Donnerstag, 29. Oktober 2015

Die 3. 4Ma: Razz - With Your Hands We'll Conquer

Das Emsland, fast ganz Links oben in Niedersachsen, direkt an der Grenze zu den Niederlanden, das ist die Heimat von vier, doch recht jungen Männern, die sich zur Band Razz zusammengefunden haben. Dabei kennt man sich aber nicht seit gestern, sondern schon seit dem man sich mit vier oder fünf Jahren gegenseitig im Sandkasten geärgert und angefreundet hat. Da jeder von den vieren mehrer Instrumente beherrscht, ergab sich die Verteilung an den Fellen und Saiten von selbst, zumindest fast. So weit, so gut.

Nachdem die Band im Sommer zig Festivals bespielt hat und aktuell auch bei vielen Radiosendern zu besuch ist, kann es sein, dass Razz dem ein oder anderen schon mal durch die Gehörgänge gelaufen ist. Der Visions-Leser wird den Namen auch schon aufgeschnappt haben, sei es wegen der Rezension oder wegen der kurzen Geschichte zur Band. So wirklich kann sie ja auch nicht sein, sind Niklas, Christian, Lukas und Steffen doch alle um die 18 Jahre alt. Der erste Longplayer mit dem Namen "With Your Hands We'll Conquer" wird nun auf den Markt geschmissen. Was man hier findet, klingt aber nicht nach irgendeiner sorglosen Teenie-Band oder nach chaotischen Aufnahmen. Nein, man klingt wie die großen Vorbilder, die daheim in den Plattenregalen stehen. Voll erwachsen, mit beiden Beinen tanzend, auf dem lyrisch harten Boden der Tatsachen, man würde ihnen das junge Alter nicht abkaufen, würde man nur dieses Album kennen. Handfester, sehr gut produzierter Indierock trällert hier aus den Boxen, mit einer Bassdrum, die einem kräftig in den Arsch tritt. Alle zwölf Titel wissen zu tragen und zu treiben, mit energischen Gitarren, die einen antreiben, weiterzumachen, nicht aufzugeben, auch wenn dir der Sänger teilweise echt traurige Dinge in die Ohren singt. Man kann sich förmlich vorstellen, wie das auf einem Festival aussieht und abgeht. Die Titel Turning ShadowsBlack Feathers  und Yout & Enjoymentsind bereits auf Youtube zu hören.. Das alles gibt den perfekten Ausblick zu diesem Album. Veröffentlichungstermin ist der 30.10. und Long Branch Records unter SPV steht als Label dahinter.

Anspieltipps: 1953 - Hillary, Turning Shadows, I'll Be Your Ghost

6/6 Punkten, versteht sich (Aber wie will man bitte dieses Album noch toppen?)

Razz - With Your Hands We'll Conquer
(Quelle: jpc.de)
Und wer live das Tanzbein schwingen will:

30.10.15 Lingen, Alter Schlachthof (Release-Show)
31.10.15 Berlin, Fritznacht der Talente
28.12.15 Hamburg, Molotow
29.12.15 Hannover, Lux - Club
30.12.15 Osnabrück, Kleine Freiheit
02.01.16 Bremen, Tower Musikclub
04.01.16 München, Ampere
05.01.16 Köln, Yuca
06.01.16 Göttingen, Exil
07.01.16 Chemnitz, Atomino
08.01.16 Leipzig, Moritzbastei
09.01.16 Berlin, Musik & Frieden

Dienstag, 27. Oktober 2015

Pias 3: Enter Shikari - The Mindsweep: Hospitalised

Mit Remixalben ist das immer so eine Sache. Es gab bereits einige Bands, u.a. Linkin Park oder auch Depeche Mode, die sich an dieses Thema gewagt haben. Erst im Januar veröffentlichte die Band Enter Shikari ihr Album "The Mindsweep", welches wir hier schon mal zur Review hatten.

Man hat hier es geschafft, dass jeder Titel von einem anderen, in der Szene angesehenen Drum & Bass Künstler in  die Mangel genommen wurde. Wirklich, jeder Titel, vom gesamten Album, wiedergegeben in chronologischer Reihenfolge. Dennoch ergibt sich aus diesem Gemisch eine Homogenität, die man so nicht erwartet hätte, auch wenn hier immer jemand anderes an den Reglern gedreht und geschoben hat. Schön ist auch, dass die Originale sehr gut durchklingen und nicht nur noch zu erahnen sind oder rein gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Titel zu tun haben. Ganz gut kann man das am Reso-Remix des Titels "Anaesthetist" erkennen, welches hier zu sehen und zu hören ist.

Die nachdenkliche Grundstimmung des Albums aus dem Januar bleibt auch nach wie vor erhalten, erhält an einigen Stellen, wie in "Never Let Go Of The Microscope (Etherwood Remix)" sogar noch mal ein wenig mehr Nachdruck. Was in "The Mindsweep" verkopft war, wird hier nochmal richtig vertrackt und kompliziert, auseinandergepflückt und neu zusammengenäht. Das "Interlude" wurde von The Erised noch mal um das vierfache gestreckt und erhält nun Unterstützung durch eine Frau am Mikrofon, eine ganz angenehme Abwechslung. Alle Gitarren sind nun über Bord geworfen und aus dem Moshpit wird eine riesige Tanzfläche, man kann es der Band aber dennoch nicht übel nehmen, da die Briten stets außerhalb der zu erwartenden Bahnen agiert haben. Dazu klingen die Remixe nicht mal schlecht, laden eben zum Tanzen ein oder auch mal zum Entspannen. Das Gericht, an dem sehr viele Köche beteiligt waren, wird am 30.10. bei euren Musikkantinen des Vertrauens serviert, als CD, als 2-LP-Version oder auch als Download.

Anspieltipps: The Appeal & The Mindsweep (Metrik Remix), Interlude (The Erised Remix), Anaesthetist (Reso Remix)

6/6 Punkten (Trotz vieler Köc... Künslter, ein rundes, vollendetes Gericht)

Enter Shikari - The Mindsweep: Hospitalised
(Quelle: Presskit von [PIAS])

Montag, 26. Oktober 2015

Die 8. Fleet Union: Maritime - Magnetic Bodies/Maps Of Bones

Aus zwei mach eins, so könnte das Motto der Band Maritime aus Milwaukee lauten. Im Jahre 2003 entstand die Gruppe aus der Auflösung der Kapellen The Promise Ring und The Dismemberment Plan. Auch wenn einer der beiden Bands aus dem Emo-Bereich stammt, so ist die Musik heutzutage nicht mehr mit diesem Stil zu vergleichen. Man hat ja nun Bärte im Gesicht und ist sichtlich gealtert, aber wer tut das nicht. Mit dem Alter kommen nun Mal auch die Erfahrungen, die man in Texte und Musik einfließen lassen kann.

So wirkt der Longplayer eher wie ein Besuch guter Freunde, die eine Runde alkoholischer Getränke für alle mitbringt, woraus natürlich auch wieder neue Geschichten und Anekdoten entstehen. Natürlich würde die Musik auch zu einem langen Trip über die Autobahn passen (Anm. d. Red.: wurde erfolgreich auf der A93 erprobt) und macht aus deiner Fahrt einen wundervollen Roadtripp, bei dem man sich um so mehr über die schöne Landschaft freut. Die Gitarren sind leicht angezerrt, nichts ist extrem übersteuert, was hier eigentlich auch nicht zum Thema passen würde. Man beherrscht sogar einiges an Gefrickel, was den geneigten Gitarrenfan vielleicht auch erfreuen wird. Nicht wie im Nu-Metal bis zum dritten Bund und wieder zurück, dass hier ist komplex, erfreut einen immer wieder. Der Gesang versöhnt einen dann noch um so mehr und man wähnt sich in der Zufriedenheit, die einem so noch gar nicht begegnet ist. Produktionsqualität und Instrumentalisierung lassen hier keine Wünsche offen, nur die Länge von knapp 38 Minuten ist nicht ganz so toll, auch wenn das wiederum den Wiederspielfaktor erhöht. Man weiß, wo man im Album in etwa ist, denkt hier und da, wie in "War Tattoos" oder "Collar Bones", dass ein Handy klingelt und findet, wie in "Inside Out", sogar Lieder zum Mitsingen. Wer sich das Stück Satellite Love auf Youtube anhört, findet schlussendlich einen kleinen Ausschnitt des Albums, der grob eine Übersicht über das Gesamtgeschehen gibt. Veröffentlicht wurde Magnetic Bodies/Maps Of Bones am 16.10. auf Grand Hotel van Cleef, die Promotion läuft hierbei über Fleet Union.

Anspieltipps: Collar Bones, Inside Out, War Tattoos

5,5/6 Punkten (Einer der Alben für lange Ausfahrten)

Maritme - Magnetic Bodies/Maps Of Bones
(Quelle: maritimesongs.com)

Freitag, 16. Oktober 2015

8th Carrycoal: Enfeeble - Momentum Of Tranquility

Bei Enfeeble handelt es sich im Grunde um vier Männer aus Lingen, die sich 2005 bereits zusammengefunden haben und Musik der härteren Gangart spielen.

Auf ihrem aktuellen Album, Momentum of Tranquility merkt man, dass hier mehrere Geschmäcker und Genres aufeinanderprallen. Man kann es sich vorstellen wie ein Puzzle aus mehreren, Musikgenres, ein Frankenstein der verschiedenen Metal-Stilrichtungen der verschiedensten Dekaden. Hier trift melodischer Gesang auf derbe Shouts, unterfüttert mit einem kräftig drückenden Bass, treibenden Gitarren und einem flinken Schlagzeug. Daraus ergeben sich die irrwitzigsten Mischungen, wo man in einem Titel fast meint einen Bruce Dickinson zwischen derben Gitarren zu hören, Iron Maiden in allen Ehren. Das mag im ersten Moment vielleicht etwas komisch klingen, funktioniert eigentlich fast immer. Fast, ja. Der Gesang kommt nicht immer ganz klanglich mit, ist leicht Schräg. Das würde bei Musik von Turbostaat oder Fjørt passen, der Enfeeble-Sänger stößt hier dennoch an seine Grenzen. Das ist aber nicht so schlimm, er macht das alles aus vollem Herzen, mit all seiner Energie. Die Produktion der Stücke ist über alle Zweifel erhaben, es macht wirklich Spaß den Instrumenten zuzuhören. Es gibt DIE Momente auf diesem Album zum Abgehen, wie in Middle Of Nowhere bei Minute 0:55, alles drückt dich nach vorne, der perfekte Moment für eine Wall Of Death. Ach so, gefühlt werden alle Breakdowns mit der Tom und nicht mit dem Becken oder der Triangel eingeleitet. Kurzum, das Album ist ein Generationenmix, aus verschiedensten Jahrzehnten, der mal mehr, der eigentlich ganz gut gelungen ist Wer Metal liebt, mal wieder die Haare schwingen will, kann das hier gerne machen. Wer sich nicht sicher ist, kann sich das Album gerne auf Bandcamp anhören und sich seine eigene Meinung bilden. Veröffentlicht wird das Album am 16.10. unter eigener Regie. Für Fans von Mnemic, Killswitch Engage und Breakdowns.

Anspieltipps: Epidemedia, Middle Of Nowhere, Mistress

4,5/6 (Knüppelt sehr gut, auch mal klassisch)

Enfeebke - Momentum Of Tranquility
(Quelle: enfeeble.bandcamp.com)

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Die 7. Fleet Union: Yellowknife - Wooden Future

Yellowknife ist nicht nur die Hauptstadt der Nordwestterritorien, nein, hierbei handelt es sich auch um einen Musiker, Tobi Mösch. Der Mann ist Anfang dreißig und seit einigen Jahren an der Gitarre und am Micro von Ashes Of Pompeii tätig.

Mit Wooden Future werden die Geschichten von Ashes Of Pompeii akustisch weitergerführt und ausgemalt. Es ist klar, dass diese Platte ein wenig persönlicher ist, auch wenn das hier eigentlich gar nicht nach einer Produktion von einem einzigen Mann klingt. Viel mehr wähnt man sich zwischen vielen Musikern, die einem in geballter Form vorgestellt werden. Es gab zwar auch Gastmusiker, schlussendlich ist jedoch alles auf Möschs Mist gewachsen, salopp geschrieben. Man kann das Album als Kunstwerk aus der Sicht eines Menschen verstehen, der nun Anfang dreißig ist und ein kleinwenig desillusioniert daherkommt. Man hat während seiner Jugend ja Vorstellungen, wo man mit dreißig sein will und was man definitiv nicht machen will. Man begibt sich dann aber dennoch unter die Zwänge der Gesellschaft und merkt, dass man dann das so doch nicht wollte, sondern muss und musste (Best Fit). Die Zeit rinnt einem durch die Hände, das macht einem der Musiker mit Coming Of Time (Das Video erinnert am Anfang schon an wenig an eine ganz bestimmte Bierwerbung) gleich zu Beginn des Silberlings klar. Jeder sagt einem ja auch, dass man was ganz Besonderes sei. Und dann landet man doch im Hamsterrad zwischen Aufstehen und Arbeiten, zwischen all den Verpflichtungen, die einem die Gesellschaft auferlegt, dabei will man eigentlich nur weg. (On/Off)

Man bekommt nun 41 Minuten Geschichten, zwischen Erinnerungen an die Jugend, an das was man sein wollte und dem realen Jetzt. Verpackt wird einem das ganze angenehm in Klänge von Gitarre, Bass und Schlagzeug und erzeugt damit eine doch wuchtig produzierte Indierockplatte, die dennoch nicht aufregt, sondern eher schwelgt. Veröffentlicht wurde die hölzerne Zukunft am 02.10. auf AdP Records und ist als LP + Donwload, CD und als Download erhältlich.

Anspieltipps: Coming Of Age, Cinderella, Veneer

5,5/6 Punkten (CD ins Autoradio und durch die herbstliche Landschaft gerollt)

Yellowknife - Wooden Future
(Quelle: Promomail von Fleet Union)

Tourdaten:
07.10. - Aachen - Musikbunker
08.10. - Berlin - Auster Club
09.10. - Hamburg - Kleiner Donner
10.10. - Solingen - Waldmeister
24.10. - Essen - Weststadthalle