Wer oder was ist Punk? Was darf Punk? Wer Punk googelt, bekommt zuerst die Jugendkultur präsentiert. Dazu kommt natürlich auch die Musik. Den Männern von AOP wirft man nämlich vor, so besagt es zumindest der Track Zum Punk hats nicht gereicht, dass sie für den Punk zu weich seien, für's Radio aber zu hart. Das klingt natürlich verdächtig nach elitärem Denken, was man eigentlich eher vom Black Metal kennt.
Wie man aber darauf kommt, dass das alles kein Punk sein soll, versteht man aber beim besten Willen nicht. Der Gesang ist nicht ganz gerade, das Schlagzeug hat ordentlich bums und wird sehr schnell bedient, der Gitarrist kann mehr als nur drei Akkorde und der Bass bekommt ordentlich "trockenen" Platz im Klanggefüge. Die Texte sind für Punkrock auch nicht unüblich. Also woher der Gram? Man kann ihnen, den Männern aus Neckarsulm, nicht vorwerfen, dass sie so langweilig klingen wie Die Kombinaten, die wir hier mal hatten. So fett wie die Toten Hosen klingen sie aber auch nicht. Man könnte sie eher mit Feine Sahne Fisch Filet und Blink 182 vergleichen. Man höre nur den Track Prophet. Und wer sich den Spiegel gibt, der wird beim Intro an System of a Downs Lonely Day denken.
Vielleicht ist das auch die Idee der Band, sich einfach an ihren Idolen zu orientieren. Dazu gibt es noch eine kleine Prise der eigenen Würzmischung und schon steht das Konzept. Was aber auffällt: die Platte wird nach hinten hin immer mehr zum Punk, den man ihnen vorwirft, nicht inne zu haben. Man hat ja auch ordentlich viele Tracks auf das Album gepackt, die auch politisch sind.
Was macht man also mit dieser Band? Verschmähen, weil sie ihr Ding durchziehen? Ächten, weil sie mehr als drei Akkorde auf die Saiten bringen? Beim besten Willen nicht. Das Album ist Musik, die mehr Nachhaltigkeit hat, als das, was aktuell mitunter in den Top 40 der Radiocharts läuft. Klar ist aber auch, dass man eben nur eine kleine, begrenzte Menge an Menschen erreicht. Das ist Schade, da es mehr solche Bands und Alben braucht, als den leichten Kaugummi-Pop.
Release: 18.06.
Label: I Like My Records
Anspieltipps: Wunderschön, Wenn ich dich seh, Unsere Lieder
5/6 Punkten (Die Platte hätte man auch ohne weiteres so vor 20 Jahren auf den Mark bringen können.)
AOP - Von Wegen Punkrock (Quelle: AOP.Band) |