Tja, man ist gewachsen, in fast sämtlichen Dimensionen, die man sich vorstellen kann. Das Album ist ordentlich lang, man hat es auf ganze neun Titel geschafft und der Sound ist mehr als anständig ausstaffiert. Aufgenommen wurde WSFDD (die Kurzform) live, man kann auf einigen Tracks ein paar Einzähler hören. Instrumental hat man sich getraut, die ursprünglichen Pfade etwas auszutreten und breiter zu machen. Auf Ich hab 99 Probleme und das Mädchen hat mich gibt es eine Trompete (an wen erinnert euch dieser Titel wohl?) und in Über Täler und durch Berge gibt es Streicher. Der Sound an sich klingt schon fetter als auf dem Vorgänger, man kommt an vielen Stellen an Fjørt heran (hatten wir hier und hier schon mal), Strassenkampf könnte glatt aus deren Feder stammen. Das besungene Thema ist hierbei nicht weniger ernst. Man kann aber auch spitzfindigere Texte schreiben (siehe Erste Welt Probleme), aus den Raketenwissenschaftzeiten konnte man gut lernen.
"Wir sind für dich da" erschließt sich in den ersten Durchläufen viel über den Klang, über den drückenden, teils scheppernden Bass, über die Gitarren, die sehr virtuos eingesetzt werden, über die bereits erwähnten Instrumente und auch die wilden Rufe aus dem Hintergrund. Erst später, wenn man die Texte in einigen Hirnwindungen installiert hat, nimmt man das Album auf einer anderen Ebene wahr. Man findet die Spitzfindigkeiten und auch sich selbst. So gut wie jeder wird angesprochen, jeder kennt irgendeine der besungenen Situationen und schaut auf. Und der Sänger, der ist nicht nur mehr Kläger sondern auch Sänger. Er findet Harmonien, lullt den Zuhörer ein und schreit dann wieder mit voller Inbrunst. Das ergibt einen sehr großen Replay-Faktor, aber den hatte der Vorgänger auch schon.
Release: 13.12.2019
Label: My Favourite Chords
Anspieltipps: Wie soll man sich hier entscheiden?
Strassenkampf: Man spannt zu Beginn einen kleinen Bogen, den man dann mit voller Wucht explodieren lässt. Die Gitarren stellen mit dem Bass massive Wände auf, die dann vom Sänger eingerissen werden.
Über Täler und durch Berge: Dieser Titel schreit förmlich nach Liebeskummer. Hier sind die Streicher an Board und geben noch mehr Emotion mit, dabei quillt das hier an allen Ecken und Kanten über.
OJ Simpson (Waffen töten keine Menschen): Eine krude Mischung aus Emo, Rock, Punk und etwas Math-Gefrickel. Der erste Satz schlägt richtig ein. Dabei geht es wohl um falsche Freunde und den Versuch, Nichts großartig wirken zu lassen (ihr wisst schon, die sozialen Netzwerke und so).
Ohne Frage: 6/6 Punkten (Einmal Bauwagenplatzromantig mit Strassenkampf zum Mitnehmen bitte)
Leitkegel - Wir sind für dich da (Quelle: Presskit von Fleet Union) |
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