Das
Federvieh bittet zu Tisch und schickt euch auf die Suche nach dem
Passierschein A38. Dreht vorher bitte alle Uhren auf Links. Klingt das verrückt? So ist es auch. Da wo
Deichkind mit Ihrer Absurdität aufhören, schreiten die
Vögel Die Erde Essen noch zwei Schritte weiter und durchbrechen mit dem Kopf die nächste Betonwand... Nase voran. Dies geschieht jedoch nicht mit Keyboard und Samplern, nein, man nimmt den 6-Saiter, einen Bass und ein Drumset zur Hand und legt frenetisch los, so wie keine Band zuvor. Man läuft ständig Gefahr durchzudrehen und lacht über Wortfetzen, die einem spontan auffallen.
Hinter diesen Vögeln verbirgt sich eine Dreierkombo aus Berlin, bestehend aus Moritz Bossmann (u.a. Gitarrist bei
Käptn Peng), Jan Preissler und Oli Friedrich (u.a. Drummer bei
Georg auf Lieder). Zusammen hat man einen gemeinsamen Nenner im Humor gefunden und legt mit
Besuch von Innen ein extrem gelungenes, verkopftes, verjazztes, abgedrehtes Erstlingswerk an den Tag. Wer den Besuch hereinlässt, braucht die Tür nicht zu öffnen, die Wand daneben ist bereits durchbrochen, mit einem Picknick, direkt am Abgrund. Klingt erschreckend, ist es auch, denn das passiert ohne Vorankündigung. Danach gibt es eine "Mitsingladung " "Radioaktivität", denn die ist gut für dich (zum Video geht es
hier entlang). Wie in den 50ern, als die Amis glaubten, dass radioaktiv behandeltes Wasser der Hit sei. Zwei Titel später kommen auch schon die Froschmänner, wie in
Invasion vom Mars von 1953, mit straffer Haut, wie David Hasselhof. Den Refrain kann eh jeder grundlos mitsingen. Wobei das hier schon der punkigste Titel ist, irgendwie. Alles ist hier irgendwo zwischen Punk, Rock und Jazz ... und vielleicht auch etwas Zwölftonmusik. Mit dem "Fahrstuhl nach Unten", beginnt der längste Abschnitt im Album, total verstrahlt, um dann im Anschluss wie zwei Helikopter zusammenzuprallen. Danach rauscht eh alles. Wie man beim Lesen merkt: das klingt abgefahren, quer, komisch. So ist es auch, man kann einiges gerne als Gesellschaftskritik auffassen oder einfach nur tanzen, aber dafür sind die Texte zu schade. Die Produktionsqualität spricht für sich und macht wunschlos glücklich. Kein Wunder, alle Instrumente wurden live eingespielt. Eben dadurch entsteht dieser Rausch, zu dem man unbedingt abgehen will. Das Chaos wurde dabei von
Jens Güttes gebändigt, der eben auch schon Käptn Peng gesagt hat, wo die Fahrt hingeht. Geht das überhaupt, mit so nem Käptn? Veröffentlicht wurde diese in Instrumente gehauene Sammlung von abgedrehten Stories, verpackt in verrückte Rhythmen, am 11.09. auf
Kreismusik.
Anspieltipps: (Cherrypicking ist hier echt schwer)
Picknick am Abgrund: Hier gibt es kein Wenn-und-Aber, raus an die frische Luft, Decke ausgebreitet und schön den Abgrund hinunter geguckt. Wer sagt dir, was das Ende ist??? Warum hat die Wurst eigentlich zwei? Knallt schön zu beginn volle Breitseite rein, mit einstürzenden Neubauten.
Radioaktivität (Video): Der Mitsingtitel schlechthin, wer bei nem Drivebyshooting in der Milchstraße nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, dem kann man nicht helfen. Bitte trällern Sie mit und staunen über Bild und Ton. Wahrlich pompös melodiös.
Froschmann: Ah, wieder was zum Mitsingen und schon drei Titel am Start, die man gehört haben muss. Aber hey, keine weiß warum er mitsingt, aber wenn, dann aus voller Kraft.
Einer von Ihnen: Wie ist das denn jetzt gemeint? Gut, ohne so ein paar Eisklumpen, die vor ein paar Millionen Jahren auf die Erde gefallen sind und so ein wenig Evolution, gäbe es uns humanoide Lebewesen nicht. Voll abgespacet.
6/6 Punkten (klare Ansage, voll durchgedreht, sehr gut produziert, bitte mehr)
Das gefiederte Trio gibt sich auch live die Ehre:
23.09.2015 - Rostock - JAZ
24.09.2015 - Flensburg - Kühlhaus
25.09.2015 - Rotenburg - Villa
26.09.2015 - Jena - Café Wagner
29.09.2015 - Hamburg - Übel und Gefährlich
30.09.2015 - Kiel - Schaubude
02.10.2015 - Helmbrechts - Betore Festival
18.10.2015 - Berlin - Monarch
19.10.2015 - Bernburg - Hotel Wien
21.10.2015 - Göttingen - tba
20.10.2015 - Dresden - Groovestation
22.10.2015 - Nürnberg - Club Stereo
23.10.2015 - Waidhofen - Ybbs (AT)
24.10.2015 - Schaffhausen - Tap Tab (CH)
26.10.2015 - Zürich - Dynamo (CH)
29.10.2015 - Freiburg - White Rabbit
30.10.2015 - Münster - Gleis 22