Samstag, 30. Dezember 2023

Teen Mortgage - Life/Death (Bandcamptage)

Long time, no read. Tja, es ist viel passiert in diesem Jahr. Ein neuer Job, ein Umzug und jede Menge neue Möbel, die die alte Bleibe leider vernichtet hat oder, wie der Kühlschrank, einfach ihre Grundfunktion eingestellt haben. 

Genug aus dem Privaten: Durch das Vermissen des Schnees und den Rückblick auf eine Zeit vor mehr als zehn Jahren, entfachte sich in mir das Verlangen nach Musik zum Shredden. Ich suchte einfach auf Bandcamp, der Musikplattform meines Vertrauens, nach Garage Punk und fand ein paar gute Sachen, die leider Geld kosten. Und dann fand ich Life/Death von Teen Mortgage aus Washington. Die Musik bewegt sich hier stilistisch eben zwischen dem Garage Punk und ein paar Surf-Einlagen. Man kommt nicht Umhin an Bass Drum Of Death zu denken, zumindest an die ersten beiden Alben der Band.  Der Bass grummelt richtig schön zwischen den Gitarren, das Drumset hat ordentlich Wumms und der Gesang ist etwas drüber. 

Diese EP, es sind ja nur fünf Titel, könnt ihr einen freiwählbaren Preis laden. Zwischen den Jahren eigentlich Ideal, wo doch schon viel Geld für die Geschenke draufgegangen ist. Aber passt auf eure Nacken auf, die könnten beim Hören in Mitleidenschaft gezogen werden. 

Anspieltipps: DOCTOR, S.W.A.S., THE CHANGE


Teen Mortgage - Life/Death
(Quelle: Bandcamp.com)

Fragt mich jetzt nicht, wie man den Bandnamen ausspricht.

Dienstag, 2. Mai 2023

Intöxicated - Sadistic Nightmares (MDD Records, Cultura em peso)

Umlaute in Bandnamen, besonders bei Metalbands, lassen meist auf relativ klassischen Metal schließen. So ist auch bei der Band Intöxicated aus Osnabrück. Das letzte Album ist schon 10 Jahre her, so hat man sich, nach ein paar Besetzungswechseln, zusammengesetzt und angefangen Musik zu schreiben und aufzunehmen. 

Und, wie eben die beiden Punkte über dem O suggerieren, geht es hier recht klassisch zu. Wer die ersten Alben von Metallica mag oder auch Motörheads Musik, wird hier recht schnell seine Freude haben. Jeder gibt sein Bestes, es wird losgepeitscht, wie man es vom Thrash-Metal nun mal kennt. Das Gitarrenspiel ist detailliert und klar, trotz der enormen Geschwindigkeit. Selbst der Bass, der bei anderen Vertretern dieses Genres leider hinten runterfällt, ist hier voll und ganz am start um macht den Sound runder. 

Das Thrash nicht neu ist, weiß man, wenn man sich die berühmtesten Vertreter des Genres ansieht. Und so kommt das Album Sadistic Nightmares auch rüber. Es wirkt etwas aus der Zeit gefallen, als wenn man sich eine Folge Stranger Things ansieht oder mal ein Auge auf Metal Lords wirft. Es werden Gitarrensoli abgefeuert, der Gesang ist nicht ganz so grade, da er nicht, wie vielleicht bei anderen Künstlern, durch Autotune gezogen wird und nachbearbeitet wird. Man sieht haare schwingende Männer förmlich mit Ihren Kutten im Pitt stehen, alle sind aber 30 Jahre älter, als das erste Mal, dass sie in einem Club gestanden haben. 

Die Produktion indes, lässt fast keine Wünschen offen. Das Drumset könnte vielleicht einen Hauch mehr Bums auf der Bassdrum vertragen. Die Gitarren sind fein abgestimmt und fein herauszuhören. Der Bass bekommt seinen Platz im Gemenge und darf mitunter angenehm herausstechen. 

Thematisch bedient man eben die Klischees. Man singt von sadistischen Albträumen, Sex, Gewalt und Tot, davon, dass man mit den Wölfen jault und dass man der Teufel in den Träumen sei. Und um das Paket einmal richt fest zu zurren, guckt euch einfach das Cover an, dass schreit förmlich danach, von Tipper Gore zensiert zu werden. Nur würde man heute vielleicht kaum noch Aufreger erzeugen, da die Zielgruppe eben genau dieses Image und die Musik feiert und jeder Mensch, der einst auf einem Metalkonzert war oder Freunde hat, die Metal hören, weiß, dass die Jungs und Mädels alles andere als gefährlich sind.

Release: 05.05.2023
Label: MDD Records

Anspieltipps: Sold Our Souls, Merciless, Sex,Violation + Death

4,5/6 Punkten (Jeanskutten und Nietenarmbänder)

Intöxicated - Sadistic Nightmares
(Quelle: Presskit von Cultura Em Peso)

Donnerstag, 6. April 2023

Konzertbericht: Fettes Brot - Is History - Abschiedstour (04.04.2023 Gladhouse, Cottbus)

Die Fetten Brote aus Hamburg verkrümeln sich, aber nicht ohne vorher nochmal ordentlich Krach zu machen. Zu allem Erstaunen war der Tourauftakt eine Pop-Up Show im Gladhouse in Cottbus. Die Karten seien wohl innerhalb kürzester Zeit vergriffen gewesen, was wohl für den Erfolg des Trios spricht. 

Vor Ort angekommen, sah man erstaunlicher Weise ein bunt gemischtes Publikum. Der Altersdurchschnitt war irgendwas in den 30ern, Eltern haben Ihre Kinder mitgebracht, Schulfreunde trafen sich nach fast zwei Jahrzehnten wieder und das Who is Who der Stadt war ebenso am Start.


Fettes Brot on Stage im Gladhouse, Cottbus
(Quelle: eigenes Bildmaterial)


Wie das bei alten Leuten so ist, muss alles pünktlich anfangen, so auch bei den Broten. Punkt 20:00 betraten die Papas die Bühne und die ersten Klänge von Jein schallten durch die Boxen. Zwischen den Tracks gab es immer wieder kleine Geschichten und Anekdoten, so nach dem Motto: "Wisst ihr noch, damals, als....?" Nach mehr als drei Jahrzehnten als Band hat man viele Geschichten zu erzählen, die Zeit scheint die Männer aber verschont zu haben. 


Brot182? Die Brote legen eben noch selbst die Hand an.
(Quelle: eigenes Bildmaterial)


Die Halle sang jede Strophe mit, die 700 Menschen waren eine einzelne Masse, die durch die Halle sprang, tanzte und zappelte. Am Rand standen die ruhigeren Gemüter und genossen das Spektakel. 

Einzig der Mittelpart schleppte sich etwas. Es gab ruhigere Songs und die Band ließ sich Instrumente auf die Bühne stellen, die Musiker im Background hatten somit eine kurze Verschnaufpause. Zwischendrin wurden immer wieder mal Songs gewünscht, man hielt sich aber an sein Programm. 


Was macht der Sänger von Disturbed da?
(Quelle: eigenes Bildmaterial)


Gegen Ende holte die Band ihre Kracher aus dem Ofen und die ganze Halle tobte. Mit den schwulen Mädchen riss man alles ab und jeden mit. Und dann, nach etwas über zwei Stunden des Spektakels, des Schwitzens, Gröhlens, Tanzenz und Singens, war alles aus. Die drei aus dem hohen Norden verneigten sich und sagten tschüss. So, wie man es im Norden eben macht.

Wenn ihr den Broten noch einmal die letzte Ehre erweisen wollt, für folgende Städte gibt es noch Karten:

08.04.2023 Bremen - ÖVB Arena
09.04.2023 Frankfurt - Festhalle
10.04.2023 Leipzig - Quaterback Arena
26.04.2023 CH-Zürich - The Hall
27.04.2023 Köln - Lanxess Arena
01.05.2023 München - Zenith
02.05.2023 Stuttgart - Porsche Arena
04.05.2023 Hannover - ZAG Arena
06.05.2023 Kiel - Wunderino Arena

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Boundaries - Burying Brightness (3DOT Recordings/Kinda Agency)

Um gleich mal in die Vollen zu gehen, die Platte  Burying Brightness beginnt wie eine Hardcore-/Deathcore-/Metalcore-Platte nun mal klingt. Alle Standards werden abgefahren und man macht überall seine Häkchen, weil man da schon mal gehört hat aber geil findet. Aber dennoch schmeckt die Soße so, als hätte man die schon einmal erwärmt. Weil die Band Boundaries aber ihr Handwerk beherrscht, hört man weiter durch das Album, ein Gefühl des Getriebenseins macht sich breit. 

Es gibt hier und da ein paar Lichtblicke, es gibt ab und an Gesang, nicht nur derbes Geschrei. Ab Resent and Regret merkt man einen leichten Bruch. Die Band kann auch einfühlsam sein, man erinnert sich an vergangene Emo-Zeiten. In der Mitte des Tracks wird es auf einmal etwas glicthi, beim ersten Durchlauf könnte das vielleicht garnicht auffallen. Der Folgetrack, Realize and Rebuild, bleibt auch ziemlich emolastig, dabei ist das eine offizielle Single. 

My Body Is A Cage hat ein verstörendes Intro, wenn man darüber nachdenkt, dass ein Kind sagt: "My Body Is A Cage". Als das Outro einsetzt und der Sound auf einmal vor dem Ohr verwischt, verzerrt und in einen Clubbeat mündet, merkt man, dass die Jungs mehr vorhaben. Sie wollen nicht nur brettern, auch wenn sie das sehr gut können. - ist dann einfach nur ein Technokracher vor dem Herren, dass Ding hätte easy Platz in einem Berliner Technokeller gefunden. 

Nach diesem Ausflug schlägt man wieder voll zu und greift in die 7, 8 oder 9 Saiten. Aber dieser kurze Glitch lässt eben aufhorchen. Man betrachtet die Künstler mit anderen Augen. Das opulente Ende, was fast so klingt, als hätte man um ein paar Ecken mit Silver Snakes Album Year Of The Snake (hatten wir hier mal) rumgemacht oder wolle den Deftones imponieren. The Tower misst 10 Minuten, schon mal was von nem hidden Track gehört? 

Das Album ist mehr als gelungen, die Produktionsqualität ist über alle Zweifel erhaben und macht, vorausgesetzt, die Kopfhörer können den Druck wiedergeben, von vorn bis hinten Spaß. 

Release: 14.10.2022
Label: 3DOT Recordings

Anspieltipps: It Begins To Speak, -, My Body Is A Cage, The Tower

6/6 Punkten (Zwischen Pogen und Violent Dancing einfach mal gekonnt nen Rave reinschieben.)

Boundaries - Burying Brightness
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Montag, 17. Oktober 2022

Heilung - Drif (Season Of Mist)

Der Nebel steht dicht über den Boden, es ist kühl und nass. Ihr seht euch um, friert und wisst nicht wo ihr seid. Nur aus der Ferne vernehmt ihr einen rhythmischen Schlag, es ertönen Hörner und ihr beschließt, langsam in die Richtung der Töne zu gehen. Immer auf der Hut, nicht vielleicht doch jemandem unterwegs zu begegnen, der euch ans Leder will. Eure Füße rascheln im Laub, ihr werdet bemerkt. Ihr habt nun zwei Alternativen: fliehen und sich verdächtig machen oder sein Ansinnen erklären. Es gibt noch kein Verständnis für Zeit, es wird hell und dunkel und hier oben, wo ihr gelandet seid, gibt es des Nachtens, "tanzende Frauen" am Himmel, von denen es viele Legenden gibt. Man ist der Natur eng verbunden, nutzt alles was man findet und verschwendet nichts. 

Die Zeitreise, auf die euch die Band Heilung schickt ist genau das. Das Trio kann sich zwar nur an Artefakten und überbrachten Texten orientieren, dennoch wirkt alles authentisch. Angefangen bei den Instrumenten, die teilweise aus menschlichen Überresten bestehen, über ihre Kostüme auf der Bühne und den Musikvideos bis hin zu den Bräuchen, die die Künstler selbst vollziehen. Die Trommel, die auf der Bühne gespielt wird, wurde mit dem Blut des Trios rot eingefärbt. Glaubt ihr nicht? Klickt hier

Und es klingt genau so, wie man es sich vorstellt. Man landet zu Beginn in einem Tanzkreis, es wird auf einer längst verlorenen Sprache gesungen. Dann setzt auf Asja die himmlische Stimme von Maria Franz ein. Es bilden sich Klangteppiche, ein Streichinstrument trägt euch, schleppend klingend, zur nächsten Strophe. Sphärisch ist alles, als würde man einer Zeremonie beiwohnen. Das ist das Steckenpferd der Band, auch wenn Drif einen Hauch moderner klingt als seine Vorgänger. Man schafft es dennoch regelmäßig über 7 Minuten zu kommen. Rein sprachlich haben ein paar neue Phonetiken Einzug gehalten, da die Band sich nun nicht mehr rein am Nordischen festhält, sondern alle Hochkulturen aus der Zeit von vor über 5000 Jahren die Ehre erweisen möchte.  Die Synthetik zeigt sich hier und da etwas stärker, fällt aber nicht unangenehm auf. Auch die Lesungen wurden auf eine, Keltentrauer, eingedampft, da gab es auf Ofnir und Futha mehr. Das kommt den heutigen Hörgewohnheiten schon etwas mehr entgegen. Einlassen muss man sich dennoch, denn diese Musik läuft leider nicht im normalen Radio. Gute Kopfhörer oder Lautsprecher braucht man hier allemal. Nicht nur nimmt man die kleinen Details besser war, die Tiefen werden besser Transportiert und man landet noch tiefer im akustischen Keltenbau.

Release: 19.08.2022
Label: Season Of Mist

Anspieltipps: Asja, Urbani, Nesso

6/6 Punkten (Stein Schleift Schädel!)

Heilung - Drif
(Quelle: Presskit von Season Of Mist)