Mittwoch, 30. Juni 2021

AOP - Von Wegen Punkrock (I Like My Records / Superlifepromo)

Wer oder was ist Punk? Was darf Punk? Wer Punk googelt, bekommt zuerst die Jugendkultur präsentiert. Dazu kommt natürlich auch die Musik. Den Männern von AOP wirft man nämlich vor, so besagt es zumindest der Track Zum Punk hats nicht gereicht, dass sie für den Punk zu weich seien, für's Radio aber zu hart. Das klingt natürlich verdächtig nach elitärem Denken, was man eigentlich eher vom Black Metal kennt. 

Wie man aber darauf kommt, dass das alles kein Punk sein soll, versteht man aber beim besten Willen nicht. Der Gesang ist nicht ganz gerade, das Schlagzeug hat ordentlich bums und wird sehr schnell bedient, der Gitarrist kann mehr als nur drei Akkorde und der Bass bekommt ordentlich "trockenen" Platz im Klanggefüge. Die Texte sind für Punkrock auch nicht unüblich. Also woher der Gram? Man kann ihnen, den Männern aus Neckarsulm, nicht vorwerfen, dass sie so langweilig klingen wie Die Kombinaten, die wir hier mal hatten. So fett wie die Toten Hosen klingen sie aber auch nicht. Man könnte sie eher mit Feine Sahne Fisch Filet und Blink 182 vergleichen. Man höre nur den Track Prophet. Und wer sich den Spiegel gibt, der wird beim Intro an System of a Downs Lonely Day denken. 

Vielleicht ist das auch die Idee der Band, sich einfach an ihren Idolen zu orientieren. Dazu gibt es noch eine kleine Prise der eigenen Würzmischung und schon steht das Konzept. Was aber auffällt: die Platte wird nach hinten hin immer mehr zum Punk, den man ihnen vorwirft, nicht inne zu haben. Man hat ja auch ordentlich viele Tracks auf das Album gepackt, die auch politisch sind. 

Was macht man also mit dieser Band? Verschmähen, weil sie ihr Ding durchziehen? Ächten, weil sie mehr als drei Akkorde auf die Saiten bringen? Beim besten Willen nicht. Das Album ist Musik, die mehr Nachhaltigkeit hat, als das, was aktuell mitunter in den Top 40 der Radiocharts läuft. Klar ist aber auch, dass man eben nur eine kleine, begrenzte Menge an Menschen erreicht. Das ist Schade, da es mehr solche Bands und Alben braucht, als den leichten Kaugummi-Pop. 

Release: 18.06.
Label: I Like My Records

Anspieltipps: Wunderschön, Wenn ich dich seh, Unsere Lieder 

5/6 Punkten (Die Platte hätte man auch ohne weiteres so vor 20 Jahren auf den Mark bringen können.) 

AOP - Von Wegen Punkrock
(Quelle: AOP.Band)

Dienstag, 22. Juni 2021

Red Fang - Arrows (Membran /Petting Zoo Propaganda)

Was macht ein aktuelles Album aus? Gibt es überhaupt noch richtige Alben? Wird nicht mittlerweile versucht, Tracks für die X-te Spotifyplaylist zu produzieren? Was einige Musiker darüber denken, hatten wir hier bereits mit Kid Dad diskutiert. Red Fang ließen und lassen sich von diesem wirren Konzept nicht beeindrucken und stellen mit Arrows einen Langspieler auf, der mitunter nur als Gesamtkonzept funktioniert. 

Nicht nur wird der Zuhörer mit einem langen Intro ins Album eingeladen, er wird direkt in das Universum Red Fang geschmissen. Es besteht aus alt klingenden Verstärkern, knarzenden Gitarren, donnernden Bässen und einem Schlagzeug, dass mehrere Tempi beherrscht. Dabei sind solche Spielereien an die guten alten Tage angelehnt, als Alben noch unheimliche Intros hatten um die Eltern zu erschrecken. Aber das mit den In- und Outros gab es in letzter Zeit schon bei Code Orange oder Knocked Loose. Also ist das doch kein so neuer alter Schuh mehr. 

Dabei packen die Männer aus Portland, Oregon alles an Stoner-Rock-Klischee auf die Saiten, was halt eben so geht. Es geht mal schleppend durch die Gegend, wie in Unreal Estate, als wenn das Sofa einen angeklebt hätte, wenn ihr versteht. Dann gibt es Tracks, wie der Titeltrack Arrows oder My Disaster, die gehen gut ab und laden dazu ein, wie in Film The Shred Remains, auf das nächste Brett zu steigen und den nächsten Berg oder Hang unsicher zu machen. 

Alles in Allem hat man ein Album auf den Ohren, welches, wie bereits eingangs erwähnt, nicht in das heutige Hörerschema zu passen scheint. Die Band freut sich, dass sie ohne Weiteres so ein Album aufnehmen durfte, wobei das vielleicht auch am Label liegen könnte. Denn auch hier muss man den Künstlern ein Stück weit vertrauen können. Natürlich hätte man hier und da einen Zacken schneller spielen können. Aber dazu sind Red Fang halt Red Fang und darauf können sie, die vier Männer aus Portland, stolz sein.

Release: 04.06.2021
Label: Membran

Anspieltipps: Arrows, Rabbits in Hives, Two High

5/6 Punkten (Riecht ihr auch eine Wiese, wenn ihr dieses Album hört?)

Red Fang - Arrows
(Quelle: Presskit von Petting Zoo Propaganda)