Mittwoch, 4. Oktober 2017

Neues aus dem CD-Regal, Ausgabe 6: Myrkur - Mareridt

Ja, auch meine Wenigkeit kauft sich noch CDs, mir ist auch durchaus bewusst, dass Audiofetischisten jetzt aufschreien werden, da Vinyl ja das einzig Wahre ist. Ohne Plattenspieler, keine Platten, eine einfache Rechnung. An diesem Kauf hat auch das Visions-Magazin Schuld, da in der Ausgabe 294 die Künstlerin Myrkur kurz angeschnitten wurde.

In dem Artikel ging es darum, wo die junge Dänin, namentlich Amalie Bruun, ihre Inspiration hernimmt. Es sind wohl ihre Albträume, mit welchen sie ganze acht Alben hätte schreiben können. Da Relapse Records das gesamte Album auf Youtube hochgeladen hat, konnte ich mir bereits da das Umschriebene der Visions genauer zu Gemühte führen. Und das gefiel, da allein die Mischung aus dänischer Folklore und Black Metal völlig wirr klingt, keine Sorge, die Black Metal Drumss werden nur selten ausgepackt, so ist sie dennoch Sinnvoll. Die Künstlerin hat relativ viele Instrumente, die man im Hintergrund hört, selbst eingespielt. Mal ist ihre Stimme zwischen Celli eingegraben, mal erhebt sich ein mächtiger Konzertflügel über einen Frauenchor, der zusätzlich mit viel Hall unterfüttert ist. Und ein paar Sekunden später greift man zur E-Gitarre um all die schönen Landschaften nochmal einzureißen. Der Gesang ist, so wie die Instrumentalisierung, vielseitig: es gibt infernales Gekreische, dämonisches Fauchen, dennoch dominiert der himmlische Gesang, und wenn die Frauenchöre, wie in Ulvinde, einsetzen, ergibt dies ein harmonisch, schauriges, dennoch vollständiges, akustisches Bild.

Die Stimmung ist frostig, kalt und stürmisch, man möchte in den grauen Wolken der Herbstunwetter baden und sich vom Regen auspeitschen lassen. Ein recht unheimlicher Track ist Børnehjem, als hätte man hier die Stimmen aus den Albträumen direkt auf den Audiotrack gespannt. Kein Wunder, bedeutet Børnehjem nichts anderes als Kinderheim. Bevor ihr nun zurückschreckt, weil alle bisher von mir genannten Titel dänisch sind, es wird nicht nur in der Muttersprache der jungen Künstlerin gesungen. Es gibt auch Titel auf Englisch, wie Crown oder das sehr schleppende The Serpent.

Um den Bogen nicht zu überspannen: Erschienen ist Mareridt am 15.09., umfasst knapp 52 Minuten und kann vollständig, mit einem Bonustrack mehr, auf dem Bandcampaccount gestreamt werden.

Anspieltipps: KætterenHimlen Blev Sort, Crown, MareridtMåneblôt

6/6 Punkten (Komm her Oktober, ich will dich umarmen.)

Myrkur - Mareridt
(Quelle: Bandcamp.com)

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