Wer sich vielleicht erinnern kann, die Band Crippled Black Phoenix hatten wir hier mal, mit ihrem recht verstörenden Video zu Lost, welches nicht mehr und nicht weniger als bittere Wahrheit über das Leben zeigt, welches hinter unserem Leben abspielt.
Dabei fing alles gar nicht mal so gut an. Als man mit den Aufnahmen für Ellengæst beginnen wollte, hatte sich der Sänger Daniel Änghede kurzfristig dazu entschieden, die Band zu verlassen. Natürlich könnte man an dieser Stelle schon mal den Sand in den Kopf stecken (das fühlt sich sicher ekelhaft an), nicht so diese Band, obwohl man schon etwas Glück gehabt haben muss. Denn es meldeten sich genügend andere Musiker, darunter Berühmtheiten wie Gaahl oder Vincent Cavanagh. Und eben durch diese Gastmusiker und Freunde (so werden sie zumindest in der Mail von Season Of Mist aufgeführt) wirkt jeder Song in sich, wie ein eigenständiges Teilstück, dass mächtiger ist, als der Titel davor.
Die generelle Grundstimmung auf "Ellengæst" (ein Wort aus dem Altenglischen mit einem Hauch Skandinavischer Sprache angehaucht, steht für einen starken Geist) ist recht düster, fast unangenehm, aber dennoch pompös. Das Grundgerüst besteht hier nicht nur aus den einfachen Rock-Zutaten (nicht das Kleidungsstück), sondern integriert alles, was die heutige Technik möglich macht. So auch Samples eines alten Zahlensenders in "Lost" oder aus Filmen, wie in In The Night. Dieser Titel wirkt so, als hätte Nick Cave eine ziemlich depressive Phase gehabt und diese lyrisch sowie musikalisch umgesetzt. Dabei hören wir eben Gaahl, den ehemaligen Sänger der Black-Metal-Band Gorgoroth. Die Gitarren klingen so, als hätten wir seit den Achtzigern nichts besseres gehabt, es gibt sogar ein Gitarrensolo. Der Sound aus der Vergangenheit zieht sich zum größten Teil durch das gesamte Werk, was über 56 gewaltige Minuten misst. Man könnte es einen Hauch von Shoegaze nennen, für Blackgaze ist hier zu wenig physische Gewalt auf der Platte enthalten.
Durch den stetigen Wechsel der Gäste auf den Titeln und die dadurch entstandenen, eigenen kleinen Microkosmen, kommt keine Langeweile auf, auch wenn viele der Titel die Grenze von sieben Minuten übersteigen. Trotzdem wirkt hier nichts unglücklich gestreckt und der aufgefüllt, alles es ist so geworden, wie es eben hätte werden sollen. Jeder, der sich dem Album hingibt, wird seinen eigenen Favoriten finden und vielleicht auch nachforschen wollen, wer der ein oder andere Gastmusiker ist und was für Musik dieser gemacht hat oder auch noch macht.
Release: 09.10.2020
Label: Season Of Mist
Anspieltipps: Lost, She's In Parties, Cry Of Love
5,5/6 Punkten (Der richtige Soundtrack für diese ungemütlich dunklen Tage.)
Crippled Black Phoenix - Ellengæst (Quelle: Presskit von Season Of Mist) |
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