Sonntag, 28. August 2016

The 4th Ferryhouse: Lewis & Leigh - Ghost

Dank diese Internets rückt die Welt zusammen, manch große Distanz, sei es über den großen Teich oder um die halbe Weltkugel, lässt sich so ganz einfach "überwinden". Skype, E-Mail und andere Gadgets sind da ganz hilfreich. Und das hier, dieses Projekt Lewis & Leigh, begann eigentlich mit einer SMS.

Was bei den ersten Momenten des Albums sofort klar ist, hier geht es nicht um Pomp, hier geht es nicht um blöde Vocoder, hier geht es ehrlich zu, handwerklich. Die Stimme der Amerikanerin und des Briten harmonieren perfekt. Sie stammt aus Gulfport (MS) und er ist Waliser, beide sammelten bereits etwas musikalische Erfahrung, wenn auch unterschiedlicher Art. In London tat man sich dann zusammen und schrieb die EP Night Drives. Von nun an mischen sich in diesem Duo die Wärme des Folks und Americanas aus dem Süden der USA mit der Popgeschichte des britischen Imperiums. Diese Melange wirkt auf "Ghost" sehr ergreifend, man verarbeitet hier auf zehn Titeln recht persönliche Themen. Sei es, dass man hier und da doch andere Entscheidungen hätte treffen sollen (Losing Time) oder dass man mit einer ganz bestimmten Person am liebsten hier und jetzt an einem anderen Ort wäre (Whiskey & Wine). Wie wir alle Wissen, ist das Leben nun mal eben nicht Ponyhof, würde auch komisch klingen, im allgemeinen Sprachgebrauch. Aufgrund der Erfahrung beider Musiker, klingen die dreißig Minuten, die die Platte mist, wie ein kleines, persönliches Konzert auf einer Veranda, spät abends, irgendwo am Rande eines Feldes, im Nirgendwo des Bundesstaates Mississippi. Wer sich an Broken Fences (hier & hier im Blog) erinnern kann, darf hier gerne zugreifen. Veröffentlicht wurde dieses Machwerk am 26.08. auf ferryhouse productions, der Vertrieb geht hier über Warner und Zebralution.

Anspieltipps: The 4:19, Keep Your Ghost, Piece Of Gold

5/6 Punkten (Ziemlich intim und wunderschön)

Lewis & Leigh - Ghost
(Quelle: Presskit von ferryhouse productions)

Montag, 22. August 2016

Youtubisch Vol. 27

Man möge vielleicht lachen, vor ein paar Jahren habe ich Korn noch extrem gefeiert. Als die ersten Töne von Follow The Leader auf die Trommelfelle trafen, war es um mich geschehen. Diese Wucht und die Unnachgiebigkeit hat mich umgehauen.

Nun, einige Jahre später, folgten einige Ernüchterungen. Sei es, weil See You On The Other Side komplett daneben schoss oder weil Korn III mehr gewollt war, als gekonnt. Mag zwar sein, dass man hier den Versuch gewagt hat, dem ganz alten Sound gerecht zu werden, aber die Brechstange hat man hier schon gemerkt. Einzig Untitled war ein Album, mit dem man sich zurechtfinden konnte, das war nicht mehr ganz so "neu" wie "See You On The Other Side", dennoch war man mit der eingefädelten Elektronik gewachsen und konnte ein sehr depressives und mitreißendes Werk schaffen. 

Und wo steht man heute? Tja, nach dem man mit Rotting In Vain (hier im Blog) schon mal vorgelegt hatte, wurde über ein paar Tage die Prämiere von "Insane" auf BBC Radio 1 angekündigt. Als (ehemaliger?) Fan wartet man geduldig und gibt sich die Rock-Show, die nebenbei erwähnt, gar nicht so schlecht war. Der große Moment war gekommen und der Moderator legte los, zwei Mal. Die ersten 15 Sekunden des Teasers kannte man ja schon, mit dem brachialen "Ende". Nachdem man komplett ausgerastet ist, kommt der Mittelpart. Schräge Gitarren treffen auf einen Dudelsack und Sprechgesang (?). Das haben wir auf "Follow The Leader" schon besser gehört. Überhaupt kommt der Gedanke auf, dass man Issues oder eben "Follow The Leader", beides Alben der Hochzeit dieser Band, mit dem Untitled-Album vermischt hat. Aber warum ist man nicht hart geblieben? Warum musste man seinem Sound, den man vor 14 Jahren unter die Meute gemischt hat, denn so hart folgen? Einerseits will man innovativ sein, andererseits kommt man einem dann mit so einem Titel an. Nun kann man hoffen, dass der Rest der Platte ein paar Zacken zulegt und man sich nicht mehr so verzettelt. Am 21.10. kann man sich dann gerne anhören, wie es auf "The Serenety Of Suffering" zugeht.

Korn - Insane (Official Audio)
(Quelle: Youtube.com)
Weder Fisch noch Fleisch. 

Samstag, 13. August 2016

K&F-Records Nr. 1: Black Oak - Equinox

Was haben Bands wie Simon & Garfunkel und Kings of Convenience gemeinsam? Es handelt sich immer um zwei Musiker, die akustisch unterwegs sind und sich damit einen Namen gemacht haben.

Die Band Black Oak aus den Niederlanden kann sich hier ebenso einreihen. Der Sound des des Duos Geert van der Velden und Thijs Kuijken (bitte fragt nicht, wie man das ausspricht) schmiegt sich mit Folk ebenso, wie der Bands, die vorher bereits aufgezählt wurden, in eure Ohren und erzeugt eine wohlige Atmosphäre, fern jedem Stress des Alltags. Zur Aufnahme von "Equinox" hat man sich noch ein paar andere Musiker ins Boot geholt, das erklärt dann auch, warum man so viele Lagen von Instrumenten in die Ohren gepackt bekommt. Und das alles relativ unaufdringlich, ohne Effekthascherei. Wer die Augen schließt, wird automatisch in den Melancholiemodus gelegt, man erinnert sich an wunderschöne Szenen aus der Vergangenheit oder dem, was das Hirn einem in Schönfärbung vor das innere Auge schiebt. Wer wachen Auges durch die Gegen schlendert, wird sich mit dieser Musik in einem Wunderland wähnen, aber bitte mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Auf Bandcamp kann man das gesamte Album, welches immerhin knapp 39min umfasst, verteilt auf elf Titel, komplett anhören und natürlich auch kaufen. Erschienen ist das gute Stück in Deutschland auf K&F-Records aus Dresden, welches auch mp3's verschenkt. Also lohnt sich der Blick auf die Labelseite allemal.

Anspieltipps: The Grain (Video), Melee, Thaw

5/6 Punkten (Hach, weißt du noch, damals?)

Black Oak - Equinox
(Quelle: Bandcamp.com)

Diese warme Dusche gibt es auch auf Tour im Spätsommer:

07.09. Dortmund, Neues Schwarz
08.09. Mainz, Schon Schön
09.09. Erfurt, Franz Mehlhose
10.09. Dresden, Blue Note
11.09. Jena, Café Wagner
13.09. Freiburg, Swamp
14.09. Bern (CH), Musigbistrot
15.09. Chur (CH), Werkstatt
16.09. Rorschach (CH), Treppenhaus
17.09. Wien (AT), Haus der Musik

Sonntag, 7. August 2016

Die 15. Fleet Union: Abay - Everything's Amazing And Nobody Is Happy

Bei einigen Lesern werden jetzt vielleicht erstmal die Alarmglocken schrillen, zumindest wenn sie denn Blackmail kennen. Denn der Name Abay ist der Familienname des ehemaligen Sängers eben dieser Band. Anders aber, als vielleicht nun einige denken werden, handelt es sich hierbei nicht um ein reines Soloding. Der Gitarrist von Juli, ihr wisst schon, die mit der Pefekten Welle, ist hier eigentlich dran Schuld, zumal er bei dieser Geschichte mitwirkt. Das Bandkonstrukt soll man als Duo mit Band verstehen.

Der Albumtitel, auch wenn er recht sperrig klingt, soll das aktuelle Zeitgeschehen widerspiegeln. Es hört sich aber viel mehr nach einer Space-Opera an. Das Raumschiff startet mit den Textzeilen : "I got myself a space coat, I like to shoot a gun" und fährt quasi unter leisen Klavierklängen hoch. Unverhofft setzten Schlagzeug, Gitarre und Bass ein und machen aus dem ganzen was sehr fulminant großes ... um dann wieder auf dem Klavier (eigentlich ein E-Piano) liegen zu bleiben. Als Rennradfahrer nennt man das Intervalltraining. Aber genau so schiebt sich dieser Titel durch die Gehörgänge und ist auch gleichzeitig, alleine schon wegen der Soundwand, der beste auf der ganzen Platte. Mit "Fenfire" geht es ebenso abgespacet weiter, als wenn jemand gerade eben auf dem BR die Space Nights laufen lässt. Ein Titel der noch auffällt, ist "Easy Ease", weil man ein Xylophon (?) zu hören bekommt, worauf das Schlagzeug ein paar Takte einstiegt, aber schräg, so das man meint, dass alles recht unharmonisch ist. Dennoch scheint es zu passen und man macht wie gewohnt weiter, es gibt nichts zu sehen, gehen sie weiter. Das Raumschiff schlingert nur hier und da.

Wie schon erwähnt, das ganze Ding schwankt zwischen leisen Klängen und voller Wucht, auch wenn man mit dem Opener eigentlich das interessanteste Feuer zuerst gezündet hat. Die Stimme von Aydo Abay ist sehr signifikant, wird teilweise stärker vor die Instrumente gestellt. Dennoch genügt die Produktion der anderen Musiker (die Legende besagt, dass hier bis zu 35 Musiker mitgeholfen haben), um die Wucht und eben die stillen Ecken des Langspielers perfekt zu tragen. Das Album erscheint am 12. August auf Unter Schafen Records.

Anspieltipps: The Queen Is Dead, Easy Ease, Fenfire

5/6 Punkten (Captain Future kommt hier ganz schön ins Schwitzen)

Abay - Everytings's Amazing
And Nobody Is Happy
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Dienstag, 2. August 2016

Youtubisch Vol. 26

Weil mir gerade danach ist, geht es nun im achten Monat diesen Jahres mit Youtube los. Zum einen, weil auf der CD in der aktuellen Visions ein wunderbarer Track drauf ist, den es auch eben auf Youtube gibt und zum anderen, weil sich eine Band aus meinen Jugendzeiten wieder meldet.

Über Trade Wind erfährt man selbst auf der Facebookseite nicht viel, nur das es sich hier um vier Menschen aus vier unterschiedlichen nordamerikanischen Städten handelt. Der Titel "I Hope I Don't Wake Up" sagt relativ viel aus, da es sicher den ein oder anderen Mitleser gab, der schon mal das Selbe gedacht hat. Musikalisch ist das Ding hart aber dennoch zerbrechlich aufgezogen. Die Gitarren wirken leicht dissonant, die Saiten klingen einzeln sehr lang nach, man könnte hier Post- vor Rock oder Metal schreiben. Definitiv hörenswert, besten Dank an die Visions für diesen Leckerbissen auf dem aktuellen Sampler. Das Album um diesen Titel herum heißt You Make Everything Dissapear, erschien am 15.07. auf End Hits Records und kann hier komplett auf Bandcamp gestreamt werden.

Trade Wind - I Hope I Don't Wake Up (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)


Nun zu einer Band, bei der der Andy von den Emil Bulls im Interview meinte, dass nach Take A Look In The Mirror das Ding eh gelaufen sei. Als Fan guckt man aber dennoch immer wieder nach der Band mit dem umgedrehten R, denn diese hat für mich den Weg auf die noch dunklere Seite der Macht frei gemacht. In "Rotting in Vain" geht es laut Band um das Feststecken in einer Situation, sei es in einem Lebensabschnitt, in einer Beziehung oder vielleicht auch im Job. Musikalisch muss man Korn eigentlich nicht erklären, man kann erwähnen, dass man hier die alten Zeiten von Issues heraushören kann, sei es aufgrund des mehrstimmigen Gesangs oder weil man sich mit den Gitarren und dem Bass nun nicht mehr so sehr an die Drums klammert. Ihr wisst schon, die Gitarre wird nicht bei jedem Schlag aufs Fell neu angezupft... zumindest nicht immer. Es bleibt gewiss abzuwarten, ob das neue Album "The Serenity Of Suffering" (VÖ: 21.10.), diesem Video standhält.

Korn - Rotting In Vain (Musikvideo)
(Quelle: Youtube.com)

Aktuell doch ziemlich Lebensnah.