Kid Dad hatten wir hier mal im Interview, wer sich vielleicht daran erinnert. Damals waren die Jungs mit RAZZ auf Tour und es gab nur eine kurze EP, das Potential der Band zeigte sich bereits hier. Auch auf der Bühne konnte das Quartet überzeugen.
Nun ist zwischen dem Interview und In A Box relativ viel Zeit vergangen, die Jungs studieren ja noch. Ihr angesammeltes Wissen spiegelt sich auf dem Langspieler in jeder einzelnen Sekunde wieder. Das Beginnt schon beim kurzen Intro, welches einen leeren Raum darstellt. Die Aufnahmen hingegen fanden außerhalb von gewohnten Bahnen statt, da man mal in Ostfriesland, mal in Berlin und auch Hannover war. Wer jetzt genau diese Einflüsse sucht, kann sie finden, das muss aber nicht passieren. In A Box wirkt wie aus einem Guss aber dennoch spannend. Es gibt Spannungsbögen, man wirkt zerbrechlich wie im Grunge, es gibt nicht direkt lärm. Dann gibt es Songs, die Anfangen wie die besten Stücke von The XX, um dann doch mal kurz mit den Gitarren alles niederzuschlagen. Und genau im selben Stück geht es dann wieder zurück zu den Briten, die früher gerne viel Schwarz trugen. Direkt im ersten Durchlauf hat man das Gefühl, dass das ein Album voller Lieblingslieder werden kann. Die Melodien schneiden sich direkt in die Gehirnwindungen fest und mehrfach huscht einem einen Grinsen über das Gesicht, da man den nächsten guten Moment auf der Platte erwischt hat.
Thematisch geht es recht ernst zu. Man singt über unsichtbare Gefängnisse, darüber, dass man am liebsten Brennen würde, es geht um den Selbsthass, dass man nicht der sein darf, der man ist und dass man hier und da Notlügen einschleust, was mitunter die menschliche Natur ist. Das sind mitunter die Themen, die einen umtreiben, wenn man erwachsen wird und auf seine Eltern oder Großeltern sieht, was die alles in ihren jungen Jahren erreicht haben. Man nimmt dem Sänger diese schweren Gedanken ab, man hört den Schmerzen, die Fragen und die Zweifel.
Wie bereits erwähnt, setzen die jungen Männer aus dem Studium in ihrer Musik um. Es gibt nichts, was zu viel ist, nichts, was absichtlich streckt oder irgendwo künstlich eingestreut wird nur um ein paar Minuten mehr Musik auf den Langspieler zu bringen. Experimente, wie absichtlich falsch gestimmte Gitarren auf A Prisoner Unseen, glücken erstaunlicher Weise und passen direkt ins Soundgewand.
Release: 21.08.2020
Label: Long Branch Records / SPV
Anspieltipps: Happy, [I Wish I Was] On Fire, Window
6/6 Punkten (In diesem Alter sind die schon so gut!)
Kid Dad - In A Box (Quelle: Bandcamp.com) |
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