Der Nebel steht dicht über den Boden, es ist kühl und nass. Ihr seht euch um, friert und wisst nicht wo ihr seid. Nur aus der Ferne vernehmt ihr einen rhythmischen Schlag, es ertönen Hörner und ihr beschließt, langsam in die Richtung der Töne zu gehen. Immer auf der Hut, nicht vielleicht doch jemandem unterwegs zu begegnen, der euch ans Leder will. Eure Füße rascheln im Laub, ihr werdet bemerkt. Ihr habt nun zwei Alternativen: fliehen und sich verdächtig machen oder sein Ansinnen erklären. Es gibt noch kein Verständnis für Zeit, es wird hell und dunkel und hier oben, wo ihr gelandet seid, gibt es des Nachtens, "tanzende Frauen" am Himmel, von denen es viele Legenden gibt. Man ist der Natur eng verbunden, nutzt alles was man findet und verschwendet nichts.
Die Zeitreise, auf die euch die Band Heilung schickt ist genau das. Das Trio kann sich zwar nur an Artefakten und überbrachten Texten orientieren, dennoch wirkt alles authentisch. Angefangen bei den Instrumenten, die teilweise aus menschlichen Überresten bestehen, über ihre Kostüme auf der Bühne und den Musikvideos bis hin zu den Bräuchen, die die Künstler selbst vollziehen. Die Trommel, die auf der Bühne gespielt wird, wurde mit dem Blut des Trios rot eingefärbt. Glaubt ihr nicht? Klickt hier.
Und es klingt genau so, wie man es sich vorstellt. Man landet zu Beginn in einem Tanzkreis, es wird auf einer längst verlorenen Sprache gesungen. Dann setzt auf Asja die himmlische Stimme von Maria Franz ein. Es bilden sich Klangteppiche, ein Streichinstrument trägt euch, schleppend klingend, zur nächsten Strophe. Sphärisch ist alles, als würde man einer Zeremonie beiwohnen. Das ist das Steckenpferd der Band, auch wenn Drif einen Hauch moderner klingt als seine Vorgänger. Man schafft es dennoch regelmäßig über 7 Minuten zu kommen. Rein sprachlich haben ein paar neue Phonetiken Einzug gehalten, da die Band sich nun nicht mehr rein am Nordischen festhält, sondern alle Hochkulturen aus der Zeit von vor über 5000 Jahren die Ehre erweisen möchte. Die Synthetik zeigt sich hier und da etwas stärker, fällt aber nicht unangenehm auf. Auch die Lesungen wurden auf eine, Keltentrauer, eingedampft, da gab es auf Ofnir und Futha mehr. Das kommt den heutigen Hörgewohnheiten schon etwas mehr entgegen. Einlassen muss man sich dennoch, denn diese Musik läuft leider nicht im normalen Radio. Gute Kopfhörer oder Lautsprecher braucht man hier allemal. Nicht nur nimmt man die kleinen Details besser war, die Tiefen werden besser Transportiert und man landet noch tiefer im akustischen Keltenbau.
Release: 19.08.2022
Label: Season Of Mist
Anspieltipps: Asja, Urbani, Nesso
6/6 Punkten (Stein Schleift Schädel!)
Heilung - Drif (Quelle: Presskit von Season Of Mist) |
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