Sonntag, 13. September 2015

6th Carrycoal: Bring Me The Horizon - That's The Spirit

Es war eigentlich nie geplant, ein zweischneidiges Review, oder vielmehr ein Review aus zwei Sichtweisen zu schreiben. Aber dieses Album lässt nichts anderes zu. Ihr werdet also den Metaller hier lesen können oder vielleicht auch einen Fan der ersten Platten und einen „Musikhörer“ der eigentlich „alles“ hört, wobei sich das dann primär auf den Konsum der regionalen Radiosender beschränkt.

Der Metaller/Fan der ersten Alben

Der/Die/Das Alleshörer
Die Band war ja eigentlich für ihre harte Gangart bekannt, für ihren brachialen Sound, der extrem schnellen Double-Bass-Drum-Attacken und einer Stimme, die stets am Anschlag agierte. Aber was ist bitte aus BMTH geworden? Eine neue Version von Linkin Park und Nickelback. Warum macht man als einer der bekanntesten Vertreter dieses, wenn auch nicht von allen gemochten Genres, diese Kehrtwende? Nur weil man allen Gefallen will? Nur weil man die Location mal Gewechselt hat, um ein Album aufzunehmen? So what? Sicher muss man ja nicht immer versuchen seinem alten Sound hinterher zu rennen, funktioniert natürlich auch nicht immer und jeden Tag die gleiche Suppe schmeckt auch nicht. War das aber nach Sempiternal so absehbar? Die Produktionsqualität ist zwar über alles erhaben, aber wenn man sich eine BMTH-Platte kauft, will man ja auch BMTH drin haben und nicht irgendeine andere, veraltete Version von Linkin Park. Ein BMW-Käufer wäre auch enttäuscht, wenn da ein Motor von Renault unter der Haube brabbeln würde. Einige der Songs sind ganz okay, reichen natürlich für maximales Airplay und für die Musikuntermalung von „Actionvideos“ von ARD/ZDF oder Galileo, wie zum Beispiel Throne. Das ist dann aber echt nah an LP. Man muss sich dann auf den nächsten Konzerten den Platz mit vierzehnjährigen und sechzehnjährigen Mädels teilen, die sich dann an den Haaren ziehen oder das Bier oder eben die Limo über den Latz kippen, weil die andere gegenüber blöd geguckt hat. Man, was ist aus Metal geworden, warum muss man sich denn so verbiegen. Da hat man echt zu kräftig auf die Bremse getreten.
Eins haben sie erreicht, die Jungs um Sykes, sie sind im Gespräch.

2/6 Punkten (aber auch nur wegen der Produktionsqualität)

Die alten Platten von dieser Band sind ja eigentlich die härteren. Mit That's The Spirit führt man im Grunde genommen weiter, was nach Sempiternal klar war. Man wird radiotauglicher und man hört den jungen Barden am Mikrofon endlich mal singen und nicht nur schreien, wie zwei Platten zuvor. Man experimentiert viel mit elektrischen Geschichten, fügt elektrisch gestaltete Beats ein und hat auch mal ein E-Piano am Start. Aber es zeigt, wie wandlungsfähig nicht nur Musik sondern auch Musiker sein können, denn man muss einen Stilbruch wollen, so wie ihn einst Linkin Park oder auch 30 Seconds To Mars hingelegt haben. Aber woran kann das liegen? Vielleicht an den Lebensumständen, die sich verändert haben? Ist man nun wirklich besser gelaunt? Wurden alle Sorgen in Sheffield gelassen, als man nach Griechenland aufgebrochen ist, um das neue Album aufzunehmen? Man hat nun weniger Probleme mit sich und untereinander, so entstehen weit aufgestellte Soundwände und man kann sich Ausflüge in verschiedenste Stilrichtungen leisten. Aber ist das noch Metalcore oder Deathcore? In einem Interview mit Noisy hieß es, dass man diese Musik nicht mehr in die Deathcore-Richtung schieben könne, nun aber Probleme habe, eine Setlist aufzustellen, die in sich stimmig ist. Fans der ersten Stunde rümpfen schon seit Suicide Season die Nase, spätestens seit dem Vorgänger des aktuellen Albums, ist der Zug eh abgefahren. So geben wir uns der sehr gut produzierten Rockmusik hin und können uns auf mehr Airplay freuen, ob nun im Radio oder vielleicht auch im Fernsehen.
Eins haben sie erreicht, die Jungs um Sykes, sie sind im Gespräch.


Anspieltipps: Throne, Happy Song, Blasphemy

5,5/6 Punkten (ausgezeichnete Qualität, musikalisch abwechslungsreich)


Nun denn, zu welcher Fraktion ihr euch zählt, es geht nur darum, dass man das aus zwei völlig verschiedenen Perspektiven hören kann, da man hier geradewegs vom Metal in den Pop oder was auch immer wandert. Wer sich hier wiederfindet, gut. Wer sich weder auf der einen, noch auf der anderen Seite sieht, tja. Es ist vielleicht auch gut, zwischen den Stühlen zu stehen, so wie ich.  

Bring Me The Horizon - That's The Spirit
(Quelle: Presskit von Carrycoal)

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