Samstag, 23. September 2017

5. Nachschlag: Odesza - A Moment Apart (Add On Music)

Odesza sollte eigentlich Odessa heißen, da der Onkel von Harrison Mills ein Schiff besaß, welches einst gekentert ist. Da die Version mit dem dopellten S bereits von einer anderer Band bereits in Anspruch genommen wurde, entschied man sich, einfach ein "scharfes S" daraus zu machen. Das geschah 2012, als Harrison Mills und Clayton Knight in ihrem letzten Studienjahr waren und sich entschieden Musik zu erschaffen.

A Moment Apart beginnt mit einer intimen Unterhaltung zwischen zwei Protagonisten, bei der eine Seite erklärt, was einem russischem Kosmonauten widerfahren sein soll, als er sich in seinem Raumschiff über der Erde befand. Dieser Dialog stammt aus dem Film Another Earth, bei dem es um eine zweite Erde geht, auf welcher es wohl alle Personen noch einmal geben soll. Das Ticken am Ende des Intros zeiht sich hierbei durch das ganze Album und wird am Ende, nach fast einer Stunde nochmals abgespielt, Corners Of The Earth erreicht damit einen unheimlichen Höhepunkt, der sich mit dem Anfang des Albums verbinden lässt. Alles dazwischen ist eine Reise durch tanzbare Musik, mit Features von Regina Spektor, RY X und anderen großen Namen; sowie verträumten Parts, die einen in Erinnerungen an den letzten Sommer oder andere schöne Zeiten schwelgen lassen. Die zahlreichen Instrumente, die man neben den Synthies und dem fetten, recht präsenten Bass hört, wurden selbst eingespielt und sollen wohl auch live zum Einsatz kommen. Der Sound ist ausgewogen, wirkt aber nur auf großen Kopfhörern und Boxen mit viel Resonanzkörper, aber wer hört heutzutage noch Musik aus dem Handylautsprecher. Wer die warmen Sounds von Flume liebt und gerne zu Justice abzappelt, kann hier ohne bedenken zugreifen. Der Langspieler erschien bereits am 08.09. auf Counter Records und kann auf dem Bandcampaccount der Band gestreamt werden.

Anspieltipps: Higher Ground (feat. Naomi Wild), Meridian, Divide (feat. Kelsey Bulkin)

6/6 Punkten (Der Sommer ist vorbei, bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!)

Odesza - A Moment Apart
(Quelle: Presskit von Add On Music)

Dienstag, 19. September 2017

4. Nachschlag: Anna of the North - Lovers (PIAS)

Die Anna aus dem hohen Norden ist, entgegen der Vermutung, nicht allein. Bei dieser Band hat handelt es sich um ein Duo, bestehend aus der Norwegerin Anna Lotterud und dem Australier Brady Daniel-Smith. Und die beiden machen nicht erst seit gestern Musik, man ist seit der ersten Single von vor drei Jahren bis heute so weit gekommen, dass man einen Langspieler produzieren konnte.

Bereits die ersten Klänge von Lovers zeigen die Richtung vor, es geht hart gen Electro-Pop, mit einigen Abstechern in Richtung der 80er. Aufgrund der Konstellation beider Partner, merkt man die Einflüsse der beiden Musikbereiche, aus denen beide das Beste einbringen. Wer die Augen schließt, wähnt sich entweder irgendwo in Sommererinnerungen oder denkt gleich an Sportfilme aus einer Jahreszeit, in der die Menschen eher lieber drin sein wollen, im Warmen, anstatt auf einem Brett durch das weiße Gold (nein, nicht Salz) zu heizen. Natürlich wähnt man sich auch, einige Bekannte aus dem Genre, welches oben weiter aufgeführt ist, zu hören, das liegt vielleicht an dem Australier an Bord. Nicht umsonst hört man andere Mithörer sagen, dass man den Beat und die Synthie-Line aus dem Titel Someone irgendwo her kennen muss.

Die Tracklist ist auffällig, da bis auf Moving On und All I Want, alle Titel nur aus einem Wort bestehen. Vielleicht will man damit sagen, dass weniger mehr ist. Es geht natürlich um Liebe und andere Probleme (ist das überhaupt ein Problem?), die man so in der Jugend hat, anders kann man sich den Text des Titels Always nicht erklären. Denn hier singt die Anna, dass sie es satt hat, ständig verliebt zu sein und dennoch nur irgendwo im Hintergrund zu sein. Vielleicht sowas wie ein Mauerblümchen? Das Album erschien am 08.09. auf Different Recordings und wie ihr Mitleser vielleicht schon gemerkt habt, könnt ihr das Album aktuell vollständig auf Youtube streamen.

Anspieltipps: Moving On, Feels, Fire

5/6 Punkten (Passt auf wo ihr mit geschlossenen Augen hintanzt!)

Anna of the North - Lovers
(Quelle: Presskit von PIAS)
Anna und Brady könnt ihr auch Live sehen:

14.10. - Hamburg, Häkken
16.10. - Berlin, Auster Club
19.10. - Köln, Yuca

Samstag, 9. September 2017

3. Nachschlag: Random Willson & Brokof - Brother Equal (Add On Music)

Eigentlich sollte man Alben entweder direkt mit einem Titel beginnen, der einen positiv aufhorchen lässt oder man wird direkt mit einem Track namens "Intro" begrüßt. Beides keine schlechte Idee, ich persönlich habe es mir daher zur Gewohnheit gemacht, dass wenn mir ein Album angeboten wird, welches ich rezensieren darf, dass ich nicht den ersten Titel nehme, sondern einen aus der Mitte. Dies lässt einen dann eher erahnen, ob das Album, welches einem unterbreitet wird, ein Meisterwerk ist oder vielleicht doch eher nur zwei oder drei gute Singles enthält und die Songs dazwischen vielleicht doch eher nur Füllwerk sind. So ähnlich habe ich es auch beim Album Brother Equal von Random Willson & Brokof gemacht, einfach den zweiten Track angespielt und ich wurde nicht enttäuscht.

Denn der Opener Own Time, ohne der Band und dem Sänger zu nahe treten zu wollen, der ist nicht ganz so ideal gewählt. Der Gesang wirkt ein wenig neben der Band, hat jedoch, um nicht nur negatives zu nennen, eine angenehme Lagerfeuerstimmung. Slow Down wirkt da eher ausgereift und hat mich relativ versöhnlich mit diesem Langspieler gestimmt. Der Bandname, nebenbei erwähnt, ist nicht umsonst so holprig gewählt. Der aus New York stammende Sänger Random Willson hatte sich bereits 2016 mit der Band Brokof im Popschutz-Studio getroffen und man fand direkt zu Beginn zueinander.

Wer sich Brother Equal nun hingibt, erinnert sich entweder an Surf-Filme von Jack Johnson oder an den Film Sound City. Man verspürt eine angenehme Harmonie, man möchte an vergangene Zeiten denken und in alten Alben rumkramen, sich an schöne Momente erinnern. Dank der ausgezeichneten Produktion, fällt auch nichts hinten herunter, Willson und die Band kommunizieren auf Augenhöhen miteinander, treffen auf verschiedenen Pfaden aufeinander und sind sich akustisch immer wieder einig. Dabei ist man nicht nur auf der akustischen Klampfe oder dem Klavier zugange, wie ihr am Anfang dieser Rezension schon lesen und hören konntet. Das ganze findet auf fast 40 Minuten statt und breitet sich auf zehn Titeln aus. Wer auf Tom Petty oder Fleetwood Mac steht, kann hier getrost zugreifen.  Erschienen ist der Soundtrack für alte Surf-Filme oder verregnete Sonntagnachmittage am 01.09. auf GoldrauchRecords.

Anspieltipps: Slow Down, First To Know, East To West

5/6 Punkten (Grüne Mädchen vom grünen Planeten?)

Random Willson & Brokof -
Brother Equal
(Quelle: Presskit von Add On Music)



Samstag, 2. September 2017

Die 25. Fleet Union: LIRR. - God's On Our Side; Welcome To The Jungle

Vielleicht erinnert sich noch jemand an LIRR., die wir hier im März 2016 hatten? Seit dem hat sich einiges getan. Man hat jemand mit ins Boot (an die Gitarre und das Mikrofon) geholt und war fleißig was das Aufnehmen von Titeln angeht.

Denn was auf Ihrer ersten EP noch sehr viel Emo war, ist nun einem großen Blumenstrauß gewichen, voller Genres, die man wohl gerne hört. Man bindet auf zehn Titeln, verteilt auf 28 Minuten alles gut zusammen, ohne das etwas negativ auffällt oder gewollt und gestreckt wirkt. Ob das am fünften Mann im Bunde liegt? Hier trifft Gitarrengewitter und wildes Geschrei auf Beats, Loops, Synthies und Trompeten. Richtig gelesen, in "Sour Pt. 2" gibt es ein Blechblasinstrument zu hören, wer es gefunden hat, darf es für sich behalten. Die aufgeführte Diversität trägt einem auch alte Bekannte vor das Trommelfell, die vor fast zwanzig Jahren Genregrenzen durchbrochen und neu gesetzt haben. Incubus zum Beispiel: Wer bei "MTV" nicht an Are You In von der Band aus Kalifornien denken muss, hat wohl unter einem Stein gelebt oder hört noch immer eine der regionalen Radiostationen aus Deutschland. Der Text hierzu ist jedoch leicht deprimierend, da es um den ganzen Blödsinn geht, der in Funk, Fernsehen und Kino kommt, vom Internet ganz zu schweigen.

 Die 2000er Version von hed (p.e.) geben akustisch ebenso ein Gastspiel, denn das Intro von "Chicago Pt. 1" erinnert stark an das Outro von Bartender und bleibt auch auf der gesamten Länge noch entspannt. Emo kann man aber immer noch, man trägt den Sound in "Down" und This House Is Clean, Baby nur eben in die Jetztzeit und stellt sich fett auf.

Das lässt sich über gesamte Album schreiben, auch wenn es leider recht kurz geraten ist. Fin Wiese von der Tonpension und der Leipziger Magnus Wichmann haben alles richtig gemacht und die Ambitionen und die Ideen des Quintetts aus dem hohen Norden perfekt eingefangen. Gute Momente auf God's On Our Side; Welcome To The Jungle gibt es zu Genüge, zum Beispiel in "Jungle Pt. 2" ab der Mitte, wo man sich aufgrund des Bass- und Gitarrendrückens den Nacken stark überstrapaziert oder das elektrische Bassgewitter auf dem Ende von "Chicago Pt. 1", was völlig unangekündigt durch die Türe stürmt und den Zuhörer mit der Frage "Passt das?" schmunzeln lässt. Zum Ende werdet ihr dann von sirenenartigen Gitarren hinausgetragen, aus dem Album. Ab dem 08.09. wird euch der Langspieler durch die Tore des Grand Hotel van Cleef gereicht.

Anspieltipps: Jungle Pt. 2,  Chicago Pt. 1,  This House Is Clean, Baby

6/6 Punkten (Was macht dieser ominöse, goldene Puma hier?)

LIRR. - God's On Our Side;
 Welcome To The Jungle
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Wer sich im Dschungel mit Band verlieren will, kann dies auch live machen:

08.09. - Flensburg, Volksbad
04.10. - Hamburg, Kleiner Donner
05.10. - Leipzig, 4rooms
06.10. - Freiburg, White Rabbit
08.10. - Münster, Baracke
11.10. - Köln, Tsunami
12.10. - Berlin, Badehaus
13.10. - Jena, Baracke
14.10. - Darmstadt, Oettinger Villa