Freitag, 10. Mai 2013

Ein Tag mit Broken Fences



Noch am selben Tag, als ich mit den Broken Fences, also Morgan Erina und Guy Russo, unterwegs war, habe ich ständig darüber nachgedacht, wie ich das ganze verpacken soll, was ich mit ihnen erlebt habe und wie ich das Gesprochene wiedergeben sollte. Ein pures Interview fand und finde ich immer noch viel zu „geschäftlich“, wenn ihr versteht was ich meine. Das würde den beiden nicht gerecht. Somit werde ich hier eine Art Zeitstrahl einfahren.

Geplant habe ich das alles nicht wirklich, während der Sendung auf Sprechfunk habe ich mit Guy geschrieben und wir haben spontan beschlossen, uns um eins Nachmittags zu treffen um gemeinsam etwas zu essen. Daraus resultierte vielmehr ein angenehmer Tag mit zwei… ich glaube ich darf sie jetzt Freunde nennen. Aber alles von Anfang an. 

Morgan und Guy Quelle:www.brokenfencesband.com

12:30 Ich sitze immer noch im Zug, der seit geraumer Zeit in Königswusterhausen steht, dabei sollte ich bereits um 12:17 am Alexanderplatz sein. Ich bin noch entspannt, da ich davon ausgehe, dass wir regulär weiterfahren. Nichts der gleichen, wir fahren um Berlin herum und ich erscheine 13:15 im Wombats, wo Guy und Morgan bereits auch mich gewartet haben. Leider konnte ich ihnen nicht vorher mitteilen, dass ich zu spät kommen werde. Aber beide sind freundlich und die Sache ist schnell vergessen.

13:30 Man läuft gemeinsam zum Alexanderplatz um dort in eine S-Bahn zu steigen um zur Warschauer Straße zu kommen. Man hat ein wenig Hunger. Wir sprechen natürlich zuerst über Musik, woher die beiden, musikalisch gesehen, eigentlich kommen. Morgan kommt aus dem Bereich der Punkmusik, Guy hatte bereits zwei Bands. Mit seiner ersten Band hat er alte Metallica-Titel gecovert. Mehr ist leider nicht zustande gekommen.

14:00 Berlin und S-Bahn, das hat selten gut funktioniert, gefühlt zumindest. Wir kommen bloß bis zum Ostbahnhof, ohne das ich wusste, dass es einen Pendelverkehr zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße gibt. So laufen wir, immer an der Eastside-Gallery vorbei gen Warschauer Straße. Unterwegs erzählen mir beide, dass sie am Vorabend bereits an der Mauer entlang gelaufen sind. Das Wetter kann sich noch nicht ganz entscheiden, ob es nun Regen geben soll oder ob die Sonne vom Himmel geben soll. Wir nehmen es gelassen hin. An der Warschauer Straße angekommen, zeigt mir Guy, wo sie am Vorabend gespielt haben. Eine Schwulen- und Lesben bar, wo sie ein junger Mann eingeladen hat, bei ihm in einer Bar zu spielen, natürlich nach dem Auftritt im Artliners. Man hat natürlich auch immer noch Hunger. Wir reden über ihre Fans und Freunde und stellen mit Verblüffen fest, dass viele Leute, die Broken Fences mögen, auch Musik der härteren Gangart mögen, so wie Metal und so, ihr wisst schon, Haare schütteln und pogen. Womit das aber zu erklären sein könnte, haben wir nicht herausfinden können. Muss wohl an der Qualität der Musik liegen.

14:20 Wir sind in Friedrichshain, beide freuen sich darüber, dass alle Hunde ohne Leine laufen und es kaum einen stört. Zumal die Hunde nicht einfach losmachen sondern schön bei Herrchen und Frauchen bleiben. Wir laufen die Revaler Straße entlang, an einigen Restaurants vorbei. Auf einmal fällt mir ein Stiegl-Bier-Schild auf und wir beschließen spontan österreichische Kost zu genießen. Da Morgan vegetarisch lebt, nach eigenen Aussagen seit der Highschool, fragen wir zuerst, ob es vegetarische Gerichte gibt. Während wir auf unser Essen warten, der Lokalbesitzer hat mit diesem Ansturm nicht gerechnet, frage ich die beiden, was sie neben der Musik machen oder zumindest was ihnen das Dach über dem Kopf bezahlt. Guy stimmt Klaviere. Morgan hatte mal eine Nebentätigkeit, doch dort wurde sie entlassen. Nun kümmert sie sich um Hunde, geht mit ihnen Gassi und trainiert sie auch ein wenig, wenn Herrchen und Frauchen dafür keine Zeit haben. Eigentliche möchte man irgendwann von Broken Fences leben können, zur Zeit müssen Klaviere und die Hunde den Tisch decken (ein lustiges Bild, wie ich finde) Sie erzählen mir auch von ihrem verstorbenen Hund und das sie in Dänemark einen Hund kennen gelernt haben, der ebenfalls den Namen Louie trägt. Man will ein Foto mit mir machen. Dann kommt die Bedienung und bringt Guy seine Käsekrainer, Morgan einen Salat und mir meine Rippchen. Morgan erzählt, dass Guy wie eine Ziege sei und eigentlich alles esse, was man so essen kann, egal wie es aussieht. Dann schweifen wir in die Politik ab, wir reden über Gentrefezierung, denn sie fragen mich, wie teuer denn die Mieten im schönen Friedrichshain sind. Zwischendurch fragt man, wann denn das Interview sei. Ich meine, noch keinen passenden Zeitpunkt gefunden zu haben, zumal ich das Gefühl hab, dass es das ganze ein wenig zerstören könnte. Also reden wir weiter und genießen die Sonne, die nun wieder vom Himmel scheint. Beide erzählen mir, dass sie sich vor zweieinhalb Jahren kennen gelernt haben und seit dem auch Musik machen. Ich erfahre auch, dass Morgan zur Hälfte aus Puerto Rico stammt, was man ihr aber so nicht ansieht. Beide sehen sich ein wenig in Zeitnot und so bestellen wir die Rechnung. Auf dem Weg zurück zur Warschauer Straße frage ich, wie sie auf die Ideen für ihre Lieder kommen. Bei Reach geht es darum, dass Guy mit einem neuen Lebensabschnitt begonnen hat und mit seinem vorherigen Leben und den Personen aus dieser Zeit eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte und man mit der Vergangenheit abschließen sollte. 




16:00 Man steigt in die S-Bahn, immer noch sichtlich verwirrt, warum die S-Bahnen nicht so fahren wie sonst auch, vom Alexanderplatz geht es wieder zurück zu ihrer Bleibe. Wir sind ein wenig erschöpft vom ganzen Gelaufe. Nebenbei erfahre ich, wie man seinen Titel denn in der Fernsehserie Flashpoint unterbringen konnte, ihr wisst schon, Vitamin B und so. In der Bleibe angekommen, verabschiedet man sich kurz, Guy und Morgan wollen noch ein Nickerchen machen. Ich verabrede mich mit einer Freundin an der Warschauer Straße.

 

20:10 Wir merken, dass wir, meine Freunde und ich, etwas spät dran sind. Ein paar von meinen anderen Freunden sind schon im Artliners und können den ersten paar Tönen des Konzerts lauschen. Wir finden die Location und nehmen Platz, ganz vorne. Die beiden entdecken mich, man begrüßt sich. Ich höre so viele neue Titel, man ist sich seinem Stil treu geblieben. Das was man auf dem Album hat, bringt man sehr gut auf die Bühne. Morgan und Guy, zwei Gitarren und etwas Technik. Man fragt mich zwischendurch ob ich alle an meinem Tisch kenne und welche Titel ich denn hören möchte. Mein Wunsch fiel erst auf Reach, was man aber schon gespielt hat, so viel mein zweiter Wunsch auf Digital 60s. Das ganze ging viel zu schnell vorbei, man hat jedoch schon zwei Stunden gespielt. Am Ende des Konzerts geht ein Hut rum um „Tipps“ zu sammeln, alles was Leute für dieses blendende Konzert geben möchte, warum man Kondome in den Hut gepackt hat, hab ich nicht ganz verstanden, Berlin halt. 

Broken Fences at Artliners 09.05.2013

22:10 Morgan macht den Papierkram für die GEMA klar, obwohl ich bezweifle, dass die jemals etwas von den Broken Fences gehört haben. Beide sind ein wenig müde, von der Lauferei und dem Singen. Gewiss wirkt auch der Jet-Lag noch nach. Man ist sich nicht sicher ob man hingehen soll oder nicht. Unter den Zuschauern ist auch wohl eine alte Freundin aus Pittsburg, sie weist uns, dank der Smartphonetechnologie, den weg zur Terrabar. Angekommen stellen wir uns kurz vor mit der Anmerkung, dass die Broken Fences am nächsten Tag früh raus müssen, um ihren Zug nach Mainz zu bekommen. Die Musik wird ausgestellt, Kicker-Spieler zur Ruhe gebracht und ich werde auf einmal gefragt, was man denn spielen könnte. Da wir nur acht oder zehn Leute waren, also als Publikum, war das mit eins der intimsten Konzerte die ich je erlebt habe. Denn hier gab es keine Technik nur Guy Russo, Morgan Erina und ihre beiden Gitarren, mehr braucht es auch nicht. Wir nahmen die nächste U-Bahn gen Alexanderplatz. Wir unterhielten uns noch über Tattoos, über das Altern, beide sind 25 Jahre alt und haben mich 20 geschätzt, dass man mit der Zeit auch weiser wird.

00:15 Wir kommen im Wombats an, man möchte noch ein Foto mit mir machen, ein „normales“ und eines mit verrückten Gesichtern. Nächstes Jahr will man wiederkommen, diesmal mit mehr Zeit für Berlin im Gepäck und mit mir ein wenig abhängen. Ich bedanke mich für den tollen Tag und für die beiden wundervollen Konzerte, die beiden bedanken sich bei mir für das Rumführen. Guy umarmt mich noch mal, wir wollen in Kontakt bleiben. Beide schnappen sich ihre Gitarrenkoffer und besteigen den Fahrstuhl. Ich fahre Heim.


Oha
Quelle: www.brokenfencesband.com
Alles in allem bin ich begeistert von diesem Tag und von den Erlebnissen. Alle haben Blasen an den Füßen, sind aber wirklich Glücklich über die Ereignisse und das Erlebte. Meine Freunde sind begeistert von der Band und auch von dem Erlebten, vor allem dass man Musikern so nahe kommen kann. Ich freue mich auf nächstes Jahr auf die beiden, wenn man sich wieder sieht. Das Review zum Album gibt es hier. Hier könnt ihr lesen, wie die beiden Berlin erlebt haben.

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