Sonntag, 2. Februar 2020

Itchy - Ja Als Ob (Findaway Records/Uncle M)

In zwanzig Jahren kann viel passieren. Sei es im eigenen Leben, in der Umwelt oder auch in der Musik. Bei Itchy aus Eislingen war das nicht anders. Sie fingen als Coverband an und sangen immer auf Englisch... bis jetzt. Denn das neue Album Ja Als Ob ist komplett auf Deutsch geschrieben und eingesungen, es gibt sogar ein Feature mit Sebastian Madsen (ihr wisst schon, der Sänger von Madsen). Aber was bewegt einen nach zwanzig Jahren dazu, einfach mal das Konzept der Band, zumindest den lyrischen Teil, auf den Kopf zu stellen?

Arbeitstechnisch hat man sich ganz schön reingehängt, so hat man wohl um die 50 Demos zusammengeschustert. Daraus entstanden dann dreizehn Titel, auf denen einfach keine Langeweile entstehen will. Das liegt an der Vielfalt der Titel und den verschiedenen Themen, die über den gesamten Langspieler abgehandelt werden. Bereits am Anfang blickt man mit Faust auf seine eigene Historie zurück, man stellt sich den Fragen, die einem wohl nach zwanzig Jahren Bandgeschichte gestellt werden und erzählt von den üblichen Problemen des Tourlebens. Ja Als Ob hat Ohrwumcharakter, dabei geht es nur um das typische "ICH doch nicht". Textlich kann ma aber auch die Umwelt aufnehmen, die sich in Relation zu den frühen 2000ern arg geändert hat. Die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen, das andere Puzzelteil, was einen vervollständigt und so. Das mit den Ohrwürmern und mit der leichten Zugänglichkeit hat die Band generell drauf, ohne dabei zu nerven. Die Orientierung geht auch nicht verloren, da sich die Titel voneinander abheben, obwohl der Grundton ja immer noch der Punk ist. Einzig die Jahreszeit, in der das Album veröffentlicht wird, ist schräg. Das klingt hier alles so nach Sommer und Freiheit, dass ein Release im (eigentlichen) Winter gar nicht passen mag. Vielleicht will man aber auch einfach nur ein Stück Sommer in die trübe Jahreszeit bringen.

Was aus den Boxen hämmert, hat ordentlich druck. Die Drums sind angenehmen abgestimmt und pushen den Zuhörer mit jedem einzelnen Schlag. Der Mix kann sich mehr als hören lassen, da sind sie dann aber auch, die zwanzig Jahre (in Zahlen: 20!) Erfahrung. Da sollten sich eigentlich keine Fehler mehr einschleichen. Die Sprache scheint hier für die Mannen kein Problem darzustellen, nichts wirkt künstlich oder stellt sich quer in die Musik. Für das Albumcover hätten die Jungs einen Preis verdient oder ist das nur der subjektiv pubertäre Humor, der hier durchkommt?

Release: 07.02.2020
Label: Findaway Records

Anspieltips (das ist hier ordentlich schwer): Godzilla, Beyoncé & Jay Z,  Pflastersteine

6/6 Punkten (Andere Sprache und trotzdem gut)

Itchy - Ja Als Ob
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Keine Kommentare: