Mittwoch, 28. Juni 2017

2. Nachschlag: Igorrr - Savage Sinusoid (Metalblade)

Eigentlich wollte ich die Überschrift anders haben, aber leider kam das Album kurz vor Release, somit war ein genaueres Hinhören nicht möglich, leider. Und ja, wir haben mit Metal Blade Records einen neuen Mitstreiter im Bunde. Daran ist mal wieder Youtube schuld, genauer ein Musikvideo. Dazu im Review mehr. Ich hoffe natürlich, dass wir auch unter der Fahne des Totenkopfs weiterhin interessante Bands und Musik finden werden. Nun geht es weiter zum Review.

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Ist das Kunst oder kann das weg. Das fragte sich nicht nur ein bekanntes Gesicht aus dem TV, nein das wird sich sicher jeder einmal mindestens im Leben gefragt haben. Bei dem Video zu Igorrrs "ieuD" poppten viele Fragen auf, auf der anderen Seite kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Igorrr, ja das hat so viele R im Namen, ist ein Projekt des Franzosen Gautier Serre, in welchem alles, was Kunst und die Musik zu bieten haben ineinander verschmelzen. Dies mag im ersten Moment komisch klingen, führt beim ersten Durchhören des Langspielers aber durch eine verschrobene, hochinteressante Landschaft. So mischt man hier zum Beispiel auf Houmous eine Ziehharmonika mit Death-Metal-Drums, um dann kurz mit Drum'n'Bass zu tanzen. Und man findet das nicht mal komisch oder gar unpassend. Der Beginn des Album hätte genauso von einem Betrunkenen gesungen worden sein, dennoch, wieder nicht unpassend. Und diese Faszination, das Spielen mit den verschiedenen Stilrichtung, das Durchbrechen der Genregrenzen, das wirkt hier nicht erzwungen, nicht gewollt, es wirkt wie ein Naturschauspiel, ein großartiges noch dazu. Während andere Manager versuchen, dass nächste große Ding des Musikbusiness zu finden, macht Guatier einfach was er will und kommt damit erstaunlicherweise sehr gut voran. Andere mag es vielleicht abschrecken, dass man hier auch mit E-Gitarren, Operngesang und brachialem Gebrüll durch die akustisch, sich ständig ändernde Landschaft wandelt, tanzt und stampft, aber denen fehlt vielleicht das nötige, salopp formuliert, Weiterdenken. Das der Kopf vielleicht selbst die Musik, die einem rein zufällig über die Trommelfelle hüpft, ergänzt, oder gar erweitert. Und genau das schafft der Franzose, er ergänzt, mischt die Farben ganz neu und erschafft seine eigenen Genres um sie dann ein paar Sekunden später doch wieder umzuschmeißen. Und ehe es man sich versieht, ist man fast 40 Minuten durch Chaos und Spaß gestapft, hat immer wieder geschmunzelt und brennend darauf gewartet, welches Stilelement der Franzose hinter der nächsten Sekunde oder dem nächsten Takt versteckt hat. Das ist Kunst, um des Kunstes Willen, um es etwas hochtrabend zu formulieren. Igorrs Savage Sinusoid erschien am 16.06. auf Metal Blade Records und kann auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Viande, Houmous, Spaghetti Forever

6/6 Punkten (Das ist abstrakte Kunst auf Instrumenten)

Igorrr - Savage Sinusiod
(Quelle: Bandcamp.com)

Samstag, 17. Juni 2017

Bandcamptage Vol. 156

Vielleicht ist einigen von euch vor einigen Wochen bereits dieser Stream auf Youtube empfohlen worden oder ihr habt ihn auf dem Kraftfuttermischwerk gesehen. Zum Glück werden dort auch Interpreten und Titel angezeigt, denn Shazam ist manchmal echt ratlos, wenn es um Musik geht, die es bei einige Videos auf Youtube gibt.

Dadurch habe ich den Künstler Jinsang entdeckt und gesucht, ob es Musik von ihm Netz gibt, am besten natürlich kostenlos. Und siehe da, das Album kona park. gibt es nicht nur als Tape, sondern auch digital von Bandcamp, für einen Preis, den eure Brieftasche gerade hergibt. Die Musik bleibt entspannt, auf alte Samples werden frische Beats gemischt, daraus entsteht die perfekte Hintergrundmusik zum Lernen, zum Cruisen auf dem Fahrrad oder Longboard oder ihr wollt vielleicht zufällig ein Café eröffnen und sucht noch die passende Musik. Also, greift zu und genießt das Wochenende... oder den Tag, oder den Urlaub oder wann auch immer ihr das hier lest.

Anspieltipps: dance in the night, Kona Park, the.falling.leaves

Jinsang - kona park.
(Quelle: Bandcamp.com)

Freitag, 16. Juni 2017

Die 22. Fleet Union: Alpha Male Tea Party - HEALTH

Viel Lärm ohne Gesang, zumindest fast, dass ist die Band Alpha Male Tea Party aus Liverpool. Dieses Trio schafft es, Sounds vieler Genres aus dem Rock- und Metal-Bereich so zu verknüpfen, dass einem der Nacken nach dem ersten Durchlauf definitiv schmerzen wird, dabei drückt das Trio nicht mal pervers irgendwo aufs Gas.

Von Beginn an schafft man mit Gitarre, Bass, Drums und den dazugehörigen Effekten Landschaften, die man mit eigenen Gedanken füllen kann. Man könnte es sich so vorstellen, als wenn Dredg ("No More") mit den Deftones ("Ballerina") rumgemacht hätten und dabei die Gesangsspuren vergessen haben. Also durchaus geil. Der Spagat reicht von ruhig trudelnden, fast alternative-rock-triefend Stücken, wie "Have You Ever Seen Mik" bishin zu Fast-Metalcore-Brechern, wie I Still Live At Home oder die letzten paar Sekunden von "Don't You Know Who I Think I Am", nur eben ohne Gesang. Zwischendrin gibt es dann Tracks, die erinnern an Anime-Serien aus den 2000ern oder an die Menümusik aus Computerspielen, ebenfalls aus den Nullerjahren.

Den Gesangspart kann man sich optional selbst hinzudenken oder singen, genug Platz ist eigentlich da, die geschaffenen Klangteppiche heben sogar fast ab, so viel Atmosphäre schafft das Dreiergespann. Einen kleinen Bruch, was die Gesangsfreiheit angeht, gibt es am Ende, auf den letzten eineinhalb Minuten von "No More". Man wird belohnt, es ist so erlösend, man kann nicht anders als blöd in die Welt hinauszugrinsen und das will nach mehr als 40 Minuten purer instrumenteller Beschallung schon was heißen. Die Produtkionsqualität ist anständig und fast 44 Minuten Spielzeit verteilt auf zehn Titel sind mehr als angenehm, bei maximalem Repeatfaktor. Veröffentlicht wird HEALTH am 23.06. auf Big Scary Monsters.

Anspieltipps: No More, Have You Ever Seen Mik, Powerfull and Professional

6/6 Punkten (Fast sprachlos!)

Alpha Male Tea Party - HEALTH
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Sonntag, 11. Juni 2017

Check Your 1st Head: Royal Blood - How Did We Get So Dark

Check Your Head schwurbelt schone eine ganze Weile in meinem E-Mail-Postfach umher. Es gab leider nicht immer die passenden Themen oder Bands, sodass ihr hier bisher nichts davon gelesen habt. Das kann sich in nächster Zeit durchaus ändern. Nun aber zur ersten Band, die hier unter diesem Thema ordentlich loslegt.

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Was braucht man in der Regel für eine Rockband? Einen Drummer, einen Bassisten und einen an der Gitarre und jemand, der sich auch mal ans Mikrofon traut. Die Band Royal Blood aus dem Vereinten Königreich verzichtet auf den Sechssaiter (die gibt es auch mit sieben und mehr Saiten) und rockt trotzdem derbe. Alle Bassistenwitze könnt ihr getrost in der Ecke lassen, denn so virtuos wie Mike Kerr an dem Ding spielt, könnte man glatt vergessen, dass der Klampfe eigentlich zwei Saiten fehlen. Es gibt natürlich auch Rockbands, die als Duo funktionieren, die haben dann aber dann doch eine Gitarre am Start. Wer sich zwischen Blues- und Garage-Rock aufhält, hat gewisse Sonderrechte. Dabei ist das Album an mehreren Standorten entstanden, dennoch klingt das Machwerk How Did We Get So Dark homogen und schafft es den Zuhörer komplett über die gesamte Länge zu tragen und zur Bewegung aller Körperteile zu animieren. Bereits die erste Single "Lights Out" (Musikvideo) zeigt dem geneigten Zuhörer, worauf er sich einlässt. Man ist laut, wuchtig und druckvoll, wobei man mit dem Publikum auch zu spielen weiß. Es gibt Titel, wie "Hook, Line & Sinker" (Musikvideo), die losschmettern um dann ein paar Sekunden später in Rhythmusgruppe und Sprechgesang zu zerfallen. Wer sich "How Did We Get So Dark" anhört, kann verstehen, warum der selbstbetitelte Vorgänger in UK auf Platz 1 der Albumcharts war. Am 16.06. wird der Langspieler mit zehn Titeln auf Warner Bros. Records erscheinen.

Anspieltipps: Lights Out, I Only Lie When I Love You, Where Are You Now?

6/6 Punkten (Drum'n'Bass kann auch Rock'n'Roll sein)

Royal Blood - How Did We Get So Dark?
(Quelle: Presskit von Warner Bros.)

Sonntag, 4. Juni 2017

Youtubisch Vol. 31

Da musste ich erstmal das Internet befragen, was "Phrenesis" genau ist. Der PONS definiert diesen aus dem Latein stammenden Begriff als Wahnsinn oder auch Geisteskrankheit. Behead The Broken Queen, kurz BBQ, schreiben diesem Thema einen ganzen Track und lassen eine junge Dame durch einen Wald rennen. Wovor sie flieht, wird hier nicht verraten.

Die Band hat ihren Sound weiter definiert, die Atmosphäre der früheren Werke wich größtenteils der Brutalität, die Gitarren und der Bass sind weiterhin tief gestimmt und jeder hat mehr Saiten zur Verfügung als Finger an einer Hand. Ist das Djent? Ist das Deathcore? Das müsste man die Jungs aus Berlin mal fragen.

Behead The Broken Queen - Phrenesis
(Quelle: Youtube.com)

Das ist ja das beste Wetter für einen Pfingstsonntag.

Samstag, 3. Juni 2017

1. Nachschlag: Black Mirrors - Funky Queen (Napalm Records)

Ein paar Mitleser werden sich jetzt fragen, warum es denn nun schon wieder ein neues Thema gibt. Das hat mehrere Gründe: zum einen fehlt, wie immer, die Zeit, um sich lang genug einem Album zu widmen, zum anderen erschließen sich manche Werke erst nach einiger Zeit oder man fragt sich, warum nun dieses Werk einem vielleicht nicht ganz in den Kram gepasst hat. Die Reviews rund um dieses Thema können auch kürzer ausfallen, als gewohnt, möge man mir dies Verzeihen. Asche auf mein Haupt.

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Die Band Black Mirrors kommt aus Belgien, dem Land in dem man viele Sprachen spricht und wo für gesamt Europa entschieden wird. Den Sound der schwarzen Spiegel kann man getrost zwischen die Queens of The Stone Age, Jack White und Base Drum Of Death stecken. Es klingt jedoch  nicht ganz so staubig, nicht ganz so Lo-Fi, wie man es für Garage-Rock erwarten würde. Die EP Funky Queen misst nicht ganz 15 Minuten, reicht jedoch dafür um sich einen Überblick verschaffen zu können. Man ist zu Beginn recht schnell und prescht gut nach vorn, nur ab der zweiten Hälfte gibt es etwas weniger Speed auf dem Schlagzeug. Der Spannungsbogen leiert dennoch nicht aus, da die Songs nicht unnötig in die Länge gestreckt werden. Wenn die Band es schafft, diesen Sound auf eine komplette LP zu hieven, sollte ihnen ein Platz am Stoner- und Garage-Rock-Himmel sicher sein. Es gibt ein paar Spezialisten, die dann nämlich einfach die Handbremse anziehen, festknoten und dann nur mit halber Geschwindigkeit spielen und alles unnötig in die Länge ziehen. Erschienen ist die Funky Queen am 03.03.2017 auf Napalm Records.

5,5/6 Punkten (Wer hat an der Uhr gedreht?)

Black Mirrors - Funky Queen
(Quelle: Presskit von Napalm Records)