Ein
Deftones-Album ist nicht immer einfach, weder für die Band noch für den Zuhörer. Seit dem
weißen Pony weiß man, dass man dieses eigentlich nicht mehr toppen kann, zwischendurch gab es auch noch ein paar persönliche Probleme, sei es mit Rauschmitteln oder auch untereinander. Für den Zuhörer erschließen sich die Alben auch nicht immer sofort, es sei denn man ist der absolute Fanboy oder ein Fangirl, aber das ist nur eine wage These.
Der mediale Hype um diese Band scheint aber auch nicht abzureißen, weil man eben weiß, was für eine Qualität die Deftones mit jedem neuen Langspieler an den Tag legen, auch wenn es die Band vielleicht nicht so wahrhaben mag. War
Koi No Yokan noch recht drückend produziert, gibt es auf Gore mehr freiräume und auch einen Blick über die Schulter in die Vergangenheit der Rockmusik, in dem man, wie in
Doomed User, neben den Achtsaitern mal eben einen Gitarrenpart in den Vers packt, als sei man in den Achtzigern gelandet. Das könnte auch an den Vorbildern von
Chino Moreno liegen, ihr wisst schon, dem Sänger der Band. Wurde man auf dem Vorgänger gleich richtig fett überrollt, winkt einem Gore mit
Prayers/Triangles erstmal lieb zu und lädt zum genauen hinhören ein. Wie bereits erwähnt, dass ist hier keine leichte kost, sondern Haute Cuisine, etwas für den Musikgenießer, der sich auch einfach mal so hinsetzt oder legt und bewusst der Musik lauscht, feine Nuancen wahrnimmt und sich vielleicht auch darüber freut. Dennoch wissen die Bandmitglieder, wo der Hammer hängt und können teilweise richtig derbe austeilen, wie in Gore, auch wenn der Titel zu Beginn recht langsam anrollt, die Wut in der Chinos Stimme, als wären die letzten sechzehn Jahre nie gewesen. Allein diese Konstanz ist es wert, sich nicht nur von einer, sondern von mehreren Seiten zu nähern, zumal der fast eigenwillige Sound, dem keine Beschreibung so recht passen will, hängen bleibt. Man kann irgendeinen Titel der Band anwerfen, außer vielleicht von
Adrenalin, man wird diesen Sound immer wieder erkennen. Das Rezept für genau eben diesen einzigartigen Soundteppich werden alle Mitglieder sicher mit ins Grab nehmen, akut mag einem aber auch keine Band einfallen, die einen ähnlichen Sound hat. Ob es am Gesang liegt? An der Atmosphäre aus den Instrumenten, analog wie digital, gemischt mit dem vokalen Einsatz, der zwischen zwischen himmlischen Klängen bis hin zum infernalen Biest alles abdeckt? Aber man wird den Gedanken auch nicht los, dass man zu diesem Album, so wie auch zu all den anderen Alben, außer
Adrenalin, Sex haben soll, mit verschiedenen Rhythmen und unterschiedlicher Härte. Was die Deftones wohl selbst von dieser hier aufgestellten These halten würden? Wer weiß.
Die Produktion ist, wie auch sonst, über alle Zweifel erhaben, auch wenn man wohl einen zweiten Mix bestellt hatte, weil der erste der Band überhaupt nicht gefallen hätte, deswegen soll sich das VÖ-Datum auch auf den 08.04.2016 verschoben haben. Ursprünglich war der Plan, das Ding im letzten Jahr auf den Markt zu hieven. Ob es vielleicht auch mit den Anschlägen im
Bataclan zu hat, das wissen nur die fünf Mannen.
Anspieltipps: (mal davon abgesehen, dass man dieses Album am Stück hören sollte)
Doomed User: Hier geht es mit Brechstange in Form eines Achtsaiters fett voran, gepaart mit Chinos infernalem Gesang geht gen achtziger, ihr wisst schon, dieser verrückte Gitarrenpart in den Versen. Hier zeigt sich, dass die Deftones auch noch hart können.
Hearts and Wires: Das Intro wirkt zwar recht lang, man wird von Gitarren, Bass und Synthesizer getragen, bis der Bass und Stephens Gitarre um die Wetter drücken, während im Hintergrund die Stimme von Chino wirkt. Atomsphärisch ist dieser Titel sehr dicht bepackt.
Rubicon: Von einem Schlagzeug wird man hier direkt ins Meer der Unruhe geworfen und Chino brüllt dir erstmal ins Gesicht, bevor er dich zum Sitzen auffordert, während im Hintergrund Gittare und Bass wütend wettern. Die Auflösung des Knoten um Refrain weiß einen glücklich zu stimmen.
6/6 Punkten (Wo kommen denn jetzt bitte die pinken Federn her?)
Wer auf die Flamingos steht, sollte sich diese Daten merken:
03.06.16 London (UK), The SSE Wembley Arena
04.06.16 Mendig, Rock am Ring
05.06.16 Nürnberg, Rock im Park
07.06.16 Milan (IT), Trezzo Sull'adda Live Club
08.06.16 Interlaken (CH), Greenfield Festival
10.06.16 Paris (F), Download Festival Paris
11.06.16 Derby (UK), Download Festival
12.06.16 Nickelsdorf (AT), Nova Rock 2016
14.06.16 Köln, Palladium
15.06.16 Berlin, Columbhiahalle
17.06.16 Aarhus C (DK), Northside Festival
18.06.16 Reykjavik (ISL), Secrete Solstice 2016