist dann alles gut, was man auf dem Erstling findet? Mit Nichten, denn es gibt zwei Titel, die aus dem Rahmen laufen, die acht Minuten sprengen, Hang Us All und Hollow Bones: da fragt man sich nun, ob man das nicht hätte abkürzen können, Sludge und Doom gut und schön, aber warum? Nur damit man die eine magische Stunde Spielzeit überspringt? Dies geschieht in der heutigen Welt der Musik zwar selten, dennoch sollte man nicht durch solche Spielereien versuchen, irgendwas zu strecken. Wer sich die Seismic nun dennoch gibt und sich dafür entscheidet, auch die beiden genannten Brecher zu überstehen, merkt, dass man mit diesem Album von einem ständigen Rausch umgeben ist, man bewegt hier und da zur Musik den Kopf, fängt ein paar Ohrwürmer einzufangen. Man bekommt für sein Geld definitiv was geboten. Wer mag kann sich das Album, das bereits am 06.10. auf Ipecac Recordings erschienen ist, komplett auf Bandcamp geben um dann zu entscheiden.

Anspieltipps: Learn To Breathe, Ghost Of A Glowing Forest, A Southern Death, The Opening

5,5/6 Punkten (Wie das Rauschen der Blätter im Oktober)

Spotlights - Seismic
(Quelle: Presskit von PIAS)

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Neues aus dem CD-Regal, Ausgabe 6: Myrkur - Mareridt

Ja, auch meine Wenigkeit kauft sich noch CDs, mir ist auch durchaus bewusst, dass Audiofetischisten jetzt aufschreien werden, da Vinyl ja das einzig Wahre ist. Ohne Plattenspieler, keine Platten, eine einfache Rechnung. An diesem Kauf hat auch das Visions-Magazin Schuld, da in der Ausgabe 294 die Künstlerin Myrkur kurz angeschnitten wurde.

In dem Artikel ging es darum, wo die junge Dänin, namentlich Amalie Bruun, ihre Inspiration hernimmt. Es sind wohl ihre Albträume, mit welchen sie ganze acht Alben hätte schreiben können. Da Relapse Records das gesamte Album auf Youtube hochgeladen hat, konnte ich mir bereits da das Umschriebene der Visions genauer zu Gemühte führen. Und das gefiel, da allein die Mischung aus dänischer Folklore und Black Metal völlig wirr klingt, keine Sorge, die Black Metal Drumss werden nur selten ausgepackt, so ist sie dennoch Sinnvoll. Die Künstlerin hat relativ viele Instrumente, die man im Hintergrund hört, selbst eingespielt. Mal ist ihre Stimme zwischen Celli eingegraben, mal erhebt sich ein mächtiger Konzertflügel über einen Frauenchor, der zusätzlich mit viel Hall unterfüttert ist. Und ein paar Sekunden später greift man zur E-Gitarre um all die schönen Landschaften nochmal einzureißen. Der Gesang ist, so wie die Instrumentalisierung, vielseitig: es gibt infernales Gekreische, dämonisches Fauchen, dennoch dominiert der himmlische Gesang, und wenn die Frauenchöre, wie in Ulvinde, einsetzen, ergibt dies ein harmonisch, schauriges, dennoch vollständiges, akustisches Bild.

Die Stimmung ist frostig, kalt und stürmisch, man möchte in den grauen Wolken der Herbstunwetter baden und sich vom Regen auspeitschen lassen. Ein recht unheimlicher Track ist Børnehjem, als hätte man hier die Stimmen aus den Albträumen direkt auf den Audiotrack gespannt. Kein Wunder, bedeutet Børnehjem nichts anderes als Kinderheim. Bevor ihr nun zurückschreckt, weil alle bisher von mir genannten Titel dänisch sind, es wird nicht nur in der Muttersprache der jungen Künstlerin gesungen. Es gibt auch Titel auf Englisch, wie Crown oder das sehr schleppende The Serpent.

Um den Bogen nicht zu überspannen: Erschienen ist Mareridt am 15.09., umfasst knapp 52 Minuten und kann vollständig, mit einem Bonustrack mehr, auf dem Bandcampaccount gestreamt werden.

Anspieltipps: KætterenHimlen Blev Sort, Crown, MareridtMåneblôt

6/6 Punkten (Komm her Oktober, ich will dich umarmen.)

Myrkur - Mareridt
(Quelle: Bandcamp.com)