Donnerstag, 3. September 2020

Youtubisch Vol. 39

 Zum ersten Video setze ich eine Triggerwarnung. Die Band Criplled Black Phoenix hat ein recht brutales Video zusammen gestellt. Wer die Bilder von geschredderten Küken, verhungerten Kindern oder misshandelten Ferkeln nicht ertragen kann, auch wenn es die pure, harte Wahrheit ist, kann sich die Single Lost auf Bandcamp anhören.
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Zu Beginn wird man vom Klang eines alten Zahlensenders begrüßt. Das klingt unheimlich, das ist es auch. Diese Sender dien(t)en dazu, Agenten weltweit via Radio auf bestimmten Frequenzen zu erreichen, damit diese dann Befehle ausführen können. Nach ein paar Sekunden setzen Trommeln ein, der Gesang kommt mit der Gitarre um die Ecke. Akustisch wähnt man sich auf weiter Flur, umgeben von einem eisigen Wind. Die Bandmitglieder kommen aus Schweden und Großbritannien, was den Sound erklären kann. Die elektrischen Gitarren flirren hier und da durch, die Stimme der Sängerin ist leicht verzerrt und wird ab und an von einer Männerstimme unterstützt. Textlich wird die menschliche Gesellschaft behandelt. Wir sind als Menschheit verloren, wir verbrauchen mehr Planet als wir übrig haben und lassen alles und jeden hinter uns, der nicht mithalten kann. Die Folgen kann man sehen, sie werden einem täglich vor Augen gehalten und dennoch ignoriert man sie, weil man die Bilder zu oft gesehen hat oder weil man das Elend nicht wahr haben mag. Auf jeden Fall eine sehr aufrüttelnde Single. Das Album Ellengæst wird am 09.10.2020 auf Season Of Mist erscheinen. 

Crippled Black Phoenix - Lost
(Quelle: Youtube.com)

Der nächste Track hat zwar ein weniger brutales Thema, auch die Bildsprache ist weniger brutal. Es gibt viele Gäste im Clip, das Thema ist klar. Es geht um das noch laufende Jahr 2020. Das Virus und was alles noch passiert ist, gerade wegen des Viruses oder auch anderweitig, siehe Wirecard. Kafvka will zwar 2020 skippen, was man auch sonst so mit anderen ungeliebten Sachen macht, Tracks, die man nicht mag, Werbung vor Youtube-Videos, Videospielzwischensequenzen, wenn man sie schon zum zigsten Male sehen muss, weil man wieder verkackt hat. 

Aber ich persönlich denke, dass das Jahr mit all seinen Ereignissen, die Pflaster von den erkennbaren Wunden reißt, die überall zu sehen sind. Mangelnde Digitalisierung der Gesellschaft, die rechten Umtriebe (die man ja nicht wahr haben will), Schlachtbetriebe, die ihre Mitarbeiter aus dem Osten Europas ankarren lassen und zu menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und leben lassen, Finanzunternehmen, die es so gar nicht geben dürfte und Fluggesellschaften, die um Geld betteln. Klar könnte man nun auch kritisieren, dass man keine Parties mehr feiern kann, dass man keine Konzerte mehr besuchen kann oder massenhaft Festivals abgesagt werden. Dem Virus ist es aber egal, woher du kommst, wieviel Kohle du im Monat machst oder woran du glaubst. Da muss man mal eben die Arschbacken zusammenkneifen. Die ganzen Probleme müssen m.E. angegangen werden, damit das Jahr 2020 nicht ganz verloren ist und nicht umsonst geskippt wird. Hier trifft, fast wie im Nu-Metal, Rap auf Metal und Rock, aber weniger proletenhaft. Der Rap ist böse und bei jeder Line denkt man: "Scheiße, er hat Recht." 

Kafvka - Skip 2020
(Quelle: Youtube.com)


Und dann fühlst du dich trotzdem noch machtlos.

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