Montag, 31. Oktober 2016

Bandcamptage Vol. 153

Da dieses Jahr recht turbulent war und es wohl auch bis zum Ende so zu bleiben scheint, gibt es hier schon seit längerem ab und an so richtig auf die Mütze ... oder aufs Fressbrett? Egal.

Durch die "Sucht" nach harter, derber Musik, bin ich auf Reach The Shore aus Belgien gestoßen. Diese Band schenkt euch quasi ein Album voller Djent, Metalcore und einem Hauch Deathcore. Ich weiß, dass Genre wirkt für einige unter euch vielleicht ausgelutscht, zumal ich auch zugeben muss, dass mittlerweile Bands und Titel gibt, die selbst mein Musikerherz zerbrechen lässt. Das Quintett lässt auf Faith & Confidence keine Langeweile aufkommen, man rollt mit einem Gewitter und Akustukgitarre an und schafft darauf mitunter schöne und große Landschaften, aus welchen einem der Sänger immer wieder anbrüllt. Die Gitarren sind teilweise chaotisch, frickeln manchmal pervers rum, wie in At Daggers Drawn. In den Skits geht es dagegen düster zu, das kann mitunter am Genre liegen. Bass und Trommeln sind fett abgestimmt und vervollständigen das runde Gesamtbild. Und ehe man es sich versieht, sind 35 Minuten rum. Der Repeat-Faktor steht hier auf Maximum. Und wem der Gesang zu derb ist, der kann sich hier die Version ohne Stimmbänder laden, auch for free.

Anspieltipps: At Daggers Drawn, Nothing To Do Here, Tigers Blood, Grieving Trees

Reacht The Shore - Faith & Confidence
(Quelle: Bandcamp.com)

Soll das Jahr echt schon vorbei sein?

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Das 3. Napalm: Alter Bridge - The Last Hero

Zwölf Jahre nach ihrem Erstling kommt nun mehr das fünfte Studioalbum der Band, die zu Dreiviertel aus Creed besteht. Ihr wisst schon, die Band, die mit großen Gesten und recht langen Alben um die Jahrtausenwende große Wellen schlug. 2004 ging man getrennte Wege, da man sich mit dem Sänger Scott Stapp nicht mehr ganz so verstanden hat.

Was hat sich nun aber zwischen Album eins und fünf getan? Was spült einem The Last Hero entgegen, wenn er der Band seit One Day Remains keine Beachtung mehr geschenkt hat? Nun, tiefere Gitarren, das ist das erste was auffällt. Die Produktion ist wuchtiger, dank des Schlagzeugs geht es flinker voran denn je, die Stille, die man auf dem Erstling noch fand, ist hier fast gänzlich verschwunden. Man muss ja auch mit den anderen Musikern mithalten können. Dreizehn Titel hat man auf die Welt gebracht, die ordentlich bollern, sich manchmal einfach zum Spaß aufbäumen um dann zusammenzuklappen. Das ist dann zwar weniger schön, aber der geneigte Zuhörer erwartet vielleicht auch nichts anderes, sonst gäbe es in den USA nicht Platz 8 in den Billboard Charts. Greend Day, ganz nebenbei erwähnt, tummeln sich mit Ihrem Album Revolution Radio auf Platz 1. 

Nun ja, woran mag das jedoch liegen? Ist das die Mischung aus Alternative Rock, der sich hier und das was aus dem Metal nimmt? Man könnte natürlich auch die Band fragen, was sie denn mit Ihrer Musik erreichen wollen und vor allem, wie viele Leute. Die Antwort wird uns sicher nicht beantwortet werden. Mit dreizehn Titeln versucht die Band einen über 67 Minuten zu überzeugen, zugegeben, es gibt an einigen Stellen Henger, wobei es realtiv homogen klingt, was sich da auf die Trommelfelle legt. Sonst gibt es hier immer Kritik, dass ein Album nur 39 Minuten misst. Vielleicht hätten auch 45 Minuten gereicht, dies kann aber auch an den Anleihen von Creed liegen, da selbst hier Titel existieren, die kaum weniger als vier Minuten messen. Erschienen ist das Album am 07.10. Napalm Records.

Anspieltipps: The Other Side, Cradle To The Grave, Island Of Fools

4,5/6 Punkten (Ich geh mal die alten Creed-Platten suchen.)

Alter Bridge - The Last Hero
(Quelle: Presskit von Napalm Records)

Montag, 10. Oktober 2016

Die 17. Fleet Union: Eau Rouge - Nocturnal Rapture

Es gibt Momente im Leben, die einem für den Rest des eigenen Seins im Kopf bleiben, sich einbrennen und durch ein paar psychische Tricks im Kopf noch verschönert werden. Und dann gibt es Musik, bei der man sich wünscht, dass man genau diesen oder jenen Titel in diesem Moment gehört hätte. So etwas schafft aktuell das Trio Eua Rouge aus Stuttgart.

Man wird zunächst zart in ein Bad aus Synthies getragen, die einen sanft einlullen und einen umherschweben lassen. Mit Margery (NSFW-Video) wird dann sofort losgelegt. Es handelt sich hierbei zweifelsfrei um eine Pop-Platte, aber nicht vom Schlage der aktuell austauschbaren Künstler. Nein, man schafft es mit Gitarren, Synthies, einem Bass, Gesang und anderen klanglichen Spielereien einen Klangteppich zu schaffen, der gefällt, der episch ist und kurzweilig. Hier klingt man wie The XX, dort kommt man an die Deftones heran, an anderer Stelle winken einem The Naked And The Famous zu, das alles passt zusammen. Der nächste Travis Rice-Film könnte komplett mit diesem Album unterlegt werden, jeder einzelne Ton würde wie Arsch auf Eimer passen. Ein Snowboarder der hier durchs Bild fliegt und ein anderer dort, der einen irrwitzig steilen Hang hinunter fährt. So funktioniert auch Nocturnal Rapture, es gibt Vollgastitel, wie "Get Me Up" und auf der anderen Seite steht dann ein Interlude (mit dem extrem langen Namen "A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head") , den man sich getrost mehrere Stunden im Loop geben könnte, so genial ist dieser geraten.

Fast 45min sind gefüllt mit Pop-Musik, die in die Vergangenheit blickt, sich zwischendurch vom Rock etwas abholt und dann doch gekonnt in die Zukunft blickt. Das Album erschien am 16.09. auf AdP-Records.

Anspieltipps: Margery, Golden Nights, Hunting Melodies, A Feather with the Weight of the World wafts towards my Head

6/6 Punkten (Am besten zum Verkriechen in alte Fotoalben)

Eau Rouge - Nocturnal Rapture
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Live und auf die Augen:

13.10. - Stuttgart - Zwölfzehn
14.10. - Augsburg - SOHO
18.10. - Köln - Studio 672
20.10. - Bielefeld - Bunker Ulmenwall
21.10. - Ulm - Roxy
25.10. - Heidesheim - Wohnzimmer

Samstag, 8. Oktober 2016

Art As Catharsis' 5th call: Wartime Sweethearts - So Long Sparta

Wer nach einer Definition für diesen Namen sucht, wird überrascht sein, dass es diesen "Titel" wirklich gab. Die Streifkräfte des Vereinigten Königreichs hatten die Forces Sweethearts ausgerufen, wobei es sich um Künstlerinnen handelte, die die Soldaten mit ihrem Gesang unterhielten, das beste Beispiel aus den USA hierzu sind die Andrews Sisters.

Louise Nutting a.k.a Wartime Sweethearts kommt aus Australien und hat dort bereits auf Triple J für reichlich wirbel gesorgt. Ihr Gesang in Verbindung mit der recht einfach gehaltenen Instrumentalisierung weiß von Anfang an zu verzaubern, da sie mit eingängigen Melodien daherkommt. Dabei schafft sie es auch immer wieder einen Ohrwurm aufzusetzen, der noch lange nachhallt, wobei man sich wunder, wie schnell das alles funktioniert. Als einen Ihrer Einflüsse gibt sie Björk an, man könnte auch getrost My Brightest Diamond in den Ring werfen, beide würden sich wahrscheinlich auf Anhieb verstehen und musikalisch gegenseitig befruchten. Gesanglich bewegen sie sich auf gleicher ebene, wobei Fräulein Nutting auf So Long Sparta auch gerne mal die Instrumentalisierung mit durchträllert, dies passt aber zu Verspieltheit, die sich hier auf dreizehn Titeln breit macht. Anspruchsvoll ist die Musik alle Mal, sie lässt auch keine Wünsche offen, selbst die Länge und die Produktion wissen zu gefallen. Am 04.10. erschien das gute Stück auf Art As Catharsis und kann hier auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Figured It In, Figured It Out , O.D.U., Mood Swings

5,5/6 Punkten (Harmonien bis der Arzt kommt)

Wartime Sweethearts - So Long Sparta
(Quelle: Presskit von Art As Catharsis)