Was auch immer ein paar Chorknaben vor neunzehn Jahren dazu getrieben
hat, zu Gitarren, Bass und Schlagzeug zu greifen, sie haben sich,
trotz einiger Widrigkeiten, wacker geschlagen. In fast zwei
Jahrzehnten haben sie einige Drummer verschlissen, der DJ ist nach
kurzer Zeit wieder von Bord gegangen und an einer der beiden Gitarren
hat es auch einen Wechsel gegeben. Und so hat sich auch von Album zu
Album der Sound gewandelt. Galt Angel Delivery Service noch als
reines (Achtung, böses Wort im Anmarsch) Nu-Metal-Machwerk, wobei
die Emil Bulls stets angeben, Alternative-Metal zu spielen, haben sie von
Metalcore bis hin zur reinen Akustiksession in Pullach, alles durch,
was in der Rock-/Metalgeschichte so aufgekommen ist... selbst
Gitarrensolis haben es auf einige Alben geschafft. Auch mit einigen
Labels war man hin und wieder nicht glücklich und so wurden ihre
Machwerke unter unterschiedlicher Flagge veröffentlicht.
(V.l.n.r) James Richardson, Christoph von Freydorf, Andy Bock, Stephan Karl (Quelle: Promopackage von AFM-Records) |
Und nun wird das aktuelle Album der Venus geopfert, wobei man wohl eher die römische Göttin der Liebe, denn der Planet unseres Sonnensystems gemeint sein wird. Auch wenn es hier und da ein paar Anspielungen hinsichtlich des persönlichen Verbleibs auf der Erde gibt. Denn ab und an will man hier nicht mehr sein und sich irgendwo anders, nur nicht auf der Erde verstecken. Aber so sagt man sich, und wie man es auch von David Bowie weiß, viele Musiker, nicht alle, haben einen Fabel für das Interstellare. Der Sound auf dem neuen Silberling liegt nahe am Zahn der Zeit, trotzdem hört man, dank der Stimme von Christoph von Freydorf, das man die Bulls in den Ohren hat. Die Themen sind mitunter die üblichen Verdächtigen: Party, Rock'n'Roll, Verflossene, aber auch die modernen Medien, die das Anzetteln einer Revolution um so einfacher machen, wie in „The Age of Revolution“. Wer eine Platte von Emmure hat oder auch Bring MeThe Horizon, der wird auch zu diesem Album einen Zugang finden. Die Gitarren sind tief gestimmt und bollern mit Bass und dem Schlagzeug kräftig in die Gehörgänge und wissen den Zuhörer mitzureißen. Nach neunzehn Jahren sollte man ja nun wissen, wo der Hase lang läuft und wie man ein anständiges Album produziert. Manchmal erschließt sich einem aber nicht ganz die Titelfolge. Ist Pants Down einer der partywütigsten Titel auf der Scheibe, so folgt darauf eine Ballade, was dann weniger eine Achterbahnfahrt sondern eher ein freier Fall ist. Warum man das so zusammengestellt hat, das wissen die Bajuwaren wohl nur selbst. Was sie ebenso glänzend hinbekommen haben, ist das Ende, „Behind The Sun“, der letzte Titel, die Nummer dreizehn. Sie beginnt tief und fast wütend, die Gitarren sind hier bei auf G gestimmt, also noch tiefer als A, alles ist schwer und schleppend. Und auf einmal setzt Christophs Stimme ein, nebst digitalem Geklimper und macht aus dem ganzen Ding eine Ballade. Verrückt, sieht man zu Beginn eine Menschenmasse vor dem inneren Auge, die Violent Dancing praktiziert, so will man mit dem Einsetzen des Gesangs nur dastehen und in Tränen ausbrechen. Der Text erinnert an den Film Melancholia mit Kirsten Dunst. Hier versteckt sich ein Planet hinter Sonne um dann nach vielen Jahrhunderten auf die Erde zu stürzen. Man wünscht sich noch einen letzten Kuss, bevor der Planet zerbersten wird. Natürlich, wie sollte es anders sein, geht es um die Liebe. Ein gelungener Abschluss.
Veröffentlicht wird „Sacrafice To Venus“ am 08.08.2014 auf AFM Records in verschiedenen Ausführungen. Vom einfachen mp3-Album bishin zur ultimativen limited Edition, mit T-Shirt, Kopfhörern, Autogrammkarten und und und. Hearteater gibt es kostenlos auf der Seite der Band.
Anspieltipps:
PantsDown: Erstens: Es ist ein Brecher. Zweitens: Es ist ein Brecher. Drittens: ... lassen wir das. Willst du deine Wohnung „renovieren“, einfach Freunde einladen, diesen Titel anschmeißen und die Bude wird nie wieder wie früher aussehen. Macht Spaß.
The Reckoning: Hätte auch auf „The Black Path“ platz gefunden. Hier ist alles brutal schrill
PantsDown: Erstens: Es ist ein Brecher. Zweitens: Es ist ein Brecher. Drittens: ... lassen wir das. Willst du deine Wohnung „renovieren“, einfach Freunde einladen, diesen Titel anschmeißen und die Bude wird nie wieder wie früher aussehen. Macht Spaß.
The Reckoning: Hätte auch auf „The Black Path“ platz gefunden. Hier ist alles brutal schrill
und
voller Shouts.
Sacrifice
To Venus: Hat
fast (Obacht, böses Wort) Nu-Metal-Anleihen, alleine wegen der
hohen Gitarrenparts, die sich wie die ersten Soundexperimente von Korn
anhören.
hohen Gitarrenparts, die sich wie die ersten Soundexperimente von Korn
anhören.
Man
Or Mouse: Wieder
ein Titel um die Bude neu zu gestalten. Die Frage ist nur, wer du
sein
willst. Eine Maus, ein Mann, ein Clown, ein Held? Man sucht sich
das
selbst aus.
Behind
The Sun: Von
Beginn an eine Wucht, dieses Ende. Sehr schizophren und heftig im
Kontext.
Wer diesen Titel nicht mag, der hört entweder zu viel Helene Fischer
oder
hat kein Musikverständnis.
6/6
Punkten (trotz der kleinen „Achterbahnfahrt“ im ersten Drittel)
Emil Bulls - Sacrifice To Venus (Quelle: siehe oben) |
Wer sich die Emil Bulls von Angesicht zu Angesicht geben möchte, kann dies in der nächsten Zeit auch, und zwar hier:
09.08.14 Rotenburg o. d. Tauber, Taubertal Festival
13.
– 17.08.14 Übersee, Chiemsee Summer Festival
23.08.14
Georgsmarienhütte, Hütte Rockt Festival
30.08.14
Frankfurt/Oder, Beach Rock Festival
09.10.14
A-Wien – Flex
10.10.14
D-Regensburg – Airport
11.10.14
D-Ulm – Roxy
13.10.14
D-Frankfurt – Batschkapp
14.10.14
D-Hannover – Musikzentrum
16.10.14
D-Hamburg – Markthalle
17.10.14
D-Osnabrück – Rosenhof
18.10.14
D-Köln – Live Music Hall
21.10.14
D-Bochum – Zeche
23.10.14
D-Oldenburg – Kulturetage
24.10.14
D-Berlin – C-Club
25.10.14
D-Dresden – Alter Schlachthof
28.10.14
D-Nürnberg – Hirsch
30.10.14
D-Erfurt – HsD
31.10.14
D-Karlsruhe – Substage
01.11.14
D-Kaiserslautern – Kammgarn
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