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Sonntag, 17. Januar 2021

Sperling - Zweifel (Uncle M)

Das natürliche Habitat des Sperlings befindet sich zwischen den den lauten Gitarren des Fjørts und dem Gekeife des Caspers. Dabei kann er aber auch so unangenehm wie ein Kummer werden. Er schmeißt auch gern mit Weisheiten um sich und nimmt nicht mal vor ein Blatt vor den Schnabel, wenn es um das Zwitscherbusiness geht, wie es sich verändert hat und das manch ein Ort wie aus einem Land vor unserer Zeit stammt. Er zwitschert hier einigen anderen Artgenossen sogar aus der Seele. Musik ist zu einem Gut geworden, welches in den seltensten Fällen noch bewusst wahrgenommen wird, sondern eher im Hintergrund läuft. Jeder Vogel klingt mittlerweile gleich, will aber der individuellste sein. Er merkt nur nicht, dass er solange für die Kolonieführer interessant bleibt, wie sein Gesang für die Masse relevant scheint. Vielleicht hilft es dem Sperling auch, dass er nicht nur zwitschert, sondern auch anderen Tätigkeiten folgt. Somit kann er das Gebiet und die, die darin leben, genauer sondieren und sich eine Meinung bilden, die neutraler ist als die derer, die in der Maschinerie gefangen sind.

Der Sperling durchlebt hin und wieder ein paar depressive Phasen, kennt viele Ängste und muss hin und wieder in der Einsamkeit des Seins ausharren. Im Angriffsmodus greift das gefiederte Tier gerne zu derben Gitarren, plustert sich auf und spuckt immer wieder fiese Lines in die Luft. Wenn er zur Ruhe kommt, nimmt er auch mal ein Cello zur Hilfe. Auch wenn dieses Streichinstrument gar nicht in den Lebensraum zu passen scheint, so hat es das Apocalyptica geschafft, das Instrument so klingen zu lassen, als wäre es schon immer Metal gewesen. 

Einzig der Gesang des Neukiefervogels ist nicht immer ganz gerade. Er kann schreien, zwitschert manchmal recht schnell, aber dies geschieht eher weniger in der Harmonie seiner Umgebung. Die Klänge wurden an vielen verschiedenen Habitaten gesammelt, daher klingt es mal mächtig und pompös, mal einsam und intim. Der Hinweis, dass nicht alles wohl ausproduziert wurde, nimmt man nicht war. So homogen wirken diese Aufnahmen.  Die 45 Minuten des Gezeters und Zwitscherns gehen zwar nicht immer schnell vorüber, das liegt aber daran, dass die gelieferten Texte tiefer gehen, man versucht ist, alles zu interpretieren. 

Release: 22.01.2021
Label: Uncle M

Anspieltipps: Eintagsfliege, Schlaflied, Baumhaus

5,5/6 Punkten (Jeder Deutschlehrer und Ornithologe wäre begeistert)

Sperling - Zweifel
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Donnerstag, 3. September 2020

Youtubisch Vol. 39

 Zum ersten Video setze ich eine Triggerwarnung. Die Band Criplled Black Phoenix hat ein recht brutales Video zusammen gestellt. Wer die Bilder von geschredderten Küken, verhungerten Kindern oder misshandelten Ferkeln nicht ertragen kann, auch wenn es die pure, harte Wahrheit ist, kann sich die Single Lost auf Bandcamp anhören.
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Zu Beginn wird man vom Klang eines alten Zahlensenders begrüßt. Das klingt unheimlich, das ist es auch. Diese Sender dien(t)en dazu, Agenten weltweit via Radio auf bestimmten Frequenzen zu erreichen, damit diese dann Befehle ausführen können. Nach ein paar Sekunden setzen Trommeln ein, der Gesang kommt mit der Gitarre um die Ecke. Akustisch wähnt man sich auf weiter Flur, umgeben von einem eisigen Wind. Die Bandmitglieder kommen aus Schweden und Großbritannien, was den Sound erklären kann. Die elektrischen Gitarren flirren hier und da durch, die Stimme der Sängerin ist leicht verzerrt und wird ab und an von einer Männerstimme unterstützt. Textlich wird die menschliche Gesellschaft behandelt. Wir sind als Menschheit verloren, wir verbrauchen mehr Planet als wir übrig haben und lassen alles und jeden hinter uns, der nicht mithalten kann. Die Folgen kann man sehen, sie werden einem täglich vor Augen gehalten und dennoch ignoriert man sie, weil man die Bilder zu oft gesehen hat oder weil man das Elend nicht wahr haben mag. Auf jeden Fall eine sehr aufrüttelnde Single. Das Album Ellengæst wird am 09.10.2020 auf Season Of Mist erscheinen. 

Crippled Black Phoenix - Lost
(Quelle: Youtube.com)

Der nächste Track hat zwar ein weniger brutales Thema, auch die Bildsprache ist weniger brutal. Es gibt viele Gäste im Clip, das Thema ist klar. Es geht um das noch laufende Jahr 2020. Das Virus und was alles noch passiert ist, gerade wegen des Viruses oder auch anderweitig, siehe Wirecard. Kafvka will zwar 2020 skippen, was man auch sonst so mit anderen ungeliebten Sachen macht, Tracks, die man nicht mag, Werbung vor Youtube-Videos, Videospielzwischensequenzen, wenn man sie schon zum zigsten Male sehen muss, weil man wieder verkackt hat. 

Aber ich persönlich denke, dass das Jahr mit all seinen Ereignissen, die Pflaster von den erkennbaren Wunden reißt, die überall zu sehen sind. Mangelnde Digitalisierung der Gesellschaft, die rechten Umtriebe (die man ja nicht wahr haben will), Schlachtbetriebe, die ihre Mitarbeiter aus dem Osten Europas ankarren lassen und zu menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und leben lassen, Finanzunternehmen, die es so gar nicht geben dürfte und Fluggesellschaften, die um Geld betteln. Klar könnte man nun auch kritisieren, dass man keine Parties mehr feiern kann, dass man keine Konzerte mehr besuchen kann oder massenhaft Festivals abgesagt werden. Dem Virus ist es aber egal, woher du kommst, wieviel Kohle du im Monat machst oder woran du glaubst. Da muss man mal eben die Arschbacken zusammenkneifen. Die ganzen Probleme müssen m.E. angegangen werden, damit das Jahr 2020 nicht ganz verloren ist und nicht umsonst geskippt wird. Hier trifft, fast wie im Nu-Metal, Rap auf Metal und Rock, aber weniger proletenhaft. Der Rap ist böse und bei jeder Line denkt man: "Scheiße, er hat Recht." 

Kafvka - Skip 2020
(Quelle: Youtube.com)


Und dann fühlst du dich trotzdem noch machtlos.

Donnerstag, 23. April 2020

Boston Manor - Glue (Pure Noise Records/Uncle M)

Kennt ihr dass, wenn ihr einen Musiktitel auf eurem Handy oder einem Gerät anmacht, dessen Lautsprecher nicht gerade der Rockmusik gewachsen sind? Der Opener Everything is Ordinary von Boston Manor klingt genau so. Aber keine Angst, die Jungs aus Blackpool sind schon seit 2013 unterwegs und mit Glue gibt es das dritte Album des Quintetts.

Dabei treffen auf dem Langspieler teilweise längst verloren geglaubte Genres aufeinander. Man findet neben Emo, Punk und eben Noise auch Alternative Rock. Man will sich eben nicht ganz festlegen lassen, wobei die Bandmitglieder sagen, dass sie auf dieses Album hingearbeitet hätten und es ihnen bei der Produktion gleich war, wie das Album auf der Bühne klingen würde. Man ist sich seiner Sache also sehr sicher. Man ist aber nicht übergriffig, trotz der oben genannten Genres. Die eigenen  Ideen fließen ein, man wirkt auf jedem Track sattelfest, auch wenn dieser ein komplett anderes Metier auskleidet, als der darauf folgende Titel. Der Zuhörer kann sowohl headbangen als auch schweben (zumindest gibt es Titel, in denen man das fühlen kann), je nach Gemütslage mag man mal den einen Titel mehr als den anderen, wobei man auch absolute Dauerbrenner geschaffen hat. Allein der Titel "Plasticine Dream" wirkt, als hätten ihn Filter 1999 aufgenommen, wirkt aber extrem nach und kann als eines der Highlights durchgehen. Es winken aber auch andere Bands der Insel akustisch durch die Studiofenster. Wen ihr aber da genau hört, könnt ihr selber entscheiden. Es sind aber Bands, die jeder kennt und von einigen nicht gemocht werden.

"Glue" wirkt, trotz der schweren Themen (digitalisierte Welt Verschwörungstheorien und Diktatoren), die aktuell die Runde machen, kurzweilig. Man fühlt sich nicht gleich dazu verdonnert ein Manifest zu hören. Das gesamte Werk erschließt sich zuerst über die Aufmachung, die Instrumente und die Spannungsbögen die an allen Ecken und Kanten gespannt werden. Später fallen einem dann auf eimal Wortfetzen auf die Trommelfelle und in die Gehirnwindungen. Der "Was habe ich da gerade gehört"-Effekt tritt ein und dann ist drin, zwischen den Rattenfängern, den Einsen und Nullen und erlebt komische Liebschaften. Der letzte Track heißt "Monolith" und so ähnlich läuft er auch ab. Er nimmt nochmal alles auf, was man auf dem Album findet und schickt einen mit einem Klavier aus dem "Kleber" heraus. Der Zuhörer muss dann erstmal alles sacken lassen. Es vergehen keine 50 Minuten, bis man durch ist, danach ist man selber durch.

Release: 01.05.2020
Label: Pure Noise Records

Anspieltipps: Plasticine Dreams, On A High Ledge, Brand New Kids

5/6 Punkten (Vielschichtigkeit auf einer Platte.)

Boston Manor - Glue
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Sonntag, 2. Februar 2020

Itchy - Ja Als Ob (Findaway Records/Uncle M)

In zwanzig Jahren kann viel passieren. Sei es im eigenen Leben, in der Umwelt oder auch in der Musik. Bei Itchy aus Eislingen war das nicht anders. Sie fingen als Coverband an und sangen immer auf Englisch... bis jetzt. Denn das neue Album Ja Als Ob ist komplett auf Deutsch geschrieben und eingesungen, es gibt sogar ein Feature mit Sebastian Madsen (ihr wisst schon, der Sänger von Madsen). Aber was bewegt einen nach zwanzig Jahren dazu, einfach mal das Konzept der Band, zumindest den lyrischen Teil, auf den Kopf zu stellen?

Arbeitstechnisch hat man sich ganz schön reingehängt, so hat man wohl um die 50 Demos zusammengeschustert. Daraus entstanden dann dreizehn Titel, auf denen einfach keine Langeweile entstehen will. Das liegt an der Vielfalt der Titel und den verschiedenen Themen, die über den gesamten Langspieler abgehandelt werden. Bereits am Anfang blickt man mit Faust auf seine eigene Historie zurück, man stellt sich den Fragen, die einem wohl nach zwanzig Jahren Bandgeschichte gestellt werden und erzählt von den üblichen Problemen des Tourlebens. Ja Als Ob hat Ohrwumcharakter, dabei geht es nur um das typische "ICH doch nicht". Textlich kann ma aber auch die Umwelt aufnehmen, die sich in Relation zu den frühen 2000ern arg geändert hat. Die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen, das andere Puzzelteil, was einen vervollständigt und so. Das mit den Ohrwürmern und mit der leichten Zugänglichkeit hat die Band generell drauf, ohne dabei zu nerven. Die Orientierung geht auch nicht verloren, da sich die Titel voneinander abheben, obwohl der Grundton ja immer noch der Punk ist. Einzig die Jahreszeit, in der das Album veröffentlicht wird, ist schräg. Das klingt hier alles so nach Sommer und Freiheit, dass ein Release im (eigentlichen) Winter gar nicht passen mag. Vielleicht will man aber auch einfach nur ein Stück Sommer in die trübe Jahreszeit bringen.

Was aus den Boxen hämmert, hat ordentlich druck. Die Drums sind angenehmen abgestimmt und pushen den Zuhörer mit jedem einzelnen Schlag. Der Mix kann sich mehr als hören lassen, da sind sie dann aber auch, die zwanzig Jahre (in Zahlen: 20!) Erfahrung. Da sollten sich eigentlich keine Fehler mehr einschleichen. Die Sprache scheint hier für die Mannen kein Problem darzustellen, nichts wirkt künstlich oder stellt sich quer in die Musik. Für das Albumcover hätten die Jungs einen Preis verdient oder ist das nur der subjektiv pubertäre Humor, der hier durchkommt?

Release: 07.02.2020
Label: Findaway Records

Anspieltips (das ist hier ordentlich schwer): Godzilla, Beyoncé & Jay Z,  Pflastersteine

6/6 Punkten (Andere Sprache und trotzdem gut)

Itchy - Ja Als Ob
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Samstag, 11. Januar 2020

Radio Havanna - Veto (Dynamit Recods/Uncle M)

Eine kleine Anekdote am Rande: ich bin in Thüringen geboren, aber auf Usedom bis kurz nach der Wende aufgewachsen. Warum das hier steht? Die vier Jungs von Radio Havanna kommen ebenfalls aus Thüringen, haben sich aber vor geraumer Zeit schon in Berlin niedergelassen.

Ihre Kindheit war wohl recht behütet, bis es die ersten unangenehmen Kontakte mit Nazis gab und dem dazugehörigen Wegducken des Umfelds, wenn es heiß herging. Dies wird unter anderem auf dem Langspieler Veto verarbeitet. Dabei geht es darum, dass alle gleich geboren wurden, nur einige sich auf einmal entschieden hatten ein Nazi zu sein, wobei man vorher noch befreundet war und zusammen Fußball gespielt hat (Antifaschisten). Dabei ist der Sound der Band alles andere als ernst. Hier weht einem eine heftige Prise Punk um die Nase, unterfüttert mit Mitsinghymnen für die Ewigkeit, die perfekt in den Sommer passen. Im Winter hingegen geht, wie jetzt im trüben Januar, mit den ersten Klängen die Sonne auf. Da brüllt man dann auch gerne mal, dass coole Kids kein Vaterland haben oder man schlägt mit TV-Unsinn um sich, wie in "Freie Radikale".

Gemixt wurde das Album von Simon Jäger, der unter anderem auch Platten von Feine Sahne Fischfilet oder Casper produziert hat. (Quelle) Der Sound ist ordentlich druckvoll, der Bass hat genug Platz und ist auch gerne mal im Vordergrund. Nach etwas mehr als vierzig Minuten ist das Album vorbei und lädt am Ende zum nochmaligen Durchhören ein. Jeder wird hier seinen Lieblingstitel finden oder auch das ganze Album abfeiern.

Release: 17.01.2020
Label: Dynamit Records

Anspieltipps: Coole Kids, Krach, Antifaschisten

6/6 Punkten (Der Frau des Hauses gefällt das Album.)

Radio Havanna - Veto
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Sonntag, 17. November 2019

Lionheart - Valley Of Death (Arising Empire/Uncle M)

Wenn man sich einige Hardcore-Texte gibt, dann geht es viel um Familie, dass man für den anderen einsteht oder dass man, wie Deez Nuts, auch mal Party macht, als ob es kein Morgen gäbe. Und dann gibt es Lionheart aus Kalifornien, dessen Sänger ganz andere, viel härtere und persönlichere Themen anspricht. Im Tal des Todes geht es um Depressionen, darum, wie man mit 17 in Handschellen abgeführt wird, weil man viel Mist gebaut hat und dass man die Kontrolle über sich verliert, da man seit 10 Tagen nichts gegessen hat. Auch wir, die Reviews schreiben, bekommen unser Fett weg, denn dem Sänger geht es nur um das, was er erlebt hat und das es ihm egal sei, wie viele Platten verkauft werden.

Ja, das sind keine Themen, zu denen man Party macht, dennoch gibt es Fans, die sich zu den Konzerten begeben um eben diese Texte zu feiern? Diese Konzerte sind für viele ja nicht anderes als Ventile für die alltäglichen Probleme und Dämonen, die einem entgegenkommen, überrumpeln und völlig vereinnahmen. Der Sound der Band kommt, wie bereits oben erwähnt, Deez Nutz schon sehr nahe. Die Gitarren schmettern ordentlich und bilden mit dem Bass eine massive Wand. Die Drums stellen sich auch und können auch im Double, der Sub-Bass darf natürlich nicht fehlen. Ihr wisst schon, das angenehme Wummern, wenn es in den Breakdown geht. Leider ist das Album nicht sonderlich lang, nicht mal 25 Minuten, am Ende wird man von Tom Patty's Free Fallin' verabschiedet. Wer Fan der Musik ist, wird sich über einen zusätzlichen Langspieler freuen, auch wenn die Texte echt harter Tobak sind. Alle anderen könnten sich vielleicht an den (fast) immer gleichklingenden Gitarrenparts stören. Aber man versteht immerhin die Texte.

Release: 15.11.2019
Label: Arising Empire

Anspieltipps: When I Get Out, Burn, Stories From The Gutter

5/6 Punkten (Es kann ja nicht immer nur ums Saufen und Partymachen gehen.)

Lionheart - Valley Of Death
(Quelle: Presskit von Uncle M)